„Schoofseggl bedeutet Geschlechtsorgan des Schafbock und wird gerne als Synonym für einen Deppen oder Vollidioten benutzt. “ (Zitat: Axel Ulrich – Schoofseggl, Seite 64)

Schoofseggl von Axel Ulrich ©Oertel und Spörer
Schoofseggl von Axel Ulrich ©Oertel und Spörer

„Heilandsack! Als das Land Baden-Württemberg eine CD mit Daten von Steuersündern kauft, ist die Aufregung groß. Bei Ex-Anwalt Franz Walzer, der sich auf Geldwäsche spezialisiert hat, steht das Telefon nicht still. Es gelingt ihm zunächst, den Datendieb zu finden. Fürs Erste gibt’s Entwarnung. Auch für einen Stuttgarter Bordellbesitzer, der für rüde, schmerzhafte Methoden und Schlimmeres berüchtigt ist, dem man aber bisher nichts nachweisen kann. Doch dann meldet sich bei Walzer ein Klient, der Besuch von Steuerfahndern erhalten hat, obwohl sein Name angeblich gar nicht auf der CD gewesen sein soll. Sein Verdacht: Ein zweiter Datendieb ist unterwegs und treibt sein Unwesen im Schatten des ersten. Als im Bodensee die Leiche einer jungen Ukrainerin gefunden wird, die aus einem Stuttgarter Bordell verschwunden ist, geht es nicht länger nur um Schwarzgeld, Bestechung und sogar Erpressung. Der Vater der Ukrainerin sinnt auf Rache. (Quelle:amazon)

Als Schoofseggl fühlt sich der adrette Franz Walzer, dem als Rechtsanwalt schon vor einiger Zeit die Zulassung entzogen wurde.
Aber nicht wegen eben dieser fehlenden Approbation, sondern weil er seinem Freund Volker – dem Chef des Wirtschaftsressorts einer großen Stuttgarter Tageszeitung  – nach einem Bier zu viel, etwas über den Datenankauf des Stuttgarter Landesministerium des Schweizer Bankhauses Indermann verraten hat, der derzeit in der Presse kursiert und in entsprechenden Kreisen befürchtet wird. Denn offenbar gibt es gleich zwei Datendiebe. Und genau das weiß jetzt auch Volker Lachenmann.

Walzer ist einer von den Steuersündern. Er verdient nämlich mittlerweile die Kohle für seine Protzkiste, Marke Mercedes Benz -AMG C 63, damit Unternehmern den Konkurs zu ersparen. Natürlich nicht ganz legal! Versteht sich.

Auch Bordellbesitzer Kneller zählt zu diesen Steuersündern und der wird ziemlich bald sehr nervös. Und das wird schmerzhaft für manche Beteiligten. Doch vorerst löscht er seine Konten bei der betroffenen Bank in Kreuzlingen.

Schnell ermittelt Walzer jedoch beide Datendiebe – seinen Kontakten sei Dank.

Einer davon ist Simon Mittelmeer, der bald darauf Besuch von Knellers besten Freunden – zwei schwergewichtigen Schlägern – erhält. Doch dieser hat nur Kundendaten der Nachnamen A bis D in seinem Besitz.
Der andere ist Oliver Krammler, der Knellers Freunde ebenso kennenlernen wird. Kurze Zeit später beginnt ein spannendes, amüsantes und vor allen Dingen unterhaltsames „Katz und Maus-Spiel“ um jede Menge Schwarzgeld.

Axel Ulrich beschreibt in diesem Schwabenkrimi sehr eindrucksvoll welche Machenschaften mit dem Thema Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Betrug einhergehen. Dass dabei nicht jeder mit einem blauen Auge davonkommt sollte klar sein. Aber wenn ein schlagkräftiger Bordellbesitzer einer der Hauptakteure ist, wird es richtig wild.

Die Aufklärung war bis kurz vor Schluss nicht unbedingt zu erwarten und in die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen.

Mich hat Schoofseggl, der mit viel schwäbischen Einschlägen gespickt ist fantastisch unterhalten. Der Schreibstil war manchmal etwas holprig, hat mich jedoch nicht im Lesefluss gehindert, sodass ich die 280 Seiten in einem Stück gelesen habe. Dadurch, dass es in jedem kurzen Kapitel einen Perspektivwechsel gab, kam die Spannung absolut nicht zu kurz. Grausame Szenen hielten sich absolut in Grenzen und somit kann man „Schoofseggl“ mit guten Gefühl auch zartbesaiteten Gemütern empfehlen.
©Ricarda Ohligschläger