Im ersten Schnee des Winters steht eine junge Frau auf einer Eisenbrücke hoch über der Höllentalklamm. Sie ist fest entschlossen, sich in die Tiefe zu stürzen. Roman Jäger, Mitglied der Bergwacht, versucht noch sie aufzuhalten, doch vergeblich. Was ihm bleibt, ist ihr letzter Blick – ein Blick voll entsetzlicher Angst, der ihn bis in seine Träume verfolgt. Er macht sich daran, die Hintergründe dieses Selbstmords herauszufinden. Und stößt auf ein schreckliches Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird … (Kurzbeschreibung der Originalausgabe)
„Höllental“ heißt der neue Roman von Andreas Winkelmann und verspricht laut Kurzbeschreibung wieder einmal mehr eine rasante und thrillige Story. Ich bin hin- und hergerissen, wie ich das Buch letzten Endes bewerten soll.
Einerseits ist Winkelmanns Schreibstil erneut packend und spannend, aber leider nicht durchweg und andere Bücher des Autors haben mich bei Weitem mehr gefesselt.
Dieses Mal überrascht er zum Finale zusätzlich mit einer unvorhersehbaren Wendung, die zeigt, dass man sehr(!) aufpassen sollte wen man zum Freund hat. DAS widerum ist mir persönlich einen Pluspunkt wert.
Die Charaktere sind vielschichtig und realistisch beschrieben. Verletzlich, brutal, voller Selbstzweifel und hinterlistig – die Abwechslung ist groß. Dadurch lebt nicht nur die Handlung, sondern auch das Kopfkino.
Winkelmann beschreibt die Szene des Selbstmords eindringlich, bedrohlich und voller Dramatik und glänzt später in den brutalen Sequenzen des Thrillers erneut gekonnt durch seine Fähigkeit mir allein beim Lesen seiner Worte Schmerzen zu bereiten.
Schlussendlich vergebe ich vier Punkte, weil es mir ab und an ein bisschen an Spannung fehlte. Trotzdem sollte kein Thrillerfan an „Höllental“ vorbeigehen!
© Ricarda Ohligschläger
Monat: März 2013
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Andreas Winkelmann – Höllental
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Caroline L. Jensen – Frau Bengtsson geht zum Teufel
Eigentlich ist Frau Bengtsson gestorben. Bloß war ihr Tod so banal, dass Gott sich in letzter Sekunde ihrer erbarmte. Dank des göttlichen Eingreifens könnte sie ihr Vorstadtdasein als kinderlose, perfekte Ehefrau fortführen – wäre da nicht der Teufel, der sich als fürsorgliche Nachbarin der gläubigen Hausfrau annimmt. Und so seinem ewigen Erzfeind ein Schnippchen schlagen will … Der neue Bestseller aus Schweden!
(Kurzbeschreibung laut www.droemer-knaur.de)
Ein Buch über Gott, den Teufel und die 10 Todsünden? Zugegeben ich war sehr skeptisch als ich das Buch zur Hand nahm, obwohl die Kurzbeschreibung mich bereits überzeugt hatte. Sonst hätte ich das Buch nicht bestellt.
Die ersten Seiten charakterisieren eine schwedische Hausfrau, deren kleiner Luxus darin besteht täglich ausgiebig die Post zu lesen, Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen zu halten oder an Abendkursen teilzunehmen: Frau Bengtsson.
Und ihr passiert ein Missgeschick bzw. Gott geschieht es! Denn eigentlich hätte er Frau Bengtsson in der Badewanne ertrinken lassen können, aber spontan wie Gott nun mal ist, entscheidet er sich nach genau 38 Sekunden sie doch nicht sterben zu lassen.
Das bekommt der Teufel mit. Und nun wird’s lustig, chaotisch und aufregend.
Frau Bengtsson wartet nämlich auf weitere göttliche Zeichen, doch die bleiben aus und währenddessen schlüpft der Teufel in die gottesfürchtige Rakel, zukünftige Pastorin und Frau Bengtssons Nachbarin.
Jensens Schreibstil ist sehr, sehr kurzweilig und göttlich amüsant. Ich liebe es, wenn Dinge mit Umschreibungen treffender ausgedrückt werden, als mit dem eigentlichen Begriff. Und es ist auch äußerst spannend mitzuerleben wie Frau B. ihren Plan alle Todsünden zu begehen verfolgt.
Die knapp 240 Seiten habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Ich empfehle „Frau Bengtsson geht zum Teufel“ allen, die einen unterhaltsamen Roman suchen, der sich mit der Frage beschäftigt wie viel Sünde eine Frau (v)ertragen kann.
© Ricarda Ohligschläger -
Heike Abidi – Wahrheit wird völlig überbewertet
Eigentlich hat Friederike nur ein paar Wonneröllchen zu viel. Doch dann wird sie bei einem Business-Meeting tatsächlich gefragt, wann es denn so weit wäre! Und weil ihre Antwort etwas missverständlich ausfällt, starren plötzlich alle auf ihren Bauch, der jetzt keine Problemzone mehr ist, sondern heilige Brutstätte. Natürlich will sie das Missverständnis baldmöglichst aufklären. Doch irgendwie ergibt sich kein geeigneter Moment für die Wahrheit. Und schon hat sich Friederike in ein Lügengeflecht verstrickt, aus dem sie einfach nicht mehr herauskommt …
(Kurzbeschreibung laut amazon)
Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Als ich das Buch im letzten Jahr in der Verlagsvorschau sah, sprach mich zuerst einmal die Kurzbeschreibung an. Das Cover eher weniger. Ich bin halt eine typische Quietschfarben – Fraktionistin. 🙂
Auf den ersten Seiten wusste ich aber bereits, dass es richtig war sich für dieses Buch zu entscheiden, denn Heike Abidis Schreibstil ist so vielfältig und witzig, dass ich mich nicht nur super wohl in ihrer Geschichte fühlte, sondern mich regelrecht mitreißen ließ. Ich hatte sogar manchmal ein bisschen das Gefühl die Autorin kennt mich. Sehr gut sogar!
Ihre Hauptfigur Friederike mochte ich sofort. Sie ist erfrischend ehrlich zu sich selbst. Und da endet die Ehrlichkeit auch schon, denn zu allen anderen ist sie eher verschlossen was die Wahrheit betrifft. Es sei ihr an dieser Stelle verziehen, dass sie im eigentlichen Sinne nicht lügt, sondern nur die Wahrheit verschweigt, denn täte sie es würde es nicht das eine oder andere Missverständnis geben! Ich sage nur: Rüdiger. 🙂
Friederike manövriert sich jedenfalls immer weiter in ein Lügengeflecht. Oder besser gesagt verstrickt, denn mit einem zweiten Blick auf das Cover stelle ich nun fest, dass der Inhalt PERFEKT zum Cover passt bzw. umgekehrt. Besser hätte man es nicht machen können.
Schlussendlich begeisterte mich „Wahrheit wird völlig überbewertet“ nicht nur durch den Inhalt, den Schreibstil und die Figuren, sondern auch, weil alles so wunderbar zusammenpasste.
Heike Abidi hat einen riesigen Wortschatz, der von humorvoll über einfühlsam bis hin zu schonungslos ehrlich reicht.
Fazit: „Wahrheit wird völlig überbewertet“ ist UNGELOGEN amüsante Unterhaltung die ich sehr gerne weiterempfehle!
© Ricarda Ohligschläger -
Interview mit Bianca Wagner
Frau Wagner, ist das Buch ein Versuch die durch diesen etwas anderen Job erlebten skurrilen Erfahrungen zu verarbeiten?
Nein, eigentlich. Es ist eher ein Buch, das den Versuch unternimmt, gleichzeitig zu unterhalten und aufzuklären.
Wie kommt man denn auf die Idee, einen Orakelkartenkurs zu belegen!?
In dem Buch gibt es ein ganzes Kapitel darüber, wie ich auf die Idee kam. Zum einen aus purer Neugier wie das Kartenlegen überhaupt funktioniert und zum anderen, weil ich wissen wollte, was wirklich davon zu halten ist.
Hatten Sie vor ihrem ersten Orakelkartenkurs schon einmal selbst als Gast eine Esoterikmesse besucht, auf denen man ja meistens gleich mehrere Kartenleser antreffen kann?
Nein, überhaupt nicht. Und vermutlich hätte ich es auch nie getan, wenn ich mich nicht zwei Freundinnen angeschlossen hätte.
Was halten Sie von Palmblattlesungen? Es soll ja für jeden Menschen ein ganz persönliches Palmblatt geben, in dem das Schicksal geschrieben steht.
Mit Palmblattlesungen kenne ich mich nun gar nicht aus. Es hört sich aber ähnlich wie Kaffeesatzlesen an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf einem Palmblatt das Schicksal eines Menschen finden kann. Deswegen würde ich es für mich eher in die Rubrik „Esoterische Unterhaltung“ einordnen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie nun nicht mehr als Kartenleserin in der Öffentlichkeit tätig. Was hat sie bewogen, dies nicht mehr zu tun?
Die Zunehmende Verschuldung der Kunden und auch die Tendenz der Anrufer, ihr ganzes Leben nach Kartenbildern zu richten, sowie die aggressive Geschäftspolitik der Hotlines haben mich darin bestärkt, dass ich mich besser mit der Gegenwart, denn mit der Zukunft beschäftigen sollte.
Haben Sie in ihrem eigenen Leben schon einmal erlebt, dass eine ihnen selbst vorhergesagte Situation tatsächlich eingetreten ist?
Ja. 🙂
In welchen Bereichen halten Sie es für vertretbar, sich einen Rat von einem esoterischen Lebensberater einzuholen, und wo würden Sie die Grenze ziehen?
Die Grenze ziehe ich ganz klar, wenn es nicht mehr um den reinen Spaßfaktor und Unterhaltungswert geht, sondern mit esoterischer Lebensberatung existenzielle Probleme gelöst werden sollen.
Gibt es irgendjemanden aus dem Kreis der esoterischen Lebensberater, dem Sie selbst vertrauen würden? Hierbei geht es mir nicht darum, einen konkreten Namen zu erfahren, sondern eher um die generelle Frage, ob Sie jemandem aus diesem Bereich Ihr Vertrauen entgegenbringen würden.
Nein, da gibt es niemanden. Warum? Weil ich meine Zukunft immer selber gestalten kann und deswegen niemand wirklich meine Zukunft voraussagen kann.
Was war das verrückteste oder witzigste, was Sie je über Ihre Kunden herausgefunden haben?
Ich hatte mal eine Kundin, die tatsächlich geglaubt hat ihr Kater sei die Reinkarnation von Hitler.
Glauben Sie selbst zu 100 % den Ergebnissen Ihrer Karten?
Absolut nein!
Wem würden Sie gerne mal die Karten legen?
Angela Merkel.
Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Kartenlegerin an Erfahrungen mit?
Viel Menschenkenntnis und die Fähigkeit mich auf die verschiedensten Leuten und deren Lebenssituationen einzustellen. Aber auch die Erfahrung, wann es sinnvoll ist Grenzen zu ziehen und die Leute in professionelle Hände weiterzugeben.
Liebe Bianca Wagner, ich bedanke mich – auch im Namen meiner Blogleser – für Ihre Antworten und wünsche Ihnen für die Zukunft ohne Karten alles Gute!
Das Buch aus der Verlosung geht an
Sabine (Büchermaus)
Herzlichen Glückwunsch!
Die Interviewfragen stammen aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”