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Katharina Herzog – Wie Träume im Sommerwind

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Von der Ostsee nach Südengland – eine große Liebe und ein Geheimnis, das zwischen zwei Schwestern steht.

Es ist ein bezaubernder Ort – der Rosenhof auf Usedom, der sich seit Generationen im Besitz der Familie Jung befindet. Anders als ihre Schwester hat es Emilia auf der Ostseeinsel nach der Schule aber nicht mehr ausgehalten, und sie ist nach Paris gegangen.
Doch dann hat Clara einen schweren Autounfall und bittet ausgerechnet sie, sich um ihre beiden Kinder zu kümmern. Emilia ist mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert. Außerdem steht die Rosengärtnerei kurz vor der Insolvenz. Als sie herausfindet, dass ihre Schwester nach Kent reisen wollte, um dort nach Wegen zu suchen, den Familienbetrieb zu retten, fliegt sie zusammen mit Claras bestem Freund Josh und ihrer rebellischen 13jährigen Nichte Lizzy ins Land der Rosen. Ihre Reise führt die drei vom berühmten Sissinghurst Garden über die Domstadt Canterbury bis zu dem kleinen Küstendorf St. Margaret´s at Cliffe.
Emilia stößt dabei nicht nur auf eine verschollen geglaubte Rose, sondern auch auf die Geschichte einer großen, verbotenen Liebe. Und auch lange vergessene Gefühle für Josh erwachten erneut …
(Quelle: amazon)

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Ich möchte euch heute gerne diesen wundervollen Roman der Autorin Katharina Herzog empfehlen, der mich vor ein paar Tagen total verzaubert hat. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies mein erster Roman der Autorin ist. Dabei schreibt sie sooo schön, dass man direkt mir ihren Zeilen davonfliegen möchte. Mich hat die Geschichte rund um Emilia und Clara vo Beginn an total gefesselt und begeistert.

Der Titel lässt ein bisschen Kitsch vermuten, aber es ist eine wunderschöne Geschichte rund um schmerzhafteste Verluste, Rückschläge und unerfüllte Sehnsüchte. Dabei habe ich mich wunderbar in die Protagonisten einfüllen können und ich mochte diese kleinen Rückblicke, die manche Situationen noch greifbarer machten.

Es geht in „Wie Träume im Sommerwind” um die Frage, was Glück ist, um den Zusammenhalt in der Familie, Freundschaft, die Liebe und vor allen Dingen um Zuversicht.

Am meisten beeindruckt hat mich jedoch, dass Katharina Herzog mich total für Rosen begeistern konnte und ich das Gefühl hatte sofort in den Garten gehen zu wollen, um dort Rosen zu pflanzen. Sie findet einfach viele schöne Bilder, die sie ihren Leser:innen mitgibt.

Für mich ist „Wie Träume im Sommerwind” eines der Highlights in diesem Frühjahr und es hat mir eine ganz neue Autorin offenbart, von der ich zukünftig noch mehr lesen werde!
©Ricarda Ohligschläger

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Ines Thorn – Die Buchhändlerin

Ines Thorn - Die Buchhändlerin

Die Geschichte einer starken Frau, Liebe und Literatur in den 1940er Jahren.
Frankfurt, kurz nach dem 2. Weltkrieg: Christa bricht enttäuscht ihr Germanistikstudium ab, weil sie als Frau an der Universität nicht für voll genommen wird. Zunächst aus Verlegenheit fängt sie an, in der Buchhandlung ihres Onkels auszuhelfen, die dieser nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten nun wieder aufbaut. Bald schon wird das Bücherverkaufen für Christa zur Passion – und die Buchhandlung zu einem Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen, an dem Freundschaften entstehen und sogar Liebe. Doch noch sind die Wunden der Kriegszeit nicht verheilt, und Christa muss all ihre Klugheit und Tatkraft einsetzen, um die Buchhandlung und ihr eigenes Glück zu bewahren….(Kurzbeschreibung laut Amazon)

Ines Thorn - Die Buchhändlerin

Ines Thorn – Die Buchhändlerin

Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und schreibt seit langem erfolgreich historische Romane. (Quelle: Rowohlt.de)

Ines Thorn hat mich bisher mit historischen Romanen verzaubert. Schon da begeisterte sie mich mit facettenreichen Figuren und glaubwürdigen Szenerien.

Dieser Roman spielt kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und erzählt die Geschichte von Christa, die nichts mehr möchte als ihre eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen. Germanistik studieren – das ist ihr Traum, doch schnell wird dieser zu einem Desaster, denn Frauen sind kurz nach dem Krieg an der Universität weder gerne gesehen noch akzeptabel. Und so wird aus dem großen Plan zu studieren schnell eine Katastrophe, denn die Professoren übergehen Frauen nicht nur, sondern missachten sie regelrecht.

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Doch Christa lässt sich nicht unterkriegen und kämpft weiterhin für ihren Traum. Jedoch hält das Schicksal noch einige Überraschungen für sie bereit. So muss sie sich bald zwischen eigenen Wünschen und einer sicheren Zukunft für Heinz, dem Findelkind entscheiden. Glücklicherweise stehen ihr Freunde mit Rat und Tat zur Seite und Christa spürt bald, dass manchmal Dinge zwar anders laufen als erhofft, aber dafür nicht schlecht sein müssen!

Christa ist eine unfassbar starke Persönlichkeit und Ines Thorn hat in “Die Buchhändlerin“ viele gesellschaftliche Konflikte der damaligen Zeit einfließen lassen. Nicht nur, dass es Frauen kurz nach dem Krieg noch schwer gemacht wurde zu studieren, sondern auch Homosexualität und ungewollte Schwangerschaften sind ein Thema. Wie froh können wir doch sein im Heute und Jetzt zu leben!

Das gesellschaftliche Bild zeichnet Thorn besonders gut in den Figuren der Frau Klein, die sich offenbar als Gutmensch betrachtet, jedoch zu NS-zeiten kein gutes Haar an ihren Nachbarn ließ. Und auch Christas Mutter Helene ist ein Abbild der damaligen Zeit: Ihre Regeln sehen vor, dass die Tochter auf die Bräuteschule geht und sonst nichts! Mich hat das sehr fasziniert und ich konnte mich intensiv in die Gedankenwelt Christas Mutter einfühlen. zwar engstirnig aber für die Nachkriegszeit sehr, sehr glaubwürdig dargestellt.

In allem hat mir das Buch so gut gefallen, dass ich es direkt in einem durch gelesen habe. Ines Thorn überzeugt durch bezaubernde, vielfältige Figuren, eine spannende, mitreißende Geschichte mit einigen Überraschungen und einem glaubwürdigen Bild der damaligen Zeit.
©Ricarda Ohligschläger

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Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse - Werbung -

Der Gesang der Flusskrebse

„Der Gesang der Flusskrebse“

Der Gesang der Flusskrebse

Der Gesang der Flusskrebse ©Hanserblau

„Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert.” The New York Times

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können. (Kurzbeschreibung laut Amazon)

Ich habe mittlerweile viele Rezensionen zu dem „Roman von Delia Owens“ gelesen und weiß so gar nicht ob noch eine mehr gebraucht wird. Aber ich möchte gerne versuchen meinen Eindruck zu diesem Buch niederzuschreiben.

Kya Clark ist das Marschmädchen, ein schüchternes kleines Ding welches in jungen Jahren schon viel Leid erfahren muss.
Ihr Vater ist ein gewalttätiger Trinker, der seine Frau dazu treibt ihn und die Kinder zu verlassen. Statt sich aber seiner Tochter anzunehmen, lässt er sie nächtelang allein, während er das letzte wenige Geld versäuft. Wenn er dann nach etlichen Tagen heimkehrt, brüllt er rum und fordert mit der Whiskeyflasche in der Hand von dem kleinen Kind die Versorgung des Haushaltes.

Halt, Geborgenheit und Nestwärme findet das Mädchen nur in der Marsch mit ihren weiten Wasserarmen, der üppigen Natur und den Gezeiten. Als der Vater gar nicht mehr nach Hause kehrt, wird die Marsch ihr bester Freund. Die 10 jährige freundet sich mit Muscheln, Vögeln und Jumpin an – der ihr schon lange nicht mehr abnimmt, dass ihr Vater sie schickt um Einkäufe zu erledigen.

Denn die Wahrheit ist, dass das Mädchen sich seinen Lebensunterhalt selbst finanziert. Schon bei Mondlicht geht sie in die Marsch und sammelt dort Muscheln, die sie an Jumpin verkauft, meistens vor den anderen Muschelhändlern.
So kommt sie zurecht – isoliert, ohne eine menschliche Seele.
Als sie versuchsweise in die Schule geht, stößt sie auf Ablehnung. Fortan meidet sie die Einrichtung und schafft es erfolgreich der Schulbehörde über Jahre zu entkommen.
In der Stadt stößt sie bei ihren Besuchen weiterhin auf Ablehnung – Jumpin bleibt lange Zeit ihr einziger Freund!

„Es mochte ein hartes Land sein, aber es war keineswegs karg. Vielschichtiges Leben – wuselige Strandkrabben, schlammstakende Sumpfkrebse, Wasservögel, Fische, Garnelen, Austern, fette Hirsche und dicke Gänse – tummelten sich an Land oder im Wasser.“ Zitat Seite 17

Dann tritt Tate in ihr Leben – ein Jugendfreund ihres Bruders, der ihr Lesen und Schreiben beibringt und zum ersten Mal im Leben erlebt Kya was es heißt jemanden zu lieben. Sie entwickelt ein unfassbares talent zu Zeichnen und wird Künstlerin. Doch die Liebe zu Tate zerbricht. Kya zieht sich mehr als vorher in sich zurück.
Bis Chase Andrews in ihr Leben tritt.

Der Todesfall Chase Andrews bringt nach und nach mehr Einblicke in Kyas Leben mit sich und zeigt eine sensible, junge Frau, die verletzlich und gleichzeitig unfassbar stark ist. Als sie vor Gericht gestellt wird, kann man nicht anders als Seite um Seite zu verschlingen.

Selbstverständlich kann ich verstehen, dass vieles in diesem Roman unglaubwürdig erscheint. Ein kleines Mädchen, welches sich nahezu abwesend von jedweder Zivilisation alleine durchschlägt, jahrelang der Schule entkommt und zum Glück auch kein einziges Mal einen Arzt benötigt – es erscheint durchaus unglaubwürdig. Und doch erzählt Delia Owens Kyas Geschichte in „Der Gesang der Flusskrebse“ mit einer solchen Wucht, dass man ihr jede Zeile bedenkenlos abkauft.
Die Beschreibungen der Natur, der Landschaft und gesamten Atmosphäre lassen gar keinen Zweifel daran, dass es Kya nicht gibt. Einmal in dieser Szenerie gefangen, kommt man nicht so schnell wieder davon los!
Prachtvoll, einzigartig und mit viel Gefühl erzählt Owen eine Geschichte von Leid, Liebe und Schmerz, die doch letzten Endes von Hoffnung überwogen wird. Hoffnung auf ein besseres Leben – egal wie schlecht die Weichen dafür standen.
Und DAS macht dieses Buch aus. Ein Meisterwerk. Einfach nur grandios!
©Ricarda Ohligschläger

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Lisa Grunwald – Mit dir für alle Zeit - Werbung -

Lisa Grunwald – Mit dir für alle Zeit

Mit dir für alle Zeit von Lisa Grunwald ©harpercollins

Mit dir für alle Zeit von Lisa Grunwald ©harpercollins

Eine magische Liebesgeschichte

New York, Fünfter Dezember 1937: Weichenmechaniker Joe geht nach Feierabend durch die Grand Central Station – und verliebt sich auf den ersten Blick. In Nora, eine sehr hübsche, doch seltsam altmodisch gekleidete Frau, die verloren unter der berühmten goldenen Uhr steht. Nach einem wundervollen Abend verschwindet sie jedoch spurlos. Und als Joe am nächsten Tag ihre Nummer wählt, informiert ihn ein Mann mit kühler Stimme, dass er Nora nicht sprechen könne: Sie sei vor zwölf Jahren bei einem Zugunglück gestorben. Nora geht Joe jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Und am fünften Dezember 1938 steht sie plötzlich wieder vor ihm, unter der goldenen Uhr der Grand Central Station. Hier ist sie gestorben. Und jedes Jahr kehrt sie für einen Tag zurück. Ihre Liebe hat keine Chance – und dennoch wartet Joe fortan Jahr für Jahr auf sie. Gemeinsam suchen sie einen Weg, das Unmögliche zu schaffen: dass Nora für immer bei ihm bleiben kann.
(Quelle: harpercollins)

Der Stellwerksmitarbeiter Joe trifft im Dezember 1937 auf die bezaubernde Nora und verliebt sich Hals über Kopf in die junge Frau, die er jedoch erst ein Jahr später wieder trifft.  Als er sich auf die Suche nach ihr begibt erfährt Joe, dass Nora bereits seit 12 Jahren Tod ist und er begreift, dass das Schicksal sie jedes Jahr wieder zurück an die Stelle bringt an der sie gestorben ist.
Schnell entwickelt sich eine wunderbare Romanze zwischen den beiden und Joe findet eine Möglichkeit Nora nicht wieder zu verlieren. Doch der Preis dafür ist groß, denn Nora darf sich nur in einem bestimmten Radius bewegen, sonst verschlingt sie das Sonnenlicht und reißt sie wieder mit in die Zwischenwelt.

Fortan führt Joe eine Art Doppelleben, denn ein Teil seiner Familie lebt in Queens, wohin er Nora niemals mitnehmen kann. Selbst in seine Wohnung kann er Nora nicht mitnehmen, da sie außerhalb des Radius liegt in den Nora sich bewegen darf. So verbringen sie einen Großteil ihrer Zeit in der Oyster Bar, in der Grand Central Station und in Hotelzimmern, die sich im sicheren Bereich befinden.
Doch Nora will etwas (er)leben! Sie möchte eine Aufgabe. Sie sucht sich einen Weg ihre Malerei wieder aufzunehmen und sucht auch einen Job, um eine Wohnung mit Joe finanzieren zu können.
Und dann sind da noch Träume von fernen Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Träume von Joe, die er sich mit Nora nie erfüllen kann!

Lisa Grunwald hat mich mit “Mit dir für alle Zeit “ einerseits sehr verzaubert, aber der Roman hatte auch ein paar Längen in denen die Jahre zwischen Nora und Joe irgendwie so vor sich her flossen ohne, dass irgendwas Gravierendes geschah. Durch die eingeschränkte Möglichkeit von Nora spielten sich sämtliche Erlebnisse der zwei in Hotelzimmern und in der Grand Central Station ab und so entstand ein bisschen Routine.
Mich hätte ehrlich interessiert wie die zwei sich die Aufenthalte im Hotel finanzieren und was eigentlich passiert wäre, wenn Nora schwanger geworden wäre!?
Ebenso kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Mensch immer so gutgelaunt wie Nora bleibt, wenn er sich jahrelang nur in einem ganz bestimmten Umfeld bewegen darf. Mir haben hier ein paar schlechte Tage, seelische Einbrüche und Frustration gefehlt. Da hätte man durchaus noch mehr Facetten einspielen lassen können.

Was mir jedoch sehr gefallen hat war die Verbundenheit von Joe mit seiner Familie. Da sprach so viel Liebe und Vertrauen zwischen den Zeilen hervor, dass an sich wünschte Teil dieser Menschen zu sein. Schade, dass Faye Nora nie kennenlernt. Und auch hier die Frage: warum eigentlich?
Lesenswert ist Lisa Grundwald – Mit dir für alle Zeit allemal, auch wenn mich ein paar Dinge gestört haben und ist wahrhaftig eine magische Liebesgeschichte, die aufzeigt, dass es nie genug Kompromisse gibt, wenn man wirklich liebt!

©Ricarda Ohligschläger

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Eva Völler – Ein Traum vom Glück -Werbung -

Ein Traum vom Glück von Eva Völler ©Lübbe

Ein Traum vom Glück

Essen 1951: Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin hat die junge Katharina Unterschlupf bei der Familie ihres verschollenen Mannes gefunden. Aber das Zusammenleben mit der barschen, zupackenden Schwiegermutter auf engem Raum fällt der lebenshungrigen Frau schwer. Sie will ein besseres Leben für sich und ihre beiden Töchter. Mit trotziger Entschlossenheit versucht sie, ihrem ärmlichen Umfeld zu entfliehen. Doch dann begegnet sie dem traumatisierten Kriegsheimkehrer Johannes … (Kurzbeschreibung laut Amazon)

Eva Völler – Ein Traum vom Glück ist der erste Teil der Ruhrpott-Saga der Autorin, deren Bücher ich bisher alle verschlungen und geliebt habe, aber nicht so dieses Buch. Dieses Buch habe ich inhaliert, bis auf den letzten Buchstaben, genossen in jedem Detail und es ist eines der schönsten Bücher, die ich noch lange in Erinnerung halten werde.

Katharina lebt bei der Familie ihres verschollenen Mannes und passt sich so gut es geht dem harten Leben der Nachkriegsjahre an. Bisher lief alles immer gut und selbst im Hungerwinter 1946/47 hatten sie alle – inklusive Katharinas zwei Mädchen – genug zu Essen, denn der Garten der Schwiegermutter Mine war immer voll mit Gemüse und Obst gewesen.
Trotzdem ist das Beisammensein mit der Schwiegermutter nicht immer leicht, denn die junge Frau hat Träume und die möchte sie durchsetzen. So träumt sie heimlich von einem Modeatelier um der Tristesse des Ruhrpotts zu entkommen.

“Sie wusste, was sie wollte, und dafür stand sie ein, das war die Hauptsache.” (Seite 130)

Mit ihr wohnt Johannes – der Enkel von Mine – ein Spätheimkehrer in dem Haus, welches die Schwiegermutter mit viel Herz und Arbeit in Schuss hält und nach anfänglichen Misstrauen entwickeln sich zarte Bande zwischen den beiden jungen Menschen.

Auch Johannes hat Pläne für die Zukunft. Durch Freunde fasst er Fuß im Bergwerk und findet dort als Hauer eine Anstellung. Sein Freund Stan jedoch macht ihm den Vorschlag, es als Steiger zu versuchen, denn Johannes ist klug und fleißig. Als Katharina ihn nach einem unüberlegten Moment damit konfrontiert, dass es für sie keine Zukunft geben wird, ist er am Boden zerstört, doch Katharina muss erst klare Verhältnisse schaffen, denn was niemand weiß ist, dass sie noch eine Affäre hat. Vielleicht hätten sie und Johannes nach der Beendigung dieser eine Chance, aber Mine würde ihren Sohn niemals als tot erklären lassen…

“Für Johannes war dieser Kuss, als würde die Zeit als Ganzes zerspringen, sodass davon nur Bruchstücke zurückblieben.” (Seite 121)

Das Thema Liebe spielt immer wieder eine große Rolle in “Ein Traum vom Glück”. Eva Völler lässt dies in vielerlei Facetten einspielen: Sorge um die Kinder, den vermissten Sohn, die heimliche Affäre – die Seiten der Liebe können bittersüß und schmerzhaft sein und auch Katharina und Johannes lernen diese kennen. Als Leser fiebert man mit den beiden sehr mit und jede Wendung in ihrer Beziehung, jedes Gespräch der beiden hat man regelrecht vor Augen.

Beide sind voneinander hingerissen und doch endet ihre Geschichte in purer Verzweiflung. Ich war am Ende fassungslos und musste erst einmal ein bisschen weinen, denn ich habe mit allem gerechnet aber nicht mit dem von Eva Völler geschriebenen Ausgang. Das hat mich tief im Inneren berührt und hinterließ ein großes Loch. Daher habe ich mir auch direkt die Fortsetzung bestellt und freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit liebgewonnen Charakteren.

Ich möchte fast sagen, dass dies das beste ist, was ich je von Eva Völler gelesen habe. Sie lässt uns teilhaben am Leben der 50er Jahre, zeichnet ein komplexes Bild der Menschen im Ruhrpott zu dieser Zeit mit all ihren Ängsten und Träumen. Sie vergisst dabei nicht die Nachbarin, die gerne tratscht, die beste Freundin und schon gar nicht penible Beamte!

Wenn ihr ein ganz besonderes Buch für diesen Sommer sucht, dann sollte es dieses sein.
Eine absolute Leseempfehlung!
©Ricarda Ohligschläger

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