Alice ist undurchsichtig, unberechenbar, grausam, zerstörend und egoistisch. Nein, so eine Freundin möchte ich nicht haben.

Katherine ist mehr als überrascht, als sie von dem beliebtesten Mädchen der ganzen Schule zu deren Geburtstagsparty eingeladen wird. Alice will mit ihr feiern? Dabei ist Katherine doch eher zurückhaltend und das nicht nur, weil sie ein Geheimnis mit sich trägt, von dem niemand erfahren soll. Nicht auszudenken was geschieht, wenn jemand herausfindet, was mit ihrer kleinen talentierten Schwester Rachel geschehen ist.
Auch von der Schuld, die seitdem auf Katherines Schultern lastet, soll keiner in ihrem neuen Umfeld Wind bekommen. Zu tief sitzt der Schmerz über das eigene Versagen in der Einzelgängerin.
Die Party wird ein voller Erfolg! Für Katherine ist die Zeit des „Mauerblümchen – Daseins“ fortan vorbei. Von Schülern, die sie gar nicht kennt, wird sie nun morgens mit Namen begrüßt. Die Freundlichkeit der anderen schlägt ihr regelrecht entgegen. Alice sucht weiterhin den Kontakt zu Katherine und sagt, sie will ihre Freundin sein. Und nach langer, langer Zeit empfindet Katherine wieder so etwas wie Glück.
Nichtsahnend, dass Alice zwei Gesichter hat und außer ihren eigenen Regeln keine kennt.
Rebecca James hat in „Die Wahrheit über Alice“ eine Hauptfigur gezeichnet, die mich beim Lesen wütend, ratlos und teils angewidert zurück gelassen hat.
Alice ist undurchsichtig, unberechenbar, grausam, zerstörend und egoistisch. Nein, so eine Freundin möchte ich nicht haben. Ihre bestimmende, selbstsüchtige und dominante Art hat mich nicht nur einmal beim Lesen den Kopf schütteln lassen und ich wäre gerne ins Buch gesprungen um Katherine vor ihr zu retten bzw., um mich schützend vor sie zu stellen. An dieser Stelle hätte ich mir allerdings auch ein bisschen mehr Gegenwehr von Katherine gewünscht. Nicht weglaufen, sondern dagegen anlaufen!
Der Schreibstil der Autorin ist einfach und flüssig zu lesen. Dadurch steigert sich das Tempo beim Lesen sogar noch mehr und der Spannungsfaden ist bis zum Ende zum Zerreißen gespannt. Allerdings ahnte ich die „Auflösung“ schon am Anfang des letzten Drittels und von daher war ich ein klitzekleines bisschen enttäuscht.
Eine Anmerkung zum Ausgang der Liebesgeschichte zwischen Mick und Katherine kann man ebenso erahnen, wenn man am Ende des ersten Drittels den Dialog zwischen Sarah und Katherine aufmerksam verfolgt. Schade, dass dadurch noch ein bisschen von der Handlung vorweg genommen wurde.
Trotzdem war ich total gespannt auf den Showdown, der dann (meiner Meinung nach) mit einem gut gelungenen Überraschungsmoment aufwartete.
Die Autorin hat eine lesenswerte Lektüre geschaffen. Häppchenweise enthüllt sie Katherines Vergangenheit und parallel dazu Alice perfides Spiel, das nach und nach immer gefährlicher wird und sich auch auf Katherines neue Freunde ausbreitet.
Rebecca James hat in ihrem Thriller u. a. einen Szenenwechsel beschrieben. Die Geschichte mit Alice und Katherines aktuelle Situation sind durch Kapitel getrennt und so aufgebaut, dass man weder Handlungsfaden noch Spannungsmomente verliert.
Übrigens ist der Roman aus Katherines Sicht geschrieben und Gefühle wie Wut, Trauer, Angst und Panik lassen sich so noch besser nachempfinden und es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich behaupte, dass es dadurch noch schwieriger wird das Buch aus der Hand zu legen.
Die negativen Bewertungen kann ich absolut nicht nachvollziehen, sind aber persönliche Ansichtssache und es ist ja auch gut, dass Geschmäcker verschieden sind.
Ich bewerte mit 4 von 5 Punkten, da die Charaktere – meinem Empfinden nach – fantastisch gelungen sind, der Plot außergewöhnlich ist und die Spannung bis zum Schluss gehalten wird. Aber eben nur fast! Daher einen Punkt Abzug.
Fazit: Ein fesselndes Lesevergnügen über die Macht der hintergründigen Feindschaft.
© Ricarda Ohligschläger