Kategorie: Rezensionen Sachbuch

  • Yannick Mahr – Mit 80 Ängsten um die Welt

    Humorvoll, gnadenlos ehrlich und mit vielen skurrilen Überraschungen präsentiert Yannick Mahr uns die schönsten Urlaubsziele. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Autor selbst oder werfen Sie einen Blick in ihre Reiseapotheke
    Wer eine Reise tut ist mit einem Reiseratgeber gut beraten. Wer aus Angst keine Reise tun möchte, es aber doch tut, sollte neben einer großen Auswahl an Medikamenten gegen Durchfall, Malaria und die Pest auch einen Ratgeber für Fernreiseangsthasen in der Hand bzw. im Koffer haben.
    Ganz speziell nach diesen hier.
    Kein geringerer als Fernreisesuperangsthase Yannick Mahr schreibt, warnt und verkündet in „Mit 80 Ängsten um die Welt“ die Wahrheit über Kakerlaken, Sandfliegen und überlebenswichtige Flip Flops, und noch etliches mehr.
    Weil der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt, kann man allerhand über Ängste, Katastrophen, turbulente Ereignisse und gleichzeitig auch interessante Details über „Montezumas Rache“, „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ und „Die Thrombosestrumpfhose“ erfahren, um nur ein paar der Kapitel zu nennen.
    In flottem, mit Humor und einem Augenzwinkern versehenem Schreibstil berichtet Yannick Mahr in einer Art Sammelreiseführer über die Länder, die er bereits bereist hat. In Kurzform gibt er Tipps und warnt vor Dingen, die man zum Teil gar nicht wissen wollte, denn eigentlich erwartet man im Urlaub Erholung und keine Panikattacken.
    Wer sich davon jedoch nicht abschrecken lässt, wird erfahren warum 85 Cent manchmal viel ausmachen oder wie man mit etwas Glück im Urlaub viel Geld verdienen kann.
    Selbstverständlich finden sich in seinem Buch auch etliche Statistiken, eine gepfefferte Kriegserklärung an alle Backpacker und eine Liste der sichersten Reiseziele der Welt. 
    Fazit: Humorvoll, gnadenlos ehrlich und mit vielen skurrilen Überraschungen präsentiert Yannick Mahr uns die schönsten Urlaubsziele. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Autor selbst oder werfen Sie einen Blick in ihre Reiseapotheke.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Justyna Polanska – Unter deutschen Betten

    Das Buch wird angepriesen als gnadenlos authentisch. Das ist es bei Weitem nicht.
    Justyna Polanska ist Putzfrau und Polin dazu. Mittlerweile putzt sie seit zehn Jahren. Ein Ende ist nicht in Sicht.
    Polin und Putzfrau – dieser Stoff alleine reicht für ein abendfüllendes Programm voller Vorurteile ihr gegenüber.
    Wer weiß, wen sie schon alles bestohlen hat? Die arbeitet doch sicher schwarz?
    Klauen tut sie nicht. Bei Polen ist das nämlich nicht, wie viele glauben, genetisch vorprogrammiert. Aber sie arbeitet schwarz, ja! Allerdings nur, weil viele ihrer Arbeitgeber sie nicht versichern möchten. Zuviel Aufwand, zu hohe Kosten – sagen die, die sie buchen. Trotzdem oder gerade deshalb (?) kommt es immer wieder vor, dass Justyna letzten Endes gar kein Geld für ihre Arbeit bekommt.
    Viel schlimmer ist allerdings die Ignoranz die ihr entgegnet und das offensive Misstrauen.
    Das Buch regt meiner Meinung mehr zum Nachdenken an als wirklich „hinter die Fassade“ (der Deutschen) zu blicken. Den Umgang mit unseren Mitmenschen – nicht nur mit der Putzfrau – sollten wir alle beleuchten.
    Ein paar kleine Anekdoten füllen die Seiten, die aber nicht wirklich schockieren. Die resolute Dreißigjährige berichtet von sexuellen Annäherungen, mumifizierten Hamstern und Hanfpflanzen im Haushalt eines Polizeihauptkommissars.
    Etliche Seiten sind damit gefüllt Justynas Weg von Polen nach Deutschland zu skizzieren und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Es gibt eben Kunden die bereits auflegen, wenn sie hören, dass Justyna Polin ist…
    Trotzdem schreibt sie selbst in ihrem Buch, dass sie „nur“ Putzfrau ist.
    Viele Absätze lassen das Geschriebene zwar flüssig lesen, aber ich hatte ein bisschen den Eindruck diese dienten nur dem Füllen der Seiten.
    Das Buch wird angepriesen als gnadenlos authentisch. Das ist es bei Weitem nicht.
    Und auch der Titel funktioniert nicht auf „Wisch und Weg“. Ich habe es wirklich ausprobiert! Putzlappen genommen und drüber gewischt. Es passierte nichts.
    Stattdessen reagieren die Buchstaben auf Wärme. Also Fön draufhalten oder kurz vor die Kamintür, dann geschieht die kleine Zauberei.
    P.S. Die Telefonnummer auf Seite 28 ist übrigens auch nicht korrekt. 🙂
    Fazit: Ich hatte mir mehr versprochen.
    © Ricarda Ohligschläger