Gar keine Frage, der Schreibstil ist klasse! Das Buch liest sich flüssig und auch die “Wiener Schmankerl”, wie beispielsweise die Andeutungen, dass die Kommissare Leberkässemmeln essen, passen zum Handlungsort wie die berühmte Faust aufs Auge.
Ich glaube, es gibt kein Thema welches sich so “gut” für Psychothriller eignet wie Verbrechen an Kindern.
Und gibt es etwas Schlimmeres, als einem Kind Leid anzutun, es zu quälen oder wie in “Das Liliengrab” beschrieben gar zu töten?
Bereits die Vorstellung allein ruft mir Gänsehaut hervor und sorgt für ein unangenehmes beklemmendes Gefühl.
Verstärkt wird dieses Empfinden noch, wenn man sich vorstellt, dass dabei im festen Glauben etwas Gutes zu tun gehandelt wird.
Eigentlich wäre das genau der Stoff für den perfekten Psychothriller. Valentina Berger hat ihn sich jedenfalls zu Eigen gemacht – leider nicht ganz so, wie ich es mir nach der Kurzbeschreibung vorgestellt habe.
Gar keine Frage, der Schreibstil ist klasse! Das Buch liest sich flüssig und auch die “Wiener Schmankerl”, wie beispielsweise die Andeutungen, dass die Kommissare Leberkässemmeln essen, passen zum Handlungsort wie die berühmte Faust aufs Auge.
Die Perspektivwechsel bringen Abwechslung in die Handlung. Aber leider keine Spannung!!! Ich hatte das Gefühl, dass diese jedes Mal im Keim erstickt wird. Kaum fieberte ich beim Lesen mit den Ermittlern mit, erfolgte der Szenenwechsel. Normalerweise schaukelt sich dadurch die Spannung dadurch Kapitel für Kapitel höher, aber hier wurde sie nach meinem Empfinden regelrecht abgewürgt.
Mich interessieren bei Psychothrillern auch nicht unbedingt die Liebeskonstellationen der einzelnen Hauptfiguren und die Frage, ob sie sich nun lieben oder nicht und die teilweise überflüssigen Rückblicke fand ich unangebracht und langatmig.
Wer wissen will, was mit Emilia im ersten Teil passierte, sollte neugierig gemacht werden, um letztendlich zu “Der Augenschneider” greifen zu wollen.
Aber man sollte potentielle Leser nicht bereits mit allen relevanten Informationen versorgen, denn dadurch lohnt es sich kaum diesen Teil noch zu lesen, zumal sogar die Auflösung dieses Falls in “Das Liliengrab” erwähnt ist.
Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war die Charakterisierung der Täterin. Ihr Krankheitsbild, ihre Gedanken, ihr Handeln und letzten Endes ihr Motiv war glaubwürdig, authentisch und mit dem gewissen Einfühlungsvermögen beschrieben. An manchen Stellen hatte ich sogar etwas Mitleid mit ihr, da der Verlust eines Kindes sicher zu den traumatischsten Ereignissen im Leben eines Menschen gehört.
Valentina Berger kann mich dieses Mal nicht auf ganzer Linie überzeugen. Ich bin mir aber sicher, dass in ihr ein ganz großes Talent steckt, was sie uns hoffentlich in einem dritten Teil rund um das Wagner & Co beweisen kann.
© Ricarda Ohligschläger
Nach J.P. Roman “Beim Leben meiner Schwester” erwartete ich wieder eine fesselnde Lektüre, doch leider wusste ich bereits nach 30 Seiten welche Geschichte sich hinter dem Titel verbirgt.
Die Idee hinter der Story ist von Grund her eine sehr, sehr gute nur leider so ungeschickt und langatmig verpackt. Langatmig aus dem Grund, weil sich hinter der Ursprungshandlung noch eine völlig unwichtige ethnisch angehauchte Erzählung einschleicht. Die dort aufgeführten Personen sind meiner Meinung nach total überflüssig und dienen wohl nur dem Füllen der einzelnen Seiten.
Eine drei gibt es lediglich dafür, dass die Geschichte immer wieder aus anderen Perspektiven erzählt wird. Dadurch kehrt etwas Spannung zurück.
Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, was mich selbst erstaunt – war “Die Wahrheit meines Vaters” doch leider eher durchschnittlich.
© Ricarda Ohligschläger
“Die Känguru – Chroniken” von Marc – Uwe Kling werden als wöchentliche Kolumne auf RBB Radio Fritz ausgestrahlt…und genau da sollten sie auch bleiben. Gelesen kommen die netten, kleinen Anekdoten einfach nicht richtig an. Zumindest nicht bei mir.
Die Leseprobe hatte mich sehr neugierig gemacht, aber die war auch schon fast das Beste. Ein Känguru als Mitbewohner – die Vorstellung hat was und die kleinen Seitenhiebe auf Gesellschaft und Politik mit einem würzigen Schuss Humor sind ganz interessant, aber alles in allem las es sich eher schleppend.
© Ricarda Ohligschläger
Werner und Clara sind seit 30 Jahren verheiratet. Mittlerweile führen sie keine Ehe mehr sondern eine WG, Zweckgemeinschaft und ab und zu auch ein Diskussionsforum. Obwohl das letztere eher untergeht da Clara folgt wie ein Hündchen. Mach dies – mach das. Werners Kommentare und Sticheleien nehmen immer mehr zu und der einzige der Clara versteht ist ihr Hund Tom. Als Werner nach Brasilien reist – das Land Claras jahrelanger Träume – lebt Clara auf. Doch als er danach beschließt die Scheidung einzureichen geht Clara unter – vorerst.
Ich hatte nach der Leseprobe die Hoffnung „Alles wegen Werner“ würde sich zu einem witzig, spritzigen – nicht ganz ernstgemeintem aber durchaus ideenreichen – Scheidungsratgeber entwickeln. Für Frauen die (noch) “wegen der Sicherheiten” verheiratet bleiben. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht.
Letzten Endes war es doch nur eine nette Lektüre für einen verregneten Julitag. Der Schreibstil gefällt mir zwar sehr (Ich – Form) und der Wortwitz ist vorhanden. Ich sage nur „Die Wüste lebt!“ Aber davon gab es eben zu wenig.
Stattdessen wurde der Olivenbaum vor Claras Hütte öfter erwähnt als ihr Ex Werner. So ein bisschen Rache im Nachhinein wäre nicht schlecht gewesen und zwar mehr als „Verpiss dich!“
Hinzu kam, dass es auch völlig unrealistisch ist mit einem wildfremden Kerl -der beim Nachhausekommen einfach mal so im Bett liegt – Wein zu trinken.
Das nennt man wohl künstlerische Freiheit aber das hat mir eben nicht gefallen. Clara hätte wenigstens etwas schreien können.
Die kurzen Kapitel und vielen Absätze lesen sich recht schnell weg und die Covergestaltung ist durchaus gelungen (Wo war aber da der Olivenbaum?) – man muss schon schmunzeln ohne zu lesen!
© Ricarda Ohligschläger