Monat: Juli 2013

  • Gastrezension von Tanja: Andrea Bannert – Clyátomon, Die Schlacht um die versunkenen Reiche

    Zum Inhalt: Andreas, Marc und Manuela lernen sich an der Uni kennen. Bei einem gemeinsam besuchten Tauchkurs auf Gran Canaria stellt sich heraus, dass sie noch mehr Gemeinsamkeiten haben als nur, die gemeinsame Uni zu besuchen: sie haben alle am selben Tag Geburtstag, sind alle drei Waisenkinder und fühlen sich an Wasser wohler als an Land, wo sie seit geraumer Zeit gesundheitliche Probleme haben, die im Wasser nicht mehr auftreten. Im Gegenteil – im Wasser entwickeln sie erstaunliche Fähigkeiten – sie können länger tauchen als die anderen Kommolitonen, sie können schneller schwimmen und zu guter Letzt wachsen ihnen auch noch Schwimmhäute. Bei einem gemeinsamen nächtlichen Schwimmen werden Manuela und Marc von Andreas getrennt, den sie gemeinsam suchen und dabei die wundersame Unterwasserwelt, die in drei Reiche aufgeteilt ist, kennenlernen. Es stellt sich heraus, dass die Drei Meermenschen sind. Die drei Reiche führen Krieg gegeneinander um den sagenumwobenen Stein Clyátomon und es ist an Andreas, Marc und Manuela den Frieden in der Unterwasserwelt wieder herzustellen, in dem sie den Stein finden und vernichten.
    Mein Fazit: das Buch liest sich flüssig – hier und da sind die Charaktere nicht genau gezeichnet, manche Handlungsstränge könnten ausgefeilter sein, aber es ist spannend und bringt einen immer wieder dazu, weiter lesen zu wollen. Dennoch empfinde ich das Buch als durchschnittlich: die Geschichte ist eine Mischung aus „Herr der Ringe“ und „Harry Potter“, aber alles bleibt so angehaucht – es fehlt der Feinschliff und die Ideen sind nicht neu. Und die Kommasetzung ist eine Katastrophe, manchmal fehlt ein Wort – hier hätte jemand mal genauer drüber lesen sollen. Und wer denkt, dass die Geschichte wirklich etwas über Atlantis beinhaltet, der wird sicherlich enttäuscht sein – es wird zwar mal erwähnt, dass die versunkenen Reiche Atlantis darstellen sollen, aber von dessen Mysterium kommt aber auch wirklich gar nichts rüber. Dennoch ist es eine kurzweilige Geschichte mit Unterhaltungswert.
    © Tanja Griesenauer

  • Gastrezension von Susanne: Sabine Ludwigs – Meine Seele weiß von dir

    Ich durfte das Buch einer Schriftstellerin lesen, die quasi hier bei mir um die Ecke wohnt.
    Das Buch handelt von einer jungen Frau, Sina-Mareen, die fast ertrunken wäre und sich nur noch daran erinnern kann wie dieser Moment des Ertrinkens sich für sie anfühlte. So sehr sie sich auch bemüht, sie kann sich an nichts erinnern.
    Ihre einzige „Schutzburg“ ist immer wieder ein Kleiderschrank, zuerst im Krankenhaus in dem sie nach ihrem nächtlichen Badeunfall eingeliefert wurde und schließlich auch zuhause.
    Immer wenn es ihr schlecht geht oder sie einfach nur ihren Gedanken freien Lauf lassen möchte, flüchtet sie sich wieder in einen Schrank.
    Ihr Mann, Leander, den sie nicht als diesen erkennt, besucht sie im Krankenhaus und er erzählt ihr auch aus ihrem Leben, doch Sina erinnert sich an nichts.
    Sie verliebt sich aber sofort in Leander und als sie entlassen wird begreift sie nicht, warum sie getrennt leben.
    Sie lernt ihre Schwester Lisa neu kennen und auch ihre Verwandtschaft und Freunde sowie ihre Haushälterin und hofft, dass sie irgendwo endlich wieder aus ihrer Amnesie befreit wird.
    Lisa hilft ihr in der ersten Zeit und erzählt Sina aus ihrem Leben.
    Sina begreift, dass sie nun ein anderer Mensch als  vorher sein muss, sie entdeckt sich neu und wundert sich über die alte Sina, die eher unnahbar war und wohl auch nicht so beliebt.
    Sie versucht herauszubekommen, was passiert ist und warum sie fast ertrunken wäre und forscht selber anhand ihres Telefonregisters und den Aussagen ihrer Schwester und Haushälterin nach, wie die einzelnen Personen in ihr Leben passen.
    Sie ist verliebt in ihren Mann, der ihre Liebe aber nicht erwidert, der auch aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen ist und dem sie nur ab und zu begegnet bzw. im TV sieht, denn Leander hat eine eigene Late-Night-Show.
    Sie erfährt bei einem Familientreffen, dass sie schwanger war und dass sie angeblich abgetrieben hat, was die neue Sina von sich aber nicht glauben mag, dass sie dazu in der Lage wäre.
    Sie lernt ihre Familie wieder neu kennen, kann sich absolut an nichts erinnern und alle Leute, denen sie wieder begegnet, merken, dass sie sich positiv verändert hat.
    Nach und nach kommen Erinnerungsfetzen, aber Sina möchte sich an alles erinnern.
    In einem Augenblick, wo sie nicht darüber nachdenkt und nur Pralinen essen möchte, kommt die ganze Erinnerung geballt zurück und Sina erschrickt sich vor ihrem eigenen Handeln.
    Sie offenbart sich Leander, der mittlerweile wieder vergeben ist und sie möchte, dass er sie versteht und zu ihr zurückkommt. Zuerst fangen die beiden an, sich wieder zu finden, aber als Sina sich seiner wieder ganz sicher ist, zieht sich Leander komplett zurück. Sie versucht das Kapitel Leander zu schließen, kann ihren Mann aber nicht vergessen.
    Sie zieht aus dem gemeinsamen Haus aus um wieder Platz für ihn zu machen und sich neu zu orientieren.
    Als sie sich schließlich mit ihrer neuen Umgebung und ihrem neuen Zuhause und Leben abgefunden hat, steht Leander wieder vor ihrer Tür….ein neues Leben zu zweit beginnt.
    Das Buch ist sehr spannend geschrieben, man findet sich in der Zeit zurecht, als wenn es letzte Woche hier in der Umgebung irgendwo stattgefunden hätte.
    Die Schriftstellerin liebt es kleinste Details aufzuführen und man sieht alles vor seinem geistigen Auge…manchmal nerven die Details aber doch ein wenig, weil es einem unwichtig scheint und man sie als Seitenfüller ansieht, so z.b. voll ausgeschriebene Telefonnummern, wo ich schon versucht war zu testen, ob es den Anschluss wohl wirklich gibt und wenn ja, ob es bei den Leuten wohl nun öfters klingelt, oder sind es gar die Nummer der Autorin ???
    Auf jeden Fall ein Buch, das man nicht nach den ersten Seiten in die Ecke legt, sondern wo man schon den Ausgang wissen möchte und das sich zu lesen gelohnt hat.
    © Susanne Lindner

  • Interview mit Katelyn Faith

    amberBei diesem Genre erwartet man ja „freizügige“ Autorinnen. Doch: Was ist Ihre „spießigste“ Eigenschaft, die sie haben?
    Ich bin erzkonservativ. Ja, wirklich. Ich komme mit Veränderungen nicht gut klar und habe das Leben am liebsten, wenn alles seinen geregelten Gang nimmt. Überraschungen mag ich daher auch nicht besonders gern. Wenn mich das jetzt nicht zum Oberspießer macht, weiß ich auch nicht! Ansonsten lebe ich aber normalerweise nach der Prämisse: Ist der Ruf erst mal ruiniert …
    Welches (bekannte) Buch hätten Sie am liebsten selbst geschrieben und aus welchen Gründen (wegen der originellen Idee, weil es ein Bestseller wurde,…)? 
    Ich schreibe eigentlich immer das Buch, das ich selbst gern lesen würde. Allerdings würde ich mir wünschen, jemals in meinem Leben so ein Buch wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ schreiben zu können, weil es mein absolutes Lieblingsbuch ist und ich es zum größten Teil heulend gelesen habe. Bei solchen Büchern trifft mich dann die Ehrfurcht vor dem Talent des Autors wie ein Donnerschlag und ich brauche einige Zeit, um aus diesem Ehrfurchtsloch herauszukrabbeln. Ich liebe an diesem Buch natürlich die Geschichte, aber auch die Sprache und die Sensibilität, mit der John Green das schwierige Thema mit Humor und Tiefgang verknüpft. Eine absolute Meisterleistung in meinen Augen.
    Männer und Frauen spielen ja in ihrem Buch zwangsläufig eine große Rolle. Welcher Meinung schließen sie sich (eher) an – „Gleich und gleich gesellt sich gerne“ oder „Gegensätze ziehen sich an“, oder entscheiden Sie sich für sowohl als auch?
    Sowohl als auch. Für die vordergründige, eher erotische Anziehungskraft finde ich Gegensätze prickelnder und spannender. Für eine langfristige, stabile Beziehung kommt man aber um Gemeinsamkeiten nicht herum. Da wären zu viele Gegensätze auf Dauer viel zu anstrengend. Wie man diese beiden Dinge in einer ernsthaften Paarbeziehung also kombiniert? Ich denke, mit einer gesunden Mischung. Auch zu zweit sollte jeder noch er/sie selbst bleiben und Freiräume außerhalb der Partnerschaft pflegen, damit man für den anderen spannend und interessant bleibt. Das richtige Verhältnis zwischen gemeinsam und einsam macht für mich eine gute Beziehung aus, und dazu gehört wohl, dass man sowohl Gemeinsamkeiten als auch Gegensätzlichkeiten hat. Die grundsätzliche Lebenseinstellung sollte jedoch in wichtigen Punkten übereinstimmen. Wenn einer von Familie und Kindern träumt, der andere jedoch von Freiheit und Selbsterfüllung, wird das selten gutgehen. Jedenfalls nicht auf lange Sicht.
    Mit welchen drei Worten würden sie Ihren Traummann beschreiben? Und was würde sie bei einem Mann total abtörnen?
    Intelligent, humorvoll, sensibel. Okay, schön und reich wäre auch nett, ist aber kein Muss – jedenfalls nicht im echten Leben … Absolute Abtörner sind für mich Intoleranz und Ungepflegtheit. Müffelnde Männer mag ich nicht an mich heranlassen.
    Was macht Ihre Bücher besonders, sodass ich eines von Ihnen aus der Buchhandlung mitnehmen sollte??
    Meine LeserInnen sagen mir nach, dass ich Bilder in ihnen erzeuge, die das eigene Kopfkino anregen, ohne zu viele Details vorwegzunehmen. Gerade bei erotischen Romanen finde ich es manchmal schwierig, den richtigen Ton zu treffen. Verrät man zu viel, läuft man auch Gefahr, den Leser abzutörnen. Verrät man zu wenig, reicht es vielleicht nicht aus, um die Fantasie des Lesers anzukurbeln. Ganz ähnlich wie bei Horrorgeschichten – der schlimmste Horror steckt in uns selbst, weil Ängste sehr individuell verschieden sind. Ebenso stecken die erotischsten Fantasien in unseren eigenen Köpfen. Erotik ist sehr subjektiv; was der eine sexy findet, langweilt einen anderen und stößt einen Dritten sogar ab. Daher ist es manchmal eine Gratwanderung, das rechte Maß zu finden, die mir hoffentlich mit jedem Buch besser gelingt. Darüber hinaus habe ich besonders in „Fesselnde Liebe“ versucht, „Tiefgang“ in eine erotische Liebesgeschichte zu bringen, weil ich mir beim Lesen anderer Bücher aus dem Genre das dauernd gewünscht habe. Bisher haben die Leserinnen das zum Glück auch sehr gut angenommen, was mich riesig freut!
    Mich würde interessieren was Sie vom Bestseller „Shades of Grey“ halten. Inwiefern unterscheiden sich ihre Romane von denen von E.L James? Haben sie evtl. sogar eine kritische Meinung zu der Trilogie?  
    Ich habe von Shades of Grey ehrlicherweise nur den ersten Teil gelesen, und der hat mich prima unterhalten! Für Teil 2 und 3 hat meine Begeisterung dann leider nicht mehr gereicht, weil meiner Meinung nach die Geschichte mit Teil 1 eigentlich ausreichend erzählt war. Meine Romane unterscheidet von Shades of Grey sicherlich vor allem, dass meine Figuren und Begebenheiten nicht ganz so märchenhaft sind. Natürlich sind es Fantasien und meistens zu schön, um wahr zu sein, aber ich versuche trotzdem, meinen Figuren ein gutes Maß an Realismus einzuhauchen und hoffe, dass mir das gelingt.
    Ich wohne derzeit in Australien und habe festgestellt, dass es hier ein großes Netzwerk und auch immer wieder Ausschreibungen, ja sogar Konferenzen für „Romance Writers“ gibt. Selbst renommierte Schriftstellerinnen teilen ihre Erfahrungen mit Interessierten in Workshops und sind somit „greifbar“. Ich bin eine Einsteigerin, mit großer Leidenschaft für dieses Genre und wollte gerne wissen, ob es so ein Netzwerk (auch für aufstrebende Autorinnen) im deutschsprachigen Raum gibt?
    Ja, es gibt solche Netzwerke auch in Deutschland, allerdings bin ich kein Teil davon. Die „Gefährliche Verlockung“ war mein erster Versuch in diesem Genre und ehrlicherweise habe ich mich bis dahin nicht wirklich mit dem Genre Liebesroman beschäftigt. Die bekannteste Vereinigung in Deutschland ist sicherlich das DeLiA-Netzwerk, die größte mir bekannte Veranstaltung für Liebesroman-AutorInnen und LeserInnen ist die LoveLetter Convention in Berlin, die einmal jährlich stattfindet. Und natürlich sollte man als interessierte AutorIn (oder LeserIn) das LoveLetter-Magazin lesen, denn darin erfährt man alles über neue Bücher, Trends und AutorInnen.
    Wie kommen Sie auf den Namen Katelyn Faith? Was bedeutet der Name und was steckt dahinter???
    Ich schreibe seit gut drei Jahren und benutze seitdem fleißig Pseudonyme. Einige davon gehören dem jeweiligen Verlag, bei dem sie  veröffentlicht wurden, andere sind meine eigenen. Da ich sehr unterschiedliche Stilrichtungen veröffentlicht habe, um mich auszuprobieren und „meinen Stil“ zu finden, und die „Gefährliche Verlockung“ mein erster Ausflug in das Genre Liebesroman war, brauchte ich dazu einen gut klingenden Namen. Einen, dem man Romantik und Happy End zutraut. So ist der Name ziemlich zufällig entstanden, als ich in den Spiegel schaute. Faith stand nämlich in großen glitzernden Buchstaben auf meinem Shirt, und die Katelyn kam mir dazu augenblicklich in den Sinn. Wie von selbst. Der Name begleitete mich ein paar Tage und ich fand ihn nach wie vor schön, also ist es dabei geblieben. Meinen „echten“ Namen möchte ich mir für Veröffentlichungen in anderen Genres aufheben, da ich vorhabe, irgendwann einmal einen Krimi bzw. Thriller zu schreiben. Und dazu passt der definitiv besser als zum erotischen Liebesroman …
    Die Frage haben Sie sicher schon sehr oft gehört. Aber ich möchte gerne wissen, wie man auf die Idee kommt, so ein Buch zu schreiben? Sind es eigene Erfahrungen oder gesammelte Dinge, oder Sehnsucht nach etwas neuem?
    Ich bin schon seit vielen Jahren tief in der Erotikbranche verwurzelt; unter anderem betreibe ich seit 1999 eine Internetseite zum Thema und seit 2006 eine anspruchsvolle Erotikboutique. Daher war es irgendwie eine logische Konsequenz, dass mein allererster Roman ein Erotikroman wurde. Das ist jetzt drei Jahre her, aber dem Thema bin ich bisher treu geblieben. Erotik ist im Gegensatz zur Meinung vieler Menschen sehr schwierig zu schreiben, und es hat sich für mich als ein perfektes Übungsfeld erwiesen. In kaum einem anderen Genre kommt es so sehr auf die feinen Nuancen an, auf Gefühle, auf Details … Eigene Erfahrungen spielen in jede Geschichte mit rein, ohne geht es für mich auch nicht. Seitdem ich schreibe, sauge ich alles in meiner Umgebung auf wie ein Schwamm – Menschen, Gespräche, Mimik und Gestik, kuriose Begebenheiten, kleine Alltagsdinge und große, weltumwälzende Veränderungen … alles. Welche Kleinigkeiten in meinen Büchern nun erlebt sind und was erfunden ist, behalte ich aber für mich! *grins*
    Zu welchen Mitteln greifen Sie, um immer wieder neue und andersartige Sexszenen oder erotische Momente schreiben zu können? 
    Ich versuche beim Schreiben, neue Bilder zu schaffen, neue Vergleiche zu finden, mit Worten zu spielen. Denn das ist für mich der eigentliche Reiz beim Schreiben. Ich möchte beim Leser Emotionen wecken und suche daher ständig nach den für mich besten Formulierungen, die dann natürlich auch zum jeweiligen Charakter passen müssen. Die „Gefährliche Verlockung“ zum Beispiel kommt im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Büchern dieses Genres fast ohne „schmutzige Wörter“ aus. Das war nicht immer einfach zu schreiben, aber ich persönlich finde die meisten deutschen Worte und Bezeichnungen für z.B. Körperteile einfach wenig erotisch. So habe ich versucht, die Erotik eher durch die Beschreibung von Bewegungen, Berührungen und Sinneseindrücken zu vermitteln als durch das detaillierte Beschreiben davon, wer nun gerade welchen Körperteil in welchen steckt … Ansonsten bediene ich mich als Besitzerin einer hochwertigen Erotikboutique natürlich an einem schier unendlichen Fundus von Fantasien, Geschichten und erotischen Accessoires und Spielzeugen. Mein Geschäft ist definitiv die beste Inspiration, die ich mir wünschen kann!
    Liebe Katelyn, ich bedanke mich für dieses sehr aufschlussreiche Interview!
    Die Bücher aus der Verlosung gingen bereits an
    Sandy Mätzig
    Bettina Rieder
    Kristina Quoos
    Herzlichen Glückwunsch!
    Die Interviewfragen stammen aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”

  • Andrea Sawatzki – Ein allzu braves Mädchen

    Eine junge Frau wird völlig verstört in einem Waldstück aufgefunden. Niemand kann sagen wer sie ist und sie selbst kann das am allerwenigsten. Sie trägt nichts bei sich was auf ihre Identität schließen könnte und so wird sie kurzerhand in die Psychiatrie überführt.
    Parallel geht bei der Polizei ein Anruf ein. Ein Nachbar beschwert sich, dass die Hunde im Garten nebenan seit Tagen bellten. Doch im Haus schien niemand zu sein, der ihnen öffnen würde und so mache man sich Sorgen um den alleinstehenden Herrn, dem Besitzer der Hunde.
    Wenig später findet man die seltsam verrenkte Leiche des alten Mannes.
    Dr. Minkowa nimmt sich indessen der jungen Frau an. Die Psychiaterin kann ihr Vertrauen gewinnen und erfährt in vielen Sitzungen mehr
    über sie. Und was sie erfährt ist ungeheuerlich!
    Zitat:
    „Sie hat mich nie gefragt, wie die Nächte mit meinem Vater waren. Was wirklich passiert ist.“
    Seite 69
    Mit nur 12 Jahren war ihrer Patientin die nächtliche Verantwortung für ihren demenzkranken Vater auferlegt worden. Die Mutter, eine
    Krankenschwester, musste arbeiten. Was das bedeutete, kann man nur zwischen den Zeilen erahnen.
    Diese sind sehr spannend geschrieben und erzeugen eine Mischung aus Mitleid und Entsetzen für das Mädchen hinter der Fassade einer
    gutbürgerlichen Familie. Geschickt verbindet Sawatzki Gegenwart und Vergangenheit in erzählerischen Rückblicken und schafft so die Neugier des Lesers immer mehr zu wecken.
    Das Ende hat mich vollends überrascht. Dabei war ich doch so überzeugt voraussehen zu können, was wie zusammenhängt.
    Bis hierher würde ich dem Buch „Ein allzu braves Mädchen“ volle 5 Punkte geben. Doch muss ich auch erwähnen, dass ich das Hardcover mit dem Lesebändchen und gerade einmal 173 zu lesenden Seiten für völlig überteuert halte. Ob das am Namen der Autorin liegt? Etliche Kapitel umfassen gerade mal eineinhalb Seiten und wer mehr als vier Stunden für das Buch (reine Lesezeit!) braucht, liest entweder extrem langsam oder kocht nebenbei ein Menü für mehrere Personen. Ich habe drei Stunden gebraucht.
    So muss ich mit viel Augenzwinkern und der Überzeugung, dass ich die Story ansonsten reinen Gewissens wirklich
    weiterempfehlen kann, leider insgesamt nur 4 Punkte von 5 geben.
    Ich werde Andrea Sawatzki auf jeden Fall als Autorin im Auge behalten!
    © Ricarda Ohligschläger

  • Deana Zinßmeister – Der Hexenschwur

    Ich habe schon seit einer gefühlten Ewigkeit keinen historischen Roman mehr gelesen und möchte euch heute einen Empfehlen, der bei mir so eingeschlagen hat, dass ich ihn an einem Tag verschlungen habe.
    Kurzbeschreibung laut amazon:
    „Im Jahr 1635 erreicht der Dreißigjährige Krieg das Land an der Saar. Der gebürtige Thüringer Johann will mit seiner Frau Franziska und den gemeinsamen Kindern Magdalena und Benjamin quer durchs Reich aufs Eichsfeld fliehen – in ihre alte Heimat, die sie vor siebzehn Jahren verlassen mussten, da Franziska der Hexerei bezichtigt wurde. Auf ihrer Reise müssen sie die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren, doch dann gewährt ein schwedischer Tross ihnen Schutz. Besonders ein junger Arzt setzt sich für die Familie ein, und die 17-jährige Magdalena fühlt sich bald zu ihm hingezogen. Arne gehört zwar feindlichen Truppen an – aber er ist auch der Einzige, der ihr helfen kann, ein dunkles Geheimnis ans Licht zu bringen …“
    Der Hexenschwur“ ist die Fortsetzung der Erfolgsreihe „“Das Hexenmal“ und „Der Hexenturm“ der Autorin Deana Zinßmeister. Bisher war mir die Autorin fast unbekannt. Ich muss gestehen, dass ich mir sicher bin/war bereits Bücher von ihr gelesen zu haben, doch fand ich in meinem eigenen „Archiv“ dazu leider keinen Hinweis. Nach der heutigen Lektüre werde ich diese Lücke aber ganz schnell füllen.
    Im Oktober 1634 beschließt Johann Bonner mit seiner Familie den bisherigen Wohnort Wellingen zu verlassen, da der Krieg immer näher rückt und er Frau und Kinder vor dem Grauen des Krieges schützen möchte.  17 Jahre zuvor hat Johann  seine Heimat verlassen müssen. Franziska war als Hexe beschuldigt und von ihrem Vater verfolgt worden. („Das Hexenmal„)
    Ich habe mittlerweile ein bisschen recherchiert worum es in den beiden Vorgängerbänden geht und kann daher mit Gewissheit sagen, dass man auch ohne diese Vorkenntnisse dieses Buch genießen kann. Deana Zinßmeister gibt Rückblicke, erläutert Zusammenhänge und erklärt bisher Geschehenes in verständlicher Form.
    Die Familie trifft bei ihrer Reise in die alte Heimat auf sogenannte Soldateska, Söldner die vor Vergewaltigung und Mord nicht zurückschrecken. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass zwei Schweden ihnen zu Hilfe kommen.
    Einer der beiden ist der 25jährige Arne, der sich binnen kurzer Zeit in die blonde Magdalena verliebt…
    Der andere Handlungsstrang erzählt die tragische Geschichte eines sogenannten Wechselbalgs und ich hatte mehrfach Gänsehaut beim Lesen, weil mir das Schicksal des kleinen Jungen so nahe ging!
    Karoline und ihr Mann Jodokus hatten sich so sehr ein Kind gewünscht und waren über die Geburt ihres Sohnes Michael glücklich und stolz. Doch vor fünf Jahren haben Dämonen ihren kleinen Sonnenschein zu sich geholt und ihnen stattdessen einen hässlichen Balg mit leeren Blick und verkümmerten Gliedmaßen hinterlassen. Seitdem lebte das hässliche Geschöpf in ihrem Keller ohne menschliche Liebe und Nähe.
    Beide Handlungsstränge werden nach und nach verbunden und ergeben ein schlüssiges Finale, welches keine Fragen offen lässt.
    Soweit zur Handlung des historischen Romans, der 45 Kapitel und neben Nachwort, Danksagung und Bibliographie 416 Seiten umfasst.
    Deana Zinßmeisters Schreibstil ist flüssig zu lesen und was ich besonders lobenswert finde ist die Tatsache, dass sie sich nicht an endlosen Beschreibungen des Krieges aufhält. Selbstverständlich fließt der 30jährige Krieg zwar in ihre Handlung mit ein, aber eben nur in kurzer und knapper Form, um dem ganzen einen Rahmen zu bieten und die Situation des Volkes näherzubringen, welches von Hunger und Not gepeinigt war. So schildert sie die Hungersnot in einer besonders erschütternden Szene, in der ein Junge das Fleisch seiner toten Schwester über dem Feuer grillt!
    Gekonnt lässt sie reale und fiktive Personen miteinander agieren und erzeugt somit ein Bild vor dem inneren Auge, welches Glauben macht an ihrem Leben teilzunehmen. Lebendig und facettenreich, mit Ecken und Kanten beschreibt Deana Zinßmeister ihre Figuren. Die glaubwürdigen Personen erwecken Sympathie, Mitleid und manchmal auch rote Wangen, wie im Falle von Magdalena.
    Mich hat die Autorin tief in eine längst vergangene Zeit eintauchen lassen und ich wünschte mir an manchen Stellen, dass die Geschichte nie zu Ende geht.
    Ich empfehle „Der Hexenschwur“ allen, die einen historischen Roman suchen, der Abwechslung, Spannung und Neugier auf mehr macht. Die Autorin beschreibt selbst in ihrer Danksagung, dass sie nach dem Motto:  „Liebe, Hiebe, Triebe“ an der Geschichte gefeilt hat. Bei mir hat sie damit punktgenau ins Schwarze getroffen.
    Chapeau!, Deana Zinßmeister, das war einer der besten historischen Romane, die ich je gelesen habe.
    © Ricarda Ohligschläger