Ein abgründiges Verwirrspiel um dunkle Geheimnisse – und die Angst vor dem »Bösen« in der eigenen Seele
Was tust du, wenn du nicht mehr weißt, was Realität ist und was Fantasie?
Seit dem Tod ihres Bruders wurde Doro von Halluzinationen verfolgt, aber eigentlich dachte sie, das in den Griff gekriegt zu haben. Doch als sie mit ihrer Mutter aufs Land zieht, scheint die neue Umgebung erneut etwas in ihr auszulösen. Stimmen verfolgen sie. Und eines Nachts sieht Doro in ihrem Garten einen Jungen: verstört, abgemagert, verzweifelt. Der Junge bittet sie um Hilfe – und ist dann verschwunden. Wenig später erfährt Doro, dass er schon vor ihrer Begegnung Selbstmord begangen hat. Doro kann nicht glauben, dass sie sich den Jungen nur eingebildet hat. Doch die Suche nach der Wahrheit wird schnell zum Albtraum. Und tief in Doros Seele lauert ein dunkles Geheimnis …
(Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
“Mein böses Herz” kann man nicht mit wenigen Worten beschreiben. Als Buch sorgte es endlich mal wieder dafür, dass ich mich am helllichten Tage in meiner Wohnung fürchtete, glaubte Geräusche zu hören und alles um mich herum vergaß. Wulf Dorn ist ein Meister, wenn es darum geht seine Leser in die Handlung zu zerren und ihnen das Gefühl zu geben, dass hier und jetzt nur noch die Story regiert.
Sein Schreibstil ist flüssig, packend und raffiniert. Rückzug unmöglich!
Da “Mein böses Herz” aus der Sicht der Hauptfigur Doro geschrieben ist, wird die Frage nach Realität und Halluzinationen auf jeder Seite neu entfacht.
Was hat Doro wirklich gesehen und was ist nur ihre Einbildung? Hat sie ihren kleinen Bruder getötet? Diese Fragen tauchen automatisch auf, wenn man in die Handlung vordringt. Doch irgendwann fragt man sich auch, ob nicht doch jemand ein böses Spiel mit Doro treibt.
Wulf Dorn spielt Ping Pong mit den Gedanken seiner Leser. Mal glaubt man Doro, dass es den Jungen im Gartenhaus wirklich gibt und schon im nächsten Augenblick ist man überzeugt davon, dass dies alles nur Teil ihrer gestörten Psyche ist.
Doro ist demnach der interessanteste und detailreichste Charakter. Ich muss jedoch gestehen, dass ich sie während des Lesens immer wieder auf Distanz hielt, da ich nicht wusste, ob ich ihr vertrauen kann. Manchmal schließt man Figuren ja von Anfang an direkt ins Herz und das war bei ihr eben nicht so. Ich wollte vorsichtig sein, um nachher nicht von ihr enttäuscht zu werden.
Trotzdem fühlte ich mit ihr. Ihr Schmerz, ihre Angst und ihre Verzweiflung konnte ich mit jeder Faser meines Körpers nachempfinden und hatte nicht selten das Gefühl gleich von hinten angegriffen zu werden. Herzrasen während des Lesens inklusive!
Fazit: Wulf Dorn hat mich mit seinem Jugendthriller überzeugt. Nicht nur durch die vielen Wendungen, sondern auch durch die Lebendigkeit der Geschichte, der ich mich so unglaublich nah fühlte, hat er eine mitreißende Story geschaffen, bei der es unmöglich war sich zu entziehen.
Als Bonus des Buches ist noch das Cover anzumerken, das an einer bestimmten Stelle im Buch erneut auftaucht.
© Ricarda Ohligschläger
Cover © cbt
Insgesamt werde ich den Eindruck nicht los, dass Eva Völler selbst eine Zeitreisende ist. Vielleicht gelingen ihr gerade deswegen die bildhaften und detaillierten Beschreibungen in diesem wunderschönen Zeitreiseabenteuer.
Kurzbeschreibung laut amazon.de:
Die 17-jährige Anna verbringt ihre Sommerferien in Venedig. Bei einem Stadtbummel erweckt eine rote Gondel ihre Aufmerksamkeit. Seltsam. Sind in Venedig nicht alle Gondeln schwarz? Als Anna kurz darauf mit ihren Eltern eine historische Bootsparade besucht, wird sie im Gedränge ins Wasser gestoßen – und von einem unglaublich gut aussehenden jungen Mann in die rote Gondel gezogen. Bevor sie wieder auf den Bootssteg klettern kann, beginnt die Luft plötzlich zu flimmern und die Welt verschwimmt vor Annas Augen …
Eva Völler ist mir bisher lediglich durch ihre wundervollen historischen Romane bekannt, die sie unter dem Namen Charlotte Thomas veröffentlicht. In “Zeitenzauber: Die magische Gondel” entführt sie ihre Leser zwar wieder in das frühere Venedig, allerdings geht es diesmal weniger um historische Hintergründe, sondern um Liebe, Intrigen und eine aufregende Zeitreise. Diese erlebt die 16jährige Anna und wird dabei nicht nur mit freundlichen Menschen konfrontiert. Aber nicht nur die Schurken machen ihr zu schaffen, sondern auch die Gegebenheiten des Jahres 1499. Was im Jahre 2009 selbstverständlich ist, muss sich Anna nun mühsam erarbeiten. Um beispielsweise ein Bad zu nehmen, muss sie erst einmal Wasser schleppen, und Conditioner und Shampoo sind auch noch nicht erfunden. Genauso wenig wie Schokolade und iPod.
Auf interessante Weise beschreibt Eva Völler Annas neues Leben und als Leser taucht man immer tiefer ab in eine längst vergessene Zeit. Dazu tragen nicht nur die tollen Beschreibungen des alten Venedigs bei. Nein, Eva Völler beschreibt auch das Leben der Menschen der Zeit angepasst und sehr ausführlich. Beim Lesen bekommt man dadurch wahnsinnige Lust auf eine solche Zeitreise und ich würde sehr gerne selbst erfahren, wie es ist all die historischen Gassen und das mittelalterliche Leben zu erkunden. Insgesamt werde ich den Eindruck nicht los, dass Eva Völler selbst eine Zeitreisende ist. Vielleicht gelingen ihr gerade deswegen die bildhaften und detaillierten Beschreibungen in diesem wunderschönen Zeitreiseabenteuer.
Der einzige Kritikpunkt ist für mich die an manchen Stellen fehlende Spannung. Zu langatmig waren mir manche Abschnitte und leider unterbrachen sie meiner Meinung nach ein bisschen den Lesefluss.
Fazit: Eine lesenswerte und wunderschön detailliert beschriebene Zeitreise, die mit ganz kleinen Einschränkungen verzaubert und begeistert.
© Ricarda Ohligschläger
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Die Insel. Die Kinder. Das Grauen. Bist Du bereit für dieses Abenteuer? Manche Großväter lesen ihren Enkeln Märchen vor – doch was Jacob von seinem hörte, war etwas ganz, ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der merkwürdige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben – und von den Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind. Inzwischen ist Jacob ein Teenager und glaubt nicht mehr an die wunderbaren Schauergeschichten. Bis zu jenem Tag, an dem sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt. (Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut und wie oft habe ich mir in den vergangenen Wochen den Trailer angesehen, der mich das Grauen lehrte und mich noch neugieriger auf das Buch machte…
Ich kann es gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich auf “Die Insel der besonderen Kinder” gefreut habe. Umso größer war die Freude, als ich das Buch endlich in den Händen hielt und schon nach wenigen Seiten war ich dem Buch vollkommen verfallen.
Doch nicht allein der Schreibstil von Ransom Riggs macht das besondere an dem Buch aus, sondern die außergewöhnliche Gestaltung der Geschichte und damit des Buches. Während der Geschichte werden immer wieder Kinder mit ganz besonderen Merkmalen beschrieben, deren Foto (die übrigens echt sind!) daneben abgebildet ist. Kein Wunder, dass ich mich immer mehr in das Buch verkroch.
Teils ist die Geschichte sehr eklig, dann wieder magisch. Im nächsten Moment wird sie dramatisch und voller Spannung.
Leider konnte sich die Spannung bei mir nicht bis zum Schluss halten und das Ende war für mich eine große Enttäuschung. Wie im Galopp wurden Zusammenhänge erklärt und Handlungsstränge beendet.
Insgesamt fehlte mir der “Wow – Effekt”, der dieses Buch rundum perfekt gemacht hätte. Wäre die tolle Aufmachung nicht gewesen, hätte das Buch lediglich drei Punkte bekommen. So werden es vier von fünf Punkte.
© Ricarda Ohligschläger
Dass nicht nur Mädchen und junge Frauen gerne in Märchen versinken, ist mittlerweile wohl bekannt, schließlich endet der Wunsch nach wahrer Liebe nicht automatisch mit dem Erreichen des 25. Lebensjahrs. Nein, auch mit Mitte 30 legt man eine gewisse Sehnsucht nach Märchen nicht ab – zumindest betrifft mich das.
Da trifft es sich doch wirklich sehr gut, dass Gabriella Engelmann sich zur Aufgabe gemacht hat “grimmsche” Märchen in moderne Storys mit hippen Figuren umzuwandeln. Nach “Hundert Jahre ungeküsst: Dornröschens bittersüße Liebesgeschichte” und “Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid: Ein mörderischer Schneewittchenroman” ist mit “Cinderella Undercover: Aschenputtels wahre Geschichte” nun der dritte Roman dieser märchenhaften Reihe erschienen und so vielversprechend wie das knallige Designs des Covers, erscheint auch die Kurzbeschreibung:
Kurz nachdem Cynthias Mutter gestorben ist, verliebt sich ihr Vater in eine andere Frau, die zwei nervige Töchter im Schlepptau hat. Zu allem Überfluss macht Stiefschwester Felicia dann auch noch Daniel schöne Augen. Ob Cyn den gutaussehenden Kunststudenten mit ihrer neuen Street-Art auf sich aufmerksam machen kann? Das große Kunstfestival ist die Gelegenheit, sich Daniel undercover zu nähern. (Quelle: www.amazon.de)
Doch hält auch der Inhalt, was das Cover verspricht? Meiner Meinung JA!
Das liegt zum einen am flüssig zu lesenden Schreibstil und zum anderen an der Hauptfigur Cynthia Aschenbrenner, die mit ihrer erfrischenden Art genau das verkörpert, was ein 16jähriges Mädel so ausmacht. Eigentlich will sie ihre kleine Welt verändern, aber andererseits traut sie sich doch noch nicht so ganz “aus ihrer Haut”.
Zu aller Unsicherheit kommt auch noch der Verlust ihrer geliebten Mama und ihre “neue Familie”, in Form von Stiefmutter Stephanie und den Töchter Kristen und Felicia dazu. Glücklicherweise hat Cynthia ihre beste Freundin Pauline an ihrer Seite und für akute Notfälle gibt es auch noch Oma Aurelia.
Parallelen zum grimmschen Märchen sind natürlich gewollt und so verwundert es wenig, dass Cynni – Maus (wie sie liebevoll von ihrem Paps genannt wird) im Laufe der Handlung ihren ganz großen Auftritt hat. Genau wie in der märchenhaften Vorlage, muss dieser natürlich vorerst geheim bleiben. Schließlich läuft alles “undercover”.
Aber Gabriella Engelmann hat hier Feingefühl bewiesen und sich genau im richtigen Maße an die Urfassung gehalten. Die Story ist modern, aber nicht zu freaky. Die Ereignisse sind glaubhaft und realistisch. Auch wenn sie manchmal nicht zur Nachahmung geeignet sind (Finger weg von illegalen Sprayer – Aktionen!) 🙂 .
Cynthias Wandel vom Aschenputtel zur selbstbewussten jungen Frau, die mutig ihren Weg geht, hat mir sehr gut gefallen. Die Annäherung zu Stephanie und Kristen zeigt deutlich, dass sie kein Kindskopf mehr ist und auch Veränderungen zulässt – auch wenn ihr diese anfangs unwahrscheinlich erscheinen.
Fazit: Gabriella Engelmann bleibt ihrer Linie treu und überzeugt erneut mit ihrer Idee vom “modernen Märchen”.
© Ricarda Ohligschläger
Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie “Nach dem Sommer” “Ruht das Licht” “In deinen Augen” nicht als böses Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist.
“Es war einmal ein Mädchen namens Grace Brisbane. Sie war nichts Besonderes, außer dass sie gut in Mathe war und eine sehr gute
Lügnerin, und sie baute sich ihr Zuhause zwischen den Seiten ihrer Bücher auf. Sie liebte die Wölfe im Wald hinter ihrem Haus, aber einen davon liebte sie ganz besonders.
Und dieser eine liebte sie auch. (…)
Ein Leben, das ich nicht verlassen wollte.
Ein Leben, das ich nicht vergessen wollte.
Ich war noch nicht so weit. Es gab noch so viel zu sagen.
(Kapitel 74, Seite 374)
Oben stehendes Zitat beschreibt sehr zutreffen, wie die Geschichte zwischen Grace und Sam weitergeht. Während Sam nach und nach sicher sein kann, den Wolf in sich besiegt zu haben, spürt Grace, dass ihr Wolfsich langsam zum Leben erwacht. Noch will sie es nicht wahrhaben und das macht ihre Situation nicht leichter. Denn Grace muss nicht nur gegen die Angst kämpfen Sam für immer zu verlieren,
sie muss sich zudem gegen ihre Eltern stellen, für die Sam nichts weiter als ein Eindringling bedeutet.
“Aber für Liebe gibt es keinen schriftlichen Beleg, also musste ich Grace alleinlassen.” (Kapitel 50, Seite 381)
Cole, der neue im Rudel, wünscht sich nichts sehnlicher als sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als seine wahre Identität ihn einholt, schweben alle Wölfe in großer Gefahr. Denn wer Cole findet, wird auch das Rudel entdecken und damit ein großes Geheimnis lüften.
Während sich “Nach dem Sommer” hauptsächlich um die Liebesgeschichte zwischen Sam und Grace handelte, beinhaltet “Ruht das Licht” viele düstere und ernste Aspekte.
Da ist zum einen Cole, ein drogensüchtiger Teeniestar, der als Wolf versucht seinem verkorksten Leben zu entfliehen. Auf der anderen Seite steht Sam, der damit kämpft über den Verlust seines Ziehvaters Beck hinwegzukommen.
Isabel, die zu sich finden muss und hinter deren rauen Schale ein sensibles Mädchen lauert, das sich nach einer Schulter zum Anlehnen sucht.
Komplettiert werden diese Spannungen durch die ablehnende Haltung von Grace Eltern gegenüber Sam. Die, die sich sonst kaum um ihre
Tochter gekümmert haben, meinen nun über ihre Tochter bestimmen zu können und erkennen gar nicht, dass diese schon längst beschlossen hat, wie und mit wem sie ihr Leben verbringen will.
Maggie Stiefvater lässt in ihrer fantastischen Geschichte damit durchaus realistische Probleme Jugendlicher mit einfließen. Dadurch wirkt
“Ruht das Licht” trotz aller Fiktion authentisch. Die abwechselnde Erzählperspektive hat sie beibehalten.
Ihr Schreibstil ist geprägt von vielen kurzen Sätzen, in einer deutlichen Sprache. Ohne endlose Beschreibungen der Landschaft oder des Handlungsortes und schnulzige Dialoge schafft sie eine Atmosphäre, in der ich mich gerne wiederholt verloren habe.
Wer also von Vampiren, Feen, Geistern und anderen Fantasygestalten die Nase gestrichen voll hat, wird hierbei vollends auf seine
Kosten kommen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie “Nach dem Sommer” “Ruht das Licht” “In deinen Augen” nicht als böses
Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist. Das wäre sehr traurig!
“Ich lasse nicht zu, dass dies zu meinem Abschied wird.”
(Kapitel 54, Seite 398)
© Ricarda Ohligschläger