Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie „Nach dem Sommer“ „Ruht das Licht“ „In deinen Augen“ nicht als böses  Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist.
„Es war einmal ein Mädchen namens Grace Brisbane. Sie war nichts Besonderes, außer dass sie gut in Mathe war und eine sehr gute
Lügnerin, und sie baute sich ihr Zuhause zwischen den Seiten ihrer Bücher auf. Sie liebte die Wölfe im Wald hinter ihrem Haus, aber einen davon liebte sie ganz besonders.
Und dieser eine liebte sie auch. (…)
Ein Leben, das ich nicht verlassen wollte.
Ein Leben, das ich nicht vergessen wollte.
Ich war noch nicht so weit. Es gab noch so viel zu sagen.
(Kapitel 74, Seite 374)
Oben stehendes Zitat beschreibt sehr zutreffen, wie die Geschichte zwischen Grace und Sam weitergeht. Während Sam nach und nach sicher sein kann, den Wolf in sich besiegt zu haben, spürt Grace, dass ihr Wolfsich langsam zum Leben erwacht. Noch will sie es nicht wahrhaben und das macht ihre Situation nicht leichter. Denn Grace muss nicht nur gegen die Angst kämpfen Sam für immer zu verlieren,
sie muss sich zudem gegen ihre Eltern stellen, für die Sam nichts weiter als ein Eindringling bedeutet.
„Aber für Liebe gibt es keinen schriftlichen Beleg, also musste ich Grace alleinlassen.“ (Kapitel 50, Seite 381)
Cole, der neue im Rudel, wünscht sich nichts sehnlicher als sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als seine wahre Identität ihn einholt, schweben alle Wölfe in großer Gefahr. Denn wer Cole findet, wird auch das Rudel entdecken und damit ein großes Geheimnis lüften.
Während sich „Nach dem Sommer“ hauptsächlich um die Liebesgeschichte zwischen Sam und Grace handelte, beinhaltet „Ruht das Licht“ viele düstere und ernste Aspekte.
Da ist zum einen Cole, ein drogensüchtiger Teeniestar, der als Wolf versucht seinem verkorksten Leben zu entfliehen. Auf der anderen Seite steht Sam, der damit kämpft über den Verlust seines Ziehvaters Beck hinwegzukommen.
Isabel, die zu sich finden muss und hinter deren rauen Schale ein sensibles Mädchen lauert, das sich nach einer Schulter zum Anlehnen sucht.
Komplettiert werden diese Spannungen durch die ablehnende Haltung von Grace Eltern gegenüber Sam. Die, die sich sonst kaum um ihre
Tochter gekümmert haben, meinen nun über ihre Tochter bestimmen zu können und erkennen gar nicht, dass diese schon längst beschlossen hat, wie und mit wem sie ihr Leben verbringen will.
Maggie Stiefvater lässt in ihrer fantastischen Geschichte damit durchaus realistische Probleme Jugendlicher mit einfließen. Dadurch wirkt
„Ruht das Licht“ trotz aller Fiktion authentisch. Die abwechselnde Erzählperspektive hat sie beibehalten.
Ihr Schreibstil ist geprägt von vielen kurzen Sätzen, in einer deutlichen Sprache. Ohne endlose Beschreibungen der Landschaft oder des Handlungsortes und schnulzige Dialoge schafft sie eine Atmosphäre, in der ich mich gerne wiederholt verloren habe.
Wer also von Vampiren, Feen, Geistern und anderen Fantasygestalten die Nase gestrichen voll hat, wird hierbei vollends auf seine
Kosten kommen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie „Nach dem Sommer“ „Ruht das Licht“ „In deinen Augen“ nicht als böses
Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist. Das wäre sehr traurig!
„Ich lasse nicht zu, dass dies zu meinem Abschied wird.“
(Kapitel 54, Seite 398)
© Ricarda Ohligschläger