Dass nicht nur Mädchen und junge Frauen gerne in Märchen versinken, ist mittlerweile wohl bekannt, schließlich endet der Wunsch nach wahrer Liebe nicht automatisch mit dem Erreichen des 25. Lebensjahrs. Nein, auch mit Mitte 30 legt man eine gewisse Sehnsucht nach Märchen nicht ab – zumindest betrifft mich das.
Da trifft es sich doch wirklich sehr gut, dass Gabriella Engelmann sich zur Aufgabe gemacht hat „grimmsche“ Märchen in moderne Storys mit hippen Figuren umzuwandeln. Nach „Hundert Jahre ungeküsst: Dornröschens bittersüße Liebesgeschichte“ und „Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid: Ein mörderischer Schneewittchenroman“ ist mit „Cinderella Undercover: Aschenputtels wahre Geschichte“ nun der dritte Roman dieser märchenhaften Reihe erschienen und so vielversprechend wie das knallige Designs des Covers, erscheint auch die Kurzbeschreibung:
Kurz nachdem Cynthias Mutter gestorben ist, verliebt sich ihr Vater in eine andere Frau, die zwei nervige Töchter im Schlepptau hat. Zu allem Überfluss macht Stiefschwester Felicia dann auch noch Daniel schöne Augen. Ob Cyn den gutaussehenden Kunststudenten mit ihrer neuen Street-Art auf sich aufmerksam machen kann? Das große Kunstfestival ist die Gelegenheit, sich Daniel undercover zu nähern. (Quelle: www.amazon.de)
Doch hält auch der Inhalt, was das Cover verspricht? Meiner Meinung JA!
Das liegt zum einen am flüssig zu lesenden Schreibstil und zum anderen an der Hauptfigur Cynthia Aschenbrenner, die mit ihrer erfrischenden Art genau das verkörpert, was ein 16jähriges Mädel so ausmacht. Eigentlich will sie ihre kleine Welt verändern, aber andererseits traut sie sich doch noch nicht so ganz „aus ihrer Haut“.
Zu aller Unsicherheit kommt auch noch der Verlust ihrer geliebten Mama und ihre „neue Familie“, in Form von Stiefmutter Stephanie und den Töchter Kristen und Felicia dazu. Glücklicherweise hat Cynthia ihre beste Freundin Pauline an ihrer Seite und für akute Notfälle gibt es auch noch Oma Aurelia.
Parallelen zum grimmschen Märchen sind natürlich gewollt und so verwundert es wenig, dass Cynni – Maus (wie sie liebevoll von ihrem Paps genannt wird) im Laufe der Handlung ihren ganz großen Auftritt hat. Genau wie in der märchenhaften Vorlage, muss dieser natürlich vorerst geheim bleiben. Schließlich läuft alles „undercover“.
Aber Gabriella Engelmann hat hier Feingefühl bewiesen und sich genau im richtigen Maße an die Urfassung gehalten. Die Story ist modern, aber nicht zu freaky. Die Ereignisse sind glaubhaft und realistisch. Auch wenn sie manchmal nicht zur Nachahmung geeignet sind (Finger weg von illegalen Sprayer – Aktionen!) 🙂 .
Cynthias Wandel vom Aschenputtel zur selbstbewussten jungen Frau, die mutig ihren Weg geht, hat mir sehr gut gefallen. Die Annäherung zu Stephanie und Kristen zeigt deutlich, dass sie kein Kindskopf mehr ist und auch Veränderungen zulässt – auch wenn ihr diese anfangs unwahrscheinlich erscheinen.
Fazit: Gabriella Engelmann bleibt ihrer Linie treu und überzeugt erneut mit ihrer Idee vom „modernen Märchen“.
© Ricarda Ohligschläger