Seit einiger Zeit beobachte ich eine gewisse Tendenz und diese teilt die Bloggergemeinschaft in zwei große Lager.
Die einen halten seit Jahren ihren Blog werbefrei und die anderen posten munter Affiliate – Links zu Amazon, Gutscheincodes und diverse andere Aktionscodes.
Ich zähle mich zur zweiten Kategorie und habe dafür auch schon Kritik einstecken müssen, aber warum eigentlich? Warum ist es so verpönt den Versuch zu starten mit seinem Blog Geld zu verdienen? Und warum schießen gleichzeitig immer mehr Anbieter für Blogmarketing aus dem virtuellen Boden, die für Bannerschaltung etc. bezahlen?
Ganz einfach: weil Bloggen ein Geschäft ist!
Und zwar ein gutgehendes. Nicht umsonst haben große Verlage Blogger schon vor Jahren für sich entdeckt und sie zuhauf mit Rezensionsexemplaren beliefert. Ich selbst wurde und werde heute noch mit zahlreichen Neuerscheinungen beliefert – manchmal ungefragt und manchmal eben auf Bestellung. Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren ist das aber sehr viel seltener geworden.
90 % meiner Bücher bezahle ich mittlerweile! Ich habe gelernt nicht mehr bei jedem Buch „HIER!“ zu rufen.
Außerdem mache ich regelmäßig bei vorablesen.de mit und sind wir mal ehrlich: ein Bummel durch die ortsansässige Buchhandlung bleibt das Highlight!
Zurück zu den Verlagen, die Literaturblogger in Hülle und Fülle beliefern. Warum tun die das? Ganz einfach, weil es Werbung bringt sobald die ausgelieferten Bücher auf den zahlreichen Literaturblogs besprochen werden. Nur von Taschenbüchern allein kann man nicht leben!
Und damit sind wir wieder bei den Links, den Codes und evtl. auch bei bezahlten Rezensionen.
Vor einiger Zeit wurde eine Buchbloggerin regelrecht virtuell zerfleischt, weil sie sich für eine (oder mehrere) Rezension bezahlen ließ. Wieder andere Blogger posten in Hülle und Fülle Codes, Links oder repräsentieren eine Vielzahl von Produkten auf ihrem Blog – und werden dafür gehypt! Da kommt bei mir die Frage auf, ob manche es mehr verdienen Geld zu verdienen als andere?
Fakt ist: man tut keinem weh, wenn man Links, Codes etc. postet und es ist jedem Blogleser selbst überlassen, ob er das (mittlerweile zahlreiche) Angebot auf den verschiedensten Blogs annimmt oder nicht.
Für mich steht der Spaß am Bloggen im Vordergrund.
Aber es ist nun mal was es ist: ein Redaktionsjob, der Zeit, manchmal Mühe und ein gewisses Maß an Engagement erfordert und ja, ich habe das erste Mal im Leben vor mich für eine Rezension bezahlen zu lassen!
Es hat noch niemandem geschadet sein Hobby zum Beruf zu machen bzw. damit Geld zu verdienen.
Wir leben alle mit der Literatur. Warum sollte der ein oder andere nicht auch VON der Literatur leben?
Mir hat heute eine Autorin geschrieben, dass sie gerne bereit wäre für eine Rezension „ohne hohle Phrasen, grammatikalische Fehler und langweiliges Allgemein-Gewäsch“ zu bezahlen. Aber auch sie hat(te) Angst vor Beschimpfungen und der Unterstellung, sie würde sich ihre Rezensenten „kaufen“.
Vielleicht sollte man Blogger und Autoren vernetzen, die das „Geschäft Bloggen“ WERTschätzen. Ich bin der Meinung, dass auf beiden Seiten einige Interessenten vorhanden sind. Schade nur, dass beide Parteien Angst haben müssen einen Shitstorm zu ernten!
© Ricarda Ohligschläger
6 thoughts on “Ich bin käuflich – na und?”
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Liebe Rici,
ich gehöre wohl zu der ersten Gruppe. Allerdings eher, weil ich nicht weiß, wie ich das ändern könnte. Ich finde solche Links aber nicht schlimm. Bei bezahlten Rezensionen bin ich zwiegespalten. Kann ich da noch objektiv bleiben, wenn ich dafür bezahlt werde? Müsste das dann nicht immer positv sein? Kann ich meine wirklich Meinung zu dem Buch sage, oder ist man da jetzt eine Verpflichtung eingegangen?
Das mit dem „ich muss nicht bei jedem Buch ‚hier‘ rufen“ muss ich leider noch lernen.
Danke für deine offenen Worte.
Lg Mel
Ich stehe da voll hinter dir, mach es gern. Denn wenn Uschi ein Duschgel gegen Kohle in die Kamera hält und quiekt wie toll es ist, warum dürfen wir nicht schreiben das ein Buch toll ist (wenn es denn so ist) und uns bezahlen lassen. Wichtiger für mich ist das der rechtliche Rahmen (Gewerbe angemeldet, Impressum entsprechend) vorhanden ist. Wir Buchblogger haben da leider immer das Problem das man schief angeguckt wird wenn man sich für das bezahlen lassen will (oder lässt) wofür andere mehrere hunderte Euro bekommen.
Hey!
Ich kann deinen Beitrag nur unterschreiben. Ich finde es absolut nicht schlimm, wenn man versucht, sich mit seinem Blog zu professionalisieren und Geld zu verdienen. In der Modebloggerszene ist das völlig üblich.
Ich persönlich würde es nicht tun, da ich denke dafür nicht professionell genug zu bloggen. Ich mag meinen kleinen, chaotischen Blog so, wie er ist. Würde ich wirklich in die Richtung Geld verdienen gehen wollen, müsste ich definitiv viel mehr Zeit und Arbeit in meinen Blog stecken, als ich es jetzt tue. Ich ganz persönlich hätte auch Angst, dass ich nicht mehr objektiv werten würde, wenn ich für eine Rezension bezahlt würde. Ich weiß nicht, ob ich da wirklich neutral bleiben könnte.
Ich habe es gerade auf einem Modeblog erlebt, dass ich unter einer „Werbung“ für einen Nagellack kommentiert habe, dass ich den Preis viel zu hoch für die Qualität finde. Dieser Kommentar wurde nicht freigeschaltet. Als Begründung auf meine Nachfrage wurde angegeben, dass die Bloggerin keine negativen Kommentare freischalten würde, sie würde die Sachen schließlich kostenlos bekommen und Werbung für das Produkt machen wollen. Wenn jemand sagt, dass der Lack nicht lange hält, dann wäre das keine gute Werbung. Das finde ich ehrlich gesagt bedenklich, denn mein Kommentar war nicht beleidigend oder so, sondern sachlich begründet.
Ich denke aber durchaus, dass es Menschen gibt, die da trennen können und das hinbekommen trotz Bezahlung weiterhin weitestgehend neutral zu bleiben. Das gehört für mich dann allerdinsg auch zu Professionalität dazu. Schlimm fände ich, wenn aufgrund einer Bezahlung wirklich nur noch Lobhudelei kommt. Dann könnte ich den Blogger nicht mehr ernst nehmen.
LG
Yvonne
Amen, Rici! Du sprichst mir aus der Seele. Ich finde diese Borniertheit so nervig und schade und muss jedes Mal die Augen verdrehen, wenn jemand schreibt oder sagt, dass seine Liebe zu Büchern nicht käuflich sei. Meine Liebe ist auch nicht käuflich, aber meine Arbeit würde ich mir gerne bezahlen lassen. Auch verstehe ich das Vorurteil nicht, dass durch Bezahlung nur noch Lobeshymnen entstehen…da finde ich es viel bedenklicher, dass da generell so ein kleiner Hype unter Bloggern am Laufen ist, bei dem sich besagte Blogger dafür entscheiden, generell keine schlechten Bewertungen mehr zu veröffentlichen. Wo ist der Sinn? Eine gute Kritik regt mich bei Büchern und Filmen immer mehr dazu an, das zu kaufen, als zig 5 Sterne Bewertungen. (Anders bei Haushaltsgeräten, Technik generell etc.)
Negativ-Rezensionen fallen mir auch schwer, wenn ich den Autor persönlich kenne oder das Buch sogar bekommen habe, um der Person einen Gefallen zu tun. Trotzdem schreibe ich die Wahrheit. Würde ich dafür bezahlt werden, würde mir das wahrscheinlich sogar leichter fallen, denn dann ist das mein Job und in der Berufswelt fasst man sich nicht mit Samthandschuhen an – denn damit ist niemandem geholfen.
Lieben Gruß
Ricarda
Hallo Ricarda,
also ich muss sagen, ich finde es gar nicht schlimm, sich bezahlen zu lassen oder irgendwelche Links zu posten. Nur ich persönlich werde es nicht machen, weil ich einfach keinen Druck möchte. Mein Blog ist mein Hobby und manchmal muss ich leider meine Zeit genau dort streichen, weil so viel anderes eben Vorrang hat. Würde ich z.B. Geld für eine Rezension bekommen, könnte ich mir sicher nicht so viel Zeit lassen, wie ich es jetzt teilweise tue. Deshalb kommt es für ich eben nicht in Frage, ich finde aber nichts verwerflich dran, wenn andere das anders sehen.
Viel Erfolg weiterhin für Deinen Blog
und danke für die ehrlichen Worte,
Moni