Ich habe Vorurteile überwinden müssen um mich offen mit Dingen befassen zu können, die ich zuvor nicht verstanden habe, weil sie mir fremd waren.
Liebe Frau Fox, „Der goldene Thron“ ist der letzte Teil einer Trilogie. Wussten Sie von Anfang an, dass es drei Teile werden und wie planen Sie in diesem Zusammenhang Figuren und Ereignisse?

Ja, das wusste ich von Anfang an. Die Zahl drei hat etwas Magisches, man denke nur an die Dreifaltigkeit, an Kindheit, Jugend und Alter, an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, es gibt so viele Dreierzyklen. Die Trilogie entspricht einem Dreieck und jeder Roman besteht aus drei Büchern, also neun insgesamt. Dabei gilt die Zahl neun als heilige Zahl und als Symbol der Vollendung. Die Basis des Dreiecks bilden Ellen und William, zwei erfundene Figuren, die Spitze gehört Guillaume. Er „behütet“ die beiden Basisfiguren. Basisfiguren, weil sie nicht zum hohen Adel gehören wie er. Ich wollte drei verschiedene Gesellschaftsschichten zeigen und mit jeder mehr historischen Hintergrund. Schwert, Falke und Ritter sind die wichtigsten Statussymbole der englischen Könige im Mittelalter, darum habe ich sie als Mittelpunkte für die Trilogie gewählt. Das dritte Buch ist dabei sicher das anspruchsvollste. Es erfordert vom Leser auch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, dass es sich um die Lebensgeschichte eines wahren Helden handelt, die ich so wahrheitsgemäß wie möglich erzählen wollte. Trotz aller Gemeinsamkeit, sind alle drei Bücher unabhängig von einander zu lesen und als eigenständige Romane zu sehen. Einige Szenen aus den beiden Vorgängertiteln sind wichtige Bestandteile des Goldenen Throns, die ich nicht einfach weglassen wollte. Wer sie aufmerksam liest, wird jedoch feststellen, dass nur die Dialoge identisch sind und dass sich für den Leser die Möglichkeit eröffnet, die Liebesgeschichte aus Guillaumes Perspektive erfahren und seine intimsten Gedanken dazu kennen lernen.

Wie sind Sie auf den Titel „Der goldene Thron“ gekommen? 

Klar war, dass der Titel ein edleres Metall als Kupfer und Silber beinhalten sollte, Gold hat sich da praktisch aufgedrängt, galt es doch im Mittelalter als das edelste Metall. Der Thron kam dann ebenfalls fast von selbst. Es ging in Guillaumes Leben schließlich immer nur darum, dem englischen Thron treu zu sein.

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Was waren die interessantesten Dinge, die Sie bei der Recherche zu der Buchreihe erfahren haben? 

Ich war erstaunt über die vielen detailliert beschriebenen Ereignisse, über die in dem Heldenepos, das Guillaumes ältester Sohn posthum hat anfertigen lassen, berichtet wurde. Einige davon habe ich mit viel Freude in die Geschichte aufgenommen, weil sie sowohl von Humor zeugen, als auch von einer großen Liebe zum Detail, die ich sehr faszinierend fand. Die Beschäftigung mit drei alten und wirklich interessanten Berufen war sehr spannend und aufschlussreich. Ich habe Vorurteile überwinden müssen um mich offen mit Dingen befassen zu können, die ich zuvor nicht verstanden habe, weil sie mir fremd waren. Besonders faszinieren finde ich, wie erstaunlich detailreich das Fachwissen in diesen Berufen auch damals schon war. Für mich war die Recherche eine große persönliche Bereicherung. Gerade den Ritter/Soldaten zu verstehen, ist nicht immer leicht gewesen.
Sie sind in Deutschland und Frankreich aufgewachsen und leben auch heute noch in beiden Ländern. Haben Sie zu jedem Land eine ähnliche Beziehung oder kann man das nicht vergleichen? 
Jedes der beiden Länder hat seine Besonderheiten und dafür liebe ich es.
Ihre Bücher spielen weder in Frankreich noch in Deutschland sondern in England. Wie kam es dazu? 
Da muss ich Sie ein wenig korrigieren. Alle drei Romane spielen in England und in der Normandie. Die Könige von England waren ja auch Herzoge der Normandie und als solche Lehnsherren des französischen Königs und viel auf dem Kontinent unterwegs. Übrigens liebe ich auch England, leider kann man jedoch nicht in drei Ländern gleichzeitig leben 😉
Wann war für Sie klar das Sie ein Buch (ihr erstes) schreiben werden? 
Mit dem Schreiben eines ersten Buches habe ich 1999 angefangen. Es war allerdings nicht das Kupferne Zeichen, sondern das berühmte Buch für die Schublade, das dort niemals herausgeholt werden wird. Mit dem Kupfernen Zeichen habe ich erst 2002 angefangen, nachdem ich mir Mut und Bestätigung bei Fachleuten und Kollegen geholt habe.
In wie weit hat Sie das Studium der Romanistik dazu gebracht Schriftstellerin zu werden? Welche weiteren Faktoren haben Sie beeinflusst? 
Dass ich gut Französisch kann, hat mir die ausführliche Recherche über Guillaume überhaupt erst ermöglicht, denn das Heldenepos über ihn gibt es nicht auf Deutsch. Es ist auf Französisch geschrieben worden, denn das war die Sprache der Normannen, also auch Guillaumes, was mich ihm sehr nah gebracht hat. Und was die weiteren Faktoren angeht, die mich beeinflusst haben, so gehört für das Schreiben von historischen Romanen sicher dazu, dass ich Geschichten schon als Kind gerne erzählt habe, wobei mich vor allem Märchen fasziniert haben.
Haben Sie bestimmte Schreibrituale? Schreiben Sie täglich oder eher phasenweise konzentriert? 
Ich sitze täglich mehrere Stunden mit Büchern oder dem Computer auf den Knien und das an unterschiedlichen Plätzen im Haus, in Cafés oder einer Hotellobby und recherchiere oder schreibe. 
Wie vereinbaren Sie ihr Autorendasein und die Familie? Wie macht man es mit drei Kindern an zwei verschiedenen Orten zu leben? 
Mein Sohn ist bereits erwachsen und wohnt inzwischen nicht mehr zu Hause. Er lebt dauerhaft in Südfrankreich, während meine beiden Töchter noch bei mir leben. Wir verstehen uns großartig und verbringen so viel Zeit wie möglich miteinander, schließlich werden irgendwann auch sie außer Haus gehen. Da wir alle eine starke Beziehung zu Frankreich haben, ist das „vagabundieren“ für uns kein Problem.
Ich habe mir Ihre ersten beiden Bücher vorlesen lassen, es waren ganz tolle Hörbücher. Haben Sie Einfluss darauf, wer Ihre Bücher liest? 
Freut mich, dass sie Ihnen gefallen haben. Auf die Auswahl, wer die Bücher liest, habe ich keinen Einfluss. Auch die sehr umfangreichen Kürzungen mache ich nicht selbst, ich lese sie nur gegen. Beim Goldenen Thron allerdings hat man vergessen, mir die Kürzung vorzulegen. 
Was ist denn Ihr persönliches Lieblingsbuch?
 Ein Lieblingsbuch habe ich nicht. Es gibt so viele gute Bücher!
Wie ist es für Sie selbst, vor einem riesigen Regal mit ihren eigenen Büchern zu stehen? (z.B. Buchmesse, großer Buchhandel etc) Was für Gefühle entstehen da? 
Zuerst einmal ist man natürlich wahnsinnig stolz! Mit jedem neuen Buch aber steigt auch der Anspruch an das eigene Schreiben. Diesen Anspruch in der Zukunft auch zu erfüllen, darin liegen all meine Bestrebungen.
Wie geht es weiter nach dieser Trilogie? Planen Sie schon neue Projekte und möchten Sie darüber etwas verraten?
Wie Sie wissen, habe ich das Interview ein bisschen herausgezögert, nun möchte ich gerne das Geheimnis darum lüften, denn es hat mit der Zukunft zu tun: Seit kurz vor der Buchmesse gibt es Verhandlungen mit den USA! Die Aussicht, dass die Trilogie auf den amerikanischen und englischen Markt kommen wird ist natürlich hochgradig spannend, darum wollte ich den LeserInnen so schnell wie möglich davon erzählen. Die Verträge sind jetzt endlich unterschrieben worden, solche Verhandlungen dauern eben. Die nächsten Monate werden sicher sehr aufregend. Zuerst kommt die lange Übersetzungsphase des Kupfernen Zeichens, in der ich stark eingebunden sein werde, dann die Veröffentlichung, dann die nächste Übersetzung. Der Übersetzer ist großartig und zum Glück absolut begeistert von meinen Büchern, was natürlich eine hervorragende Ausgangslage ist. Ich bin sehr froh, künftig mit ihm arbeiten zu dürfen.
Frau Fox, das freut mich sehr zu erfahren. Ich wünsche Ihnen daher für alle weiteren Projekte diesbezüglich viel Erfolg und danke an dieser Stelle für dieses interessante Interview!
Die Bücher aus der Verlosung gingen bereits an
Nicole J.
Heike F.
Malin L.
Herzlichen Glückwunsch!
(Autorenfoto / Quelle: www.luebbe.de)
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“