Die Liebe kann aus den schüchternsten Mädchen mutige Kriegerinnen machen und aus windigen Geschäftsmännern zittrige Jungs.
„Einzelstücke“ ist bereits Ihr vierter Roman. Wie haben Sie es geschafft einen Verlag zu finden und gab es viele Hindernisse auf dem Weg?
Einen Verlag zu finden, ist in der Tat nicht so einfach. Ich habe mich mit meinem ersten Manuskript an einen Literaturagenten gewendet, der den Kontakt zu meinen heutigen Verlag, Lübbe, hergestellt hat. Das war wunderbar.
Wie sind Sie auf den Titel „Einzelstücke“ gekommen? Sind Männer nicht alle gleich? 🙂
Die Figuren im Roman sind ja mehr oder weniger alle „Einzelstücke“ auf der Suche nach ihrem Pendant. Manchmal ist die Suche schwerer, manchmal einfacher. Einiges ist offensichtlich, anderes unerreichbar. Und natürlich sind Männer nicht alle gleich. Worüber sollte ich dann schreiben!
Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Geschichten?
In meinen Büchern geht es immer um die Liebe, um die Spannung zwischen Mann und Frau und um die Frage, wie wir Beziehungen definieren. Darf ich fremdgehen? Kann ich ihm den Seitensprung verzeihen? Und warum verstehen meine Freundinnen nicht, wenn ich genau das tue? Wie viel Liebe brauche ich, um dich zu heiraten? Liebe ich dich eigentlich? Kann ich mit meinem besten Freund schlafen oder sollte ich es sogar? Darf ich mich als Frau im Bett wie ein Mann aufführen … Fragen über Fragen, die uns das Leben schwer machen können und uns zuweilen in Abgründe stürzen. Meine besten Freundinnen können ganze Nächte mit der Suche nach Antworten füllen. Und heftig darüber streiten. Und die Männer haben da immer ihre ganz eigene Sicht der Dinge. Das macht es spannend und liefert jede Menge Stoff.
In ihren Romanen spielt die Liebe immer eine große Rolle, was fasziniert Sie so sehr an dem Thema Liebe?
Es gibt nichts Aufregenderes, Hingebungsvolleres und Umtriebigeres. Die Liebe kann aus den schüchternsten Mädchen mutige Kriegerinnen machen und aus windigen Geschäftsmännern zittrige Jungs. Oder anders herum. Das gefällt mir. Wer liebt, ist zu allem fähig.
Wieso haben Sie sich entschieden ein „Chick-Lit“-Buch zu schreiben? Lesen Sie auch privat vorwiegend Chick-Lit?
Privat lese ich im Grunde alles, was mir so in die Finger fällt. Ich mag Anna Gavalda, Nick Hornby, Irvin D. Yalom oder aktuell Liz Gilbert. Im Chick-Lit-Genre amüsierte ich mich manchmal köstlich über Ildikó von Kürthys Selbstironie und Wortwitz. Aber mein absolutes Lieblingsbuch ist Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklich sein“. Warum ich selbst schreibe, was ich schreibe, kann ich gar nicht sagen. Wahrscheinlich ist es das Genre, was mir am meisten Spaß macht.
Besitzen Sie ebenfalls „Einzelstücke“, oder haben Sie ein Lieblingskleiderstück oder ein paar Schuhe, die Sie besonders gern anziehen? Oder besitzen Sie gar das männliche „Einzelstück“?
Ich gehe gerne auf Flohmärkte, um meine Wohnung von IKEA zu bereinigen. Bei Kleidung ist das schon ein bisschen schwieriger. Ich besitze ein buntes Sommerkleid, das ich über alles liebe und braune Lederstiefel, von denen ich zweimal im Jahr bete, dass der Schuster meines Vertrauens sie wieder hinbekommt. Abgesehen davon bin ich leider eine Frau, die permanent und immer auf Neues in ihrem Kleiderschrank besteht.
In „Einzelstücke“ geht es ja um die Frage Ehe ja oder nein. Wie ist ihre persönliche Meinung zu dieser Verbindung: Altertümlich und nicht notwendig oder ein Muss für eine Liebesverbindung?
Heutzutage ist nie verheiratet gewesen zu sein ja weniger chic als mindestens einmal geschieden. Es gibt sicher eine Menge Gründe, warum Menschen heiraten, viele davon finde ich bescheuert. Ich glaube auch nicht, dass man nur aus Liebe heiraten sollte, sondern aus dem Wunsch heraus, sich mit einer Person langfristig etwas tiefer Verbindendes erschaffen zu wollen, während man sich gleichzeitig bewusst ist, dass einem in den nächsten Jahren ganz sicher hier und da noch jemand Aufregenderes begegnen wird.
Welches Ihrer geschriebenen Bücher ist ihr persönliches Lieblingsbuch und welche Ihrer Romanfiguren würden Sie selbst am liebsten verkörpern?
Praktischerweise mag ich immer das Buch am liebsten, an dem ich gerade arbeite. Einzelstücke zu schreiben, hat mir großen Spaß bereitet. Die Frage nach der Romanfigur, die ich am liebsten verkörpern würde, ist etwas schwieriger zu beantworten. Oft lasse ich die Charaktere Dinge tun, die ich mich im realen Leben selbst niemals trauen würde. Ich hätte manchmal gerne die freie Schnauze von Jil aus Champagnerwillich, die unersättliche Energie von Emily aus Beziehungsweise Blond, die Möglichkeiten von Mia aus Mehrwegmänner und von Anna aus Einzelstücke hätte ich gerne den Mann!
Wie war das Gefühl für Sie, als Sie zum ersten Mal ein veröffentlichtes Buchexemplar in Händen halten konnten?
Großartig! Aufregend, beängstigend und unglaublich zugleich.
Wie gut waren Sie im Deutschunterricht, in der Schule, speziell beim Geschichten / Aufsätze schreiben? Konnten Sie das schon immer sehr gut?
Nein. Im Deutschunterricht war ich gut, aber nie überragend. Mein Talent, das sich dann leider auch schon zu Schulzeiten gezeigt hat, ist eher die Neigung zu blühender Phantasie und der Hingabe zu bunten Tagträumen.
Sie arbeiten in der Psychiatrie. Wie schaffen Sie es, am Ende eines Arbeitstages wieder runterzukommen und nicht „reif für die Klapse“ zu sein? Ist das Schreiben ein willkommener Ausgleich?
Ja. Das Schreiben ist oft ein super Ausgleich. Wenn ich eine Zeit lang nicht geschrieben habe, freue ich mich immer darauf, meine Romanfiguren wieder zu treffen, aber nach Tagen an meinem Schreibtisch zieht es mich auch zurück zu meinen Kollegen und Patienten in die Klinik.
Ich kann mir vorstellen, dass Ihr Job eine starke psychische Belastung mit sich bringt. Oder lernt man während des Studiums damit umzugehen und die Themen im Beruf nicht mit nach Hause zu nehmen?
Als Psychologe und Mediziner hat man den großen Vorteil, dass man sich, wenn man mit wirklich schlimmen Dingen konfrontiert wird, drauf konzentrieren kann, wie man der Person am besten hilft. Das macht es einfacher. Nichtsdestotrotz ist es ein Job, der einen immer wieder bewegt, aber darum liebe ich ihn auch.
Ist es nicht schwer zwei Berufe zu haben und manchmal für das Schreiben weniger Zeit zu haben, als für den Hauptberuf?
Es ist nicht ganz einfach, aber es hat auch seine guten Seiten, zwischen der realen Welt als Psychologin und der Fiktion immer mal wechseln zu können. Es ist mehr gute Ergänzung als unvereinbarer Widerspruch.
Ich finde Ihren Lebenslauf wirklich interessant. Modejournalismus, Medienkommunikation und Psychologie und dazu noch Autorin. Was ist ihr wirkliches Berufsziel? Wollen Sie irgendwann einmal nur noch schreiben oder sind Sie einfach ruhelos und unentschlossen was ihren Job betrifft?
Was mein Leben wirklich bedeutend einfacher macht, als das vieler anderer, ist, dass ich schon immer ziemlich gut weiß, was ich will. Ich bin gerne Psychologin, ich halte das für einen wertvollen und faszinierenden Job. Andererseits liebe ich es auch, mit meinen Romanfiguren auf wirre Reisen zu gehen. Ich hoffe, immer beides machen zu können.
Denken Sie, dass Sie dadurch, dass Sie Psychologie studiert haben, die Charaktere in ihren Büchern realistischer darstellen können?
Das Psychologiestudium hat mein Menschenbild offener, respektvoller und umsichtiger gemacht, was sicherlich in irgendeiner Weise auch Auswirkungen auf das Schreiben hat. Was mir jedoch wirklich immer geholfen hat, Charaktere realistischer darzustellen, sind andere Dinge: Selbst mal verlassen worden zu sein, mal kein Geld für die nächste Miete gehabt zu haben oder ohne Schirm im strömenden Regen gestanden zu haben.
Kennen Sie Schreibblockaden und was tun Sie dagegen?
Ganz große Blockaden habe ich zum Glück noch nicht gehabt. Zerstreuung hilft ab und an. Dann kann es passieren, dass mir zum Beispiel Ideen unter der Dusche in den Kopf kommen, während ich das Haare Shampoonieren vergesse. In anderen Fällen lenkt Ablenkung tatsächlich nur vom Schreiben ab. Dann ist das sture Warten vor dem weiß flackerndem Bildschirm effektiver.
Wird es demnächst noch mehr von Ihnen zu lesen geben und welche Projekte diesbezüglich haben Sie bereist in Planung?
Ich schreibe gerade mit großer Freude an einem Buch über „Die emotionale Obdachlosigkeit männlicher Singles“. Zu dem Thema haben meine Freundinnen eine Menge Kurioses zu berichten. Und die Männer interessanter Weise auch. Mehr dazu können Sie dann im Frühjahr 2012 lesen.
Liebe Michaela, da freu ich mich schon drauf. Ich bedanke mich – auch im Namen der Leser – ganz herzlich für dieses offene Interview und wünsche Ihnen weiterhin, bei allem was Sie tun, viel Erfolg und Freude.
Die Bücher aus der Verlosung gehen an
Diana T.
Inja K.
Stefanie S.
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“
1 thought on “Interview mit Michaela Möller”
Comments are closed.