Wer meine bisherigen Rezensionen verfolgt (hat) wird wissen, dass ich eine Vorliebe für schusselige, untypische Hauptprotagonistinnen habe. Bevorzugt entsprechen sie eben nicht dem Ideal von superordentlich, megaerfolgreich und vom Prinzen geküsst. Genau aus diesem Grund hat mich die verträumte Nelly schlagartig um den kleinen Finger gewickelt. Überschuldet, leicht planlos und modisch ganz weit hinter den aktuellen Trends möchte man ihr gerne an so mancher Stelle einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben.
Zum Beispiel wenn sie tatenlos zusieht wie ihr kleines Yogastudio in Berlin nach und nach immer mehr Kunden verliert.
Zum Ausgleich dafür gewinnt Nelly das Herz von Ben, und plötzlich läuft alles ein bisschen aus dem Ruder, denn Ben hat auch eine klitzekleine Macke.
Ein bisschen Verwechslungskomödie, eine Prise Herzschmerz und eine Portion von „Das gibt es doch gar nicht“ – die Idee an sich ist nicht neu, doch dieser Roman besticht durch seinen ganz eigenen Charme.
Mira Becker lässt Nelly direkt aus ihrer Perspektive erzählen und gibt damit der Story eine zusätzliche, persönliche Note. Ich mag es zum Beispiel sehr, wenn ich beim Lesen in die Gedankenwelt der Hauptfigur eintauchen kann, und mit ihrem flüssigen, lockeren Schreibstil ist der Autorin dies perfekt gelungen. Nellys emotionale Achterbahnfahrt von Ratlosigkeit, Enttäuschung, Verliebtheit und Herzschmerz sind ein Garant für unterhaltsame Lesestunden.
Nicht umsonst habe ich „Couchgeflüster“ in einem Rutsch durchgelesen. Auch die Nebenfiguren wie Ben oder Tante Tessa sind sehr sympathisch und runden Nellys kleine Welt gekonnt ab.
An dieser Stelle sei gesagt, dass Nellys Mama zwar ein paar typische Therapeuten – Klischees bedient, aber das stört nicht weiter. Es sorgt eher noch für zusätzliche Schmunzler, und wie im wahren Leben kann man auch diese Mutter mit Blumen sehr beeindrucken.
So ist „Couchgeflüster“ eine unterhaltsame, aus dem Leben gegriffene Lektüre für alle diejenigen, die dringend von langweiligen Liebesromanen therapiert werden müssen.
Fazit: „Couchgeflüster“ ist eine unterhaltsame, witzige Verwechslungskomödie und eine kurzweilige Therapie gegen Lesefrust.