Browsing Tag:

Annette Hohberg

Rezensionen/ Rezensionen Belletristik

Annette Hohberg – Das unendliche Blau

Das Leben ist Jetzt
Kurz vor ihrem 50. Geburtstag erfährt Martha, dass sie Krebs hat, im Endstadium. Die Journalistin entscheidet sich gegen jede Art von Therapie und geht stattdessen nach Bologna. Sie verlässt ihre Tochter, ihre Freunde, ihren Vater .
Jetzt, da ihr Leben mit einem Ablaufdatum versehen ist, tut sie endlich, was sie immer gewollt und sich immer versagt hat. Ohne festen Plan, nur mit ein paar Träumen im Gepäck macht sie sich auf – und findet in Italien nicht nur Antworten auf Fragen, die sie sich bis dahin nie gestellt hat. Sie findet das Lachen, die Leidenschaft, die lange vermisste Lebensfreude – und die große Liebe. Sie trifft Michele, und gerade weil sie weiß, dass ihr nur noch ein paar Wochen bleiben, lässt sie alles zu und nichts aus. Mit ihm feiert sie den Augenblick. „Ich will uns, solange es uns noch gibt. Jeden Moment will ich mit dir leben“, sagt sie fast trotzig, wissend, dass alles andere Verschwendung von Zeit wäre, die sie nicht mehr hat. Sie zieht die Sicherheitsnetze ein, die sie jahrzehntelang sorgfältig gespannt hat, lässt den freien Flug zu und erlebt so, dass genau das ihr den Hauptgewinn beschert. (Kurzbeschreibung laut amazon)
Das unendliche Blau” findet Martha in Micheles Augen und auf dem Weg zu ihm findet sie auch sich selbst. So könnte man das Buch ebenfalls zusammenfassen.
Mit kraftvoller Intensität alarmiert Anette Hohberg ihre Leser das Leben nicht einfach zu verschwenden, sondern sich fallen zu lassen und Wünsche wahr zu machen.
Martha begreift leider viel zu spät, dass sie ihr Leben nie so gelebt hat wie sie es hätte tun sollen. Jedoch nutzt sie in Bologna jeden Tag so intensiv für sich, dass sie schlussendlich ihr Glück findet.
Auch zu ihrem Exmann Hans findet sie wieder einen Zugang. Darüber hinaus nähert sich ihre Tochter Lina ihrem Vater wieder an. Neue Erkenntnisse, Missverständnisse und viel zu viele ungesagte Worte werden nachgeholt und Lina sieht ihren Vater plötzlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Und dabei reflektiert sie auch ihr eigenes Fehlverhalten.
Marthas Ende ist gleichzeitig ein Anfang. Nicht nur für Martha selbst, sondern eben auch für Lina, Hans und auch für Michele.
Das Leben nutzen, genießen und feiern – an manchen Tagen fällt dieser Plan schwer, aber Annette Hohberg ruft einem die Begrenztheit des Lebens auf sehr emotionale Weise ins Bewusstsein. Haben wir nicht alle schon gesagt: “Dafür habe ich keine Zeit?”
Martha ist die Einzige, die keine Zeit mehr hat und doch findet sie Wege aus ein paar noch verbleibenden Wochen noch das Beste herauszuholen. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.
Mich hat das Buch sehr aufgerüttelt. Nicht nur, weil ich mich gerade in einer Lebensphase befinde, die meinen Wünschen und Vorstellungen vom Leben immer näher kommt, sondern auch, weil ich weiß wie wenig Zeit Krebs einem Menschen lässt. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das Buch mich zum richtigen Zeitpunkt gefunden hat.
Annette Hohberg hat eine Sprache, die mich an ein Geigenspiel erinnert. Intensiv, emotional, kraftvoll und dann wieder sehr leise, und fast schon melancholisch. Sie hat mich damit berührt, beglückt und mitten ins Herz getroffen. Viele Stellen des Buches habe ich mehrmals gelesen, um sie ganz in mich aufzunehmen.  Für Zitate – Entdecker ist “Das unendliche Blau” ein wahrer Hochgenuss!
Daher möchte ich meine Buchempfehlung mit einem ganz besonderen Zitat abschließen:
“Unser ganzes Leben ist eine Reihe von Schnappschüssen, auf denen wir mehr oder weniger gut aussehen.”
Annette Hohberg – Das unendliche Blau

Rezensionen/ Rezensionen Belletristik

Annette Hohberg – Ein Sommer wie dieser

Zeitweise verspürte ich den Wunsch mich in den wunderschönen Wortspielen der Autorin zu verlieren
Es ist ein herrlicher Sommer. Klara und Stephan sind Anfang 20, als sie sich in Italien kennenlernen und ineinander verlieben – bis eine unglückliche Verkettung von Umständen sie trennt. Die Jahre vergehen, jeder führt sein eigenes Leben. Durch einen pikanten Zufall begegnen sie sich Jahrzehnte später wieder und entdecken, dass sie noch immer dieselben starken Gefühle füreinander haben. Doch Klara ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter, und Stephan ist Single, Literaturprofessor und hat seine Affären. Sollen sie das wirklich alles aufgeben und den Sprung ins Ungewisse wagen? Es kommt der Tag, da müssen sie eine Entscheidung treffen …
(Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
Bei dieser Rezension werde ich über den Inhalt kein weiteres Wort verlieren. Die Kurzbeschreibung sollte ausreichen. Vielmehr möchte ich auf den Schreibstil von Annette Hohberg hinweisen, denn es wäre zu schade diesen außer Acht zu lassen.
Kurz, prägnant, kraftvoll – das sind die Worte, die mir zuerst einfallen, wenn ich an dieses Buch denke. Und genau so ist eben der Schreibstil. Annette Hohberg versteht es mit kurzen Sätzen ausdrucksvoll zu unterhalten. Sie lässt wunderbare Sätze erst richtig wirken, durch diese reduzierte Art Dinge zu beschreiben. Man dürstet regelrecht nach mehr. Und bekommt es auch! Annette Hohberg zaubert mit ihrem Schreibstil aus Nebensächlichkeiten etwas ganz besonderes, aufregendes und schönes.
Die Spannung trägt sich dadurch fast wie von selbst durch das ganze Buch. Mitreißende Wendungen steigern sie noch zusätzlich.
Zeitweise verspürte ich den Wunsch mich in den wunderschönen Wortspielen der Autorin zu verlieren, die Augen zu schließen und Sprache einfach nur Worte, Zeilen und Sätze sein zu lassen. Ich kann das gar nicht ausdrücken, wie sehr sie mich berührt haben.
Das Buch ist eines der schönsten, welches ich in der letzten Zeit gelesen habe. So recht kann ich nicht beschreiben, was es eigentlich ausmacht. Ist es die Story, der Schreibstil oder sind es die Figuren?
Vielleicht ist es auch die stille Aufforderung die Liebe zu nutzen und nicht sie zu vergeuden.
Fazit: In jedem Fall ist es ein Buch, was gelesen werden muss!
© Ricarda Ohligschläger