Was tust du, wenn deine Mordfantasien Wirklichkeit werden?
Ihre Gedanken sind mörderisch, ihre eigene Angst davor unaussprechlich: Nach einem Schicksalsschlag erkrankt Marie an aggressiven Zwangsgedanken, betrachtet sich als Gefahr für sich selbst und andere. Monatelang kämpft sie gegen die grausamen Mordfantasien an, die wie Kobolde durch ihren Kopf spuken, ständig verbunden mit der Panik, sie könne diese furchtbar realen Fantasien eines Tages nicht mehr kontrollieren und in die Tat umsetzen. Und dieser Tag kommt, als Marie neben ihrem toten Freund erwacht, der mit einem Messer auf grausamste Weise niedergemetzelt wurde. Am Ende eines Gerichtsprozesses wird sie aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit zum Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie verurteilt. Dort sucht Marie verzweifelt nach Erinnerungen an die Mordnacht, denn für Marie selbst sind die Geschehnisse wie ausgelöscht. Nur ihr Arzt Jan scheint sie zu verstehen und ihr helfen zu wollen. Aber schon bald wächst in Marie der Verdacht, dass in Wahrheit vielleicht nichts so gewesen ist, wie es scheint … (Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
Kennst du den Gedanken deinen Chef erschießen zu wollen, weil er dich nervt. Oder ältere Leute schubsen zu wollen, weil sie sich im Schneckentempo bewegen, du es aber eilig hast und an ihnen vorbei musst. Kennst du dieses kurze Aufblitzen von Wut in dir, was sofort wieder verschwindet?
Marie Neumann hat diese Gedanken auch. Doch aus einem kurzen Aufblitzen werden brutale Zwangsgedanken, die nur eines beinhalten: zu morden!
Immer wieder schießen Marie Bilder durch den Kopf wie sie denen ihr anvertrauten Kindern ihre Hände um den Hals legt und zudrückt. Und auch ihr Freund Patrick ist Gegenstand dieser Horrorszenarien.
Bis sie eines Morgens neben ihrem toten Freund aufwacht und alle Indizien dafür sprechen, dass sie ihn ermordet hat.
“Alles muss versteckt sein” ist für mich der heißeste Anwärter auf mein Buch des Jahres 2012. Wiebke Lorenz Schreibstil ist nicht packend, nicht fesselnd, sondern regelrecht besitzergreifend! Und zwar so sehr, dass ich das Buch an einem Stück lesen musste. Ich hatte gar keine Chance es aus der Hand zu legen!
Ich habe mich bisher nicht mit dem Thema Zwangsgedanken auseinandersetzen müssen, und konnte durch diesen Thriller einen anschaulichen und sehr emotionsgeladenen Einblick in die Welt einer Betroffenen bekommen. Wie belastend, einengend und beängstigend sich Zwangserkrankte fühlen, welche Auswirkungen diese Krankheit auf ihren Alltag haben kann – all das schreibt Wiebke Lorenz anschaulich und ungeschönt.
Nicht ohne Grund, wie ich mittlerweile weiß.
Anfangs des letzten Drittels lichtete sich für mich die intelligent verwobene Handlung, allerdings hätte ich NIEMALS mit dem gerechnet, was mich dann erwartete. Das Ende hat mich regelrecht umgehauen. Besser geht es nicht!
Ich möchte auch anmerken, dass selten ein Buch so stimmig ist wie dieses. Figuren, Handlung, Tätermotiv, ja sogar Titel und Cover greifen perfekt ineinander.
Wiebke Lorenz beweist erneut, dass sie mehr kann als “Wunschkonzert” und “Glückskekse” und diese dunkle Seite gefällt mir außerordentlich gut.
Chapeau! für diesen herausragenden Thriller und Kniefall vor Wiebke Lorenz.
© Ricarda Ohligschläger
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Für Nele Stern wird ein Lebenstraum wahr: Als Barfußtänzerin feiert sie ihren ersten Soloauftritt im renommiertesten Varieté ihrer Zeit, dem Berliner Wintergarten. Doch sie fällt beim Publikum als zu prüde durch. Da sie auch in Paris keine Auftrittsmöglichkeiten findet, beschließt sie, nach Amerika auszuwandern: Das Geld reicht gerade noch für eine Fahrt in der 3. Klasse der Titanic. Als sie sich an Bord des Luxusliners zu einem Diebstahl hinreißen lässt, lernt sie Matheus kennen, einen ebenso liebenswürdigen wie hypochondrischen Pastor aus Berlin. Er reist mit Frau und Kind, durchlebt aber offensichtlich gerade eine Ehekrise. Ungeniert flirtet seine Frau, die aus gutem Hause kommt und deren Vater der Hofbankier des deutschen Kaisers ist, mit einem jungen Engländer, der sich höchst verdächtig benimmt. Tatsächlich ist er ein Spion der britischen Krone, und er hat sich keineswegs zufällig auf die Frau des Pastors kapriziert, sondern will über sie an geheime Dokumente des Hofbankiers herankommen. Der Zusammenstoß der Titanic mit einem Eisberg stürzt die Reisenden in einen Mahlstrom aus Wasser und Eis – und setzt Liebe und Freundschaft einer weiteren Zerreißprobe aus. In diesem ebenso brillant recherchierten wie fesselnd erzählten Roman wirft Titus Müller ein neues Licht auf die Bedeutung der Titanic in der Zeit europäischer Aufrüstung und schildert einfühlsam Menschen am Scheideweg ihres Lebens. (Quelle: www.amazon.de)
Nachdem ich Titus Müller bereits als Autor historischer Romane kennenlernen durfte, war ich ganz besonders neugierig auf dieses Buch, da es mich nicht nur wegen der Kurzbeschreibung lockte, sondern auch, weil mich der Untergang der Titanic nicht erst seit der Verfilmung von James Cameron fasziniert und berührt.
Dramatisch und mit sehr vielen Emotionen rasen die Hauptprotagonisten, Matheus und Cäcilie Singvogel, nicht nur auf ihr privates Unglück zu, sondern auf eine Katastrophe, die noch Jahrzehnte später die Geschichtsbücher füllt.
Umso mehr begeisterte mich Titus Müller mit seiner Idee, die schrecklichen Ereignisse dieser bedeutungsvollen Aprilnacht mit so vielen fiktiven Facetten zu bereichern: Liebe, Verrat, Untreue und Spionage.
Die Untreue seiner Frau macht Matheus rasend vor Eifersucht und gleichzeitig fühlt er sich zur Tänzerin Nele Stern hingezogen. Hingerissen zwischen der ihr wohlvertrauten Welt des Reichtums und ihrem gut Leben als Ehefrau eines Pastors, muss Cäcilie nicht nur gegen ihre Gefühle für den gutaussehenden Engländer kämpfen. Sie gelangt in einen Strudel aus Leidenschaft und höchster Gefahr, und verliert dabei ihren größten Schatz.
Doch nicht nur die Geschichte selbst ist es die mich durch die zahlreichen Perspektivenwechsel getragen hat. Die Szenerie ist es, die aus der Mischung von Smokings, Seeluft, Kohlestaub und Seidenkleider eindrucksvoll und bildgewaltig vor dem inneren Auge explodiert.
Anfänglich fasziniert von der Welt der Reichen erkennt Cäcilie bald die Borniertheit und den Egoismus, der augenblicklich in dem Moment zutage kommt, als es ums nackte Überleben geht. Ihr galanter Kavalier zeigt sich von einer gefährlichen Seite und pelzbehangene Damen versuchen im unpassendsten Moment Contenance zu wahren.
Wut und tiefe Traurigkeit, Hoffnung und nackte Angst – keine Emotion ließ ich beim Lesen dieses großartigen Romans aus. Das allein ist den Personen zu verdanken, die nachvollziehbar und glaubhaft mit den tatsächlichen Ereignissen dieser dramatischen Nacht verwoben sind.
“Tanz unter Sternen” möchte ich allen empfehlen, die nach einer spannungsreichen, emotionsgeladenen und dramatischen Geschichte suchen.
Die rund 400 Seiten habe ich an einem Tag gelesen, denn Titus Müller hat sein Talent zum Besten gegeben und mich damit tief bewegt.
© Ricarda Ohligschläger
…es tat mir in der Seele weh, zu spüren, was man aus diesem eigentlich intelligenten Plot hätte zaubern können.
“Ich werde auf dich warten”, versichert Stevie ihrem geliebten Michael, als der Krieg beginnt. Doch dann bekommt sie einen Brief aus Afrika, in dem Michael die Beziehung ohne Erklärung beendet. Stevie bleibt tief gekränkt zurück und beschließt, dass ihre Tochter niemals erfahren soll, wer ihr wahrer Vater ist. Bis viele Jahre später Stevies Enkelin Anna als Krankenschwester einen alten Herrn betreut, der seine Erinnerungen in einem Schuhkarton aufbewahrt und der ihr eine wahre Geschichte von Liebe und Krieg erzählt.
So lautet der Klappentext. Ansprechend, vielversprechend und auf eine zauberhafte, traurige wie schöne Geschichte hoffend. Doch ich wurde jäh enttäuscht beim Lesen, da sich die eigentliche Geschichte zog wie ein Kaugummi, um mich nachher zum Schluss regelrecht zu überrumpeln.
In abwechselnden Kapiteln wird jeweils aus der Sicht von Michael und Stevie erzählt und so fügt sich deren Geschichte nach und nach zusammen. Das Kennenlernen, der erste Kuss, zärtliche Berührungen, der Abschied – an allem nimmt man teil und doch fehlte mir irgendwie noch ein Fünkchen Gefühl dabei.
Natürlich ist es berührend, wenn Michael seine Erfahrungen mit dem Krieg macht, zumal er sehr, sehr jung zu diesem Zeitpunkt ist und Stevie verzweifelt auf einen Brief von ihm hofft und dann bitter enttäuscht wird.
Aber wenn ich etwas über Tauben lernen will, dann kaufe ich mir ein Taubenbuch. In einer Geschichte über Liebe, Krieg, Verlust und Hoffnung möchte ich nicht seitenweise von Taubenzucht lesen.
Die Phasen im Leben der beiden, die wirklich wichtig waren, die dem Leser noch mehr Facetten der beiden Hauptfiguren gezeigt hätten, wurden nach meinem Empfinden im Schnellverfahren abgehandelt.
Eigentlich wäre dieses Buch eines der Bücher gewesen, welches ich abgebrochen hätte, aber der flüssige Schreibstil hat mich dann doch dazu bewogen es weiter zu lesen. Und ich hoffte ja auch immer noch auf ein Happy End bzw. auf den wirklich dramatischen Teil.
Dieser wurde dann auf die allerletzten Seiten gepresst und es tat mir in der Seele weh, zu spüren, was man aus diesem eigentlich intelligenten Plot hätte zaubern können.
Wer eine wirklich bewegende Geschichte über Liebe, Krieg und Hoffnung lesen möchte, dem empfehle ich “Zwei halbe Leben” von Rebecca Stephan. Vielleicht sollte die Autorin dieses Buch lesen, um zu erfahren was sie aus ihrer Idee zum Buch hätte machen können. Und ja, es könnte sein, dass ich mit zu hohen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen bin, da ich immer noch hoffe, eine ähnliche Story wie das eben genannte wieder zu finden.
Fazit: Eine gute Story, die man mit etwas mehr Gefühl und Dramatik bei Weitem mehr “berührend” hätte nennen können.
© Ricarda Ohligschläger
Vor drei Jahren verlor Eva ihre Zwillingsschwester. War es Mord? Oder Selbstmord? Die Umstände sind bis heute nicht ganz geklärt und aus gegenseitigem Trost wurde Liebe: Eva heiratete den Mann ihrer verstorbenen Schwester. Eine praktische Lösung. Für alle?
Denn nach und nach zerbricht Eva an ihren eigenen Regeln. Sie, die immer “das schwarze Schaf” der Familie war, möchte nun plötzlich die brave Ehefrau sein. Perfekt in Szene gesetzt in einem Leben voller Rituale, Tradition und Regeln.
Die Totgeburt ihres kleines Lukas empfindet Eva als erneute Strafe und während Evas Mann Tobias nach vorne schaut und einen “neuen Versuch” startet, versinkt Eva immer mehr in Tagträumen und Erinnerungen an die vermeintlich glückliche Kindheit.
Immer wieder taucht Marlene darin auf, öffnet Eva die Augen und plötzlich bröckelt die Fassade der heilen Familienwelt. Eva bricht die Regeln, lässt sich tätowieren, rastet aus und droht allen Halt zu verlieren. Doch dann taucht plötzlich Simon auf. Auch er kannte Marlene…
Wiebke Lorenz erzählt in “Allerliebste Schwester” die Geschichte zweier Frauen die unterschiedlicher nicht sein können.
Während Marlene die perfekte Tochter verkörpert, begehrt Eva auf und muss dafür Schläge und die Missachtung der Eltern ertragen. Die heile Familienwelt – nur eine Farce. Sie ist die Aufmüpfige, immer wieder getadelt, bestraft und mit der Schwester verglichen.
Als dann auch noch Marlene das Elternhaus verlässt, um zu studieren und kurze Zeit später verliebt ist, haut Eva nach Hamburg ab. Zu groß ist der Groll darüber verlassen worden zu sein, von dem einzigen Menschen, der ihr bis dato etwas bedeutet hat.
Nach Marlenes Tod nimmt sie zunehmend ihren Platz ein. Sie heiratet ihren Schwager, übernimmt Marlenes Anstellung in einem Buchladen und verliert dabei mehr und mehr ihre eigene Identität. Wieder einmal ist sie eben nicht die brave Tochter. War sie jemals die brave Schwester? Hat Eva sich nicht schon lange an Marlene gerächt?
Perfekt!!, dachte ich als ich das Buch zuschlug. Wiebke Lorenz´ packende Familiengeschichte um die Rivalität zweier Schwestern braucht kein Happy End, um zu beeindrucken. Ein unmissverständlicher Schreibstil, unvorhersehbare Wendungen, überzeugende Figuren und viel Tiefgang sind dagegen unentbehrlich, und hier hervorragend gelungen.
Die Charaktere sind atemraubend antipathisch und überzeugen durch Aufdringlichkeit, Besserwisserei und Emotionslosigkeit. Solche Leute möchte ich nicht näher kennen!
Die beklemmende Atmosphäre trägt sich von der ersten bis zur letzten Seite. Dort endet sie in einem grandiosen Finale, welches auch weitsichtige Leser überraschen wird.
Während andere Autoren es mit vielen Worten nicht schaffen, Dinge zu erklären, Szenen zu beschreiben oder Charaktere zu formen gelingt dies Wiebke Lorenz tadellos – in einer klaren, fesselnden Art und Weise, die es unmöglich macht, sich diesem Buch zu entziehen.
© Ricarda Ohligschläger
Cover © Blessing Verlag