…..und auch wenn in manchen Kapiteln ein bisschen der Großkotz rauskommt, dann muss ich sagen: der darf das!
„Ich weiss, was Hunger ist“
Auf den ersten Blick erscheint mir dieser Titel nach der Lektüre so dermaßen unpassend, wie Fertigsauce in der Sterneküche.
Tim Raue hatte aber nach eigenen Angaben wohl keinen Einfluss darauf, also geht dieser Minuspunkt direkt weiter an den Verlag.
Worauf Raue aber sicher Einfluss hatte ist die Berliner Schnauze, die in seiner Biographie so allgegenwärtig ist, dass ich manchmal nur noch staunen und lachen konnte. Da kämpft sich der vom Vater als Versager betitelte Schläger hoch bis in die Sterneküche und lässt damit sämtliche Vorurteile hinter sich.
Er beweist, dass das Elternhaus nicht immer den Weg in die Wiege legt, den man später geht. Einige wenige Menschen entdecken Abzweigungen und Umwege, um sich an ihr Ziel zu bringen. Tim Raue ist so einer und auch wenn in manchen Kapiteln ein bisschen der Großkotz rauskommt, dann muss ich sagen: der darf das!
Das hat er sich schließlich verdient!
Es ist genau so wie er es selbst beschreibt. Einem Dealer mit dickem Mercedes würde man in den Arsch treten, aber einem der sich den selbigen aufgerissen hat, um nach vorne zu kommen, dem verzeiht man auch mal die große Klappe.
Seine Lebensgeschichte werde ich trotz allem nicht bewerten!
5 Sterne für eine bescheidene Kindheit, die einzig durch die Lichtblicke bei den Großeltern lebenswert war, gibt es bei mir nicht. Die 5 Sterne gebe es aber auch nicht für eine ganz tolle Schicki – Micki – Bilderbuchfamilie. Es gibt Dinge, die bewerte ich grundsätzlich nicht. Oder gibt es neuerdings Schicksal nach Noten?
Jedoch für den Einblick in den Menschen Raue gibt es einen Stern und für seinen Charme bzw. seinen weichen Kern, den man immer wieder spürt aus den Zeilen, wenn er über Marie erzählt oder über Freundschaft und Dinge, die ihm wichtig sind.
Für den klaren Stil, den er scheinbar nicht nur in der Küche und in seinem Restaurant fährt, sondern auch in jedem einzelnen Kapitel, gibt es ebenso einen Stern.
Außerdem gibt es einen Stern für die kulinarische Reise, die sich mit jedem Kapitel fortsetzt.
Und letzten Endes komme ich doch bei den 5 Punkten an, trotz des Titelpatzers, denn die Offenheit und die sympathische Art des Tim Raue macht dieses Buch schlussendlich zu dem, was er sich erträumt: einen Sternenfänger!
© Ricarda Ohligschläger
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Wunderbare Rezension!
Damit machst du mir mal wieder ein Buch schmackhaft – und schmackhaft wohl hier im wahrsten Sinne des Wortes, lach – welches ich selber mir sonst nicht ausgesucht hätte, danke dafür!
Gut geschrieben. bin gespannt, ihn kennen zu lernen.
KMG