Er verleiht seinen Figuren Fehler und Schwächen, die sie authentisch und lebendig wirken lassen und schafft somit kurzweilige Unterhaltung
Mitte des 12. Jahrhunderts in Südfrankreich
Nach dem Tode des Vizegrafen von Narbonne, versucht Alfons von Toulouse alles in seiner Macht stehende, um die reiche Handelsstadt Narbonne unter seine Gewalt zu bringen.
Die ehrgeizige Regentin der Stadt, Ermessenda, fühlt sich ebenso in ihrer Position bedroht und sieht ihre politischen Vorteile schwinden. Schmiedet sie doch bereits seit Jahren Pläne, um ihrer leiblichen Tochter zu Ruhm und Herrschaft zu verhelfen.
Jedoch würde eine Hochzeit ihrer Stieftochter Ermengarda, Erbin der Vizegrafenschaft, mit dem Grafen dafür sorgen, dass der ertragreiche Handel der Stadt in seine Taschen fließe. Gleichzeitig würde die Ausbreitung der Katalanen verhindert.
Fest entschlossen die Grafschaft zu verteidigen wehrt sich die 15jährige gegen die Zwangsheirat. Niemals würde sie ihrem Vater und dessen Erbe auf diesem Wege verraten.
Zeitgleich gelangt der junge Ritter Arnaut de Mantalban in die Stadt, um dem Grafen seine Dienste anzubieten. Während einer Heiligenprozession Tumulte ausbrechen, erblickt er die schöne Erbin und verliebt sich sofort in sie.
Felipe, ein Edelmann, macht sie kurz darauf miteinander bekannt. Als er Arnaut bittet ihm in einer ernsten Angelegenheit beizustehen, zögert dieser nicht lange seine Treue zu beweisen – nichtsahnend, dass es sich hierbei um die Fluchtpläne der jungen Braut handelt.
Unter großen Gefahren wird Ermengarda kurze Zeit später aus dem Palast geschmuggelt. Die Flucht gelingt, doch haben große Feinde bereits ihre Verfolgung aufgenommen. Zudem macht sich neben Tod und Angst auch erbitterte Rivalität unter den jungen Männern breit. Wird es ihnen trotzdem gelingen Ermengardas Herrschaft zu erkämpfen?
„Die Comtessa“ ist die Geschichte einer erstaunlich tapferen Frau, über die leider nur wenig historische Fakten nachzulesen sind. Trotzdem ist es Ulf Schiewe gelungen ein nachvollziehbares, facettenreiches Bild Ermengardas zu zeichnen und damit zu überzeugen.
Er verleiht seinen Figuren Fehler und Schwächen, die sie authentisch und lebendig wirken lassen und schafft somit kurzweilige Unterhaltung. Der Funke springt schon nach kurzer Zeit über, auch wenn sich der Autor beispielsweise viel Zeit lässt den Fluchtweg der Fürstin aufzuzeigen.
Bisher habe ich es leider nie geschafft „Der Bastard von Tolosa“ zu lesen, aber nach dieser Lektüre bin ich sehr neugierig geworden.
Aufgeteilt ist der Roman in drei große Teile und mehrere Kapitel, die passend zum jeweiligen Inhalt betitelt sind. Auf den Buchinnenseiten befindet sich ein Lageplan der Stadt. Vervollständigt wird das Buch durch Glossar und Personenverzeichnis, in dem historische und fiktive Personen separat aufgeführt werden. An dieser Stelle erwähne ich auch den sehr gelungen inneren Teil des Schutzumschlags, der die wichtigsten historischen Personen noch einmal aufzeigt. Einzig ein Lesebändchen fehlt hier meiner Meinung nach.
Fazit: Ulf Schiewe zeigt ein interessantes Bild einer mutigen, jungen Frau und sorgt damit für schöne Lesestunden. Sehr empfehlenswert!
© Ricarda Ohligschläger