Monat: Juni 2010

  • Lena Gold – Voll auf Ex – Kurs

    Normalerweise ist es überhaupt nicht zum Lachen, sich mit Liebeskummer zu beschäftigen. Es sei denn, man selbst ist nicht betroffen. In diesem Fall ist Pia, 33, Texterin in einer Werbeagentur, die Verlassene und sie findet das gar nicht so lustig, dass ihre große Liebe Basti Schluss gemacht hat. Klar, dass Pia ihren Schatz ganz schnell zurückgewinnen möchte und so fährt sie kurzerhand nach Berlin, um dort am ultimativen Seminar zur Rückgewinnung verlorener Lieben teilzunehmen: Voll auf „Ex – Kurs“
    Selbstverständlich verspricht der Veranstalter eine 99prozentige Erfolgsgarantie. Von allen anderen Irrungen und Wirrungen die durch das Seminar auf Pia zukommen, steht allerdings nichts in der dazugehörigen Kursbeschreibung. Und auch nicht von Lars, der ihr Leben noch ein klitzekleines bisschen mehr durcheinanderwirbeln wird.
    In ihrem Debütroman verpackt Lena Gold die eigentlich traurige Geschichte rund um Trennung und Liebeskummer mit soviel Charme und Humor, dass man „Voll auf Ex – Kurs“ sehr schwer aus der Hand legen kann. Mit Pia hat sie eine Protagonistin erschaffen, die uns irgendwo und irgendwie allen bekannt vorkommen wird. Heulend, chaotisch und dann wieder voller Energie begegnet Pia ihrem neuen Single – Dasein.
    Es wird wohl kaum jemanden geben, der nicht schon einmal von Liebeskummer geplagt wurde und dieses Wechselbad der Gefühle selbst schon erfahren hat. Umso nachvollziehbarer sind ihre emotionalen Schwankungen und ihre Aktivitäten, die sie startet um ihren Basti zurückzuerobern. Diese beschreibt die Autorin ohne kitschig zu wirken und die Mischung aus Romantik, Humor und Herzschmerz ist genau richtig dosiert um sich in mein Herz zu schreiben. Das I – Tüpfelchen war für mich allerdings die Wendung, die das Prädikat uneingeschränkt lesenswert noch einmal unterstreicht.
    Fazit: Ein überraschender Debütroman mit einer Protagonistin, die ein kleines bisschen in jedem von uns steckt – absolut GOLD wert und bestens für Herzschmerzwellen beim Lesen geeignet.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Interview mit Heike Koschyk

    Liebe Heike Koschyk viele kennen Sie sicher noch von der Leserunde zu „Pergamentum“ im vergangenen Jahr. Wir wichtig sind solche Leserunden für sie bezüglich des Feedbacks? 
    Diese Leserunden sind eine wunderbare Möglichkeit, dem Leser beim Erkunden des Buches direkt über die Schulter zu sehen. Man erfährt viel von den Bedürfnissen und Wünschen und kann gewonnene Einsichten in neue Projekte mit einbeziehen. Durch den direkten Kontakt während des Leseprozesses kann man überprüfen, ob die Spannungsbögen, falsche Fährten oder emotionale Konflikte auch so funktionieren, wie man es sich im stillen Kämmerchen erdacht hat. Wenn sich der Leser dann tatsächlich von diesen wichtigen Eckpfeilern der Geschichte mitreißen lässt, ist das unglaublich motivierend für die weiteren Schreibprozesse.
     Wie kamen Sie zum Schreiben? 
    Durch das Lesen. Schon als Kind habe ich gerne und viel gelesen, war Stammgast in der örtlichen Bücherei. Ich bin gerne in diese andere Welten eingetaucht und habe dann irgendwann begonnen, mir selber Geschichten auszudenken und aufzuschreiben.  
    Wie lange haben Sie für “Hildegard von Bingen – ein Leben im Licht” und “Pergamentum” recherchiert?
    So genau kann ich das gar nicht abgrenzen, denn die Recherche zur Biografie verlief nahezu parallel zum Schreiben. Jeder Lebensabschnitt der Volksheiligen wurde Stück für Stück akribisch genau nachvollzogen und für den Leser verständlich niedergeschrieben. Dieser Prozess hat mehrere Monate intensivste Quellarbeit in Anspruch genommen. Dazu kam noch die Recherche zu den Lebensumständen und politischen Gegebenheiten dieser Zeit.
    Diese Arbeit konnte ich natürlich für Pergamentum nutzen. Aber auch hier tauchten während des Schreibens immer neue Fragen auf: Was für Schiffe fuhren damals über den Rhein, wie sah eine Krypta aus, welche Architektur/Baustil/Symbole hatten damalige Klöster, wie waren die Lichtverhältnisse im Kapitelsaal, welche Kleidung trugen Laienbrüder, welche Burgformen gab es und welche Burgen hatten Gräben, etc. Das war enorm umfangreich.
    Wie kommt es zu der Affinität zu Hildegard von Bingen?
    Sie war schon immer ein Teil meines Lebens. So richtig wurde es mir aber erst bewusst, als ich vom Aufbau Verlag den Auftrag bekam, die Biografie zu schreiben. Meine Mutter ist eine begeisterte Anhängerin der Hildegard von Bingen und so ist auch das Gedankengut bereits in meine Erziehung eingeflossen.
    Haben Sie beide Bücher parallel geschrieben und wie lange haben Sie daran geschrieben? 
    Mit Pergamentum habe ich erst begonnen, nachdem die Arbeit zur Biografie abgeschlossen war. Das ging nahezu nahtlos ineinander über. Für beide Bücher zusammen habe ich etwas länger als ein Jahr gebraucht.
    Was hat Sie angeregt „Pergamentum“ zu schreiben? 
    Während der Arbeit zur Biografie sind mir einige Dinge aufgefallen, die von der Wissenschaft recht trocken abgehandelt werden. So wird zum Beispiel die Lingua Ignota, die unbekannte Sprache Hildegards, gerne als eine Art Glossar oder Wortbildungsspiel dargestellt, da sie nur aus Substantiven besteht. Es gibt aber eindeutige Hinweise auf eine Weiterentwicklung. So tauchen in der Korrespondenz mit dem Kloster Zweifalten neu hinzugefügte Adjektive bzw. Partizipien auf. Der damalige Abt von Zwiefalten war über Monate Gast in Hildegards Kloster, genau in der Zeit, in der diese Sprache entwickelt wurde und es politisch brisant war, eine eigene Meinung zu haben. Da fragt sich die Krimiautorin doch, warum das so gewesen sein könnte …
    Wie schreiben Sie ihre Romane? Geht das noch ganz „altmodisch“ mit Block und Stift oder benutzen Sie den PC?
    Ich habe zwar immer ein Notizbuch bei mir, in das meine Gedanken und oft auch ganze Sätze einfließen. Die eigentliche Arbeit aber geschieht am PC.  
    Was tun Sie gegen hartnäckige Kreativ-Tiefs? Haben Sie einen Tipp, der bei Ihnen immer funktioniert?
    Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, das Werk mit Abstand betrachten, um neue Gedanken zulassen zu können. In solchen Momenten hilft ein Spaziergang oder Gartenarbeit. Auch Musik oder ein guter Film können Gefühle und damit neue Ideen transportieren. Dann fließen die Gedanken plötzlich von ganz alleine.
    Mich würde interessieren auf welches ihrer Bücher Sie besonders stolz sind.
    Auf „Pergamentum„. Der Schreibprozess war eine sehr intensive Zeit, in der ich beinahe in dieser Geschichte gelebt habe. Pergamentum ist ein Experiment, das ich so authentisch wie möglich angelegt habe. Der Leser sollte diese Geschichte leben, schmecken, fühlen und dafür habe ich eine sehr bilderreiche Sprache gewählt, die der damals üblichen sehr nahekommt. Zugleich sollte die kriminalistische Handlung fesselnd genug sein, den modernen Leser in Atem zu halten.
    Ein Experiment, das Gefahren birgt. Denn nur, wer bereit ist, die Sprache und Denkweisen der damaligen Zeit anzunehmen, wird sich von der Geschichte auch emotional anrühren lassen und das starke Kopfkino zulassen können.  Umso größer war die Freude, dass dieses Erlebnis von einem sehr großen Teil der Leserschaft so geschildert wurde.
    Gibt es weitere Romanpläne? 
    Ja. Zur Zeit arbeite ich an einem weiteren Kriminalroman aus dem 18. Jahrhundert, der sich ebenfalls in Sprache und Sichtweise der damaligen Zeit anpasst. Es geht um ein spannendes Stück Medizingeschichte mit Neid, Intrigen und tödlichem Hass. Interessanterweise spiegelt sich die Thematik dieser Zeit, zwischen Aufbruchsstimmung und falscher Moral, auch in einer sehr bildgewaltigen, wenn auch leichteren Sprache wieder.
    Haben Sie einen Lieblingsautor oder eine Lieblingsautorin? 
    Nach wie vor bin ich ein großer Fan von Umberto Eco. Aber ich bin inzwischen in meinen Lesevorlieben vielseitiger geworden, kann mich nicht auf einen bestimmten Autoren oder auf ein Genre festlegen. Mir gefallen sowohl Bücher von Carlos Ruiz Zafón oder Ian McEwan als auch von Daniel Glattauer.
    Wie kam es dazu, dass sie ihr erstes Buch geschrieben haben? Gab es dafür einen besonderen Grund oder hatten sie schon als Kind den Wunsch später mal Bücher zu schreiben?
    Schreiben war schon immer ein Wunsch von mir. Schon als Kind habe ich mir gerne Geschichten ausgedacht und sie meinen Freundinnen erzählt. Mein erstes Buch war eine rührselige Geschichte um einen verschwundenen Hund im Stil von Enid Blyton. Das hatte ich sogar meinem Deutschlehrer zur Korrektur vorgelegt …
    Den Mut zu meinem ersten richtigen Roman fand ich erst, nachdem ich ein naturheilkundliches Fachbuch veröffentlicht hatte.
    Frau Koschyk, wie sind sie am Anfang, als sie den Schritt gewagt haben,  Schriftstellerin zu werden, mit Kritik umgegangen, falls sie welche bekommen haben? 
    Jeder Schriftsteller erhält Kritik und das ist ja auch ganz natürlich, denn es ist unmöglich, es allen recht zu machen. Dennoch habe ich Kritik anfangs oft persönlich genommen. Mit einem Buch liefert man sich dem Leser in einer gewissen Weise aus, ich fühlte mich nackt und ungeschützt. Ich musste erst lernen, mein Werk als ein selbständiges Teil zu betrachten, das in die Welt hinausgeht und eigene Erfahrungen macht. Letztendlich aber hat mich Kritik immer angespornt, an mir zu arbeiten und meine Schreibkunst stetig zu verbessern. 
    Woher schöpfen Sie ihre Ideen? 
    Aus allem, was ich höre, sehe und erfahre. Manchmal ist es nur ein Satz, den ich in einer Zeitung lese und der eine ganze Geschichte in meinem Kopf lostritt. Aber vor allem glaube ich, dass ich ein Überfluss an Fantasie habe und einfach noch mehr Zeit brauche, um all meine Ideen aufzuschreiben.  
    Wie kamen Sie ausgerechnet zum Kriminalroman? 
    Es ist ein Genre, das ich selbst sehr gerne lese, auch in Form von historischen Kriminalromanen. Obwohl ich lieber den intelligenten Krimi mag, als den blutrünstigen. Als ich begonnen habe zu schreiben, war es gerade eine Phase, in der ich mit großer Begeisterung Henning Mankell gelesen habe. So wurde der Erstling ein Krimi und dabei ist es auch geblieben.
    Wie bringt man den kreativen Beruf der Autorin und der einer Heilpraktikerin gut unter einen Hut, damit nichts darunter leidet, da beides ja sehr arbeitsintensive Berufe sind. 
    Das ist richtig. Beides zusammen funktioniert nicht, dafür ist jedes für sich zu wichtig. Ich hatte schon seit der Geburt meiner Tochter nur begrenzt neue Patienten aufgenommen und mit Beginn der Arbeit an der Biografie mit der aktiven Praxistätigkeit aufgehört. Es gibt natürlich einige treue Stammpatienten, die ich noch immer betreue, aber das nimmt nur wenig Zeit in Anspruch.
    Warum haben Sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin gemacht?
    Als ich noch in der Modebranche gearbeitet habe, kam mir vieles sehr oberflächlich vor. Vor allem im Umgang mit dem Gegenüber herrschte eine gewisse Gleichgültigkeit. Ich aber mag den Blick hinter die Kulissen, spüre gerne den Dingen nach, die Menschen bewegen. Dazu habe ich ein ausgeprägtes Helfersyndrom und beginne oft an Stellen, an denen andere bereits aufgegeben haben.
    Was hat Sie so an Homöopathie interessiert? 
    Zu  einen ist es eine sehr sanfte, aber wirkungsvolle Methode, den Körper zur Selbstheilung anzuregen. Die Homöopathie hat mir schon vor meiner Praxistätigkeit in Bereichen geholfen, wo viele Mediziner und Heilkundige ratlos waren und man rasch zu Medikamenten greifen wollte, die schwere Nebenwirkungen haben.
    Zum anderen interessierte mich das tiefe Eintauchen in die Persönlichkeitsstrukturen der Menschen, das mit der Kenntnis der Arzneimittel möglich ist. Das wirkt sich heute auch in meiner Arbeit als Autorin aus.
    Liebe Heike, vielen Dank für die Zeit die Fragen der Blogleser/innen zu beantworten.
    Das Buch aus der Verlosung geht an
    Karoline A.
    Herzlichen Glückwunsch
    © Ricarda Ohligschläger
    Foto ©  Christoph Siegert

  • Wohnzimmerlesung mit Wiebke Lorenz

    Es gibt einige tolle Variationen Samstagabende zu verbringen. Fußball, Kino oder Extremcoaching. Eine andere und viel bessere Möglichkeit ist eine Wohnzimmerlesung. In meinem Falle war diese Lesung so spontan, dass ich bis Mittwoch vormittag selbst noch nichts davon wusste. Aber vielleicht war das auch besser so, weil ich sonst noch mehr schlaflose Nächte verbracht hätte. 😉
    Nervös war ich so schon genug – selbst Valium hätte mich gestern nicht retten können.
    Denn keine geringere als Wiebke Lorenz, das sprachbegabte Multitalent aus Hamburg, hat meiner Familie und Freunden gestern einen unvergesslichen Abend beschert.
    Eingeladen hatte ich u. a. Blogfreunde, die ich schon sehr lange sehr gerne kennenlernen wollte. Leider war ihr Kommen Wiebkes und meiner Spontanität nicht gewachsen, aber wenigstens konnte ich Mandy und Iris in meiner Runde begrüßen, was mich sehr gefreut hat.
    Nach und nach füllte sich demnach gestern mein Wohnzimmer und meine Aufregung wuchs und wuchs ins Unermessliche. So nervös war ich noch nicht einmal vor dem Standesamttermin.

    Und dann kam sie endlich!! Die Begrüßung war herzlich und ich freute mich wahnsinnig Wiebke endlich persönlich kennenzulernen.
    Im Gegensatz zu mir wuppte sie diesen Abend so locker und cool, dass sie meine Familie und Freunde in nullkommnichts um den kleinen Finger gewickelt hatte. Nach einer kleinen Anekdote aus einem stressigen Wiebke – Tag und der Verköstigung von Frikadellen und Sekt ging es dann los: Ich hielt endlich mein nervöses Mundwerk und Wiebke las.

    Zuerst stellte sie „Goldstück“ vor und im Laufe des Abends verriet sie uns, dass noch einiges auf die Anne Hertz – Fans zukommen wird und wie die sich Arbeit, zusammen mit Frauke gestaltet.

    Auch „Allerliebste Schwester“ fand großen Anklang und im Anschluss an die Lesung hatte Wiebke folglich noch einige Bücher zu signieren. Ich bin mir sicher, dass begeistertes Feedback folgen wird.

    Eigentlich wollte ich euch noch viel mehr berichten, aber wie das so ist mit tollen Abenden – man erlebt so viel Schönes, dass man alles gar nicht wiedergeben kann. Wiebke erhielt im Anschluss noch ein kleines Dankeschön und beantwortete noch einige Fragen. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch ich dann endlich begriffen, dass sie wirklich in meinem Wohnzimmer saß und konnte meine Hibbeligkeit endlich wenigstens etwas unter Kontrolle bringen. Sekt sei Dank.
    Fast bis Mitternacht hielten wir durch, dann verabschiedeten sich Wiebke, Claudia, Mandy, Iris und Diana. Ich sichtete noch ein paar Fotos, irgendwann war das Wohnzimmer dann wieder leer und auch ich fiel glücklich aber totaaaaaaaaaal müde ins Bett.

    Liebe Wiebke ich möchte dir an dieser Stelle noch einmal Danke sagen für diesen unvergesslichen Abend, den du trotz deines vollen Terminplanes möglich gemacht hast. Ich hoffe, dass es dir genau soviel Spaß gemacht hat wie uns allen. Ich werde noch eeeeeeeeeeeewig daran denken. Bleib so wie du bist, denn so mag ich dich!

    Und an meine Gäste schicke ich ebenso ein großes Dankeschön, dass ihr da ward und diesen Abend mit mir geteilt habt.

    P.S. Mein Puls inklusive Herzklopfen und Händezittern hat sich mittlerweile auch wieder beruhigt… 😉
    Danke C., dass du Frikadellen gebraten hast, während ich shoppen war, um so meine Nervosität unter Kontrolle zu kriegen.

  • Interview mit Irina von Bentheim (der deutschen Stimme von Carrie Bradshaw)

    Haben Sie Sarah Jessica Parker schonmal persönlich getroffen?  
     
    Ja, 2008 haben wir uns auf dem pink farbenen Teppich in Berlin bei der Premiere von SatC 1 getroffen. Das war eine sehr charmante Begegnung. Ich bin einfach auf sie zugegangen und habe gesagt: „Hi Sarah Jessica, i am your german voice“ und sie war ganz begeistert und hat gleich die anderen drei Ladies und Michael – Patrick King dazu gerufen und mich allen vorgestellt.Danach ging sie vor die Presse und sagte: „I just met my German voice, she is better than mine“. Später haben wir vier deutschen Stimmen uns in den VIP-Bereich hinein argumentiert und konnten jede mit unserer Protagonistin reden. Sarah meinte, dass sie alles in die Rolle reingegeben hat und ich sagte ihr, dass ich meine Seele noch dazu gegeben hätte. Ein schöner, sehr bewegender Moment. Alle vier Frauen sind wirklich sympathisch.
     
    Mit welcher der vier Damen können Sie sich am meisten identifizieren?
     
    In jeder Frau steckt etwas lustvolles wie Samantha, etwas romantisches wie Charlotte, etwas schroffes wie Miranda. Carrie ist die Schnittmenge, die quasi mit den Eigenschaften und Erfahrungen ihrer Freundinnen experimentiert. Das heisst nicht, dass sie nicht ihre Eigenheiten hätte. Ihre Freundinnen gehen ihr über alles, sie versucht immer in Bewegung zu bleiben, sich immer wieder neu zu erfinden, nie still zu stehen. Damit kann ich mich identifizieren. Allerdings bin ich sehr natur verbunden (ein Aspekt, den keine der Damen abdeckt) und ich benutze meinen Ofen zum Backen und meinen Herd zum Kochen, weil ich das sehr liebe…
    Wie ist es für eine Synchronschauspielerin einer so bekannten Schauspielerin ihre Stimme zu leihen?
    Im Grunde ist es egal wem ich meine Stimme leihe. Mein Anspruch ist immer, so nah wie möglich ans Original heran zu kommen (es sei denn es ist nötig, das Original aufzubessern. Was manchmal auch vorkommt). Ich drücke keiner Figur meinen Irina – Stempel auf und freue mich sehr, wenn mich manchmal keiner erkennt (ich mich selber übrigens auch nicht). Das passiert bei Carrie nicht. Ihr habe ich sehr viel von mir geben können, weil sie mir sehr ähnlich ist. Ihr trockener Humor, ihre Verspieltheit, ihre Kopflastigkeit, ihr Temperament. Das macht die Arbeit sehr leicht. Natürlich spielt bei der Synchronisation dieser Figur immer etwas vom Glamour rein, den diese Figur nunmal hat. Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass mich das nicht stolz macht.
    Viele staunen sicher, dass Sie die „deutsche Stimme der Carrie“ sind, oder?

    Ja, sicherlich. Und am schlimmsten ist dann immer die Aufforderung: „sag mal was!“
    Worin liegt der Spass beim Synchronisieren?
    Du hast als Schauspielerin die Möglichkeit ganz grosses Hollywood zu spielen, richtig in einen Film einzutauchen, Liebe mit Brad Pitt zu machen und alle Gefühle zu erzeugen, von denen Du träumst. Aber auch die kleinen Fernsehauftritte in Zeichentrickserien als besoffene Schiffratte oder Ausgeflippte Patientin in Emergency Room können eine Herausforderung sein. Das tolle ist, dass Du in kürzester Zeit alles sein kannst, an einem Tag durch alle Emotionen von Studio zu Studio segeln kannst.
    Sie haben eine eigene Hörbuchreihe. Wie kamen Sie dazu?
    Hörbücher wollte ich schon lange lesen. Aber leider war ich nicht promiment genug. Seit „Carrie“ hat sich das schlagartig geändert und nachdem ich einige Produktionen gemacht hatte, ermutigte mich ein Produzent dazu, selbst Hörbücher raus zu bringen. Es hat mich gereizt, mir selbst die Stoffe auszusuchen. Was das alles bedeutet war mir nicht so klar. Aber nur so bleiben wir in Bewegung und das Leben bleibt bunt. Ich habe jetzt 5 ganz unterschiedliche Produktionen am Start, die mir alle am Herzen liegen.
    „Die Bienenkönigin“ liest sich sehr schnell. Wie lange braucht man, um dieses Buch in ein Hörbuch umzuwandeln? Welche Vorbereitung ist nötig?
    Erstmal ist wichtig festzustellen ob und wieviel gekürzt werden muss. Leider verrechne ich mich immer wieder. Bei „die Bienenkönigin“ musste ich im Nachhinein kürzen. Diese Produktion ist so einzigartig wie alle anderen. Ich lasse mir immer etwas besonderes einfallen. In „Glitzernacht“ beispielsweise habe ich Sequenzen liegend gelesen, weil das einfach anders klingt. Ich arbeite mit minimalen Effekten oder Tönen, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, manchmal singe ich sogar für den Hintergrund. In diesem speziellen Fall hatte ich die Idee, die Rollen getrennt voneinander zu lesen/zu spielen. Normalerweise habe ich die Figuren immer im Text eingefärbt und springe von Rolle zu Rolle.
    Hier habe ich das Experiment gemacht, die „Bienenkönigin“ ganz durch zu lesen, dann Priscilla und das im Nachhinein zusammen zu setzen. Sowas kann man nur mit einem Tonweltmeister wie Frank Willer vom Tonstudio LiveLive machen. Wir kennen uns schon aus alten Radiozeiten und sein Studio ist mein zweites Zuhause. Schlimm ist dann immer die Nacharbeit. Wenn mir ein Atmer fehlt oder zu viel ist, ich nicht schlafen kann, weil mir die Aussprache irgendwo missfällt. Da wird dann oftmals noch dreimal nach gearbeitet, bevor ich zufrieden bin. So eine Produktion hält mich einige Wochen in Atem. Hinzu kommen ja auch noch die Gestaltung der CD, die Trackliste und und und.
    Was ist das besondere an erotischen Hörbüchern, wo liegt dabei die Herausforderung?
    Im Grunde ist es egal, ob es sich bei der Vertonung um einen erotischen Text handelt oder nicht. Es geht immer darum, eine Stimmung zu erzeugen. In Geschichten wie „die Bienenkönigin“ möchte ich natürlich ganz bewußt erotisieren und das macht mir großen Spass. Ich wünsche mir, dass Menschen sich – ohne Wertung- einfach einmal fallen lassen und sich ihrer Phantasie hingeben können.
    Das Hörbuch „Ich bin eine Berlinerin“ erscheint mir sehr persönlich. Was macht IHR Berlin aus. Können sich sich vorstellen, je in eine anderen Stadt zu ziehen?
    „Ich bin eine Berlinerin“ IST ein sehr persönliches Hörbuch und wird auch entsprechend angenommen. Ich habe es mit sehr viel Leidenschaft geschrieben und zusammen gestellt. Es ist absolut ein Teil von mir und meiner Familie. Meiner Stadt. Ich liebe Berlin über alles und kann mir heutzutage nicht vorstellen, woanders zu wohnen, oder wenn dann nur vorübergehend. Ich brauche mehr als nur einen Koffer in Berlin. Viele Jahre (insbesondere Anfang der 1990er, als die Stadt so schwer am Zusammenwachsen war) wollte ich weg, habe mir die Welt angesehen und bin immer wieder zurück gekommen. Mit jedem Schritt, den ich mich weiter entfernt habe, habe ich Berlin mehr lieben gelernt. In den letzten zwei Jahren bin ich intensiv gependelt und habe Berlin sogar lieben gelernt, wenn keine Blätter an den Bäumen waren und es regnete. Im Vergleich mit anderen Weltstädten ist Berlin wirklich herausragend. Es bietet kulturell unendlich viel, hat die interessantesten Museen, Galerien.
    Immer wechselnde Clubs an den ungewöhnlichsten Orten, viel Wasser, Wald Parks und Bäume überall. Nun gut, die Menschen sind bestimmt etwas ruppig, aber zu perfekt darf es nie sein.
    Gibt es für Sie so etwas wie eine Sprechertraumrolle?
    Ich möchte gern die Dialoge von Rhett und Scarlett in „Vom Winde verweht“ lesen. Das ist ein Traum, den ich schon fast verwirklicht sah, als mir auffiel, dass das Buch nicht gekürzt werden darf. Ok, ich würde es auch ungekürzt einlesen. Die Geschichte fasziniert mich, insbesondere die Hilflosigkeit der beiden Figuren, sich ihre Liebe einzugestehen. Was da alles mitschwingt…
    Würden Sie eine Sprecherrolle auch ablehnen und unter welchen Umständen?
    Sicherlich würde ich das, wenn dadurch jemand zu Schaden käme oder mein Ruf leiden würde, aber da ist meine Toleranz doch sehr groß. Schließlich lebe ich davon.Ich habe allerdings wirklich das große Glück, dass ich viele tolle Projekte angeboten bekomme. Bisher bin ich nur aus YuGiOh ausgestiegen, als es mir einfach zu brutal wurde.
    Eines Ihrer nächsten Projekte ist die Moderation der Lesungen der Bestsellerautorin Lara Adrian für den Egmont-Lyx-Verlag, wie kam es zu diesem Projekt und wie bereiten Sie sich darauf vor?
    Ich wurde Lyx vom Verlag Plaisir d’Amour empfohlen, für die ich schon mehrere Veranstaltungen moderiert habe. Hier geht es nun auch um die Übersetzung von Lara Adrian. Dies ist eine neue Herausforderung, da ich zwar schon zweisprachig moderiert, aber noch nicht direkt übersetzt habe. Insofern war mein erster Schritt(nachdem ich mich mit der Literatur auseinander gesetzt und über die Autorin recherchiert habe,) mit Lara Adrian persönlich zu sprechen, um zu hören, ob ich ihr Englisch auch verstehe. Gott sei Dank geht das via Skype ja so einfach. Das war eine wunderschöne Begegnung. Wir haben uns auf Anhieb verstanden(wir sind beide Sternzeichen Löwe) und ich freu mich riesig darauf, Sie auf der Bühne noch näher kennen zu lernen und damit auch dem Publikum näher zu bringen.

    Liebe Irina von Bentheim, ich wünsche Ihnen für die Moderation viel Glück und ein tolles Kennenlernen mit Lara Adrian. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für die Fragen genommen haben und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit auf der Bühne und hinter dem Mikrophon.
    Die Hörbücher gehen in den nächsten Tagen an
    Martina H.
    Anette L.
    Jette M.
    Rebecca K.
    Herzlichen Glückwunsch!!
    © Ricarda Ohligschläger
    Foto  ©  Matthias Frommann

  • Interview mit Anette Göttlicher

    Hallo Frau Göttlicher, wie ist Ihnen die Idee zu Ihrem Roman „Die Melonenschmugglerin“ gekommen? Kam das durch ihre eigene Schwangerschaft?
    Nicht direkt. Ich wollte zwar gerne einen Roman schreiben, der genau in der Zeit einer Schwangerschaft spielt, weil das eine ganz besondere Phase ist, aber zum Glück habe ich das, was Charlotte da erlebt, selbst nicht durchmachen müssen …
    Wie viel von Anette steckt in Ihren Büchern?
    Viel. Sehr viel. Aber es sind nicht die Geschichten, sondern vielmehr die Charaktere meiner „Heldinnen“. Und ich versuche, etwas von meiner Sicht aufs Leben in die Bücher einzubringen, meine Erfahrungen, „Weisheiten“ und Philosophien, aber auch meine Ängste, Zweifel und Probleme.
    Gibt es Menschen im wahren Leben, die für die Personen in den Romanen „Modell gestanden“ haben?
    Ja und nein. Ich mische immer Charakterzüge, Aussehen, Verhaltensweisen und Aussprüche von echten Menschen und kombiniere sie mit Fantasie, damit kein echter Mensch 1:1 in einem Roman vorkommt. Es gibt aber immer wieder ganz besondere Menschen, die mich zu bestimmten Figuren inspirieren.
    Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und von wem haben sie Anregungen bekommen?
    Ich schreibe eigentlich, seit ich es kann und kann mich nicht erinnern, einmal nicht geschrieben zu haben. Anregungen bekomme ich durch Tausende von Büchern, die ich gelesen habe und lese. Als Journalistin habe ich dann auch beruflich geschrieben, und schließlich kam durch ein Blog, das vom Verlag entdeckt wurde, der erste Buchvertrag.
    Was inspiriert Sie beim Schreiben? Ein bestimmter Ort, eine schöne Atmosphäre? Oder kommen die Ideen spontan im Alltag?
    Inspiration ist überall. Wenn sie will. In der Trambahn auf dem Weg ins Büro, auf dem Gipfel eines Berges, am Meer, unter der Dusche, am Telefon. Aber man kann sie nicht zwingen. Wenn ich sie trotzdem dringend brauche, versuche ich, aktiv zu werden, einfach irgendwas zu machen, sei es ein Gespräch mit einer Freundin, ein Spaziergang oder ein Besuch im Café. Manchmal hilft aber auch Käse kaufen auf dem Markt!
    Mich würde interessieren wie die Vorbereitung bei Ihnen auf ein neues Buch abläuft, bzw. ob erst die Idee für ein Thema vorhanden ist oder der grobe Handlungsstrang steht und die Feinheiten ausgearbeitet werden. Jeder hat ja so seine eigene Vorgehensweise.
    Ich bespreche vorab mit meinem Verlag den Inhalt des Buches und erstelle ein grobes Exposé, an das ich mich dann ungefähr halte. Bei den Paul-Büchern wird die Storyline nicht näher ausgearbeitet, weil sie meist beim Schreiben entsteht, diese Bücher leben auch davon, was in meinem Leben geschieht, während ich sie schreibe. Bei den anderen Romanen arbeite ich die Handlung detaillierter aus.
    Warum schreiben Sie nicht mehr Bücher bzw. in kürzerem Abstand. Alle ein- bis eineinhalb Jahre ein neues Buch, das finde ich ein bisschen wenig! Man muss immer so lange warten.;-)
    Danke ;-). Ich habe einfach noch so viel anderes zu tun. Mein Job besteht nicht nur aus Schreiben, das ginge auch gar nicht, dazu liebe ich die Arbeit im Onlinebereich zu sehr. Außerdem habe ich auch noch ein kleines Kind, das gerne viel Zeit mit mir verbrint :-).
    Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Wird es neben Paul auch noch Paula – Romane geben?
    Paula? Eher weniger. Aber ich spiele mit dem Gedanken an eine Fortsetzung der Melonenschmugglerin, weil ich selbst gerne wüsste, wie es mit Charlotte weitergeht. Zudem habe ich noch zwei konkrete und viele etwas kryptische Ideen für Romane auf meiner Festplatte liegen.
    Können Sie sich vorstellen beim Schreiben das Genre völlig zu wechseln?
    Ja. Das ist sogar konkret geplant. So ähnlich wie ein Musiker muss man sich als Schriftsteller weiterentwickeln und sich auch mal was anderes trauen, finde ich – auf die Gefahr hin, auch mal ausgebuht zu werden. Aber Stillstand ist gefährlich – irgendwann haben die Leser sich sattgelesen …
    Wie schwer ist es für Sie in einer Zeit, in der fast jede Idee schon irgendwie verarbeitet wurde, originell zu bleiben?
    Solange ich meinen eigenen Stil habe, bin ich ja auf gewisse Weise originell. Ich muss also nur mir selbst treu bleiben, was natürlich nicht immer einfach ist. Was die Ideen und Themen angeht, muss man das Rad aber auch nicht jedes Mal neu erfinden. Man kann auch dieselbe uralte Geschichte von der Liebe und dem Schmerz auf seine persönliche Weise erzählen und dadurch originell bleiben.
    Zu welcher Zeit haben sie die besten Ideen für ihre Romane?
    Nachts, im Dialog mit interessanten Menschen und unter leichtem Alkoholeinfluss.
    Was für Genre von Büchern lesen Sie selbst am liebsten?
    Psycho-Thriller, Krimis, Psycho-Dramen, Biographien, Autobiographien, Weltliteratur (selten).
    Frau Göttlicher ich finde ihre Fotos wunderschön. Ich würde gerne wissen, welche fotografische Ausbildung sie gemacht haben, welche Kurse etc. und ob Sie mir welche empfehlen können? Außerdem wüsste ich gerne, welche Kamera und Ausrüstung Sie benutzen und mit welchem Computerprogramm sie die Bilder nachbearbeiten.
    Danke! Ich habe keine Ausbildung gemacht außer ein paar Workshops und früher viel journalistische Arbeit mit Fotografen. Kurse werde ich erst noch belegen, z.B. einen in Studio- und Lichttechnik. Ich fotografiere mit einer Nikon D90 mit einem 18-200er und einem 105er Makro-Objektiv. Meine Fotos bearbeite ich mit Photoshop und Picnik.
    Warum gerade schreiben UND fotografieren? Gibt es da eine Verbindung, oder einfach nur zwei leidenschaftliche Hobbies?
    Na ja, das Schreiben ist ja mehr als ein Hobby, das ist mein Beruf ;-). Das Fotografieren hat sich so ergeben, es war immer schon mein Hobby, seit mein Vater mir die erste Kamera schenkte, als ich 6 war. Ich liebe schöne Anblicke, Dinge und Menschen und den Blick durch die Linse – „life through a lens“ eröffnet viele interessante Perspektiven. Die Verbindung ist vielleicht das Erzählen von Geschichten. Ich versuche, mit Worten Bilder zu schaffen und mit Bildern Worte, weil ein gutes Bild ja auch immer eine kleine Story erzählt.
    Welches „Hobby“ ist Ihnen wichtiger – das Schreiben oder das Fotografieren?
    Schreiben ist mein Beruf, Fotografieren mein Hobby. Schreiben strengt mich an, so schön es manchmal ist, Fotografieren entspannt mich.
    Wie schafft man es Familie, das Schreiben und dann auch noch das Fotografieren unter einen Hut zu bringen? Denn jedes für sich ist ja schon sehr arbeitsintensiv.
    Gute Frage. So wirklich bekomme ich es ja auch nicht unter einen Hut. Auf irgendeiner Seite quillt immer etwas raus, und wenn es das ungeputzte Badezimmer ist! Wie ich es einigermaßen schaffe? Wenig Schlaf (5-6 Stunden), lange Abende vor dem Computer, früh aufstehen und wenig bis gar keine Zeit für mich selbst. Wenn ich mal alleine (!) eine Stunde mit dem Auto oder Zug irgendwo hinfahren darf, ist das für mich wie ein Kurzurlaub ;-).
    Was hat sie dazu inspiriert im Jahr 2007 die Frauen-Community beQueen zu gründen?
     Gar nichts ;-). Ich habe beQueen ja nicht gegründet, ich war nur Chefredakteurin. Die Idee hatte der Verlag, ich habe sie nur anfänglich umgesetzt.
    Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gleich vier Websites ins Leben zu rufen? Und woher nehmen Sie die Kraft und den Mut, sich mit einem so kleinen Kind selbstständig zu machen?
    Das frage ich mich auch. Die Websites haben sich so ergeben und hängen mir jetzt quengelnd am Rockzipfel, aber ich kann sie ja nicht zur Adoption freigeben. Die Selbständigkeit war auch nicht ganz freiwillig – aber leider gibt es einfach keine qualifizierten Teilzeitjobs für Mütter. In der Führungsebene sieht es da ganz düster aus. Vollzeitjobs werden mir oft genug angeboten, aber ich möchte mein Kind nicht den ganzen Tag in Fremdbetreuung geben. Also bleibt nur die Selbständigkeit.
    Bei Cosmopolitan zu arbeiten ist ja für viele Frauen ein Traumberuf. Wie hat Ihnen die Arbeit dort gefallen? Gibt es etwas, das Sie nicht so gerne mochten bei der Arbeit?
    Es war ein schöner Job, in dem ich viel gelernt habe. Toll fand ich damals natürlich den Glamour, die Presseeinladungen, die Reisen und den Beauty-Bazar, auf dem man für einen guten Zweck Chanel-Lippenstifte und Shiseido-Foundation für ein paar Euro kaufen konnte. Das Entwickeln von Themen und das Schreiben mochte ich auch. Weniger gut gefiel mir, dass ich nicht alle Themen umsetzen konnte, die ich gerne behandelt hätte – manche passten einfach nicht ins Heftkonzept, das hat mich damals als junge, eigensinnige Journalistin oft geärgert.
    Zum Abschluss noch eine Frage: Sind wir nicht alle ein bisschen Paul?Vielleicht sollte es eher heißen: Haben wir nicht alle einen Paul? Ich denke schon. Leider und zum Glück.
    Liebe Anette, ich danke Ihnen von Herzen für dieses Interview, für deine Zeit und für deinen Einblick in deine (Foto)Welt. Für deine weitere Arbeit wünsche ich dir viel Erfolg und unzählige zauberhafte, fotografische Augenblicke.
    Die Gewinner der Bücher gebe ich ausnahmsweise erst in den nächsten Tagen bekannt.
    © Ricarda Ohligschläger