Monat: September 2010

  • Martha Sophie Marcus – Herrin wider Willen von Martina M.

    Deutschland während des dreißigjährigen Krieges ist Schauplatz der Liebesgeschichte zwischen der jungen Witwe Konrade, genannt Ada und dem Grafensohn Lenz. Ada soll auf Wunsch ihres geldgierigen Vaters den ungeliebten Matthias Märtens heiraten. Da kommt ihr das Angebot von Lenz, der damit rechnet, in der kurz bevorstehenden Schlacht zu fallen, ihn zu ehelichen um sein Erbe zu retten, gerade recht. Obwohl die Beiden sich kaum kennen, verbringen sie eine leidenschaftliche Hochzeitsnacht. Doch wider Erwarten überlebt Lenz das Gemetzel schwer verletzt, allerdings nimmt auch sein Gedächtnis Schaden und er kann sich zunächst an Ada und das Geschehene nicht erinnern. Trotzdem machen sich die Beiden zusammen auf den Weg zu seinem Gut, wo Lenz seinen Vater unter die Erde bringen muss und die Beiden von den Kriegswirren nicht verschont werden …
    Das Buch hat mich anfangs schon  nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Die Protagonisten sind sympathisch, die Szenarien, sei es das Getümmel auf dem Schlachtfeld oder das Gewimmel in der Stadt, werden sehr lebendig beschrieben, so dann man sich alles sehr gut vorstellen kann. Die Sprache ist der Zeit angemessen, auch die plattdeutschen Sätze haben mich immer mal wieder schmunzeln lassen. Obwohl die Autorin sich sehr bemüht hat, den geschichtlichen Hintergrund authentisch wirken zu lassen und ihren Protagonisten Leben einzuhauchen, konnte das Buch mich leider nicht auf Dauer fesseln. Zwischendurch gab es immer mal wieder Längen, es wird ohne Höhen und Tiefen erzählt, erst gegen Ende wird es dann noch einmal richtig spannend. Hauptthema ist das Hin und Her zwischen Ada und Lenz, das zieht sich für meinen Geschmack etwas hin, so dass man als Leser den Beiden am liebsten einen Schubs in die richtige Richtung geben würde. Auch das war anfangs ganz amüsant, aber auf Dauer langweilig und einfallslos.
    Die Aufmachung des Buches hat mir gut gefallen, das Cover ist liebevoll gestaltet, auf der Innenseite befinden sich ein Foto und eine Widmung der Autorin. Aber alles in allem ist es ein netter historischer Roman, aber für mich nur Mittelmaß. Wer die Lebendigkeit von Follett und Gablé liebt, wird sich hier genau wie ich eher langweilen.

  • Rebecca Fischer – Lügst du noch oder liebst du schon?

    Den Schreibstil, den die Autorin hier vorlegt kann ich gar nicht mit einem Wort beschreiben

    Franca Peters ist geschieden und schon lange ungeküsst, wenn man von den Schmatzern ihres süßen Sohnes Sammy mal ganz absieht. Das muss doch zu ändern sein, denkt sie sich. Nur wie?
    Es ist eben nicht so einfach als alleinerziehende Mutter den Traumprinzen zu finden. Glücklicherweise kann Franca auf die tolle Hilfe ihrer besten Freundin Mia zählen, denn diese meldet sie spontan zu einem Speed-Dating an. Ob Franca will oder nicht!
    Allerdings ahnt Mia nicht, dass Franca ihren Lebenslauf  kurzerhand aufpoliert und ihren Sohn Sammy dabei komplett auslässt. 
    Auch Oliver, ein erfolgreicher Buchautor, hat sich zum Speed-Dating entschlossen, um somit mit aktiver Recherche seinem neuestem Buchprojekt auf die Sprünge zu helfen. 
    Zwischen den beiden knistert es gewaltig und Franca ist ganz angetan von dem „alleinerziehenden Vater“ und auch Oliver kann nicht leugnen, dass er die patente „PR-Lady“ Franca sehr interessant findet. 
    Es könnte also eigentlich alles perfekt sein, aber beiden stehen auf Dauer ihre eigenen Lügen im Wege und so sind Missverständnisse fast schon vorprogrammiert.
    Rebecca Fischer lässt Franca und Oliver jeweils abwechselnd zu Wort kommen. Die Kapitel sind einmal aus Olivers und dann wiederum aus Francas Sicht geschrieben. Damit steigert sich das Lesevergnügen nach noch zusätzlich, denn als Leser bekommt man so einen Einblick in die Gedankenwelt BEIDER Hauptfiguren.
    Diese sind übrigens wahnsinnig sympathisch, auch wenn mit Oliver manchmal die Hormone durchgehen. Letzten Endes erwischt ihn die Liebe zu Franca voll und ganz, und es ist schon schön mit zu erleben, wie ein Macho ums Telefon herum eiert, aus Angst den Anruf seiner Angebeteten zu verpassen.
    Beim Lesen dachte ich oft „Man kann sich aber auch anstellen!“ und hätte den zwei Turteltäubchen gerne mal hilfreich unter die Arme gegriffen bzw. ihnen einen Schubs in die richtige Richtung gegeben, denn beide wollen immer mal wieder die Wahrheit sagen, trauen sich aber nicht!
    Den Schreibstil, den die Autorin hier vorlegt kann ich gar nicht mit einem Wort beschreiben. Es ist eher eine perfekte Mischung aus turbulent, warmherzig, gefühlvoll und Humor. Also genau die richtige Zusammensetzung für entspannte Lesestunden.
    Hinter dem Pseudonym Rebecca Fischer steht die in Hamburg lebende Autorin Gabriella Engelmann, die bereits mehrere, erfolgreiche Veröffentlichungen für sich verbuchen konnte. 
    Fazit: Eine turbulente Geschichte von verborgenen Sehnsüchten, Träumen und Hoffnungen auf die ganz große Liebe und den Ängsten, nicht der perfekte Kandidat zu sein. Geschrieben mit ganz viel Herz und dem richtigen Blick für die Realität.
    © Ricarda Ohligschläger
     
     

  • Interview mit Gerit Betram

    Ich habe schon als Kind Bücher verschlungen wie andere Gummibärchen

    Sie haben sich über ein Schreibforum kennengelernt und schreiben nun gemeinsam. Haben Sie sich auf Anhieb verstanden oder wie ist da der „Schreibfunke“ übergesprungen?
    Peter Hoeft: Es hat ziemlich schnell „gefunkt“, wenn Sie es so nennen wollen. Nein im Ernst, die Zusammenarbeit zwischen Iris und mir hat tatsächlich von Anfang an gut geklappt, und wir sind uns sicher, dass daraus noch viele schöne gemeinsame Buchprojekte entstehen werden.
    Iris Klockmann: Ja, stimmt. Da haben wir beide wohl eine Menge Glück gehabt und wundern uns auch heute noch manchmal, wie sich alles so einfach entwickeln konnte. Mittlerweile arbeiten wir schon seit drei Jahren zusammen, und es macht sehr viel Spaß.
    Wie ist Ihnen die Grundidee gekommen für den historischen Roman „Die Goldspinnerin“. War hier eine/r von Ihnen die treibende Kraft?
    Iris Klockmann: Das ging von uns beiden aus. Peter hatte damals diesen ungewöhnlichen Beruf gefunden, und gleichzeitig erzählte mir ein Bekannter von einem Altstadthaus in meiner Heimatstadt Lübeck, das ihm gehörte. Er zeigte mir Pläne und berichtete von der Arbeit der Archäologen und deren gefundene Schätze. Im 14. Jahrhundert war es ein Armenhaus. Ich war sofort fasziniert. Also nahmen wir den Beruf der Protagonistin und den Schauplatz Lübeck und bauten diese Geschichte daraus.  Auf diese Weise habe ich die Stadt noch mal ganz neu kennenlernen dürfen, das war unheimlich spannend!
    Der Roman „Die Goldspinnerin“ spielt in Lübeck. Können wir denn nun auch mit einem Buch rechnen, das in Bad Oeynhausen spielt? Arbeiten sie schon an einem neuen gemeinsamen Buch?
    Peter Hoeft: Bad Oeynhausen dürfte für einen historischen Roman nicht wirklich ergiebig sein. Obwohl der Kurort ja durchaus in einer geschichtsträchtigen Gegend liegt, dem Weserbergland mit der 1200 Jahre alten Bischofsstadt Minden zum Beispiel. Man soll also nie „nie“ sagen. Unser nächstes gemeinsames Buch wird die Fortsetzung der Goldspinnerin sein und wird im kommenden Jahr erscheinen. Außerdem haben wir mit der Arbeit an einem weiteren historischen Roman begonnen, der im Nürnberg des 16. Jahrhundert angesiedelt ist.
    Iris Klockmann: Ja, wer weiß? Wenn uns eine zündende Idee kommen sollte, warum nicht Minden oder Braunschweig?

    Wie sind Sie auf einen Titel „Die Goldspinnerin“ gekommen? Wessen Idee war es?
    Iris Klockmann: Die Idee kam von Peter, und als wir feststellten, dass es bisher keinen gleichlautenden Titel gab, nahm diese Idee sofort Gestalt an.
    Wie kam es zu dem Pseudonym Gerit Bertram? Hat der gewählte Name einen bestimmten Hintergrund?
    Iris Klockmann: Wir beide wollten gern einen Vornamen, den es sowohl in einer männlichen wie auch in einer weiblichen Form gibt. Ja, und der Nachname kam uns einfach in den Sinn, uns gefiel das Pseudonym, und unserer Agentur glücklicherweise auch. So wurde Gerit Bertram geboren.
    Ich lese seit Jahren gern historische Bücher und bin immer erfreut etwas Neues zu entdecken. Dennoch brauch ich manchmal ein Buch dazwischen was nicht historisch ist. Ist das bei Ihnen auch so oder ist es für Sie eine ‚Bestimmung‘ geworden nur historische Bücher zu schreiben, auch wenn „Die Goldspinnerin“ erst ihr zweiter gemeinsamer History-Roman ist?!
    Peter Hoeft: Ich lese selbst ja nicht ausschließlich historische Romane, sondern auch gern mal etwas anderes. „Unser“ Genre ist zur Zeit aber tatsächlich der historische Roman.
    Iris Klockmann: Genau, der historische Roman wird uns noch länger begleiten, denn es gibt kein Genre, in dem der Autor so viel Spielraum hat wie dort. Und es gibt noch so vieles zu erzählen. Aber wer weiß? Die Zukunft bleibt spannend. Ich lese nebenher auch gern Fantasy oder Mystery-Thriller.
    Hätten Sie gerne in der historischen Zeit gelebt, und wenn ja, als welche Person?
    Peter Hoeft: Also, ich bin mit der Zeit, in der ich lebe, ganz zufrieden. Was ich allerdings schon faszinierend fände, wäre ein Kurztrip via Zeitmaschine ins Mittelalter oder noch weiter zurück, um mal „Mäuschen spielen“ zu können bei historisch wichtigen Ereignissen. Für mich als  Christ wäre so ein Ereignis zum Bespiel die Entstehung der so genannten Urgemeinde vor fast 2000 Jahren. Oder Luthers Auftritt vor dem Reichstag zu Worms.
    Iris Klockmann: Oh ja, ich wäre gern im Alten Ägypten, z.B. zur Zeit Hatschepsuts. Sie muss eine charismatische Frau gewesen sein, obendrein ist es ihr während ihrer Regierungszeit gelungen, den Frieden zu wahren. Oder die Zeit um Mose und Ramses, ich wäre da gern ein Beobachter der biblischen Geschichte gewesen. Und dann würde ich nach Hause zurückkehren und die Errungenschaften der Neuzeit genießen, wie ein heißes Bad im Winter, einen Computer oder einen Supermarkt, damit ich nicht jagen gehen muss. *g* Nein, ernsthaft – wir leben in einer sehr bequemen und fortschrittlichen Zeit, die ich durchaus zu schätzen weiß.
    Ich würde gerne erfahren wie sie es genau machen zu zweit ein Buch zu schreiben. Wird die grobe Geschichte zusammen ausgedacht und dann aufgeteilt und geschrieben? Schreibt jeder immer ein Stück und der andere liest es dann und schreibt das nächste? Oder wie läuft das ab?
    Iris Klockmann: Ganz einfach und doch kompliziert. Wir erstellen einen Plot und arbeiten eine Charakterisierung der wichtigsten Personen aus. Dann beginnen wir an unterschiedlichen Kapiteln zu schreiben. Abends schicken wir uns das gegenseitig zu, verändern, ergänzen oder formulieren um, bis aus unseren beiden Schreibstilen (die sich durchaus ähneln) unserer gemeinsamer Stil geworden ist. Natürlich sprechen wir uns täglich ab, wann wer arbeitet und was, damit wir uns nicht gegenseitig behindern. Oft verwundert es uns selbst, wie das funktioniert. Tatsächlich wird uns immer wieder gesagt, man könne nicht herausfinden, wer was geschrieben hätte. Das sehen wir als ein großes Kompliment und freuen uns sehr darüber.
    Gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten? Wie beseitigen Sie diese Unstimmigkeiten untereinander beim Schreiben eines Buches?
    Iris Klockmann: Unstimmigkeiten im Sinne von Streit? Nein, die hatten wir zum Glück noch nie. Aber natürlich kommt es vor, dass einem von uns der Verlauf einer Szene noch nicht gefällt. Sollte es dem anderen ebenso gehen, haben wir einen Plan, und er heißt: Wenn diese Szene noch nicht gut genug ist, schreiben wir eine dritte, bessere Version. Das kann auch bedeuten, dass ganze Kapitel gestrichen und völlig neu geschrieben werden, bis wir beide das Bestmögliche gefunden haben.
    Wo nehmen sie die ganzen Ideen her?
    Iris Klockmann: Das kann ganz banal passieren. Beim Spaziergang, ein Lied, das mir gefällt, eine Erinnerung oder ein Film. Ich bin ein Mensch mit viel Fantasie. Meist sehe ich ein Bild vor Augen, eine Person und einen Konflikt, und ganz von allein formen sich in mir ganze Szenen. Allerdings kommen uns die meisten Iden tatsächlich, wenn wir miteinander telefonieren oder uns treffen. Das gibt oft einen irren Kreativschub, dann ist es für alle besser, man lässt uns in Ruhe die Köpfe zusammenstecken. *g*
    Schreiben sie täglich?
    Iris Klockmann: Ja, natürlich. Zum Schreiben gehört auch eine gehörige Portion Disziplin, deshalb haben wir ein bestimmtes Tagesziel, das wir zu erreichen versuchen. Das ist einer der Vorteile eines Autoren-Teams, wir spornen uns gegenseitig an, weil wir wissen, der Partner wartet auf neue Seiten.
    Was tun gegen Schreibblockaden?
    Peter Hoeft: Mein Hund verlangt mehrmals täglich seine Spaziergänge. Und bei diesen ist mir schon öfter eine Idee gekommen, wie und wo ich weiterschreiben könnte, wenns mal gar nicht klappen will. Richtige, lang andauernde Schreibblockaden habe ich zum Glück noch nicht gehabt.
    Iris Klockmann: Ich hatte noch nie eine. Bei mir ist es eher umgekehrt, und es gibt Tage, an denen mich der Alltag so auf Trab hält, dass ich all das, was ich an Ideen und Worten im Kopf habe, nicht schreiben kann. Für mich der blanke Horror, deshalb habe ich überall ein Notizheft dabei, um es wenigstens in Stichpunkten festzuhalten. Nur leider stelle ich immer wieder fest, dass genau diese Formulierung, dieses szenische Bild am nächsten Tag nicht mehr genauso gut passt., und ich ärgere mich furchtbar darüber.
    Haben sie Schreibrituale?
    Peter Hoeft: Nein.
    Iris Klockmann: Ja und Nein. An Tagen, an denen die Ideen sprudeln, bin ich genügsam. Da brauche ich nur Ruhe  in meinem Arbeitsbereich, dann klappt das von allein – was allerdings mit einer Familie nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Weiß ich aber noch nicht genau, was ich schreiben will, höre ich leise Musik, die zu der Zeit und der Atmosphäre passt, dazu dann viel Kaffee und Wasser.
    Lesen sie selbst gerne?
    Peter Hoeft: Nennen Sie mir einen Autoren, der nicht selbst gern liest.
    Iris Klockmann: Stimmt. Lesen ist eines der mächtigsten Werkzeuge für eigene Ideen. Was wäre die Welt ohne Bücher? 
    Wie war der Weg, bis Ihr erstes Buch erschienen ist?
    Peter Hoeft: Ich habe mir schon als Jugendlicher – übrigens auch da schon mit einem Schreibpartner, meinem besten Freund – Abenteuergeschichten ausgedacht. Später habe ich mehrere Jugendbücher, Erzählungen und Künstlermonografien geschrieben, die allesamt in Kleinverlagen veröffentlicht wurden, außerdem Beiträge in Anthologien und Artikel in Zeitschriften.
    Iris Klockmann: Ich habe schon als Kind Bücher verschlungen wie andere Gummibärchen. In meiner Fantasie habe ich mir vorgestellt, wie ich diese Geschichten erzählen würde, zugetraut habe ich mir das damals nie. Bis mir viel später als Mutter die Gutenacht-Geschichten für meine Töchter ausgingen und ich mir welche ausdachte. So kam eins zum anderen, und ich schrieb einen Fantasy Roman, der viel Anerkennung fand, und Kurzgeschichten für Anthologien. Dann lernte ich Peter kennen …
    Iris Klockmann, in welchem Genre fühlen Sie sich wohler, Jugendbuch/Fantasy oder historischer Roman?
    Iris Klockmann: Oh je, schwierige Frage, einfache Antwort. Ich fühle mich dort zu Hause, wo ich meinen Ideen freien Lauf lassen und mit Peter im Team arbeiten kann. 
    Peter Hoeft, woher kommt Ihre Faszination für Geschichte bzw. historische Romane?
    Mich interessiert das Thema Zeitreise. Da diese technisch leider noch nicht möglich sind, bleibt nur der Weg über das Medium Buch. Und so lasse ich mich immer wieder gern durch Autorenkollegen und ihre historischen Romane in die Vergangenheit zurückversetzen.
    Liebe Iris, lieber Peter, ich danke Ihnen von Herzen für dieses sehr interessante Interview. Und ja – was wäre die Welt ohne Bücher? ich glaube das kann man gar nicht so leicht beantworten, aber eines wäre sie sicher: unsagbar trostlos! Ich wünsche Ihnen für ihre Arbeit weiterhin alles Gute!
    Die Bücher aus der Verlosung gehen an
    Malin L.
    Antje S.
    Xanja B.
    Herzlichen Glückwunsch! Die Bücher werden nächste Woche ihren Empfänger erreichen.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Jennie Rooney – Ich werde auf dich warten

    …es tat mir in der Seele weh, zu spüren, was man aus diesem eigentlich intelligenten Plot hätte zaubern können.

    „Ich werde auf dich warten“, versichert Stevie ihrem geliebten Michael, als der Krieg beginnt. Doch dann bekommt sie einen Brief aus Afrika, in dem Michael die Beziehung ohne Erklärung beendet. Stevie bleibt tief gekränkt zurück und beschließt, dass ihre Tochter niemals erfahren soll, wer ihr wahrer Vater ist. Bis viele Jahre später Stevies Enkelin Anna als Krankenschwester einen alten Herrn betreut, der seine Erinnerungen in einem Schuhkarton aufbewahrt und der ihr eine wahre Geschichte von Liebe und Krieg erzählt.
    So lautet der Klappentext. Ansprechend, vielversprechend und auf eine zauberhafte, traurige wie schöne Geschichte hoffend. Doch ich wurde jäh enttäuscht beim Lesen, da sich die eigentliche Geschichte zog wie ein Kaugummi, um mich nachher zum Schluss regelrecht zu überrumpeln.
    In abwechselnden Kapiteln wird jeweils aus der Sicht von Michael und Stevie erzählt und so fügt sich deren Geschichte nach und nach zusammen. Das Kennenlernen, der erste Kuss, zärtliche Berührungen, der Abschied – an allem nimmt man teil und doch fehlte mir irgendwie noch ein Fünkchen Gefühl dabei.
    Natürlich ist es berührend, wenn Michael seine Erfahrungen mit dem Krieg macht, zumal er sehr, sehr jung zu diesem Zeitpunkt ist und Stevie verzweifelt auf einen Brief von ihm hofft und dann bitter enttäuscht wird.
    Aber wenn ich etwas über Tauben lernen will, dann kaufe ich mir ein Taubenbuch. In einer Geschichte über Liebe, Krieg, Verlust und Hoffnung möchte ich nicht seitenweise von Taubenzucht lesen.
    Die Phasen im Leben der beiden, die wirklich wichtig waren, die dem Leser noch mehr Facetten der beiden Hauptfiguren gezeigt hätten, wurden nach meinem Empfinden im Schnellverfahren abgehandelt.
    Eigentlich wäre dieses Buch eines der Bücher gewesen, welches ich abgebrochen hätte, aber der flüssige Schreibstil hat mich dann doch dazu bewogen es weiter zu lesen. Und ich hoffte ja auch immer noch auf ein Happy End bzw. auf den wirklich dramatischen Teil.
    Dieser wurde dann auf die allerletzten Seiten gepresst und es tat mir in der Seele weh, zu spüren, was man aus diesem eigentlich intelligenten Plot hätte zaubern können.
    Wer eine wirklich bewegende Geschichte über Liebe, Krieg und Hoffnung lesen möchte, dem empfehle ich „Zwei halbe Leben“ von Rebecca Stephan. Vielleicht sollte die Autorin dieses Buch lesen, um zu erfahren was sie aus ihrer Idee zum Buch hätte machen können. Und ja, es könnte sein, dass ich mit zu hohen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen bin, da ich immer noch hoffe, eine ähnliche Story wie das eben genannte wieder zu finden.
    Fazit: Eine gute Story, die man mit etwas mehr Gefühl und Dramatik bei Weitem mehr „berührend“ hätte nennen können.
    © Ricarda Ohligschläger