Monat: März 2012

  • Interessante Lesungen in 2012

    Nicholas Sparks
    27. April 2012 in der Mayersche Buchhandlung Königsallee 18 40212 Düsseldorf
    Markus Marie Profitlich
    liest aus „Stehaufmännchen“ 11. Mai 2012, 20:00 Uhr in der Buchhandlung Moewes Hahnenstrasse 32 50171 Kerpen

  • Interview mit Petra Hammesfahr

    Ich käme mir schäbig vor, mit dem Leid und dem Schmerz anderer mein Geld zu verdienen. Morde sind nun mal nicht lustig.
    Liebe Petra Hammesfahr, ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mir und den Lesern meines Blogs Rede und Antwort zu stehen.
    Sie schreiben seit Jahren einen Krimi/Thriller nach dem nächsten. Wie schwer fällt es Ihnen dabei, immer wieder mit neuen, überraschenden Ideen aufzuwarten? 
    Das ist unterschiedlich. Manche Ideen kommen komplett – ungefähr so, als würde mir jemand die Geschichte erzählen. In solchen Fällen brauche ich nur mitzuschreiben. Was ich auch umgehend tue, dafür lasse ich alles andere liegen. Leider ist das nicht so oft der Fall, wie es mir lieb wäre.
    Andere Ideen tauchen in Einzelszenen auf. Die trage ich oft jahrelang mit mir herum, ehe genug Stoff für einen Roman beisammen ist. Mir ein bestimmtes Thema vorzunehmen und daraus einen Roman zu entwickeln, habe ich noch nicht versucht. Bei der Methode kommen bei mir nur Drehbücher heraus, denen die Schauspieler dann Leben einhauchen müssen.
    Wie kommen Sie zu den Namen ihrer „Helden“ und ganz speziell hier auf den Alex Junggeburt? Diesen Familiennamen finde ich sehr ungewöhnlich. Hat er eine spezielle Bedeutung für Sie?
    Namen und Figuren gehören zusammen. Alex hieß schon Alexander Junggeburt, als mir „Die Schuldlosen“ zum ersten Mal mit der Friedhofsszene durch den Kopf geisterten. Eine Figur umzubenennen – auf Anraten des Literatur-Büros Düsseldorf – habe ich bisher erst einmal versucht und bin kläglich daran gescheitert.
    Wie lange haben Sie an so einem umfangreichen Roman wie „Die Schuldlosen“ gearbeitet?
    Insgesamt etwa zwei Jahre, allerdings nicht an einem Stück. „Die Schuldlosen“ sind über einen Zeitraum von sechs bis acht Jahren gewachsen, genau kann ich das nicht einmal mehr sagen. In diesem Zeitraum habe ich immer wieder daran gearbeitet, einzelne Szenen wie der Prolog, die geköpften Rosen und die wundersame Menschwerdung waren von Anfang an da. Der gesamte Rest kam nach und nach dazu. Und ganz zuletzt, als ich schon über 200 Seiten hatte, meldete sich Alex persönlich zu Wort mit seiner Haftentlassung. Da musste ich noch einmal von vorne anfangen.
    Ich stelle es mir schwierig vor, immer neue Personenkreise zu „erfinden“, man fängt immer wieder von vorne an und hat nicht wie bei Serien einen festen Punkt an dem man sich orientiert. Ich stelle mir Ihre Art zu schreiben schwieriger vor. Wie sehen Sie das und warum haben Sie sich für Ihre Art des Schreibens entschieden?
    Gerade das reizt mich. Ich fange mit jedem Roman bei null an. Zwar gibt es inzwischen auch bei mir Figuren, die schon mehrfach aufgetaucht sind wie Kriminalhauptkommissar Arno Klinkhammer, der in mittlerweile drei Romanen an den polizeilichen Ermittlungen beteiligt war. Die Strafverteidigerin Doktor Greta Brand hat auch schon mehr als einen Mandanten vor Gericht vertreten, mit Mädchennamen hieß sie übrigens Baresi.
    Aber bei mir stehen die Opfer im Vordergrund einer Geschichte, da wäre es schwierig, eine Serienfigur realistisch darzustellen. Wie viel soll ich einem Menschen denn zumuten?
    Abgesehen davon finde ich Serienfiguren allenfalls in einem Tatort oder einer 45 minütigen Serienfolge im Fernsehen erträglich. In einem Roman langweilen sie mich. Mich interessieren weder die Beziehungsprobleme eines Kommissars noch die hausfrauliche Unzulänglichkeit einer Kommissarin. Meist sind das nur noch Klischees, weil eben alles schon mal da war. Und genau das – das etwas schon mal da war -, versuche ich zu vermeiden. Was natürlich mit gewissen Risiken verbunden ist.
    Es kann passieren, dass der eine oder andere Roman nicht so gut bei den Lesern ankommt. Das nehme ich in Kauf. Es hat sich mal eine Dame nach einer Lesung verabschiedet mit dem Hinweis: „Ich kaufe kein Buch, bei dem ich mitdenken muss.“ Was sollte ich darauf erwidern?
    Wenn sie eine Idee zu einem Buch haben, bekommt der Ablauf eine Eigendynamik, die man nicht vorhersehen kann?
    Das ist mir bisher nur einmal passiert, im allerersten Taschenbuchkrimi, den ich sozusagen auf Bestellung schrieb. Ich hatte eine Szene im Kopf und habe im Gespräch mit einem Lektor rasch ein paar Bilder drum herum verteilt. Der Roman hatte schließlich mit der ursprünglichen Idee nichts mehr gemein. Ich hätte eben nicht so voreilig erzählen dürfen, wie es weitergehen könnte.
    Mich würde sehr interessieren, was Sie inspiriert, Ihre Kriminalromane zu schreiben. Halten Sie sich an wahre Kriminalfälle oder konstruieren Sie die Geschichten alle selbst?
    Die sind alle meinem Kopf entsprungen. An wahren Geschichten habe ich mich noch nie versucht. Mir sind zwar schon einige angeboten worden, aber ich käme mir schäbig vor, mit dem Leid und dem Schmerz anderer mein Geld zu verdienen. Morde sind nun mal nicht lustig.
    Es ist doch relativ schwierig sich als Mensch ohne kriminelle Vergangenheit in die Psyche von Tätern zu versetzen. Wie schafft man es, trotz der Fülle von Krimis immer solch extravagante Bücher zu schreiben?
    Extravagant nehme ich jetzt mal als Kompliment. Früher hieß das schlicht: „So wie Sie schreibt kein Mensch.“ Was mir in den zehn Jahren, in denen ich 159 Absagen gesammelt habe, nicht gerade zum Vorteil gereichte.
    Mich in die Psyche von Tätern oder Opfern zu versetzen, fällt mir nicht schwer. Als ich mit 17 zu schreiben begann, hatte ich schon die ersten dicken Psychologie-Wälzer gelesen. Unser damaliger Hausarzt interessierte sich sehr für diese Thematik und gestattete mir, mich in seiner Bibliothek zu bedienen. Später kam ein bisschen Parapsychologie, sehr viel Kriminalpsychologie, Medizin, Forensik und etwas Jura hinzu.
    Und als kleines Kind habe ich leidenschaftlich gerne Theater gespielt, da musste ich auch jedes Mal eine andere Person sein, mal das arme Aschenputtel und mal die böse Stiefmutter. Es hat auch Spaß gemacht, mal abgrundtief böse sein zu müssen.
    Kann man Sie in nächster Zeit auf einer Ihrer Lesungen treffen?
    17. April Hildesheim
    18. April Celle
    19. April Hannover
    Das sind die nächsten Termine, die ich zurzeit kenne und auf Facebook noch genauer bekannt geben werde. Übers Jahr verteilt kommen sicher noch einige hinzu. Darum kümmert sich der Rowohlt Verlag.
    Wollten sie schon immer Bücher schreiben oder hatten Sie eigentlich einen anderen Berufswunsch?
    Wenn man vom Wunsch der Vierjährigen absieht, die unbedingt Theater spielen wollte, war Schreiben für mich ein unbedingtes Muss. Sonst wäre mir wahrscheinlich irgendwann der Kopf geplatzt vor lauter Geschichten.
    Ich würde gerne wissen, wie ihr Arbeitsplatz aussieht.
    Ganz unspektakulär: Schreibtisch, Aktenschränke und das große Bücherregal mit den Schätzen, die ich in den vergangenen Jahrzehnten gelesen und geschrieben habe.
    Woher stammt Ihr Name? 
    Den Vornamen haben mir meine Eltern gegeben, den Nachnamen habe ich von meinem Mann übernommen. 
    Sie wohnen in der Nähe von Köln. Sind Sie Karnevalistin?
    Ich mag Büttenreden, Karnevalsumzüge und fröhlich feiernde Menschen. Aber ich mag keine grölende, betrunkene Masse, deshalb halte ich mich lieber fern vom Trubel.
    Wie sieht der Tagesablauf eines Autors aus? Haben Sie eine feste Zeit wie z.B. von 06.00 bis 11.00 Uhr und den restlichen Tag vergessen Sie sie Geschichte und die Personen oder ist es eher so, dass Sie die Geschichte und die Personen eine Zeitlang Ihres Lebens kontinuierlich begleiten? Und wenn ja, wie werden Sie diese nach Abschluss des Buches wieder los?
    Wirklich los lassen die mich nie. Aber viele sind so rücksichtsvoll und stören nicht bei der Arbeit.
    Von 10:30 bis 17:30 Uhr sitze ich am Schreibtisch. Dann schalte ich den Computer aus. Bei meinem Kopf ist mir das noch nie gelungen. Mein Mann hat einmal gesagt, er wüsste nie so genau, zu wem er abends heimkommt. Aber so bleibt eine Ehe auch nach 33 Jahren noch spannend. 
    Ich hätte gern gewusst, welches Buch Ihr Lieblingsbuch ist.
    Von meinen eigenen immer das, an dem ich gerade arbeite.
    Von anderen Autoren nenne ich seit 30 Jahren immer noch „Das Mädchen auf der Schaukel“ von Richard Adams. Irgendwann habe ich das so oft erwähnt, dass es zu einer Neuauflage kommt.
    Wenn Sie Lesungen oder Signierstunden (z. B. auf der Buchmesse) halten, sind Sie dann sehr aufgeregt? Falls ja, was ist aufregender: Lesung oder Signierstunde? Und was macht Ihnen mehr Spaß?
    Aufgeregt bin ich nie, nervös würde ich nur, wenn das Publikum ausbliebe.
    Bei einer Lesung genieße ich es, zu sehen, wie die Zuhörer reagieren und sich in die Geschichten hineinziehen lassen. Bei einer Signierstunde ergibt sich eher die Gelegenheit zu einem kurzen, persönlichen Plausch. 
    Haben Sie Angst, dass Ihnen irgendwann die Ideen für Ihre Bücher ausgehen? Und wie würden Sie als Autorin damit umgehen?
    Wenn mir irgendwann nichts Neues mehr einfällt, nehme ich mir den Ordner „Ideen“ auf der Festplatte vor, in dem ich seit 20 Jahren all die Szenen und Gedanken sammle, die mir frühmorgens oder abends unvermittelt in den Sinn kommen.
    Das ist morgens sozusagen meine erste Amtshandlung, wenn mir etwas eingefallen ist, wird das notiert, ehe ich mich in den aktuellen Roman vertiefe.
    Was machen Sie in Ihrer Freizeit als Ausgleich zum Schreiben?
    Viel Freizeit habe ich gar nicht. Ich nehme mir morgens eine Stunde frei für sportliche Aktivitäten. Deshalb sitze ich nicht mehr wie früher schon um acht am Schreibtisch. Allerdings sollte man nicht glauben, wie gut sich bei Kniebeugen und Situps mit Kurzhanteln oder auf dem Hometrainer diverse Fäden spinnen lassen.
    Liebe Frau Hammesfahr, ich bedanke mich von Herzen – auch im Namen meiner Blogleser – für dieses ausführliche Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!
    Die Bücher aus der Verlosung gehen an
    Tanja D.
    Melanie T.
    Christine H.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”

  • LitCologne in der Lanxessarena

    Zum literarischen Gemetzel trafen sich gestern Abend ca. 4400 begeisterte Krimifans in der Kölner Lanxessarena.
    Frank Schätzing moderierte die wohl größte Krimilesung, die musikalisch vom Rundfunkorchester des WDR eingeleitet wurde.
    Ob Mord in der Provinz, fast schon komödiantisch dargestellt durch die „literarische Boygroup“ Volker Klüpfel und Michael Kobr, oder angesagte deutsche Psychothriller.
    Claudia Michelsen und Matthias Brandt lasen u. a. aus dem aktuellen Roman der Autorin Petra Hammesfahr „Die Schuldlosen“ und bewiesen dabei, dass VORlesen längst nicht langweilig sein muss.
    Für die Zuhörer wurde eine abwechslungsreiche Mischung geboten, die seinesgleichen sucht.
    Zwischendurch begleitete das Orchester durch 50 Jahre James Bond und leitete somit ein heiteres Krimiratespiel ein.
    Als Preis gab es anschließend den für mich eigentlichen Höhepunkt: Sebastian Fitzek.
    Dass sich dieser vor derartiger Kulisse in Bestform präsentierte, davon war auszugehen. Aber Fitzek übertraf sich selbst und präsentierte seinen Fans nicht nur eine dramatische Geiselnahme, sondern auch die Premiere des Kinofilmtrailers zu seiner Verfilmung von „Das Kind“.
    Es war ein großartiger Abend und ein toller Rahmen für eine der besten Lesungen, die ich je erleben durfte.
    Hier gibt es übrigens einen kleinen Beitrag des WDR zur Lesung: klick mal 🙂
     © Ricarda Ohligschläger

  • Interview mit Silke Schütze

    Ein Buch ist dann für mich perfekt, wenn es ihm gelingt, mich in eine mir fremde Welt zu ziehen und mir diese vertraut zu machen
    Liebe Silke Schütze, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. In Ihrem neuen Buch „Erdbeerkönigin“ geht es unter anderem um die Frage, ob man sich im Leben immer zweimal begegnet. Glauben Sie daran?
    Ich würde es mir wünschen, aber die Erfahrung zeigt, dass man sich meistens nicht ein zweites Mal begegnet. Vielmehr ist es so, dass man einigen Menschen nie begegnet, anderen viel zu häufig. Die Gesetzmäßigkeit dahinter habe ich noch nicht verstanden. Was wohl geschehen wäre, hätten sich Eva und Daniel nach ihrer Nacht in Hamburg wiedergesehen? Aber das ist ein anderes Buch.
    Was kann man sich unter einer Erdbeerkönigin vorstellen und was verbinden Sie persönlich mit der wundervollen Frucht Erdbeere? 
    Im Buch äußert sich meine Hauptfigur Eva dazu folgendermaßen: „Erdbeerkönigin zu sein, war für mich mehr als nur ein skurriler Titel … Erdbeerkönigin war ein Lebensgefühl.“ Ich will damit sagen, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist und sein kann. Und was meine persönliche Beziehung zu Erdbeeren angeht: Unvergesslich ist mir ein Spätsommertag, als ich ungefähr acht Jahre alt war und unsere Mutter meine Schwestern und mich in den Garten schickte, um die unwiederbringlich letzten Erdbeeren zu pflücken. Wir dürften sie dann auch gleich selbst essen, hieß es. Mit Milch und Zucker. Ich weiß nicht, warum mir bei der Erwähnung von Erdbeeren immer dieser warme Nachmittag vor Augen steht.  Vielleicht, weil die Erinnerung daran für mich mit Gefühlen wie Geborgenheit und Familie verbunden ist. Und weil die Worte „die letzten Erdbeeren“ der Helligkeit des sonnendurchfluteten Tages bereits einen melancholischen Schatten von Herbst verliehen.
    Gibt es auch für Sie einen Daniel – also jemanden, der ohne es zu wissen eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt?
    Spontan fällt mir meine Großtante Hedi ein – die alles andere als eine alte Tante war. Obwohl sie seit über 15 Jahren tot ist – sie starb mit weit über 90 Jahren – lebt sie immer wieder in meinen Geschichten auf. Sie war dickköpfig, widersprüchlich, humorvoll – manchmal eine absolute Nervensäge, gleichzeitig aber voller Charme, Witz und verständnisvoller Lebenserfahrung. Ein Original. Dass Ihr 90.Geburtstag in „Erdbeerkönigin“ quasi noch einmal auflebt, hätte sie sicher amüsiert.
    Wie lassen sich die Themen Tod und Verlust in einen Roman einbauen, der Lebenslust und Unterhaltung vermitteln will?
    Der Tod gehört zum Leben, er ist die einzige Gewissheit, die für uns alle gilt. Wenn man das akzeptiert, fällt es leichter, das Leben hier und heute zu genießen, es bewusster zu gestalten und dabei lachen zu können. Und so lässt sich der Tod auch in Geschichten voller Lebenslust einbauen. Nicht die Themen, sondern das Darüberschreiben scheint mir schwierig. Außerdem bezweifle ich, dass es leichter ist, lustig zu schreiben. In „Erdbeerkönigin“ heißt es: „Mir wird klar, dass der Schmerz über Mamas Tod ein Begleiter durch mein weiteres Leben bleiben wird. Und dass ich lernen muss, mit ihm zu leben wie mit einem Bekannten, der neben den schönen, glücklichen und den schwierigen Erinnerungen an meinem Lebenstisch Platz hat.“
    Was haben Sie empfunden, als Sie hörten, dass einer Ihrer Romane fürs Fernsehen verfilmt werden soll? Können Sie uns schon genaueres über die Verfilmung von „Kleine Schiffe“ erzählen?
    Die Firma Krebs & Krappen Film entwickelt im Auftrag von ARD Degeto für Das Erste die Verfilmung von „Kleine Schiffe“. Geplant sind die Dreharbeiten für den Herbst. Da bin ich natürlich sehr gespannt, wie sich das anfühlt, wenn meine Figuren plötzlich von Schauspielern verkörpert werden.
    Da Sie früher sehr viele Filmkritiken geschrieben haben, sind Sie sicher auch ein großer Filmfan. Welcher ist denn Ihr Lieblingsfilm?
    Wenn man mich mit der Pistole auf der Brust zwingt, nur einen einzigen Titel zu nennen, wäre das „Es war einmal in Amerika“ (1984) von Sergio Leone. Eine große Ballade über Freundschaft und Loyalität. Aber das geht gar nicht, denn dann blieben so viele großartige Lieblingsfilme von mir unerwähnt. Ich erlaube mir, wenigstens noch zwei zu nennen: „Freundinnen“ (1988) sowie „Frankie und Johnny“ (1991). Zwei wunderschöne Liebesdramen, die ohne Zuckerwatte auskommen. Beide stammen übrigens von Gary Marshall, der auch „Pretty Woman“ inszeniert hat.
    Wie hat man sich Ihren Werdegang vom Studium über den Film zur Autorin vorzustellen? War der Weg steinig oder führte er Sie über den Roten Teppich?
    Nach dem Studium fing ich bei der Berliner Filmfirma Tobis an – und habe dort sehr bald in der Presseabteilung alle Texte geschrieben. Drei Jahre später bin ich auf Angebot der Zeitschrift Cinema nach Hamburg gegangen. Wiederum drei Jahre später habe ich geheiratet und arbeite seitdem als selbstständige Autorin. Dieser Weg war weder steinig noch glamourös, aber mit viel interessanter Arbeit verbunden.
    Lassen Sie sich inspirieren von den vielen Filmen, die Sie gesehen haben? Leiten Sie daraus Ideen für Ihre Romane ab?
    Ja, auf jeden Fall sind Filme inspirierend. Ich möchte nie aufhören, Filme anzuschauen und ins Kino zu gehen. Aber Filme inspirieren mich mehr, was das Lebensgefühl betrifft. Ideen für meine Romane leite ich nicht aus Filmen ab.
    Vergeben Sie die Namen an Ihre Figuren schon vor dem eigentlichen Schreiben oder bildet sich die Idee für einen Namen erst während des Schreibens heraus?
    Manche Figuren bringen ihre Namen schon wie von selbst mit. Die tauchen einfach auf und heißen so. Wie Dr. Lenchen in „Erdbeerkönigin“ oder Hedi und Lotti in „Als Tom mir den Mond vom Himmel holte“. Andere muss ich regelrecht „taufen“. Bevor ich losschreibe, müssen alle Figuren einen Namen haben. Das ist wichtig für mich.
    Wann kommen die Ideen für ein neues Buch? Während Sie noch am aktuellen schreiben oder haben Sie immer mehrere Inspirationen im Kopf?
    Ach, die kommen dauernd. Und meistens zu einer Unzeit, wo ich weder einen Stift noch ein Handy griffbereit habe, um Notizen zu machen.
    Gibt es Orte, an denen Ihnen die besten Anregungen und Ideen zu einem neuen Buch kommen?
    Nein, mir kommen überall Ideen. Aber wenn im Prozess des Schreibens mal etwas stockt, hilft mir vor allem eins: Der Gang in die Bücherei. Ich habe einen Ausweis für die Hamburger Bücherhallen und liebe es, einen Nachmittag in der Bücherei zu verbringen – zwischen Kindern, die „Die Raupe Nimmersatt“ vorgelesen bekommen, Teenagern, die sich Vampirliebesgeschichten ausleihen und Rentnern, die sich durch die Tageszeitungen rascheln.
    Mich würde interessieren, ob Sie beim Schreiben irgendwelche Angewohnheiten haben. Also ob Sie beispielsweise immer eine Tafel Schokolade parat liegen haben, oder ob Sie nur nachts schreiben … oder, oder, oder?
    Ich habe eine schlechte Angewohnheit: Ich vergesse alles um mich herum. Dann esse ich nicht, denke nicht daran, etwas zu trinken. Stunden später tauche ich dann völlig ausgehungert, mit Kopfschmerzen und trockenem Hals wieder in der Wirklichkeit auf.
    Wie entspannen Sie sich nach dem Schreiben? Mit einem Buch oder ganz anderen Sachen wie Gartenarbeit oder spazieren gehen?
    Ich bin begeisterte Joggerin. Es gibt nichts Besseres für mich, um den Kopf frei zu kriegen.
    Bücher welchen Genres lesen Sie am liebsten?
    Da habe ich keinerlei Vorlieben. Ich lese alles.
    Welches Buch liegt aktuell bei Ihnen auf dem Nachttisch?
    Mal wieder Donna Tartts „Die geheime Geschichte“. Ein Bildungsroman im Gewand eines spannenden Krimis. Dieses Buch lese ich seit Jahren mindestens einmal pro Jahr und entdecke immer noch neue, faszinierende Details.
    Was macht für Sie persönlich das perfekte Buch aus?
    Ein Buch ist dann für mich perfekt, wenn es ihm gelingt, mich in eine mir fremde Welt zu ziehen und mir diese vertraut zu machen. Gleichgültig, ob es in den amerikanischen Südstaaten Ende des 18. Jahrhunderts spielt, in einer Männer-WG unserer Tage oder in einer fernen Galaxie irgendwann in der Zukunft.
    Was verbinden Sie mit Hamburg und was lieben Sie an dieser Stadt? Welche andere deutsche Stadt übt eine ähnliche Faszination auf Sie aus?
    In Hamburg schwingt durch die Elbe immer die Verbindung zum Meer mit. Das Meer bedeutet Fernweh, Melancholie, Sehnsucht. Natürlich liebe ich auch Berlin – ich bin dort aufgewachsen. Wenn man Heimat und Zuhause trennen kann, dann bedeutet das für mich: Berlin ist meine Heimat, Hamburg ist mein Zuhause.
    Welche Frage hätten Sie in diesem Interview gerne beantwortet, wurde Ihnen aber nicht gestellt?
    Können Sie die Abseitsfalle erklären, Frau Schütze?
    Liebe Frau Schütze, ich bedanke mich von Herzen – auch im Namen meiner Blogleser – für dieses ausführliche Interview und wünsche Ihnen weiterhin viele tolle Romanideen!
    Die Bücher aus der Verlosung gehen an
    Julia Sch.
    Judith D.
    Sylvie G.
    Manuela
    Nadja Sch.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”

  • Petra Hammesfahr – Die Schuldlosen

    ES BRAUCHT SO WENIG, UM SO VIELE LEBEN ZU ZERSTÖREN. Am Ostersonntag verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Dorf: Janice Heckler ist tot in der Greve gefunden worden, halbnackt und offensichtlich ertränkt. Auf den Täter einigt man sich in Garsdorf schnell: der Nachbar. Alex Junggeburt – als Kind noch von allen bedauert, als Jugendlicher gefürchtet, als Erwachsener verteufelt. Sechs Jahre später kommt Alex frühzeitig aus der Haft frei. Sein erster Weg führt ihn zurück an den Ort des Geschehens – in sein Elternhaus. Kaum jemand im Dorf ist darüber glücklich: Die einen fürchten seine Rache, die anderen weitere Gewalttaten. Alex kann es ihnen nicht verdenken, weiß er doch selbst nicht, was damals geschah …(Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
    „Die Schuldlosen“ ist mein erstes Buch von Petra Hammesfahr und wird mit Sicherheit nicht mein letztes der Autorin sein. Eigentlich ist es kein Krimi und auch kein Thriller, sondern eher eine erschütternde Familiengeschichte voller Tragik.
    Im Mittelpunkt steht Alex. In Mädchenkleider gesteckt und Alexa genannt, ersetzt er der Mutter die verstorbene Tochter. Die Dorfkinder meiden ihn, wenn sie ihn nicht gerade beschimpfen oder anderweitig quälen.
    Schnell wird Alex zum Außenseiter. Nur Sylvie kommt Alex näher und es entwickelt sich eine kurze Liebelei zwischen den beiden.
    Doch dann gerät Alex unter Mordverdacht.
    Sechs Jahre später kehrt Alex aus der Haft zurück und wieder ist es einzig Sylvie, die ihn versteht.
    „Die Schuldlosen“ ist mein bisheriges Jahreshighlight. Es ist dicht konstruiert, ausdrucksstark und überzeugt auf ganzer Linie durch seine vielschichtigen Charaktere. Alex Geschichte hat mich so tief berührt, dass ich für seine Mutter nur noch Wut fühle. Ein Kind zu benutzen, um Trauer zu verarbeiten, ist meiner Meinung nach ein Verbrechen an schuldloser Kinderseele!
    Durch Zeitsprünge schafft die Autorin ihre Leser an die Story zu fesseln, wobei ich zugegebenermaßen das Buch eher zelebriert habe. So hatte Alex Geschichte Zeit auf mich zu wirken.
    Ich habe sie jedenfalls sehr genossen und empfehle das Buch gerne weiter.
    © Ricarda Ohligschläger
    Cover © www.rowohlt.de