Miriam Bach und Philipp Andersen lernen sich auf einer Verlagsfeier kennen. Er, der Star des historischen Romans und sie, die immer Rastlose, die immer noch darum kämpfen musste als Schriftstellerin ernst genommen zu werden.
Beide spüren sofort eine Seelenverwandtschaft und die Nacht endet in einem Hotelbett. Doch anders als vielleicht geplant schläft sie einfach ein, während er die wohl intensivsten Momente seines Lebens erfährt.
Am Morgen danach die Ernüchterung. Philipp hat seine Frau betrogen.
Wenig später beginnt für Miriam das Warten. Warten auf seine nächtlichen Anrufe. Warten auf ein Wiedersehen. Und immer ist da der innere Kampf den jeweils anderen aus den Gedanken zu streichen…
Ich finde ganz ehrlich wenig Worte für diese Liebesgeschichte, die alles hat was eine gute Story braucht. Und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, mir vorzustellen wer hinter diesem Buch stecken könnte. Ist es Fiktion oder Realität? Vor allem die Verbindung zur Buchbranche ließ mich beim Lesen nicht mehr los. Offenbaren sich doch hier einige Dinge, die man sich als Leser niemals vorstellt.
In Gedanken habe ich Philipp oftmals als den Sündenbock hingestellt und Miriam hätte ich gerne das ein oder andere Mal in den Arm genommen. Dann wieder fand ich ihn sehr gefühlvoll und sie sehr kaltherzig. Emotional ist der „Dialog“ der beiden jedenfalls nicht zu übertreffen.
„Warte auf mich“ ist es eine rasante Story, die dadurch lebt, dass die Hauptakteure abwechselnd berichten. Philipps Passagen sind in dabei kursiver Schrift gehalten.
Ich bin an nur einem einzigen Abend durch das Buch gehechtet, weil ich unbedingt wissen wollte wie die Liebe der beiden sich schlussendlich entwickelt. Kommt es zu einem dramatischen Schluss oder gar zu einem Happy End?
„Warte auf mich“ ist ein berührender Roman über die ganz große Liebe, über Vertrauensbrüche und ganz viel Sehnsucht, der seinesgleichen sucht.
© Ricarda Ohligschläger
Kategorie: Rezensionen Belletristik
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Miriam Bach und Philipp Andersen – Warte auf Mich
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Nina George – Das Lavendelzimmer
Es gibt Bücher, die möchte man einfach nicht loslassen – weil sie einen selbst nicht loslassen!
„Das Lavendelzimmer“ von Nina George ist so ein Buch. Bevor ich aber näher auf dieses Buch eingehe, muss ich etwas weiter ausholen.
Nina George hat mich bereits 2010 mit „Die Mondspielerin“ begeistert und ich habe dieses Buch nicht umsonst am „Welttag des Buches“ verschenkt. Ich bin der Meinung, dass jeder es gelesen haben sollte. Es ist bis heute tief in meinem Herzen verwurzelt. Und ich bin mir sicher, dass es noch sehr viele begeisterte Leser/innen finden wird.
Ist es also ein Wunder, dass ich „Das Lavendelzimmer“ mit ganz besonderen Erwartungen zu lesen begann? Nein. Ganz sicher nicht.
Dieses Mal hat Nina George einem Mann die Hauptrolle in ihrem Buch gegeben.
Jean Perdu, ein verkorkster Buchhändlerin, der vor genau 21 Jahren von seiner großen Liebe Manon verlassen wurde nimmt uns mit auf sein Bücherschiff. Seine „Literarische Apotheke“ ist alles was er noch hat, wenn man einmal von seiner Leidenschaft für Puzzles – groß wie Zimmerböden – und der Suche nach einem ganz bestimmten Schriftsteller absieht.
Jeden Tag spenden seine Bücher Trost, Freude und ein kleines bisschen Hoffnung. Doch Jean selbst hat allem was die Seele streichelt schon lange abgeschworen. Er hört keine Musik mehr, weil sie ihn an Manon erinnern könnte und Trost findet er nur in „Südlichter“, dem Buch dessen Autor sich hinter einem geschlossenen Pseudonym verbirgt. Oder ist es gar eine Autorin? Seit zwanzig Jahren analysiert Jean verschiedene Schreibstile, doch bisher ohne Erfolg. Wer das Buch geschrieben hat, ist ihm immer noch ein Rätsel.
Rätselhaft erscheint ihm auch der junge Erfolgsautor Max Jordan, der vor seinen Fans in die Rue Montagnard geflohen ist.
Und Catherine. Die ihn zum Essen einlädt, obwohl sie gar nicht kochen kann und ihm gleichfalls befiehlt Teller und Besteck mitzubringen, weil ihr Mann ihr nichts gelassen hat. Jean kommt ihrer Aufforderung nach.
Und für Catherine betritt Jean Perdu auch „Das Lavendelzimmer“ in dem der Schlüssel zu ihm selbst verborgen ist …
Die Botschaft des Buches ist für mich Trauer anzunehmen, aber ihr auch etwas entgegenzusetzen. Und nicht wie Jean Perdu 21 Jahre lang sein Leben zu verschwenden, denn davon kommt niemand zurück. Sei es eine große Liebe oder jemand, der viel zu früh aus dem Leben scheiden musste. Trauer ist wichtig, aber auch das Leben, das bleibt. Und manchmal braucht es ein paar Anstöße um sich aufzumachen sein altes Ich wieder zu entdecken.
Nina George hat diese Botschaft mit viel Herzblut in viele wunderschöne Zeilen verpackt und ich bereue es ein bisschen, dass ich den Postit-Block erst ab der Hälfte des Buches neben mir liegen hatte, um die Seiten mit den kleinen Zetteln zu füllen. Es finden sich Zeilen für Buchliebhaber (Seite 38, erster Absatz!!), Wortliebhaber (Seite 203, Mitte) und für kleine Augenblicke des Innehaltens.
Dieses Buch braucht auf jeden Fall seine Zeit gelesen zu werden. Ich musste es zwischendurch immer wieder zur Seite legen, um den Worten nachzulauschen, mir Tränchen wegzuwischen oder um der Geschichte noch ein bisschen mehr Raum zu lassen, denn sie lebt nicht nur durch den mitreißenden Schreibstil, sondern auch durch seine vielschichtigen Charaktere.
Und sie lebt von der Atmosphäre die sie verströmt! Wer sich nach der Lektüre dieses Buches nicht nach Lavendel, Provence und französischem Wein sehnt, für den hat auch die „Literarische Apotheke“ keine Medizin mehr.
© Ricarda Ohligschläger
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Jojo Moyes – Ein ganzes halbes Jahr
Das Leben hat es nicht immer gut mit Louisa Clark gemeint. Als sie ihren Job in dem kleinen Café verliert, plagen ihre Familie noch größere Geldsorgen als zuvor. Da beschließt Lou, die ihr angebotene Pflegestelle anzunehmen. Seit einem schweren Unfall vor zwei Jahren sitzt Will Traynor im Rollstuhl; seine Beine kann er nicht mehr bewegen, seine Hände und Arme nur noch eingeschränkt. Will ist verbittert und abweisend; die neue Betreuerin Lou traktiert er mit Abweisung und zynischen Bemerkungen. Aber urplötzlich passiert etwas in ihnen und mit ihnen …
(Quelle: www.rowohlt.de)
Ein ganzes halbes Jahr wird dieses Buch mindestens nachwirken, denn so sensibel wie Jojo Moyes über das Thema Behinderung schreibt ist es mir noch nie untergekommen. Es zeigt schonungslos und facettenreich die Probleme mit denen sich Tetraplegiker täglich auseinandersetzen müssen. Sei es die Hilfe, die sie bei der täglichen Körperhygiene benötigen oder schlammige Wege, die zu einem echten Hindernis werden können. Ich bin ganz ehrlich und habe mir über viele Dinge noch nie Gedanken gemacht. Beispielsweise dachte ich bisher immer, dass im gelähmten Bereich des Körpers keine Schmerzen spürbar sind und die Problematik mit der Regelung der Körpertemperatur war mir ebenfalls neu.
Während sich jedoch viele andere Meinungen vorzugsweise auf die Liebesgeschichte zwischen Lou und Will fokussiert haben, lag mein Augenmerkt eher auf ganz anderen Dingen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund warum ich keine Taschentücher auf den letzten Seiten benötigte. Das bedeutet natürlich nicht, dass mir die Lovestory nicht gefallen hat – ganz im Gegenteil! – aber dieses Buch hat neben der Liebesgeschichte zwischen Will und Lou viele andere tolle Gründe es zu lesen.
Mich hat nämlich am meisten Lou fasziniert. Lou, die sich von einer unsicheren jungen Frau in ein selbstbewusstes und nahezu kämpferisches Wesen verwandelte, der keine Hürde zu groß ist. Lou, die ihre Meinung sagt, die weiß was sie will und sich dafür auch einsetzt. Stellt euch nach dem Lesen doch mal die Frage, ob ihr am Anfang je daran geglaubt hättet, dass sie Wills Mutter je Widerworte geben würde?
„Ein ganzes halbes Jahr“ beschäftigt sich aber noch mit einem anderen wichtigen Thema, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte, da es zu viel vorweg nehmen würde. Nur sei verraten, dass ich Wills Weg nachvollziehen kann, denn sein Leben ist und bleibt ein täglicher Kampf gegen einen Körper in dem er gefangen ist und ich habe mich beim Lesen mehrmals gefragt was ich wohl in der Situation machen würde. Würde ich stärker sein als Will oder ist es gerade Wills Entscheidung, die Stärke beweist?
© Ricarda Ohligschläger
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Liz Balfour – Emmas Geheimnis
Zwei Frauen, eine tragische Liebe und ein dunkles Geheimnis
Kate will eigentlich nur vergessen. Nach dem Tod ihres Mannes Brian vor einem halben Jahr hat sie sich in ihr Heimatdorf an der Küste Irlands zurückgezogen. Mit der Unterstützung ihrer Verwandten, besonders ihrer Cousine und Vertrauten Sophie, kommt sie langsam zur Ruhe. Eines Tages steht plötzlich ihre Schulfreundin Emma vor der Tür. Die beiden Frauen knüpfen an vergangene Zeiten an, doch Emma scheint etwas zu verheimlichen. Kurz darauf macht Kate eine unangenehme Entdeckung, die ihr bisheriges Leben vollkommen in Frage stellt, und ihr wird klar: Wenn sie wirklich neu beginnen will, muss sie sich mit der Vergangenheit aussöhnen. (Kurzbeschreibung laut amazon)
Nachdem mich Liz Balfour bereits in „Ich schreib dir sieben Jahre“ nach Irland entführt hatte, musste ich „Emmas Geheimnis“ unbedingt auch lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht!
Die knapp 370 Seiten haben mich von Anfang an mitgerissen, was eindeutig am packenden Schreibstil der Autorin liegt. Sie hat mir ein kleines bisschen Irland in den trüben deutschen Winter gebracht. Wer beim Lesen nicht die Küsten und das rauhe Meer vor seinem geistigen Auge sieht, der hat offensichtlich keine Fantasie.
Liz Balfour beschreibt eine junge Frau, die ihren Mann zu Grabe getragen hat. Leider ist es nicht der erste verhängnisvolle Todesfall in ihrem Leben, denn auch Mutter und Großmutter musste Kate Riley bereits verabschieden. Zu all der Tragik erwachen in Kate Fragen nach ihrer Herkunft und wie schon früher stößt sie dabei auf eine Wand des Schweigens.
Ablenkung bietet ihr dabei die Freundin aus Kindertragen, die Kate zufällig über den Weg läuft: Emma.
Emmas Geschichte offenbart sich mittels eines geschriebenen Briefes, der zwischen den Kapiteln für einige Rückblicke sorgt und letzten Endes in Kates Händen landet. Doch bis dahin bleibt für Kate einiges verborgen, was für Spekulationen beim Lesen und für viel Spannung sorgt.
Welches Geheimnis Emma hat ahnt man eventuell schon im zweiten Drittel des Buches, aber letzten Endes geht es nicht darum. Mir zumindest nicht. Ich fand das Buch trotzdem weiterhin fesseln und szenenweise sehr ergreifend. Es geht nämlich nicht nur um „Emmas Geheimnis„, sondern um neue Chancen, Freundschaften und darum sich seiner Vergangenheit zu stellen. Das Leben wäre reichlich unspektakulär, wenn wir diese Möglichkeiten nicht ergreifen würden. Und manchmal muss man dafür einfach an frühere Träume anknüpfen.
Liz Balfour versprüht in „Emmas Geheimnis“ so viel irischen Charme, dass ich am liebsten JETZT meine Koffer packen und mich wieder in Irland ans Meer setzen möchte.
Fazit: Hier stimmt einfach alles. Die Szenerie, die Figuren, der Schreibstil und sogar das Cover. Daher empfehle ich „Emmas Geheimnis“ all denen, die dem trüben Winterwetter mit Hilfe einer fesselnden Geschichte entfliehen möchten.
© Ricarda Ohligschläger