Es gibt Bücher, die möchte man einfach nicht loslassen – weil sie einen selbst nicht loslassen!
Das Lavendelzimmer“ von Nina George ist so ein Buch. Bevor ich aber näher auf dieses Buch eingehe, muss ich etwas weiter ausholen.
Nina George hat mich bereits 2010 mit „Die Mondspielerin“ begeistert und ich habe dieses Buch nicht umsonst am „Welttag des Buches“ verschenkt. Ich bin der Meinung, dass jeder es gelesen haben sollte. Es ist bis heute tief in meinem Herzen verwurzelt. Und ich bin mir sicher, dass es noch sehr viele begeisterte Leser/innen finden wird.
Ist es also ein Wunder, dass ich „Das Lavendelzimmer“ mit ganz besonderen Erwartungen zu lesen begann? Nein. Ganz sicher nicht.
Dieses Mal hat Nina George einem Mann die Hauptrolle in ihrem Buch gegeben.
Jean Perdu, ein verkorkster Buchhändlerin, der vor genau 21 Jahren von seiner großen Liebe Manon verlassen wurde nimmt uns mit auf sein Bücherschiff.  Seine „Literarische Apotheke“  ist alles was er noch hat, wenn man einmal von seiner Leidenschaft für Puzzles – groß wie Zimmerböden – und der Suche nach einem ganz bestimmten Schriftsteller absieht.
Jeden Tag spenden seine Bücher Trost, Freude und ein kleines bisschen Hoffnung. Doch Jean selbst hat allem was die Seele streichelt schon lange abgeschworen. Er hört keine Musik mehr, weil sie ihn an Manon erinnern könnte und Trost findet er nur in „Südlichter“, dem Buch dessen Autor sich hinter einem geschlossenen Pseudonym verbirgt. Oder ist es gar eine Autorin? Seit zwanzig Jahren analysiert Jean verschiedene Schreibstile, doch bisher ohne Erfolg. Wer das Buch geschrieben hat, ist ihm immer noch ein Rätsel.
Rätselhaft erscheint ihm auch der junge Erfolgsautor Max Jordan, der vor seinen Fans in die Rue Montagnard geflohen ist.
Und Catherine. Die ihn zum Essen einlädt, obwohl sie gar nicht kochen kann und ihm gleichfalls befiehlt Teller und Besteck mitzubringen, weil ihr Mann ihr nichts gelassen hat. Jean kommt ihrer Aufforderung nach.
Und für Catherine betritt Jean Perdu auch „Das Lavendelzimmer“ in dem der Schlüssel zu ihm selbst verborgen ist …
Die Botschaft des Buches ist für mich Trauer anzunehmen, aber ihr auch etwas entgegenzusetzen. Und nicht wie Jean Perdu 21 Jahre lang sein Leben zu verschwenden, denn davon kommt niemand zurück. Sei es eine große Liebe oder jemand, der viel zu früh aus dem Leben scheiden musste. Trauer ist wichtig, aber auch das Leben, das bleibt. Und manchmal braucht es ein paar Anstöße um sich aufzumachen sein altes Ich wieder zu entdecken.
Nina George hat diese Botschaft mit viel Herzblut in viele wunderschöne Zeilen verpackt und ich bereue es ein bisschen, dass ich den Postit-Block erst ab der Hälfte des Buches neben mir liegen hatte, um die Seiten mit den kleinen Zetteln zu füllen. Es finden sich Zeilen für Buchliebhaber (Seite 38, erster Absatz!!), Wortliebhaber (Seite 203, Mitte) und für kleine Augenblicke des Innehaltens.
Dieses Buch braucht auf jeden Fall seine Zeit gelesen zu werden. Ich musste es zwischendurch immer wieder zur Seite legen, um den Worten nachzulauschen, mir Tränchen wegzuwischen oder um der Geschichte noch ein bisschen mehr Raum zu lassen, denn sie lebt nicht nur durch den mitreißenden Schreibstil, sondern auch durch seine vielschichtigen Charaktere.
Und sie lebt von der Atmosphäre die sie verströmt! Wer sich nach der Lektüre dieses Buches nicht nach Lavendel, Provence und französischem Wein sehnt, für den hat auch die „Literarische Apotheke“ keine Medizin mehr.
© Ricarda Ohligschläger
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