jeanine krockWarum mischen Sie gerade magische Wesen, wie Feen mit Vampiren. Hat es was mit dem Vampirhype zu tun oder ist diese Idee schon länger geboren? Hatten Sie vielleicht schon als Kind Interesse an Vampiren?
Ich glaube, ich war sechzehn oder siebzehn Jahre, als mir mein erster „leibhaftigen“ Vampir ausgerechnet in London begegnete. So etwas schreit geradezu: „Klischee!“, doch was soll ich sagen? Selbstverständlich war ich ihm sofort verfallen. Seither pflege ich eine ziemlich romantische Vorstellung von Vampiren, auch wenn einige von ihnen sich selbst eher in ihrer Rolle als „Fürst der Finsternis“ gefallen. Eine Sterbliche als Partnerin, das war mir ziemlich schnell klar, würde es mit ihnen nicht leicht haben. Deshalb beschloss ich, meinen Heldinnen eine eigene Magie zu gönnen.
Feen (oder Elfen) sind in meinen Augen das natürliche Pendant zu ihren vampirischen Verwandten. Das Verhältnis ist dabei durchaus ambivalent, der Gegensatz relativ, niemals absolut. Ich fand, das passt gut und so machte es auch mehr Spaß, die Figuren mit Leben zu erfüllen. Licht und Schatten nehme ich als Teile eines Ganzen wahr. Und was gibt es Romantischeres, als die kurze Illusion einer perfekten Einheit, wenn zwei so unterschiedliche Wesen zusammenfinden?
 Welches Buch aus diesem Genre gefällt Ihnen selbst am besten?
„The Vampyre“ von John Polidori. Die ursprüngliche Idee zu dieser typischen Gothic Novel, heißt es, stamme von Percy Shelley. Die Hauptfigur Lord Ruthven zeigt große Ähnlichkeit mit Lord Byron, einem Freund der Shelleys, und verkörpert damit den Typus des modernen Vampirs.
 Und was Lesen Sie sonst noch gerne?

Von der überregionalen Tagszeitung bis zum Flyer eigentlich alles, was mir in die Hände fällt. Ich mag die klassische britische Literatur, historische Romane, manchmal auch „was fürs Herz“ oder einen spannenden Krimi. An guter Unterhaltung kann ich mich ebenso freuen, wie an sprachlicher Finesse. Leider werde ich wohl in diesem Leben viel zu wenig Zeit haben, um all die Bücher zu lesen, die mich interessieren.
Was macht am meisten Spaß beim Schreiben eines Romans?

Es gibt unglaublich spannende Momente während des Schreibens. Am meisten freue ich mich, wenn meine Figuren zum Leben erwachen. Es ist immer ein wenig so, als würde man eine Marionette aus ihrem Karton nehmen, die Fäden befestigen und endlich das Spielkreuz bewegen. Ein magischer Moment.
 „Der Venuspakt“ ist phasenweise sehr erotisch und leidenschaftlich. Könnten Sie sich vorstellen einen erotischen Roman zu schreiben?

Momentan habe ich keine diesbezüglichen Pläne, ich werde der phantastischen Literatur (Romantic Fantasy) gewiss noch eine Weile treu bleiben.
 Auf ihrer Website habe ich den Begriff „die Wortfinderin“ gefunden. Bezeichnet dieser Begriff Sie selbst in einem besondern Sinne?

Da gibt es diese Redewendung: „Nach den richtigen Worten suchen.“ Ich finde lieber, anstatt zu suchen, deshalb ist „Wortfinderin“ ein positiv besetzter Begriff, der mir gefallen hat.
 Das Buch „Der Venuspakt“ wurde nun mit einem ganz anderen Cover aufgelegt als im Jahre 2006. Hat dieses intensivere grün eine besondere Bewandtnis?
Im Juli 2009 hat Egmont-LYX mit „Der Venuspakt“ den ersten Teil der Licht & Schatten-Serie neu herausgebracht und dafür nicht nur ein anderes Cover entwerfen lassen, sondern auch ein Lektorat spendiert, um vergessene Tippfehler und vielleicht die eine oder andere holprige Passage zu glätten. Für die Designer war es gewiss eine echte Herausforderung, mit dem Feencover der Erstausgabe von UBooks (2006) zu konkurrieren. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde jedes der beiden Cover auf seine Art wunderbar. Natürlich – wer mich kennt, der weiß, dass Grün auch meine Lieblingsfarbe ist und die Lieblingsfarbe aller Feen natürlich auch.
 Woraus schöpfen Sie neue Ideen?

Manchmal ist es ein Satz, den jemand sagt, manchmal beobachte ich eine Situation und dann sind diese Dinge beim Schreiben auf einmal wieder präsent, passen sich an und verschmelzen mit der Geschichte. Alles, was ich sehe, höre, rieche und fühle, kann inspirierend sein.
 An welchem Buch arbeiten Sie zurzeit?

Der Frühsommer war sehr turbulent. „Der Blutkristall“ (Licht & Schatten-Serie III, ab Oktober ’09) musste überarbeitet und lektoriert werden, die Neuauflage vom Venuspakt bei LYX verlangte viel Aufmerksamkeit und auch „Die Sternseherin“ haben wir inzwischen noch einmal besprochen. Danach habe ich einmal tief durchgeatmet. Und nun arbeite ich an neuen Stoffen, die – so viel sei verraten – gewiss nicht ganz ohne Magie auskommen werden.
 Ich würde gerne wissen wie Ihre tägliche Arbeit als Autorin aussieht. Wie viel Zeit nehmen Sie sich zum Beispiel pro Tag für Ihre Bücher? Wo und wann schreiben Sie am Liebsten?

Eigentlich habe ich mich immer für einen klassischen Nachtmenschen gehalten. Aber im Laufe der Zeit musste ich feststellen, dass ich in den frühen Morgenstunden besonders gut schreiben kann. Im Sommer versuche ich deshalb, spätestens um fünf Uhr morgens am Schreibtisch zu sitzen. Im Winter gelingt mir das nicht immer, also arbeite ich in der dunklen Jahreszeit sehr viel häufiger bis spät in die Nacht hinein.
Im Grunde gibt es bei mir keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben. So kann es beispielsweise passieren, dass ich Kartoffeln aufsetze, schnell noch eine Idee notieren möchte und mich erst der merkwürdige Geruch aus der Küche daran erinnert, dass ich wieder einmal eine Tätigkeit unterbrochen habe. Damit bringe ich meine Familie gelegentlich zur Verzweiflung, aber alle ertragen es tapfer, wofür ich ihnen sehr danken möchte.
 Wie gehen Sie bei der Figurenentwicklung vor? Gibt es teilweise sogar ein bestimmtes Muster nachdem man sich richtet?

Ich versuche, die wichtigsten Figuren eines Romans im Zwiegespräch näher kennenzulernen, bevor ich beginne, ihre Geschichte aufzuschreiben. Passende Namen sind mir wichtig und es kann schon einmal vorkommen, dass ich diese im Laufe der Zeit zwei oder drei Mal ändere. Außerdem habe ich eine Checkliste für meine „Hauptdarsteller“ entwickelt, in die ich von der Haarfarbe bis zum Lieblingsdessert alles Wissenswerte eintrage. Doch dies sind eher technische Details. Idealerweise „wachsen“ die Figuren im Laufe der Zeit an ihren Aufgaben und bekommen damit ein Eigenleben.
 Und welche weiteren Verpflichtungen haben Sie noch in Bezug auf Ihre Bücher?

Nach der Vertragsunterzeichnung bin ich an die Vereinbarungen und Produktionszeiten des Verlags gebunden, was beispielsweise bedeutet, dass ein Manuskript ein gutes halbes Jahr vor der Veröffentlichung fertig vorliegen muss.
Wie alle guten „Eltern“ möchte ich meinen Büchern das bestmögliche Rüstzeug für die Zukunft mitgeben. Dazu gehören Messebesuche, Lesungen und Interviews, eine aktuelle Website, und, was ich besonders gern mache, auch der regelmäßige Besuch von Schreibseminaren. Spätestens wenn das Manuskript lektoriert ist, muss ich meine „Kinder“ in die Welt hinausschicken. 
 Vielen Dank für das nette Gespräch. 
Ich bedanke mich sehr herzlich bei Jeanine Krock für dieses tolle Interview. Bezüglich des Covers hatte ich unabhängig von diesem Interview angemerkt, dass ich mich gar nicht entscheiden kann welches Cover schöner ist. Schön, dass auch Frau Krock dieser Meinung ist.
© Ricarda Ohligschläger
Foto © Sascha Gramann