Liebe Regina, deine BĂŒcher spielen in “fernen LĂ€ndern” und dahin geht auch meine Frage, hast du die Orte/ LĂ€nder, welche du in deinen Romanen beschreibst, schon selbst besucht oder steht dies noch auf deiner Wunschliste?
Ich leide stĂ€ndig unter Reisefieber und war schon mehrmals auf allen fĂŒnf Kontinenten, auch auf Inseln im Pazifischen Ozean und mehrere Male in Australien, aber bis nach Samoa habe ich es nur in meinen Planungen und TrĂ€umen geschafft.
Samoa ist eine tropische Inselgruppe, was bedeutet, es gibt keine Jahreszeiten, sondern nur Trockenzeit und Regenzeit. GanzjĂ€hrig ist dort eine schwĂŒl-warme Temperatur, diese tropische Lage birgt allerdings auch immer die Gefahr von groĂen WirbelstĂŒrmen, die im sĂŒdlichen Pazifik Zyklone genannt werden. Und nicht nur Alma ist Opfer eines solchen Sturmes geworden, sondern auch meine ReiseplĂ€ne. Eigentlich wollte ich mit meinem Mann im Januar/Februar 2013 zur Recherche nach Samoa reisen, aber Mitte Dezember fegte ein Zyklon ĂŒber die Inseln, mit einer gewaltigen Zerstörungskraft. Wir mussten unsere Reise leider aufschieben. Aber die PlĂ€ne sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Samoa steht definitiv noch ganz weit oben auf meiner Löffelliste.
Wie kommt es, dass du dich genau fĂŒr dieses Land als Spielort deines Romans entschieden hast? Hat dies persönliche, politische oder ggfs. sogar andere HintergrĂŒnde?
Deutschlands Kolonialgeschichte ist ja eher kurz und bescheiden, und dennoch unglaublich spannend. Die deutschen Kolonien sind seit knapp zwanzig Jahren ein Thema, was mich zunehmend mehr interessiert hat. Die Vorstellung, Deutschland in der Fremde, ob nun Afrika, Asien oder in der SĂŒdsee zu finden, hat mich fasziniert.
Dass der Handlungsort Samoa â die Perle der SĂŒdsee, wie man sie damals nannte â wurde, hat dann etwas mit der gezielten Recherche zu tun, die ich fĂŒr das Buch betrieben habe. Hier gab es am ehesten die Verbindung nach Australien, die ich gerne wollte. Und mit keiner Kolonie verbindet sich diese trĂ€umerische Vorstellung von tĂŒrkisblauem Meer, weiĂen PalmenstrĂ€nden und wunderschönen Menschen mehr als mit Samoa. Gleichzeitig war hier aber ein groĂer Handelsposten und es gab die Briten und Amerikaner, die ebenfalls Anspruch auf die Inseln erhoben. Also, die idealen Voraussetzungen fĂŒr einen Roman, der sowohl idyllisch, als auch spannend werden sollte.
In âDer Glanz von SĂŒdseemuschelnâ wird âUnter dem SĂŒdseemondâ â der ja wenige Monate vor dem Ersten Weltkrieg endet, weitergefĂŒhrt. Er erzĂ€hlt die Geschichte in der Zeit von âThe great warâ, wie der 1. Weltkrieg damals genannt wurde. Das ist ein fast völlig vergessenes Thema: Wie erging ist es den Deutschen, die abseits Europas lebten, im Ersten Weltkrieg? Sowohl die Deutschen in den Kolonien als auch die deutschen Einwanderer in Australien hatten ein ganz besonderes Schicksal.
Das ist ein spannendes Kapitel der deutschen Geschichte, ĂŒber das ich zunĂ€chst auch nicht viel wusste. Die Recherchen dazu waren sehr umfangreich, da ich hĂ€ufig nicht mehr auf deutsche Quellen zurĂŒckgreifen konnte, sondern in neuseelĂ€ndischen und australischen Online-Archiven danach suchen musste.
Hast du schon einmal darĂŒber nachgedacht nach Australien auszuwandern?
Oh ja, mehrmals und auch immer wieder. Aber Australien ist so weit weg, dass man nicht einfach ein paar Mal im Jahr zu Besuch kommen kann. Und meine familiĂ€ren Banden und Freundschaften möchte ich nicht auf Eis legen. Also wird das wahrscheinlich nichts mehr. Allerdings habe ich immer noch den Traum, mal fĂŒr ein halbes Jahr in der NĂ€he von Sydney unseren Winter ĂŒberbrĂŒcken zu können. Das wĂ€re mein groĂer Traum.
Wird es eine weitere Fortsetzung der Geschichte um Alma und Joshua bzw. deren Familie geben? Arbeitest du bereits daran?
Möglich ist alles. Auch der erste Roman >Unter dem SĂŒdseemond< war ja eigentlich als Einzeltitel gedacht. Durch die vielen positiven RĂŒckmeldungen habe ich mich damals entschlossen, den weiterfĂŒhrenden Roman zu schreiben. Es hĂ€ngt aber auch immer vom Verlag ab, was der gerade als besonders vermarktbar ansieht, und was der Buchhandel einkauft. Ich persönlich könnte mir allerdings sowohl eine Nachfolgegeschichte von >Der Glanz von SĂŒdseemuscheln< als auch noch eine Art Prequel zu >Unter dem SĂŒdseemond< vorstellen.
Könntest du dir auch vorstellen in einem anderen Genre zu schreiben? Welches wÀre das dann?
Mein erstes veröffentlichtes Buch war der Krimi >Tödliche Schöpfung< â der ĂŒbrigens im Juni als E-Book neu aufgelegt wird â , dann kamen einige Kurzgeschichten, danach reine Liebesgeschichten und jetzt die historischen Romane. Ich wĂŒrde sagen, ich bin sehr offen fĂŒr neue Genres. Eigentlich ist es so, dass ich mir vorstellen kann, alles, was ich auch gerne selber lese, schreiben zu können. Und da sind durchaus noch einige andere Genres offen â wie zum Beispiel Fantasie.
Was ist das Reizvolle fĂŒr dich daran, historische Romane zu schreiben?
Jedes Genre hat seine eigene Faszination, und bei den historischen Geschichten bin ich fasziniert davon, mir durch das Eintauchen in eine vergangene Welt die vergangene Zeit, das Zeitgeschehen und unsere gesellschaftliche Entwicklung von damals bis heute klarzumachen. Ich lerne so viele spannende Dinge und ĂŒberraschende Details, dass mir die Recherche hĂ€ufig mehr SpaĂ bereitet, als das Schreiben selber.
AuĂerdem ist es eine echte Herausforderung, den schmalen Grat zu treffen, zwischen authentischer und korrekter historischer Darstellung auf der einen Seite, und auf der anderen Seite eine Form zu finden, die es einem modernen Menschen ermöglicht, sich in die jeweilige Epoche hinein zu finden.
Du pflegst regen Kontakt mit deinen Fans auf Facebook â was macht diesen Austausch fĂŒr dich besonders interessant?
Ich beschrÀnke mich zwar auf Facebook und Lovelybooks, aber vor allen Dingen aus einer Frage der Zeit heraus. Ein gutes soziales Netzwerk ist sehr wertvoll. Mir ist es sehr wichtig, Kontakt mit meinen Leserinnen, meinen Autorenkolleginnen, den vielen Bloggerinnen und anderen Menschen aus der Buchbranche zu halten.
Gute Netzwerke sind eine hilfreiche Quelle fĂŒr Informationen jeder Art. Und die erhalte ich genauso gerne online wie offline, wie z. B. auf Treffen auf Messen und Conventions. Dort kann ich Menschen persönlich kennenlernen, die ich oft zuvor online kennengelernt.
Zudem halte ich viel von der sogenannten Schwarmintelligenz â es gibt immer jemanden, der einem bei speziellen Fragen weiterhelfen kann. Diese Art der schnellen Kontakte hĂ€tte man ohne die sozialen Netzwerke heute nicht.
Liebe Regina, vielen Dank fĂŒr dieses sehr interessante Interview!
Die BĂŒcher aus der Verlosung gehen an
Rebecca Kiwitz
Sonja Werkowski
Melanie Truhoel
Herzlichen GlĂŒckwunsch!
Die Interviewfragen stammen aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion âLeser fragen â Autoren antwortenâ