Humor zählt in Deutschland zu den niederen Künsten – zu Unrecht, wie ich natürlich finde.
Gibt es eine reale Vorlage für diese absolut schräge Figur? Oder laufen Sie einfach nur mit offenen Augen durch Ihre Umgebung und schauen solchen schrägen Typen aufs Mundwerk?
Liebe Frau Profijt, ich liebe die „Kühlfach“-Bücher sehr und amüsiere mich immer köstlich über Sascha … ähhhh Pascha.
Es gibt (zum Glück) kein lebendes Vorbild. Diesen Typen würde ich keine zwei Minuten ertragen, bevor ich laut schreien oder etwas nach ihm werfen müsste. Pascha ist eine Anhäufung von Klischees über mindergebildete, sexistische Machos.
Nun sind ja schon 3 „Kühlfach“ – Fälle erschienen. Haben Sie noch mehr Bücher dieser Reihe geplant?
Ja, der Vertrag für den 4. Band ist bereits unterzeichnet. Der Erscheinungstermin wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 liegen.
Sind Sie zufrieden mit der Theaterfassung von „Kühlfach 4“?

Ja, sehr! Ich habe an vielen Stellen laut gelacht, weil Raoul Biltgen (der Dramatiker) viele Buchsequenzen in absolut schreiend komische Dialoge komprimiert hat. Außerdem hat er eine geniale Lösung für das Problem der Computer-Spracherkennungs-Software gefunden. Das lässt sich nämlich auf einer Bühne nicht darstellen. Da war er sehr kreativ und hat eine tolle Visualisierungsmöglichkeit entwickelt.
Welche Kühlschrankmagnete hängen an Ihrem Kühlschrank?

Ich besitze eine Standard-Küchenzeile (2,70 m, Einbauküche, oberspießig, wie meine Lektorin meint), d.h. der Kühlschrank ist eingebaut. Daraus folgt: Keine Magnete ;-((

Lesen Sie privat auch am liebsten Krimis? Welches Genre lesen Sie sonst noch gerne?

Ich lese Bücher, die spannend sind oder lustig – am besten beides. Krimis und Thriller sind also gut, geistreicher Witz auch. Ansonsten lese ich auch Fachbücher über Themen, die mich interessieren, z.B. Umweltschutz und Integration.
Holen Sie sich auch Ideen und Inspiration aus den Werken anderer Autoren?
Nein, zumindest nicht bewusst. Wobei ich manchmal nicht genau weiß, woher eine Inspiration kommt. Da mag es sein, dass in einem anderen Buch ein Thema erwähnt wurde und daraus eine Assoziation entsteht. Aber es ist nicht so, dass ich Buch lese und denke, dass ich zu diesem Thema auch mal eins schreiben könnte. Die Ideen und Inspirationen kommen eher aus dem wahren Leben.
Sie waren für den Friedrich Glauser – Preis nominiert. sind Sie enttäuscht, dass Sie den Preis nicht gewonnen haben?
Nein, denn ich hatte auch nicht damit gerechnet. Ich hatte noch nicht einmal mit der Nominierung gerechnet, weil in den letzten 20 Jahren meines Wissens kein Krimi nominiert wurde, dessen Hauptbestandteil der Humor ist. Humor zählt in Deutschland zu den niederen Künsten – zu Unrecht, wie ich natürlich finde. Daher war schon die Nominierung eine supersupertolle Überraschung, über die mich riesig gefreut habe.
Wie ist Ihnen die Idee zu Ihrem Buch Schmutzengel gekommen?
Das weiß ich leider beim besten Willen nicht mehr. Nicht beim Hausputz, jedenfalls ;-))
Mich würde interessieren, ob es einen Ort gibt, wo Sie besonders gerne schreiben und wo bzw. wann kommen Ihnen die besten Ideen zu Ihren Romanen?

Ich schreibe am liebsten in der Nähe von Tee und Keksen. Und die besten Ideen kommen ganz von selbst, aus heiterem Himmel, daher gibt es auch keinen Ort oder keine Zeit, die man bestimmen kann, keine Möglichkeit, Ideen herbeizuführen. Natürlich kann man Ideen entwickeln (das muss man bei „Auftragsarbeiten“ wie Anthologiebeiträgen, die man auf Anfrage schreibt), aber Sie haben nach den besten Ideen gefragt. Und die lassen sich nicht locken. Die Idee zum Kühlfach kam mir bei einer Besichtigung des Rechtsmedizinischen Instituts in Köln. Aber bei einer Besichtigung des Krematoriums in Krefeld kam nix.
Sie übersetzen auch Kochbücher. Bekommt man da nicht Hunger bei der Arbeit?

Und wie!!!!
Kostet das Übersetzen oder das Schreiben mehr Zeit bzw. Nerven? Ist es leichter, einen vorgegebenen Text zu übersetzen oder für eine neue Idee die passenden Worte zu finden?

Manchmal ist es schwierig, für eine Übersetzung die passenden Worte zu finden, weil sich unterschiedliche Sprachen ja nicht nur durch Worte unterscheiden. Jede Sprache ist Ausdruck einer anderen Kultur, einer anderen Erfahrungswelt, einer anderen Perspektive. Aber trotzdem kostet mich das kreative Schreiben mehr Zeit und mehr Nerven, weil eben der kreative Teil viel ausgeprägter ist. Da ist ja zunächst nix, aus dem ich etwas machen will (bei der Übersetzung ist eine Basis da, aus der ich etwas mache). Aber es ist natürlich auch interessanter. Ich entwickle sowohl die Figuren als auch die Handlung und die ganze Welt drumherum. Und wenn es gut läuft, hat der Leser den Eindruck, dass es die Welt und die Figuren wirklich gibt und dass er sie vielleicht demnächst zufällig auf dem Weihnachtsmarkt trifft.
Ihr Leben als dritte von drei Töchtern, wie ist das heute? Ist der Kontakt zu den fast gleichalten Schwestern noch da?
Ja!!! Wir verstehen uns sehr gut (die Zeit, in der wir in die gleichen Jungs verknallt waren, ist glücklicherweise seit 28 Jahren vorbei), auch mit unseren Eltern, allen Schwägern und Nachkommen.
Drei Dinge, ohne die Sie verloren wären, Frau Profijt?
Wasser, Brot und ? (Okay, das klingt wie ein Witz, aber verloren ist ein starkes Wort. Drei Dinge, ohne die ich nicht sein will: Mein Mann, meine Familie, meine Freunde. Alles andere ist ersetz- oder verzichtbar.)
Wie gefällt Ihnen das Leben in Mönchengladbach? Fühlen Sie sich mit dieser Stadt verbunden?
Ja. Ich lebe seit 19 Jahren hier, die Stadt ist mir vertraut und vor allem habe ich hier Freunde, tolle Nachbarn und ich kenne ganz viele Menschen, mit denen ich irgendwie verbunden bin. Durch ehrenamtliche Arbeit oder in der Stadtbibliothek, in Geschäften, Restaurants oder auf dem Wochenmarkt. MG hat viele schöne Ecken (auch nicht so schöne, logo) aber das ist für mich nebensächlich. Man kann sich in schöneren Städten fremd fühlen, wenn man keine Kontakte hat.
Im Juli 2011 erscheint ihr neuestes Buch „Blogging – Queen“. Sind Sie selbst eine?
Nö. Ich bin bei facebook, aber eigentlich nur, weil ich neugierig war und mich viele Leute gefragt haben, warum ich nicht da bin (www.facebook.com/autorin.juttaprofijt). 
Können Sie schon etwas über das Buch verraten?
Stewardess Millie ist sauer: Kurz vor ihrem 30. Geburtstag macht eine schwere Ohrenentzündung sie für Wochen fluguntauglich. Die Geburtstagsparty in der Karibik fällt also flach. Als Trost darf Millie das luxuriöse Penthouse einer Freundin hüten und dabei auch das neu entworfene Programmdesign zur Erstellung eines Blogs testen. Schnell erkennt Millie, dass sie dabei endlich ihre geheime Leidenschaft für Mode, Styles und Trends ausleben kann. Aus dem Testlauf wird Ernst. Der Blog »Millie’s Magazine« schlägt ein wie eine Bombe, die Modewelt steht Kopf. Doch als plötzlich der attraktive Polizist Frank Stahl vor der Tür steht, der einen international gesuchten Betrüger auf Millies Blogfotos entdeckt hat, bekommt es Millie mit der Angst zu tun. Um ihr virtuelles Glamourleben aufrechtzuerhalten, verstrickt sie sich in immer wildere Lügengeschichten …
Und was wünschen Sie sich für das neue Jahr?
Mehr Zeit.
Dann möge dieser Wunsch für Sie 2011 in Erfüllung gehen. Vielen Dank für dieses Interview. 
Die Bücher aus der Verlosung gehen an
Kerstin M.
Nadine Z.
Herzlichen Glückwunsch!
Autorenfoto (c)Detlef Ilgner
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“