Ich hätte damals nicht leben wollen.


Liebe Frau Ebert, ich freue mich sehr, dass Sie sich trotz Buchmesse und Lesereise Zeit nehmen für dieses Interview.

Wie war es, als Sie „Blut und Silber“ geschrieben haben? Wie lange haben Sie für das Buch gebraucht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass manche Autoren meistens weniger als 3 Monate brauchen. Bei historischen Romanen ist das doch sicher gar nicht möglich, oder?
Jeder Autor muss für sich selbst entscheiden, wie viel Kraft und Zeit er in sein Werk steckt. Ich recherchiere sehr ausgiebig und arbeite noch viel am Text; also waren anderthalb Jahre für „Blut und Silber“ eigentlich sehr wenig Zeit. Urlaub und freie Wochenenden waren da nicht mehr drin.
„Blut und Silber“ spielt im mittelalterlichen Freiberg, im Jahre 1296. Wenn Sie mit einer Romanfigur aus diesem Roman tauschen könnten, welche wäre es und warum?
Keine. Ich möchte definitiv nicht im Mittelalter leben, und meine Überlebenschancen wäre da auch extrem gering.
Haben Sie bestimmte Schreibrituale wie z.B. eine bestimmte Zahl an Seiten, die sie täglich schreiben oder hören Sie Musik bei ihrer Arbeit?
Ich brauche Stille zum Schreiben. Auf dem Schreibtisch stehen immer frische Blumen und eine brennende Kerze.
Was lesen Sie selbst gern? Eher auch historische Romane, z.B. auch von Kollegen oder etwas ganz anderes?
Ich habe schon immer gern gelesen, auch historische Romane. Aber seit ich selbst welche schreibe, lese ich als Kontrastprogramm lieber Science Fiction, Fantasy oder Krimis. Ich hoffe, die Kollegen nehmen mir das nicht übel. Aber vermutlich geht es ihnen nicht anders.
Warum haben Sie sich gerade für eine Hebamme als Hauptfigur in ihrer sehr erfolgreichen Reihe rund um die Marthe entschieden? Warum gerade diese Berufsgruppe und dazu im Mittelalter, wo die Hexerei sicher nicht weit entfernt war?
Ich wollte die Geschichte aus der Perspektive der Siedler, der kleinen Leute, erzählen. Aber ein Siedler oder Bergmann wäre nach der Ankunft im Dorf dort nicht mehr weggekommen. Eine Heilkundige kann ich mit dem Ritter Christian auch an den Hof des Meißner Markgrafen schicken und mit diesem auch zu Kaiser Friedrich Barbarossa. Damit bekommt die Geschichte eine ganz andere Dimension. Zumal die weisen Frauen noch ganz besonderen Gefährdungen ausgesetzt waren.
Ist es leicht nachzuvollziehen, wie Hebammen zur damaligen Zeit gearbeitet haben oder gestaltet sich die Recherche eher schwierig, wenn man sich intensiv mit historischen Details zu einem speziellen Beruf, wie hier den der Hebamme, befasst?
Mann muss das schon gründlich recherchieren – die Heilmethoden zu jener Zeit, auch der Aberglaube und die Rituale, und natürlich auch Schwangerschaft und Entbindung allgemein.
Wird es Ihnen mit Marthe und ihren Abenteuern nicht langweilig? Immerhin beinhaltet die Serie bald 5 Bände! Oder ist es eher so, dass Sie die Figuren schon zu sehr ins Herz geschlossen haben?
Natürlich habe ich sie ins Herz geschlossen, und langweilig ist mir nie mit ihnen. Aber nach fünf Bänden ist die Geschichte endgültig zu Ende erzählt, der von Anfang an geplante Handlungsbogen von dreißig Jahren abgeschlossen. Dann ist es Zeit für ein neues Thema.
Wie lassen Sie sich zu neuen Geschichten inspirieren?
Bei den Recherchen, beim Stöbern in der deutschen Geschichte und manchmal – wie bei meinem nächsten großen Projekt – auch durch Anregungen von Lesern.
Was fasziniert Sie so am Mittelalter?
Es war eine Zeit voller Umbrüche, voller großer Entwicklungen, die unsere Kultur in vielerlei Hinsicht heute noch prägen. Aber es war auch eine sehr harte, grausame Zeit. Ich hätte damals nicht leben wollen.
Mich würde es interessieren, ob ihr Studium Sie beim Schreiben von Büchern stark beeinflusst? Bringen sie oft Themen ein, mit denen Sie sich damals beschäftigt haben? Oder sind die Fächer ihres Studiums und das Dasein als Autor völlig voneinander getrennte Arbeitsfelder für Sie?
Lateinamerikawissenschaften kann ich im Mittelalterroman wirklich nicht unterbringen, der Kontinent war damals noch nicht entdeckt. Aber meine journalistische Ausbildung und Berufserfahrung waren und sind eine unverzichtbare Grundlage für mein Schreiben. Ohne dies hätte ich wohl keinen einzigen Roman zustande gebracht.
War es schwierig, am Anfang einen Verlag zu finden?
Ich hatte schon etwa von einem Dutzend Verlagen Absagen bekommen, als sich Droemer Knaur für mein Manuskript interessierte.
Wie war das Gefühl für Sie, als Sie zum ersten Mal ein veröffentlichtes Buchexemplar in Händen halten konnten?
Es ist unbeschreiblich. Zum einen eine ganz große Freude, zugleich aber auch die Verunsicherung: Werden die Leser das Buch mögen? Hätte ich irgendwo noch etwas besser machen können?
Planen Sie auch mal in einer anderen Zeit als zur Zeit des Mittelalters zu schreiben? Gibt es schon Pläne für ein neues Buch nach dem Ende der Hebammen-Reihe? Und dürfen Sie schon verraten, worum es in etwa gehen wird?
Mein nächstes großes Romanprojekt ist die Völkerschlacht bei Leipzig 1813.
Ich hatte ja die Möglichkeit Sie kurz auf der Buchmesse zu sprechen. Als Leser ist es ja ein Highlight, dort Autoren zu treffen, Bücher signieren zu lassen und Lesungen zu besuchen. Wie gestaltet sich die Buchmesse für eine so bekannte Autorin wie Sie? Was waren Ihre Highlights?
Die Begegnungen mit den Lesern und lieb gewonnenen Kollegen. Und natürlich mit der „Verlagsfamilie“ – all diese Leute haben zu meinem Erfolg beigetragen und ihn erst ermöglicht.
Worauf sind Sie stolz, Frau Ebert?
Auf meine Kinder, die nun beide schon aus dem Haus sind und ihre eigenen Wege gehen. Und auf die Fangemeinde.
Ich danke Ihnen für dieses Interview. Für ihre Lesereise wünsche ich Ihnen viel Erfolg und ganz viel Spaß!!
Die Bücher aus der Verlosung gehen an
Susanne*
Petra M.
Antje
Herzlichen Glückwunsch! Bitte sendet mit eure Anschrift per Mail an rici@herzgedanke.de
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“

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