Glücklicherweise gibt es offenbar nicht nur in mir eine große Sehnsucht nach modernen Liebesgeschichten mit einer Mischung aus Romantik, Dramatik und Tiefgang.
Ich finde den Inhalt Ihres Buches „Was ich dir noch sagen will“ sehr spannend und interessant. Oft vergisst man die wichtigen Dinge im Leben und wird erst durch Schicksalsschläge wieder darauf aufmerksam. Gab es bei Ihnen auch schon so eine Erfahrung die dazu geführt hat, dass sie das Leben wieder bewusster wahrgenommen haben?
So genannte Schicksalsschläge gehören ja zum Leben dazu. Früher oder später wird jeder mit Krankheit und Tod konfrontiert. Ich habe tatsächlich schon in frühen Jahren einen Lebenspartner verloren. Auch wenn ich alles dafür geben würde, diesen Verlust ungeschehen zu machen, bin ich doch dankbar für die dadurch resultierende Lebenskrise. Denn sie hat mich stark gemacht, mich zum spirituellen Glauben geführt und mir gezeigt, wer ich wirklich bin. Seitdem lebe ich dankbarer und intensiver.
Haben Sie selbst Schicksalsschläge erleiden müssen, die Ihnen auch Inspiration für dieses Buch gaben?
Die Inspiration zu diesem Buch ist eher aus den besonderen Herausforderungen einer Lebensphase entstanden, in der man sich als Frau entscheiden muss, ob man Kinder haben möchte oder nicht. Mein Weg zu einer eigenen Familie hat sich aus den genannten Gründen schmerzlich verzögert. Zudem habe ich immer häufiger beobachtet, dass sehr viele Frauen sich zwar sehnlichst ein Kind wünschen, sie aber entweder keinen passenden Partner finden oder aber einen Mann lieben, der nicht bereit ist, Vater zu werden. Ich denke, die Angst vor der Verantwortung ist dabei oft tief um Unterbewusstsein verankert. Die unzähligen Optionen für die vielen entwurzelten Vertreter meiner Generation und die Verhaftung in der eigenen Kindheit machen es uns enorm schwer, sich auf eine neue Rolle festzulegen. Das hat mich intensiv beschäftigt und war letztlich der Anstoß, das Thema Kinderwunsch in der durchaus wichtigen, aber eben viel zu eindimensional geführten Diskussion um Elterngeld und Kitas differenzierter zu beleuchten.
Ihr Buch behandelt Themen wie Fehlgeburt, unerfüllten Kinderwunsch und Eheprobleme und spiegelt damit ein realistisches Bild einer Ehe wieder. Haben Sie bewusst diese Themen gewählt, um sich vom allgemeinen „Rosa – Wolke“ – Liebesroman abzuheben?
Ein bewusster oder gar marketingrelevanter Grund für die Wahl des Themas gab es nicht, wohl aber den Wunsch, etwas Neues und Ehrliches im Genre Liebesroman zu beschreiben. Ich frage mich beim Schreiben oft, was ich selber gerne lesen würde. Und ich persönlich kann mehr mit Geschichten anfangen, die zum Nachdenken anregen und mit Charakteren, die mir authentisch erscheinen und menschlich wachsen.
Beruhen die Geschichten in ihren Büchern auf wahren Begebenheiten? Oder sind sie reine Fiktion?
Eigentlich sind meine Romane fiktive Geschichten, die ich jedoch mit echten Emotionen zum Leben erwecken möchte. Für mich geht es beim Schreiben darum, den Leser durch Authentizität zu berühren. Das gelingt am besten, wenn man eigene Erlebnisse und Geschehnisse aus dem persönlichen Umfeld so abwandelt und mit Fantasie anreichert, dass sie auch eine breitere Masse interessant finden könnte.
Was macht für Sie einen guten Liebesroman aus?
Für mich gehört zu einer gelungenen Liebesgeschichte eine große Portion Romantik ohne Kitsch, nicht unbedingt ein Happy End, wohl aber das Gefühl, das etwas gut – im Sinne von bewegend und versöhnlich – zu Ende gegangen ist. Noch wichtiger erscheinen mir aber tolle Charaktere. Man stelle sich vor, Scarlett O’Hara und Rhett Butler oder Harry und Sally wären eindimensionale Marionetten gewesen – nicht auszudenken, was uns vorenthalten worden wäre…
Wer darf bei Ihnen Probelesen?
Mein Freund, meine Mutter und meine sorgsame und überaus fähige Lektorin Ditta Kloth natürlich.
Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben, Frau Cramer?
Ich lese natürlich gern, treibe ein bisschen Sport, koche am liebsten ohne Rezepte und schalte am besten ab, wenn ich im Garten herumwühle oder auf Reisen bin. 
Warum haben Sie sich als Pseudonym „Sofie Cramer“ ausgewählt. Ist Sofie zum Beispiel ihr Lieblingsname? Oder hat dieser Name überhaupt keine Bedeutung für Sie?
Auf der Suche nach einem Pseudonym habe ich mir gewünscht, einen Namen zu finden, der mir etwas bedeutet – zum Beispiel die Vornamen meiner verstorbenen Großmütter. Doch es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, einen Namen zu finden, zu dem ich einen persönlichen Bezug habe und der gleichzeitig in Kombination mit einem Nachnamen auch noch ansprechend klingt. Also haben meine Lektorin und ich uns auf ein Pseudonym geeinigt, das hoffentlich sympathisch und zeitgemäß erscheint, das aber auch zum Genre passt. Mit Sofie, die Weise, verbinde ich immerhin auch die schöne Philosophiebuchwelt von Jostein Gaarder.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen Schreibkurse anzubieten? Muss man sich dafür nicht sehr sicher sein es selbst zu beherrschen?
Ich bin beseelt von dem Gedanken, dass möglichst jeder eine erfüllende Aufgabe in seinem Leben findet. Und ich freue mich sehr, wenn Teilnehmer meiner Kurse glänzende Augen bekommen, weil sie erfahren, dass eine Romanveröffentlichung kein Traum bleiben muss, wenn Ideen, Talent und Beharrlichkeit stimmen. Letztlich geht es mir in meinen Kursen also nicht primär darum, das Handwerk Schreiben zu vermitteln, sondern um den Austausch und die Frage, wie sich kreative Energie in Erfolg und persönliches Wachstum verwandeln lässt.
Wie kamen Sie überhaupt dazu Romane zu schreiben?
Das kann ich nicht genau sagen. Die Traumvorstellung, als Autorin zu arbeiten, hatte ich schon mit 15 Jahren. Da es mir aber nicht realistisch erschien, vom Romanschreiben leben zu können, habe ich den bodenständigeren Weg des Journalismus gewählt, nach meinem Studium ein Volontariat gemacht und als Redakteurin gearbeitet. Nach gut einem Jahr habe ich mich dann selbständig gemacht, nicht nur, aber auch, um endlich Zeit für meinen ersten Roman zu haben. Da war ich 27.
Wie viele Manuskripte mussten Sie bei Verlagen einreichen, bevor eines angenommen wurde?
Mein Wunschverlag war Rowohlt. Umso glücklicher war ich, als ich recht zügig nach dieser ersten und einzigen Einsendung eine Zusage bekommen habe. Meinem großen Glück habe ich allerdings auch auf die Sprünge geholfen, indem ich einen Ratgeber durchgearbeitet habe, der schildert, wie man die erste Hürde dieser Art einer Bewerbung nimmt. 
Gibt es einen Schriftsteller, der leider schon verstorben ist, den Sie gerne einmal getroffen hätten?
Es klingt vielleicht langweilig im Sinne von nahe liegend, aber öfter mal frage ich mich, was die großen Dichter und Denker wie Goethe und Shakespeare wohl für Menschen waren – wie sie wirklich ausgesehen, wie ihre Stimmen geklungen haben usw. Ein Vortrag von Goethe oder eine Theaterpremiere in Anwesenheit Shakespeares – wer würde sich das entgehen lassen?
Könnten Sie sich vorstellen in einem völlig anderen Genre zu schreiben? Zum Beispiel einen Thriller?
Ich selbst lese und schaue Thriller sehr gerne und könnte mir gut vorstellen, mich in diesem Genre einmal auszuprobieren. Noch lieber aber würde ich Kinderbücher schreiben. Aktuell arbeite ich gerade an einem so genannten Love- & Landscape-Roman, der im Sommer 2012 ebenfalls bei Rowohlt erscheint. Womit ich hingegen gar nichts anfangen kann, sind Fantasy-Geschichten mit Vampiren und dergleichen. Warum sich mir diese Welt nicht erschließt, weiß ich nicht.
Hatten Sie Einfluss auf die Gestaltung des Covers? Was halten Sie davon, dass es nach dem Erfolg von Cecilia Ahern unzählige Cover mit weißer Schrift auf hellblauem Himmelhintergrund gibt?
Cover und Titel sind immer ein weites Feld, auf dem viele verschiedene Meinungen Platz haben. Um ehrlich zu sein, war ich vor Veröffentlichung meines Romans „SMS für dich“ skeptisch, ob die Leser solche blauen Bücher wirklich noch sehen bzw. lesen mögen. Der Erfolg hat den Entscheidern im Verlag allerdings Recht gegeben. Glücklicherweise gibt es offenbar nicht nur in mir eine große Sehnsucht nach modernen Liebesgeschichten mit einer Mischung aus Romantik, Dramatik und Tiefgang.
Zum Abschluss vollenden Sie bitte diesen Satz: Schreiben ist…
…oft einsam, aber eine wundervolle Weise, sich auszudrücken und die Seele sprechen zu lassen.
Liebe Sofie, ich bedanke mich – auch im Namen der Leser – ganz herzlich für dieses Interview und bin schon sehr gespannt auf ihre Veröffentlichung in 2011.
Die Bücher aus der Verlosung gehen an
Elke H.
Sabine K.
Deborah U.
Herzlichen Glückwunsch!
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“

3 thoughts on “Interview mit Sofie Cramer

  1. Wenn ICH die Sabine K. bin, dann sag ich ganz ganz lieben Dank 🙂
    Auch für das gesamte Interview!
    Liebe Grüße
    Bine

  2. Ob ich Elke H. bin? Wäre natürlich toll und ich würde mich riesig über das Buch freuen.
    LG Elke

  3. Ich war definitiv die Sabine K. 🙂 Gestern kam das Buch bei mir an!
    Vielen vielen Dank dafür noch mal!
    Liebe Grüße und einen schönen Urlaub
    Bine

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