Marko wacht orientierungslos in einer psychiatrischen Klinik auf und schnell wird ihm klar, dass er sterben soll. Denn Marko hat ein Verbrechen beobachtet. Schnell wird ihm klar, dass er Zeit gewinnen muss, um seine Geschichte aufzuschreiben. Doch der Mörder will auch ihn beseitigen.
„Ich bin meine Geschichte und ich werde meine Geschichte am Leben halten. Ich werde nicht schlafen. Ich werde alles aufschreiben. Ich will nicht sterben.“
(Zitat aus Bernard Beckett – Wie du ihr)
„Wie du mir“ ist ein Thriller für junge Erwachsene und von daher konnte er mich auch nicht 100% überzeugen. Allerdings versuche ich einmal diesen Punkt auszublenden und das Buch so zu beurteilen, wie es eben ist.
Fakt ist, dass die Geschichte durch Markos Perspektive und die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sehr spannungsgeladen ist. Gleich zu Anfang bekommt man den geballten Sog zu spüren, den dieses Buch vermag. Und dieser hielt sich bis zum Ende, mit lediglich minimalen Einbrüchen.
Die Hauptpersonen finden sich aus einer vierköpfigen Schülertruppe zusammen, die an einer Exkursion teilnehmen.
Einer von ihnen (Marko) wird Zeuge eines Mordes. Nun sind alle vier auf der Flucht vor den drei Tätern.
Diese bleiben relativ farblos in ihrer Beschreibung.
Die Charaktere der Schüler aber verändern sich parallel zur Handlung. So wird z. B. aus dem nervigen Jonathan jemand, der mitdenkt und auf die anderen achtet. Das alles ist nicht nur dem Erdbeben zuzuschreiben, sondern auch der anderen Umstände, die die Truppe erlebt. Man hat das Gefühl sie rücken immer mehr zusammen
Angst, Panik und Verzweiflung sind bei den Abschnitten über die Exkursion, wie auch in Markos Berichten über die Psychiatrie gut ausgearbeitet und überzeugen durch ihre Glaubwürdigkeit.
Das Buch hat lediglich 182 Seiten, aber auf denen tobt sich der Autor richtig aus und gönnt seinen Lesern keine Atempause. So ist es nicht verwunderlich, dass „Wie du ihr“ mit einem Überraschungsmoment endet.
© Ricarda Ohligschläger
Schlagwort: 4 Punkte
-
Bernard Beckett – Wie du ihr
-
Anne Hertz – Trostpflaster
Julia will endlich ihren langjährigen Freund Paul heiraten und plant die Supermegatraumhochzeit. Nur blöd, dass sie plötzlich ihren Job wegen Rationalisierung in einer großen Versicherung verliert. Dabei muss sie doch Kohle sparen für Schloss, Traumkleid und überhaupt.
Da kommt ihr das ungewöhnliche Jobangebot Mitarbeiterin in einer Trennungsagentur zu werden gerade recht. Ihr Chef ist zwar Simon Hecker – seines Zeichens – Blödmann ersten Grades, aber man muss auch Opfer bringen.
Spritzig, humorvoll und real beschreibt Anne Hertz die Geschichte von Julia die plötzlich beginnt für ihre Träume zu kämpfen. Die kurzen Kapitel sorgen für ein rasantes Lesevergnügen, so ist es nicht verwunderlich, dass ich „Trostpflaster“ innerhalb zweier Tage verschlungen habe.
Anne Hertz´ Stil hat mich wieder einmal überzeugt. Eine romantische Story die bis zum Ende mit Überraschungen aufwartet!!
Übrigens hinter dem Pseudonym Anne Hertz stehen die Schwestern Wiebke Lorenz und Frauke Scheunemann. Sie wohnen und arbeiten zusammen in Hamburg.
© Ricarda Ohligschläger -
Michaela Vieser – Tee mit Buddha
Michaela Vieser studierte Japanologie und asiatische Kunstgeschichte in London. Ihr „japanisches Jahr“ wollte sie allerdings nicht wie viele in einem Studentenwohnheim verbringen da sie sich dadurch nichts Neues versprach. Hatte sie doch erst ähnliche Erfahrungen als Deutsche in London gemacht. Und so beschloss sie ihr Jahr in einem buddhistischen Kloster zu verbringen.
Anfänglich etwas enttäuscht, da „ihr“ Kloster mehr einem Wohnheim als einem Tempel gleicht, fügt sich Michaela mit der Zeit immer mehr in diese Gemeinschaft und Abläufe, und findet so ihren Platz neben wunderbaren, bemerkenswerten Menschen.
Sie lernt die Kunst des Schwertkampfes, übt sich in Kalligraphie und nimmt teil an Teezeremonien.
Aber sie tritt auch aus Unkenntnis in so manchen Fettnäpfchen.
Der Erfahrungsbericht ist in 12 Kapitel aufgeteilt, die für mich den Verlauf eines Jahres symbolisieren sollen. Jedes Kapitel ist zwar nicht chronologisch aber immer einem Menschen bzw. einer Begegnung gewidmet, die Michaelas Jahr noch bedeutsamer gemacht haben.
Japanische Begriffe wurden sehr gut erklärt ohne lehrerhaft zu wirken. Ich fand den Schreibstil sehr abwechslungsreich zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern z.B. musste ich herzhaft lachen über den Versuch zu Fasten.
Der Leser taucht mit Michaela ab in die japanische Kultur, denn der Bericht ist sehr persönlich gehalten, nicht zuletzt durch die Ich – Erzählform. Ob Michaela ihre persönliche Erleuchtung gefunden hat kann ich als Leser nicht beurteilen aber ich bin sicher, das Jahr hat sie tief im Inneren verändert.
„Tee mit Buddha“ ist ein wirklich tolles Buch – lesenswert und lehrreich.
© Ricarda Ohligschläger -
Martin Millar – Kalix
Kalix, 17jähriges Mitglied einer Werwolfdynastie, wurde nach einem Angriff auf ihren Vater – den Fürsten – verstoßen und ist nun auf der Flucht vor ihrer Familie. Depressiv, magersüchtig – kurzum ein Wrack – so lernt sie die jungen Menschen Moonglow und Daniel kennen und findet in ihnen Freunde. Derweil entbrennt nach dem Tod des Fürsten ein erbitterter Krieg um die neue Führung des Werwolfclans.
Martin Millar ist mit diesem Buch eine spannende, interessante und seitenweise sogar humorvolle Story gelungen. Durch die kurzen Kapitel liest es sich sehr zügig. Auch die Sprache ist sehr bildlich, kurz und einfach. Millar hat in seiner Story außergewöhnliche, interessante und sehr verschiedene Charaktäre zusammen gefasst, die aber jeder für sich fazettenreich und durchaus nachvollziehbar beschrieben werden. Auch die Beschreibung der Zwilling oder die der modebegeisterten Feuerkönigin sind grandios gelungen.
Die Dialoge zwischen den Figuren sind zeilenweise sehr humorvoll und ließen mich immer wieder schmunzeln.
Einzig für das meiner Meinung nach offene Ende gibt es einen Punkt Abzug. Aber dafür freu ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
© Ricarda Ohligschläger