Browsing Tag:

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

Lesungen

Kerstin Gier las aus "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner"

Fast genau ein Jahr ist es her, dass ich Kerstin Gier auf einer ihrer Lesungen in humorgefüllter Aktion erleben durfte. Umso ärgerlicher für mich war es, dass sie ihre derzeitige Lesereise so gar nicht in die Nähe meines Wohnortes führte. Aber ich verstehe ja, dass andere Leserinnen auch ein Scheibchen von ihr abhaben möchten.
Ein ganz kleines bisschen jedenfalls. 🙂
Noch am Mittwoch stöberte ich auf ihrer Website und unterhielt mich mit meinem Mann darüber, ob Dortmund nun zu weit ist für einen spontanen Lesungsabend oder nicht.
Im Laufe des gestrigen Tages ging diese Unterhaltung dann per SMS weiter und irgendwann waren wir beide an dem Punkt: “Also wenn Thalia noch Karten für heute Abend, dann…”
Um sechzehn Uhr hatte ich dann Gewissheit, es gab noch Karten. Sechzehn Uhr zehn simste ich dann meine Freundin Heike an, ob sie superturbomegaspontan Lust auf eine “g”ierisch gute Lesung hat. Hatte sie und, dass es nach Dortmund geht, schrieb ich ihr dann aber doch lieber erst in der Folgemail.
Kurz nach siebzehn Uhr schwebte ich in freudiger Erwartung aus dem Büro, um mich nur kurze Zeit später im heimischen Bad wiederzufinden. Nach einem Spaziergang durch die Abteilung “dekorative Kosmetik” meines Badezimmerschränkchens ging es dann auch schon wieder zur Tür hinaus.
Die Fahrt nach Dortmund verging wie im Flug, bis auf die gefühlten einhundertvierundzwanzig Mal, als wir fürchten mussten: “Jetzt ist wirklich Stau!”
Zwischendurch schrieb ich mir noch mit Kerstin höchstpersönlich Nachrichten, die sich sorgte, dass wir noch Karten bekommen würden. Aber da wir das ja vorher abgesichert hatten, konnte ich sie beruhigen. Sie hatte halt Angst, dass wir den Weg völlig umsonst fahren.
Sie schrieb mir dann, dass sie momentan durch Dortmund irren würde und kam nur zwei Minuten nach uns in der Buchhandlung an. Nach einem Miniplausch verschwand die dann kurz hinter die Kulissen. Nun stand einem tollen Abend nichts mehr im Weg. Außer vielleicht die Schlange vor der Damentoilette.:-)
Um zwanzig Uhr startete Kerstin Gier dann den Angriff auf die Bauchmuskeln ihrer vielen Zuhörerinnen und zwei, drei (?) Zuhörer. Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. Die Stille jedoch hielt nicht lange an, denn Kerstin sorgte mit ihrem erfrischenden Erzählstil direkt für etliche Lacher, als sie einen kurzen Einblick ihrer bisherigen Lesereise gab.
Anschließend gab sie eine kleine Einführung in ihr neues Buch “Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner” und sprach über die Liebe. O- Ton: Die Liebe ist wie ein Tsunami, du kannst nichts dagegen tun.
Mit der Brille auf der Nase nahm schließlich der gelesene Teil der Lesung seinen Lauf. Obwohl ich das Buch erst in dieser Woche selbst gelesen hatte, hatte ich manchmal arg damit zu kämpfen meine Lachtränen unter Kontrolle zu halten. Nicht nur, dass ich Kerstins Stimme eh ganz toll finde (Wohlfühlzuhörglücksstimme!), nein sie besitzt auch die Gabe ihr Publikum durch eine Vielzahl von Stimmlagen und Dialekten(!) zum Lachen, Schreien, Kichern und Klatschen zu bringen. So imitierte sie im Folgenden einen schmierigen Kondomtester, eine ältere Dame mit losem Gebiss, einen kölschen Taxifahrer, eine Krankenschwester mit Vorliebe für kölsche Sprachverirrungen und eine junge Frau aus Süddeutschland.
Mir wurde schnell klar, dass ich mir das Hörbuch, welches Kerstin Gier im Moment selbst einliest nach Veröffentlichung am 06.12. noch einmal anhören werde.
Nach der Lesung gab es dann wieder die obligatorische Schlange, an der sich zahlreiche Besucher anstellten, um sich ihr signiertes Exemplar eines Buches der Autorin zu holen. Ich hatte lediglich meine Kamera dabei, da mir Kerstin das Buch bereits mit der Post zugesandt hatte.
Ganz zum Schluss knipste ich ein paar wunderbare Erinnerungsfotos an einen wundervollen und gierisch guten Abend. Heike und mein Mann haben sich mindestens genauso gut amüsiert wie ich, was nicht nur an den Cocktails lag, die es zur Eintrittskarte dazu gab.
Ich freue mich jetzt schon wieder auf die nächste Lesung mit Kerstin Gier und wünsche mir im nächsten Buch einen indischen Kuhdompteur. Und sei es nur wegen des Dialektes. 🙂
Da ich weiß, dass einige schon auf den Bericht warten, mach ich es mal kurz: Tippselfehler sind meiner Kreativität zuzuordnen. 🙂
© Ricarda Ohligschläger
 

Rezensionen/ Rezensionen Liebesromane & ChickLit

Kerstin Gier – Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

Auf der anderen Seite des Buchregals mag das Gras grüner erscheinen, saftiger ist es jedoch bei Kerstin Gier.
Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann.
Leo N. Tolstoi
So ist es auch mit langersehnten Büchern. Irgendwann hält man sie in den Händen und lässt alles stehen für ein paar schöne Lesestunden. Diese sind meiner Meinung nach bei “Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner” zwar viel zu kurz, aber selbst ein 1500 Seiten Werk der Autorin wäre für mich nicht ausreichend.
Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin.
Horaz
Ich versuche extra immer ihre Bücher gaaaaaaaaaaanz besonders langsam zu lesen, aber irgendwann bin ich dann doch bei der letzten Zeile angekommen.
Trotzdem habe ich das Buch gestern in einem Rutsch (naja fast) ausgelesen.
Hatte es ein gutes Ende? Das werde ich an dieser Stelle nicht verraten, aber ich lasse euch gerne wissen, dass ganz viel Liebe in dem Buch steckt.
“Blöder Affe. Sturer Bock. Eitler Gockel. Eingebildeter Pfau. Toller Hecht. Dummer Ochse. Elender Wurm.” (Zitat: Kerstin Gier “Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner”)
Diese Tiere stecken in menschlicher Gestalt ebenso in der Handlung, wie das “Eselchen” Kati.
Kati ist natürlich kein richtiges Eselchen, nur manchmal arg schusselig und bei einem ihrer Alltagskatastrophen hat sie 2006 ihren Felix kennengelernt. Ein Jahr später wurde geheiratet und nun ist sie immer noch sehr glücklich mit ihm und seinen strubbligen Augenbrauen.
Nur manchmal fragt sie sich, ob Felix wirklich der Richtige für den gemeinsamen Lebensabend ist. Momentan zweifelt sie sogar ganz arg daran, denn so etwas wie Liebesleben findet kaum noch statt, obwohl sie Kati alle Mühe gibt und sogar ihre Freundinnen um Rat fragt.
Als Kati dann Mathias kennenlernt, wird ihr Leben noch komplizierter, denn Mathias hat nicht nur ein tolles Lächeln und die schönsten blauen Augen der Welt, sondern er empfindet genauso wie Kati.
Dummerweise kommt Kati ein Unfall dazwischen und dieser entfernt sie ganze 5 Jahre von Mathias und Felix. Sie erwacht nämlich genau einen Tag vor dem Kennenlernen von Felix. Nach einem kurzen Schock, beschließt sie dieses Mal alles richtig zu machen und auf alle Fälle möchte sie sich nun für den richtigen Mann entscheiden’
Das besondere an dem Buch sind die kleinen Zitate am Seitenrand, die immer genau auf die jeweilige Handlung abgestimmt sind. Aber Kerstin Giers Bücher bestechen im Allgemeinen nicht durch Zitate, sondern durch ihren unvergleichlichen Humor, den unterhaltsamen Schreibstil und ihre Hauptfiguren.
Kati ist ein bisschen trottelig, verliert aber dadurch keinerlei Sympathiepunkte. Ganz im Gegenteil. Gerade diese Eigenschaften sorgen dafür, dass man sich stellenweise wiederfindet.
Sie steht fest im Arbeitsleben und ihr Freundeskreis ist eine gute Mischung aus Zuhörern und Ratgebern, in dem sie sich sehr wohl fühlt.
Lediglich der Freundeskreis von Felix artet gerne mit blöden Sprüchen aus. Allen voran Gereon, der gerne erzählt, dass er Katis Frauenarzt ist!
Doch auch er bekommt in Katis Paralleluniversum sein Fett weg bzw. seinen Whiskey. 🙂
Ich schrieb ja bereits anfänglich, dass mir das Buch persönlich viel zu kurz war. Gerade weil es dieses Mal um eine Art “Zeitreise” ging. Dem Thema dem Kerstin Gier scheinbar noch nicht richtig “entflogen” ist. Die Art und Weise, wie sie das jedoch in eine eher moderne Handlung umgewandelt hat, dazu die Schwierigkeiten der ehelichen Zweisamkeit und zwischen alldem noch ganz viele Funken Liebe und Romantik versprüht ‘ das ist das, was Kerstin Gier und ihre Bücher ausmacht.
Und wenn ich Kerstin Gier mit einer Farbe beschreiben sollte, dann wäre es ein plüschiges warmes honiggelb, indem man sich gerne niederlässt und mit einem Lächeln auf den Lippen dem Alltag entflieht.
Fazit: Auf der anderen Seite des Buchregals mag das Gras grüner erscheinen, saftiger ist es jedoch bei Kerstin Gier.
© Ricarda Ohligschläger