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Fischer Taschenbuch Verlag

Rezensionen/ Rezensionen Sachbuch

Steffi von Wolff – Mundgeblasen

Ja, ich gebe es zu: mich hat der Titel “Mundgeblasen” neugierig auf das Buch gemacht.
Ein Buch über Sex. Als wenn es das noch nicht geben würde. “Die nackte Wahrheit über echten Sex” sollte es angeblich sein. Lustig eventuell sogar noch!? Das ließ das Cover vermuten und mittlerweile weiß ich, dass man solche Kombinationen durchaus trägt. Im Swingerclub bei Herta beispielsweise.
Aber nun mal im Ernst: Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem so oft das Wort mit dem F fällt und gleichzeitig so viel gelacht.
Steffi von Wolff hat nämlich das gemacht was sich viele nicht trauen. Sie hat “Hilfsmittel” ausprobiert, Freundinnen befragt, ein Bordell besucht und sich von Lady Saphira aufklären lassen. Sie hat erfahren warum sie sich nicht als Prostituierte eignet, dass man auf dem Parkplatz nicht nur parken kann und warum das Büfett im Swingerclub so wichtig ist.
Kurzum sie war neugierig. Und zwar richtig neugierig! Und hat damit Fragen beantwortet, von denen man bisher noch gar nicht wusste, dass man sie gerne beantwortet hätte!!
Was ist eigentlich Klismaphilie? Oder ein Looner? Wollen Frauen Handlung in Pornos? Und was kann man alles mit Luftpolsterfolie oder Murmeln anfangen?
All diese Fragen beantwortet Steffi von Wolff ausführlich, immer mit der nötigen Ernsthaftigkeit und trotzdem mit einem klitzekleinen Augenzwinkern.
Und weil Steffi von Wolff so mutig war all diese Fragen zu stellen, einen sehr(!) unterhaltsamen Schreibstil hat und obendrein das ganze Thema noch humorvoll verpacken konnte, bekommt dieses Buch von mir eben nicht nur ein “befriedigend”, sondern volle 5 Punkte! 😉
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Fantasy

Martin Millar – Kalix

Kalix, 17jähriges Mitglied einer Werwolfdynastie, wurde nach einem Angriff auf ihren Vater – den Fürsten – verstoßen und ist nun auf der Flucht vor ihrer Familie. Depressiv, magersüchtig – kurzum ein Wrack – so lernt sie die jungen Menschen Moonglow und Daniel kennen und findet in ihnen Freunde. Derweil entbrennt nach dem Tod des Fürsten ein erbitterter Krieg um die neue Führung des Werwolfclans.
Martin Millar ist mit diesem Buch eine spannende, interessante und seitenweise sogar humorvolle Story gelungen. Durch die kurzen Kapitel liest es sich sehr zügig. Auch die Sprache ist sehr bildlich, kurz und einfach. Millar hat in seiner Story außergewöhnliche, interessante und sehr verschiedene Charaktäre zusammen gefasst, die aber jeder für sich fazettenreich und durchaus nachvollziehbar beschrieben werden. Auch die Beschreibung der Zwilling oder die der modebegeisterten Feuerkönigin sind grandios gelungen.
Die Dialoge zwischen den Figuren sind zeilenweise sehr humorvoll und ließen mich immer wieder schmunzeln.
Einzig für das meiner Meinung nach offene Ende gibt es einen Punkt Abzug. Aber dafür freu ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Belletristik

Alice Kuipers – Sehen wir uns morgen?

Ich habe mal wieder ein wunderbares, gefühlvolles Buch gefunden und muss es euch unbedingt näher bringen.
Claire und ihre Mutter sehen sich selten – oder besser gesagt sehr selten. Daher kommunizieren beide überwiegend über Zettelchen die sie an den Kühlschrank kleben. Oftmals sind es Einkaufslisten, manchmal bitte Claire um Taschengeld oder sie sucht ihren Schlüssel. Und manchmal sind es einfach nur ganz liebe Worte die Claire und ihre Mutter sich mitteilen. Aber plötzlich verändern sich die Mitteilungen, denn Claires Mama wird krank. Und nun erzählen die Nachrichten von Ängsten, Sorgen und Hoffnungen….
Sehen wir uns morgen?” liest sich schnell, da immer nur die rechte Buchseite bedruckt ist. Manchmal sind es nur ein paar Worte. Ich hatte es in weniger als einer Stunde durchgelesen und zum Schluss habe ich sehr geweint. Es ging mir so nah! Alice Kiupers versteht es auf eindrucksvolle Weise in kurzen Sätzen die ganze Tragik der Geschichte zu vereinen, wie in diesem z.B. „Hallo Claire, ich glaube, ich brauche eine Mütze. …“
Nur diese Zeilen alleine gehen so tief rein.
Da ist auf der einen Seite eine Mutter die nicht möchte, dass die Kindheit ihrer Tochter schneller endet als ihr lieb ist und auf der anderen Seite ist Claire, der alles egal wäre – Hauptsache ihre Mama wird wieder gesund!!
Viele Rezensionen gehen in die Richtung, dass dieses Buch seinen Preis absolut nicht wert ist – 13.90 Euro für die gebundene Ausgabe – aber ich mache den Wert eines Buches nicht an der Anzahl der Wörter fest oder an den bedruckten Seiten. Sondern an dem was es in sich birgt. Und das war in diesem Fall eine Bereicherung.
Sehr interessant fand ich auch die „linke Seite“, auf der immer der Kühlschrankinhalt zu sehen war. Mal mehr, mal weniger abwechslungsreich – je nach Stimmung der beiden Hauptfiguren.
© Ricarda Ohligschläger