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Titus Müller

Rezensionen/ Rezensionen Belletristik

Titus Müller – Tanz unter Sternen

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Für Nele Stern wird ein Lebenstraum wahr: Als Barfußtänzerin feiert sie ihren ersten Soloauftritt im renommiertesten Varieté ihrer Zeit, dem Berliner Wintergarten. Doch sie fällt beim Publikum als zu prüde durch. Da sie auch in Paris keine Auftrittsmöglichkeiten findet, beschließt sie, nach Amerika auszuwandern: Das Geld reicht gerade noch für eine Fahrt in der 3. Klasse der Titanic. Als sie sich an Bord des Luxusliners zu einem Diebstahl hinreißen lässt, lernt sie Matheus kennen, einen ebenso liebenswürdigen wie hypochondrischen Pastor aus Berlin. Er reist mit Frau und Kind, durchlebt aber offensichtlich gerade eine Ehekrise. Ungeniert flirtet seine Frau, die aus gutem Hause kommt und deren Vater der Hofbankier des deutschen Kaisers ist, mit einem jungen Engländer, der sich höchst verdächtig benimmt. Tatsächlich ist er ein Spion der britischen Krone, und er hat sich keineswegs zufällig auf die Frau des Pastors kapriziert, sondern will über sie an geheime Dokumente des Hofbankiers herankommen. Der Zusammenstoß der Titanic mit einem Eisberg stürzt die Reisenden in einen Mahlstrom aus Wasser und Eis – und setzt Liebe und Freundschaft einer weiteren Zerreißprobe aus. In diesem ebenso brillant recherchierten wie fesselnd erzählten Roman wirft Titus Müller ein neues Licht auf die Bedeutung der Titanic in der Zeit europäischer Aufrüstung und schildert einfühlsam Menschen am Scheideweg ihres Lebens. (Quelle: www.amazon.de)
Nachdem ich Titus Müller bereits als Autor historischer Romane kennenlernen durfte, war ich ganz besonders neugierig auf dieses Buch, da es mich nicht nur wegen der Kurzbeschreibung lockte, sondern auch, weil mich der Untergang der Titanic nicht erst seit der Verfilmung von James Cameron fasziniert und berührt.
Dramatisch und mit sehr vielen Emotionen rasen die Hauptprotagonisten, Matheus und Cäcilie Singvogel, nicht nur auf ihr privates Unglück zu, sondern auf eine Katastrophe, die noch Jahrzehnte später die Geschichtsbücher füllt.
Umso mehr begeisterte mich Titus Müller mit seiner Idee, die schrecklichen Ereignisse dieser bedeutungsvollen Aprilnacht mit so vielen fiktiven Facetten zu bereichern: Liebe, Verrat, Untreue und Spionage.
Die Untreue seiner Frau macht Matheus rasend vor Eifersucht und gleichzeitig fühlt er sich zur Tänzerin Nele Stern hingezogen. Hingerissen zwischen der ihr wohlvertrauten Welt des Reichtums und ihrem gut Leben als Ehefrau eines Pastors, muss Cäcilie nicht nur gegen ihre Gefühle für den gutaussehenden Engländer kämpfen. Sie gelangt in einen Strudel aus Leidenschaft und höchster Gefahr, und verliert dabei ihren größten Schatz.
Doch nicht nur die Geschichte selbst ist es die mich durch die zahlreichen Perspektivenwechsel getragen hat. Die Szenerie ist es, die aus der Mischung von Smokings, Seeluft, Kohlestaub und Seidenkleider eindrucksvoll und bildgewaltig vor dem inneren Auge explodiert.
Anfänglich fasziniert von der Welt der Reichen erkennt Cäcilie bald die Borniertheit und den Egoismus, der augenblicklich in dem Moment zutage kommt, als es ums nackte Überleben geht. Ihr galanter Kavalier zeigt sich von einer gefährlichen Seite und pelzbehangene Damen versuchen im unpassendsten Moment Contenance zu wahren.
Wut und tiefe Traurigkeit, Hoffnung und nackte Angst – keine Emotion ließ ich beim Lesen dieses großartigen Romans aus. Das allein ist den Personen zu verdanken, die nachvollziehbar und glaubhaft mit den tatsächlichen Ereignissen dieser dramatischen Nacht verwoben sind.
“Tanz unter Sternen” möchte ich allen empfehlen, die nach einer spannungsreichen, emotionsgeladenen und dramatischen Geschichte suchen.
Die rund 400 Seiten habe ich an einem Tag gelesen, denn Titus Müller hat sein Talent zum Besten gegeben und mich damit tief bewegt.
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen

Titus Müller – Die Jesuitin von Lissabon

“Die Jesuitin von Lissabon” ist mein erster Roman von Titus Müller. Entdeckt habe ich den Autor durch zahlreiche positive Rezensionen beim Stöbern im Internet.
“Das Historische zieht mich an.”, sagt Titus Müller auf die Frage warum er fast ausschließlich historische Romane schreibt.
Und das spürt man genau so gut wie die tagelangen Spaziergänge durch Lissabon, die er für seine Recherche zum Buch unternommen hat.
Kein Wunder also, dass schon ein paar Seiten genügen, um voll und ganz im Geschehen zu sein.
Der Roman entführt den Leser in das Jahr 1755. Ein gewaltiges Erdbeben erschüttert die Stadt Lissabon und die Jesuiten predigen den Zorn Gottes. Doch der Orden hat nicht nur Anhänger, sondern auch Gegner. Zu ihnen zählt Antero Moreira de Mendonca. Seitdem seine geliebte Julie wegen ihnen auf dem Scheiterhaufen brennen musste hasst er den Ordensführer Malagrida abgrundtief. Zusammen mit Leonor kämpft er nun für die Wahrheit – dem wissenschaftlichen Hintergrund für Erdbeben.
Ich liebe “leichtgemachte” Geschichte und bin mir sicher, dass nicht nur meine Geschichtslehrer es früher bei Weitem einfacher gehabt hätten, wenn sie mir SO historische Ereignisse nahegebracht hätten. Für mich war es ganz besonders interessant zu lesen wie die Menschen damals gedacht haben. So stellten sie sich die Frage ob das Erdbeben “gottgemacht” ist. Sie waren verunsichert. Warum hatte das Beben eine Gegend getroffen in der die Bewohner streng katholisch waren?
Der Klappentext ließ vermuten, dass der Roman vorrangig um die Liebesgeschichte zwischen Antero und Leonor geht, aber ich wurde eines besseren belehrt. Titus Müller lässt den historischen Ereignissen den Vorrang und das hat mich sehr positiv überrascht. Außerdem schafft er es jede Person so zu beschreiben, dass sie Lebendigkeit erhält – auch wenn es sich hierbei nur um eine Nebenfigur handelt.
Seine Zeilen sind bildhaft und farbenprächtig und seine Mischung aus Fiktion und Fakten gestaltet er abwechslungsreich und spannend. Durch die wechselnde Erzählperspektive erhält Langeweile beim Lesen keine Chance.
Ebenso positiv erwähnen möchte ich die Gestaltung des Buches. Es hebt sich wunderbar vom Einerlei der dunklen Farben im Bereich der historischen Romane ab. Die Darstellung des alten Lissabon zusammen mit dem roten Siegel ist hervorragend gelungen.
Einzig ein Lesebändchen fehlte mir ein bisschen, aber darüber tröstete mich das umfangreiche Zusatzmaterial hinweg.
Fazit: Wer Geschichten zum Abtauchen mag wird “Die Jesuitin von Lissabon” lieben.
© Ricarda Ohligschläger

Interviews mit Autoren

Interview mit Titus Müller

Titus, im Moment sind Sie auf großer Lesetour.  Wie haben Sie sich darauf vorbereitet? Sind Sie vor den Lesungen noch aufgeregt oder betrachten Sie das schon als “alter Hase”.
Ein bisschen aufgeregt bin ich immer — das ist Vorfreude mit einem Schuss Lampenfieber, und gehört zum Vergnügen. Wirklich nervös bin ich allerdings bei neuen Konstellationen, wie der Lesung auf einem Mittelaltermarkt gestern, also wenn ich noch nicht weiß, wie der Ablauf ist.
Worauf freuen Sie sich ganz besonders bei den Lesungen? Wie wichtig ist Ihnen dabei der Kontakt zum Leser?
Zwei Dinge sind mir bei Lesungen wichtig: Das Feedback der Leser, die mir sagen, was ihnen am Roman gefällt und was sie womöglich verwirrt hat – daraus lerne ich eine Menge. Und ich will die BuchhändlerInnen kennenlernen. Natürlich soll es auch spannend und unterhaltsam sein für
die Zuhörer, aber das ist ja selbstverständlich.
Denken Sie, dass diese Kontakte auch wichtig für den Erfolg eines Romans sind und wie wichtig halten Sie in Bezug darauf Seiten wie Facebook, Twitter oder Buchforen?
Ich mache seit 2005 Leserunden in Buchforen, und bin seit Februar dieses Jahres bei Facebook. Innerhalb weniger Wochen haben sich eine Menge Fans dort eingefunden, und es werden jede Woche mehr. Klar, es kostet Zeit, sich mit seinen Lesern auszutauschen, aber es macht auch Spaß. Ob es Einfluss auf den Erfolg eines Buchs hat? Ich glaube, schon.
Ihr neuestes Buch “Die Jesuitin von Lissabon” ist gerade erschienen. Worum geht es in diesem Buch?
Es geht um das Erdbeben vom 1. November 1755, das die Stadt Lissabon zerstörte, um die Geburtsstunde der Seismologie, um zwei Zwillingsschwestern, die sich in denselben Mann verliebt haben, und um die Geschichte des Jesuitenordens.
Haben Sie schon immer eine Vorliebe für historische Ereignisse oder die Historie an sich gehabt? Wie gehen Sie dabei an die Recherche für ein neues Buch heran?
Geschichte und Geschichten faszinieren mich schon seit meiner Kindheit.   Bevor ich einen istorischen Roman beginne, reise ich immer an den Schauplatz der Geschichte — für die “Jesuitin” war ich also in Lissabon, und sehe mir alles an, rede mit den Leuten, mache Fotos. Dann besuche ich die Archive und Bibliotheken und lese Dutzende Bücher. Als letztes spreche ich mit Experten, die mir die Fragen beantworten können, die weder die Bücher noch der Besuch vor Ort lösen konnten.
In den Buchbesprechungen Ihrer Sendung “auserlesen” spielen oft die weltanschaulichen / religiösen Hintergründe der jeweiligen Autoren eine große Rolle. Wie würden Sie Ihre eigene Beziehung zur Kirche bezeichnen?
Die Suche nach Gott ist mein Lebensthema. Ich werde ein Gottsucher bleiben, bis ich alt und grau bin. Deshalb schreibe ich auch so gerne über andere Gottsucher, Menschen, die in der Kirche oder auch außerhalb der Kirchen den Spuren dieses großen Wesens gefolgt sind.
Welchen Einfluss hat der christliche Glaube auf Ihre Werke?
Ich gehe nicht an einen Roman heran und sage mir: Jetzt sollen alle mal dieses und jenes hören. Meine Leser sollen in erster Linie gut unterhalten werden. Aber meine Romane wären nicht authentisch, wenn sie nicht auch das widerspiegeln würden, was mich interessiert – das ist bei jedem Autor so, die Leser merken ja, ob Herzblut drinsteckt. Aus diesem Grund geht es bei mir öfter um Kirchengeschichte, Ketzer, Religionen und Sinnsuche.
Ist die Wahl ihres Studium  (Literatur, Mittelalterliche Geschichte) auf die Schreiblust gebaut gewesen, oder doch umgekehrt, die Liebe zum Schreiben historischer Romane kam während/nach dem Studium? Diente sie vielleicht „nur“ als Unterstützung fürs Schreiben?
Die ersten drei Romane habe ich während des Studiums geschrieben und veröffentlicht. Sie kamen so gut an, dass ich das Studium gerne abgebrochen hätte, um mich ganz dem Schreiben zu widmen, aber mein Vater bestand darauf, dass ich zu Ende studiere. Heute bin ich froh darüber, einen guten Studienabschluss zu haben, auch wenn ich nichts anderes damit anfange, als in Interviews darauf hinzuweisen.
Haben sie ein bestimmtes Schreibpensum je Tag?
Ja. Ich schreibe jeden Tag vier Romanseiten.
Haben sie bereits eine neue Idee für einen weiteren Roman bzw. auf was dürfen sich ihre Leser freuen?
Der neue Roman ist gegenwärtig auf ein zwölfseitiges Exposé angewachsen. Ich recherchiere noch ein wenig, und beginne in ein paar Tagen dann mit dem Schreiben. Worum es geht, will ich noch nicht verraten, aber ich sage mal soviel: Die Geschichte ist Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt.
War es für sie leicht einen Verlag für ihre erste Veröffentlichung zu finden?
Nachwuchsautoren predige ich immer Ausdauer. Bei mir war es tatsächlich leicht (es hätte aber nicht so sein müssen). Ich habe beim Open Mike mitgemacht, dem Wettbewerb der Literaturwerkstatt Berlin, und bekam hinterher Angebote.
Welches Buch liegt momentan auf seinem Nachttisch?

*lacht* Etwas Religiöses. John Ortberg: Know Doubt. The Importance of
Embracing Uncertainty in Your Faith.
Lieber Titus, ich danke Ihnen sehr für die Teilnahme an der Aktion “Leser fragen – Autoren antworten” und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Die Bücher gingen bereits an Steffen M. und Anastasia T. -Herzlichen Glückwunsch
© Ricarda Ohligschläger
Foto © Björn Reißmann