„Die Jesuitin von Lissabon“ ist mein erster Roman von Titus Müller. Entdeckt habe ich den Autor durch zahlreiche positive Rezensionen beim Stöbern im Internet.
„Das Historische zieht mich an.“, sagt Titus Müller auf die Frage warum er fast ausschließlich historische Romane schreibt.
Und das spürt man genau so gut wie die tagelangen Spaziergänge durch Lissabon, die er für seine Recherche zum Buch unternommen hat.
Kein Wunder also, dass schon ein paar Seiten genügen, um voll und ganz im Geschehen zu sein.
Der Roman entführt den Leser in das Jahr 1755. Ein gewaltiges Erdbeben erschüttert die Stadt Lissabon und die Jesuiten predigen den Zorn Gottes. Doch der Orden hat nicht nur Anhänger, sondern auch Gegner. Zu ihnen zählt Antero Moreira de Mendonca. Seitdem seine geliebte Julie wegen ihnen auf dem Scheiterhaufen brennen musste hasst er den Ordensführer Malagrida abgrundtief. Zusammen mit Leonor kämpft er nun für die Wahrheit – dem wissenschaftlichen Hintergrund für Erdbeben.
Ich liebe „leichtgemachte“ Geschichte und bin mir sicher, dass nicht nur meine Geschichtslehrer es früher bei Weitem einfacher gehabt hätten, wenn sie mir SO historische Ereignisse nahegebracht hätten. Für mich war es ganz besonders interessant zu lesen wie die Menschen damals gedacht haben. So stellten sie sich die Frage ob das Erdbeben „gottgemacht“ ist. Sie waren verunsichert. Warum hatte das Beben eine Gegend getroffen in der die Bewohner streng katholisch waren?
Der Klappentext ließ vermuten, dass der Roman vorrangig um die Liebesgeschichte zwischen Antero und Leonor geht, aber ich wurde eines besseren belehrt. Titus Müller lässt den historischen Ereignissen den Vorrang und das hat mich sehr positiv überrascht. Außerdem schafft er es jede Person so zu beschreiben, dass sie Lebendigkeit erhält – auch wenn es sich hierbei nur um eine Nebenfigur handelt.
Seine Zeilen sind bildhaft und farbenprächtig und seine Mischung aus Fiktion und Fakten gestaltet er abwechslungsreich und spannend. Durch die wechselnde Erzählperspektive erhält Langeweile beim Lesen keine Chance.
Ebenso positiv erwähnen möchte ich die Gestaltung des Buches. Es hebt sich wunderbar vom Einerlei der dunklen Farben im Bereich der historischen Romane ab. Die Darstellung des alten Lissabon zusammen mit dem roten Siegel ist hervorragend gelungen.
Einzig ein Lesebändchen fehlte mir ein bisschen, aber darüber tröstete mich das umfangreiche Zusatzmaterial hinweg.
Fazit: Wer Geschichten zum Abtauchen mag wird „Die Jesuitin von Lissabon“ lieben.
© Ricarda Ohligschläger