Browsing Tag:

Ullstein

Rezensionen/ Rezensionen Sachbuch

Michael Tsokos – Dem Tod auf der Spur

Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtmediziner, schildert in seinem Buch dreizehn spektakuläre Fälle, die alle von im selbst untersucht wurden.
Für jeden verständlich beschreibt Tsokos die Arbeit der Rechtsmedizin, räumt auf mit Vorurteilen und erläutert wie letzten Endes Todesursachen geklärt oder Tathergänge rekonstruiert werden. Besonders interessant fand ich hierbei die teils  sprichwörtliche Suche nach der”Nadel im Heuhaufen”.
Manch Leben wurde durch puren Zufall ausgelöscht und fand so – auf Grund seiner Einzigartigkeit – einen Weg in diese Sammlung. Andere jedoch kamen durch pure Böswilligkeit zu Tode…
Der wohl aufwühlendste Fall in dem Buch ist der Tod der kleinen Jessica, der mich erneut tagelang beschäftigt hat. Thrillerfans sollten hierbei nicht vergessen, dass es sich um die grausame Realität handelt.
Für jeden der einen Blick hinter die Kulissen wagen möchte ist das Buch auf jeden Fall sehr interessant und so manch einer wird ganz nebenbei noch erfahren, dass die meisten Krimiserien nur so vor Klischees triefen. Als Laie fühlte ich mich trotz des Themas gut unterhalten. Die Fälle waren anschaulich und verständlich beschrieben, daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!
© Ricarda Ohligschläger
 

Rezensionen Krimis/Thriller

Nele Neuhaus – Die Lebenden und die Toten

Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit gelesen und gerade festgestellt, dass ich meine Meinung dazu noch gar nicht kundgetan habe, dabei ist es definitiv “weiterempfehlungswert”.
Als Pia Kirchhoff in die Flitterwochen aufbrechen möchte, hat sie nicht mit den zwei erschossenen Frauen gerechnet, die ihr dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Beide Frauen wurden aus dem Hinterhalt direkt in den Kopf niedergeschossen. Die Fälle ähneln sich im Detail und schnell wird der Druck auf die Ermittler groß.
Bei den Ermittlungen stoßen Kirchhoff und von Bodenstein auf Ungereimtheiten. Es geht um Organspenden, ärztliches Versagen und um Geld – viel Geld. Ich bin ehrlich, dass ich wieder einmal mehr Zweifel bekommen habe, ob ich je Organspenderin werden soll, da ich hier für mich schlichtweg Realität und Fiktion nicht trennen kann und mir sicher bin, dass beides sich im Buch vereint.
Nele Neuhaus hat dieses Thema sehr gut umgesetzt und damit einen Kriminalroman geschaffen, der mich von Anfang an gefesselt hat. Die negativen Rezension kann ich gar nicht nachvollziehen, weil Spannung nun wirklich zur Genüge vorhanden war. Die Dramatik spitzte sich sogar noch zu als unvorhersehbare Wendungen weitere Tragödien offenbarten.
Für mich war “Die Lebenden und die Toten” ein Lesehighlight in 2015!
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Historische Romane

Brigitte Janson – Der verbotene Duft

Historische Romane sollten meiner Meinung nach gleich mehrere Dinge erfüllen. Sie sollten in eine längst vergangene Zeit entführen, ein kleines bisschen Geschichte in sich tragen und dem Leser das Leben der damaligen Zeit näher bringen.
Nicht oft gelingt es Autoren, die sich diesem Genre verschrieben haben, diese Mischung genauso zu vereinen, dass ich das Buch mit einem Seufzer der Zufriedenheit aus der Hand lege.
Brigitte Janson jedoch hat diese Kombination mit Bravour gemeistert. Ihr historischer Roman “Der verbotene Duft” entführt nicht nur in das Hamburg des Jahres 1840, sondern es legt gleichzeitig dar wie schwer sich das einfache Leben für manche Bevölkerungsschichten gestaltete.
Ganz besonders gilt hierbei ihr Augenmerk den jungen, verzweifelten Frauen, die sich nicht anders zu helfen wussten, als ihren teils noch kindlichen Körper an stinkende Matrosen zu verkaufen. Eine dieser Huren ist Amelie, die der Hauptperson Clara Vogt im vorliegenden Roman eine gute Freundin wird.
Clara Vogt lebt mit ihrem Vater, einem mittlerweile erfolglosen Kaufmann in Hamburgs Deichstraße. Seit die Mutter verstorben ist, wandelt sich ihr Georg Vogt immer mehr zu einem Tyrannen, und so beschließt Clara zu fliehen. Im Gepäck hat sie nicht weiter als einen alten Zettel ihrer Mutter mit einer Anschrift, und die Hoffnung ihre große Liebe Paul Dahlmann eines Tages wiederzusehen.
“Hamburg 1840: Die junge Parfümeurin Clara versetzt die Hansestadt in Aufregung. Sie hat einen Duft entwickelt, von dem es heißt, dass er jede Frau unwiderstehlich macht. Sofern es ihr gelingt, eine halbe Träne beizumischen. Schon bald stehen die feinen Bürgerinnen Schlange und erste Feinde treten auf den Plan, die ihren Erfolg mit allen Mitteln zunichtemachen wollen. Clara indes träumt von der großen Liebe, aber ihre Jugendliebe Paul ist seit Jahren verschwunden. Wird sie ihn jemals wiedersehen?” (Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
Die Kurzbeschreibung weist bereits darauf hin, dass Clara es nach ihrer Flucht aus dem Elternhaus schafft, erfolgreich Fuß zu fassen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg!
Hierbei kommt die oben erwähnte Dirne Amelie ins Spiel, die trotz ihres eigenen harten Lebens ihr großes Herz nicht verloren hat, und sich Clara annimmt. Amelie überzeugt nicht nur durch ihre freundliche Art, sondern auch durch ihre Hilfsbereitschaft und ihre zuweilen kindlichen Züge, die sie trotz ihrer aufreizenden Art immer wieder durchblitzen lässt. Binnen weniger Tage einwickelt sie so eine tiefe Verbundenheit zwischen den Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Eine weitere Person, die mich sehr amüsiert hat ist die großherzige Mamsell Friederike. In meiner Vorstellung war sie eine rotwangige, etwas rundere Dame, die für alle ein offenes Ohr hat und gerne ihre Lieben um sich hat. Dass sie ihren Neffen Paul ebenso schmerzlich vermisst, wie ihre Schwester Martha, spricht für ihre tiefe Verbundenheit zu ihren Familienmitgliedern. Anders ist es wohl auch nicht zu erklären, dass Friederike trotz der von Eifersucht getränkten  Bemerkungen ihrer Schwester Martha in deren Haushalt blieb. Sicher ist es auch die Angst, auf der Straße zu landen, aber eine Mamsell wie Friederike erscheint mit dafür einfach zu taff.
Bleibt mir noch ein paar Worte zu Clara und Paul zu verlieren. Da Brigitte Janson zwischenzeitlich die Perspektiven wechselt, kann man sich nur allzu gut in seine Gefühlswelt hinein versetzen. Aus Angst sich der Vergangenheit stellen zu müssen, quält er sich tagtäglich mit der unerfüllten Liebe zu seiner Clara. Man spürt seine Zerrissenheit aus jeder einzelnen Zeile und möchte gerne hilfreich eingreifen, um ihn endlich glücklich zu sehen.
Brigitte Janson thematisiert in ihrem Buch die Angst vor dem Feuer und endet mit dem großen Hamburger Brand, der zwischen dem 5. Mai und dem 8. Mai 1842 große Teile der Altstadt zerstörte. Der Übergang dazu gelingt ihr perfekt und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl nur mit nüchternen Fakten konfrontiert zu werden.
Weiterhin erwähnt sie in ihrem Buch mehrere Verfahren zur Parfümherstellung, die bei mir auf großes Interesse stießen.  So anschaulich wie sie Clara in ihrer kleinen Werkstatt experimentieren lässt, so bildgewaltig gestaltet sich jedes einzelne Kapitel des Romans. Ob auf dem Markt, dem Hafen oder in den vornehmen Herrenhäusern, Brigitte Janson hat mich wahrhaftig ins Jahr 1840 entführt! Ich hatte abwechselnd den Geruch von Fisch, eine steife Meeresbrise oder zauberhafte Essenzen in der Nase.
Dass ich mich nur ungern von Clara und all den anderen Personen trenne, brauche ich sicher nicht extra zu erwähnen. Wer Lust hat auf einen flüssig geschriebenen historischen Roman, der mit facettenreichen Hauptfiguren und einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte aufwartet, der ist mit “Der verbotene Duft” sehr gut bedient.
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Historische Romane

Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter

Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird in der bayerischen Stadt Schongau ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Eine Tätowierung deutet auf Hexenwerk hin und sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme des Ortes. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter Folter ein Geständnis entlocken, doch er ist überzeugt: die alte Frau ist unschuldig. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena und dem jungen Stadtmedicus macht er sich auf die Suche nach dem Täter.
Ein toter Junge mit Hexenmal, eine Hebamme mit Kräuterkenntnissen und angeblichen Zauberkräften, deren Besucher u.a. dieser Junge war. Eigentlich steht die Schuld der Hebamme fest, zumindest für die meisten im Dorf. Doch es gibt auch Zweifler an der Schuld der Hebamme und diese setzen alles daran, den wahren Mörder zu finden.
Die Grundidee des Buches – der Henker wird zum Retter – begeistert.
Die kurzen Kapitel lesen sich sehr flüssig. Schon im Prolog ist man gefangen von der Handlung und es fällt schwer dieses Buch aus der Hand zu legen. Während viele Autoren historischer Romane Frauen als Hauptfiguren wählen sind hier die Männer die Helden der Handlung. Die Hexenverfolgung und die damit verbundene Angst und Hysterie der Dörfler ist realistisch und nachvollziehbar beschrieben. Die Hauptfiguren Henker und Medicus sind facettenreich ausgearbeitet. Hart aber trotzdem sehr emotional wird der Henker dargestellt. Er ist sehr belesen und wird vom jungen Medicus bewundert. Dieser liebt die Tochter des Henkers. Diese Verbindung jedoch wird im Dorf als nicht standesgemäß verurteilt aber dies schweißt alle nur noch mehr zusammen.
Der Titel des Buches ist etwas irreführend, da “Die Henkerstochter” in meinen Augen nicht die Hauptfigur darstellt. Die Gestaltung des Covers jedoch ist sehr ansprechend und auch deswegen fiel es mir in die Hände. Kurzum ein fantastisches Buch für Fans historischer Romane. Lesenswert bis zum Schluss.
Fortsetzungen:
Die Henkerstochte und der schwarze Mönch” und “Die Henkerstochter und der König der Bettler
Anmerkung:
Oliver Pötzsch ist ein Nachfahre der berühmten Henker – Dynastie Bayerns
© Ricarda Ohligschläger