Monat: November 2011

  • Ransom Riggs – Die Insel der besonderen Kinder

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    Die Insel. Die Kinder. Das Grauen. Bist Du bereit für dieses Abenteuer? Manche Großväter lesen ihren Enkeln Märchen vor – doch was Jacob von seinem hörte, war etwas ganz, ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der merkwürdige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben – und von den Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind. Inzwischen ist Jacob ein Teenager und glaubt nicht mehr an die wunderbaren Schauergeschichten. Bis zu jenem Tag, an dem sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt. (Kurzbeschreibung laut www.amazon.de)
    Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut und wie oft habe ich mir in den vergangenen Wochen den Trailer angesehen, der mich das Grauen lehrte und mich noch neugieriger auf das Buch machte…
    Ich kann es gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich auf „Die Insel der besonderen Kinder“ gefreut habe. Umso größer war die Freude, als ich das Buch endlich in den Händen hielt und schon nach wenigen Seiten war ich dem Buch vollkommen verfallen.
    Doch nicht allein der Schreibstil von Ransom Riggs macht das besondere an dem Buch aus, sondern die außergewöhnliche Gestaltung der Geschichte und damit des Buches. Während der Geschichte werden immer wieder Kinder mit ganz besonderen Merkmalen beschrieben, deren Foto (die übrigens echt sind!) daneben abgebildet ist. Kein Wunder, dass ich mich immer mehr in das Buch verkroch.
    Teils ist die Geschichte sehr eklig, dann wieder magisch. Im nächsten Moment wird sie dramatisch und voller Spannung.
    Leider konnte sich die Spannung bei mir nicht bis zum Schluss halten und das Ende war für mich eine große Enttäuschung. Wie im Galopp wurden Zusammenhänge erklärt und Handlungsstränge beendet.
    Insgesamt fehlte mir der „Wow – Effekt“, der dieses Buch rundum perfekt gemacht hätte. Wäre die tolle Aufmachung nicht gewesen, hätte das Buch lediglich drei Punkte bekommen. So werden es vier von fünf Punkte.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Titus Müller – Tanz unter Sternen

    [youtube=https://www.youtube.com/watch?v=5gBSypQiRRs]
    Für Nele Stern wird ein Lebenstraum wahr: Als Barfußtänzerin feiert sie ihren ersten Soloauftritt im renommiertesten Varieté ihrer Zeit, dem Berliner Wintergarten. Doch sie fällt beim Publikum als zu prüde durch. Da sie auch in Paris keine Auftrittsmöglichkeiten findet, beschließt sie, nach Amerika auszuwandern: Das Geld reicht gerade noch für eine Fahrt in der 3. Klasse der Titanic. Als sie sich an Bord des Luxusliners zu einem Diebstahl hinreißen lässt, lernt sie Matheus kennen, einen ebenso liebenswürdigen wie hypochondrischen Pastor aus Berlin. Er reist mit Frau und Kind, durchlebt aber offensichtlich gerade eine Ehekrise. Ungeniert flirtet seine Frau, die aus gutem Hause kommt und deren Vater der Hofbankier des deutschen Kaisers ist, mit einem jungen Engländer, der sich höchst verdächtig benimmt. Tatsächlich ist er ein Spion der britischen Krone, und er hat sich keineswegs zufällig auf die Frau des Pastors kapriziert, sondern will über sie an geheime Dokumente des Hofbankiers herankommen. Der Zusammenstoß der Titanic mit einem Eisberg stürzt die Reisenden in einen Mahlstrom aus Wasser und Eis – und setzt Liebe und Freundschaft einer weiteren Zerreißprobe aus. In diesem ebenso brillant recherchierten wie fesselnd erzählten Roman wirft Titus Müller ein neues Licht auf die Bedeutung der Titanic in der Zeit europäischer Aufrüstung und schildert einfühlsam Menschen am Scheideweg ihres Lebens. (Quelle: www.amazon.de)
    Nachdem ich Titus Müller bereits als Autor historischer Romane kennenlernen durfte, war ich ganz besonders neugierig auf dieses Buch, da es mich nicht nur wegen der Kurzbeschreibung lockte, sondern auch, weil mich der Untergang der Titanic nicht erst seit der Verfilmung von James Cameron fasziniert und berührt.
    Dramatisch und mit sehr vielen Emotionen rasen die Hauptprotagonisten, Matheus und Cäcilie Singvogel, nicht nur auf ihr privates Unglück zu, sondern auf eine Katastrophe, die noch Jahrzehnte später die Geschichtsbücher füllt.
    Umso mehr begeisterte mich Titus Müller mit seiner Idee, die schrecklichen Ereignisse dieser bedeutungsvollen Aprilnacht mit so vielen fiktiven Facetten zu bereichern: Liebe, Verrat, Untreue und Spionage.
    Die Untreue seiner Frau macht Matheus rasend vor Eifersucht und gleichzeitig fühlt er sich zur Tänzerin Nele Stern hingezogen. Hingerissen zwischen der ihr wohlvertrauten Welt des Reichtums und ihrem gut Leben als Ehefrau eines Pastors, muss Cäcilie nicht nur gegen ihre Gefühle für den gutaussehenden Engländer kämpfen. Sie gelangt in einen Strudel aus Leidenschaft und höchster Gefahr, und verliert dabei ihren größten Schatz.
    Doch nicht nur die Geschichte selbst ist es die mich durch die zahlreichen Perspektivenwechsel getragen hat. Die Szenerie ist es, die aus der Mischung von Smokings, Seeluft, Kohlestaub und Seidenkleider eindrucksvoll und bildgewaltig vor dem inneren Auge explodiert.
    Anfänglich fasziniert von der Welt der Reichen erkennt Cäcilie bald die Borniertheit und den Egoismus, der augenblicklich in dem Moment zutage kommt, als es ums nackte Überleben geht. Ihr galanter Kavalier zeigt sich von einer gefährlichen Seite und pelzbehangene Damen versuchen im unpassendsten Moment Contenance zu wahren.
    Wut und tiefe Traurigkeit, Hoffnung und nackte Angst – keine Emotion ließ ich beim Lesen dieses großartigen Romans aus. Das allein ist den Personen zu verdanken, die nachvollziehbar und glaubhaft mit den tatsächlichen Ereignissen dieser dramatischen Nacht verwoben sind.
    „Tanz unter Sternen“ möchte ich allen empfehlen, die nach einer spannungsreichen, emotionsgeladenen und dramatischen Geschichte suchen.
    Die rund 400 Seiten habe ich an einem Tag gelesen, denn Titus Müller hat sein Talent zum Besten gegeben und mich damit tief bewegt.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Laila El Omari – Der Purpurhimmel

    Ich bin hin und hergerissen, wie ich dieses Buch bewerten soll. Einerseits empfand ich es an mancher Stelle zu langatmig, auf der anderen Seite haben mich gerade diese ausführlichen Beschreibungen begeistert.
    1778: Das Leben der Offizierstochter Olivia Kilbourne ändert sich schlagartig, als ihr Vater nach Gibraltar versetzt wird. Ihre Eltern entzweien sich, ihre Geschwister scheinen etwas vor ihr zu verbergen, und der Offizier Sir John Retallick drängt sie in eine Ehe. Trotz der Unnahbarkeit, die ihn umgibt, verliebt sich Olivia in ihn. Als es zur Belagerung von Gibraltar kommt, spitzt sich ihr Schicksal jedoch dramatisch zu. Ein düsteres Geheimnis verbindet John und ihre Familie, und Olivia wird hineingezogen in ein Spiel um Vergeltung, Intrigen und Verrat. (Quelle:www.amazon.de)
    Laila El Omari erzählt in ihrem Roman „Der Purpurhimmel“ die dramatische Geschichte einer Familie im 18. Jahrhundert.
    Hauptfigur ist dabei Olivia Kilbourne, die nicht nur ihre geliebte Heimat verlassen muss, sondern zudem in die Ehe mit Offizier Sir John Retallick gedrängt wird.
    Seine undurchsichtige Art und sein teils abstoßendes Verhalten Olivia Gegenüber ignoriert sie jedoch trotz aller Warnungen ihrer Familie. Dass diese Vorurteile gegen ihn hat, lässt sich nicht verbergen und Olivia ahnt, dass sich hier ein Geheimnis verbirgt.
    Inwieweit welches Familienmitglied darin verwoben ist, wird Lesern dieser abwechslungsreichen Familiensaga erst nach und nach eröffnet.
    Einige Charaktere entwickeln sich dabei so vielschichtig und die Autorin hält hinsichtlich ihrer Figuren so manche Überraschung bereit. Die Spannung, die dabei aufgebaut wird, schwächelt lediglich durch zu ausführliche Beschreibungen. Meinem Empfinden nach hat Laila El Omari zwar uneingeschränkt das Talent üppige, farbenfrohe Bilder im Kopf ihrer Leser entstehen zu lassen, doch sollte sie sich zukünftig damit etwas zurückhalten, da die Geschichte sonst schnell zu langatmig erscheint. Weniger ist manchmal mehr!
    Die zwischenmenschlichen Beziehungen lassen kein Thema aus. Liebe, Intrigen, Affären und eine heimliche Hochzeit verpackt die Autorin mühelos in die Zeit der Belagerung von Gibraltar.
    Ich bin hin und hergerissen, wie ich dieses Buch bewerten sollte. Einerseits empfand ich es an mancher Stelle zu langatmig, auf der anderen Seite haben mich gerade diese ausführlichen Beschreibungen begeistert.
    Sprachlich sehr schön und vielfältig durch seine Charaktere würde ich das Buch aber mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Interview mit Andreas Izquierdo

    Gott weiß, ich will, kein Engel sein …
    Lieber Andreas Izquierdo, ich möchte gerne wissen was in Ihnen vorging als Sie 2008 in Speyer den „Sir Walter Scott – Preis“ für Ihr Buch „König von Albanien „den 1. Platz erhalten haben?

    Das war schon alles überraschend, denn normalerweise wird den Preisträgern vorher Bescheid gegeben, dass und was sie gewonnen haben. Das wurde bei mir schlicht vergessen. Ich glaube, von den Anwesenden wusste jeder, wer die Sieger waren, nur ich nicht. Einer der Laudatoren deutete dann kurz vor der Rede an, dass ich mich mal überraschen lassen sollte – dann kam Platz 3, Platz 2 und ich dachte: ob ich wirklich Platz 1 gemacht habe? So war es dann – und ich war natürlich total stolz.
    Wie lange haben Sie an „Apocalypsia“ geschrieben?
    1 ½ Jahre.
    Gibt es eine Initialzündung, die Sie dazu gebracht hat, dieses Buch zu schreiben? Warum wurde es ein Buch über Engel?
    Ich habe schon vor vielen Jahren mal die Hierarchie der Engel von Dionysius Aeropagitas entdeckt und dachte: Wow! Ist ja wie beim Militär! Irgendwann kam mir der Gedanke: Was passiert eigentlich, wenn Gott stirbt? Wer besetzt dann den Thron? Was passiert mit den Engeln? Was passiert mit jemandem, dem ich den einzigen Lebensinhalt wegnehme? Glaubt er weiterhin oder zerfällt er? Sehr spannend. Und je länger ich drüber nachdachte, desto größer wurde die Geschichte.
    Gibt es reale Personen, die ihren Platz als Figur im Buch fanden und wenn ja, wissen diese davon?
    Nein, ich „benutze“ nicht real existierende Menschen. Manchmal nehme ich auffällige Charakterzüge, aber ich verändere dann die Figur so, dass sie nicht wieder zu erkennen ist.
    Ausnahme: „König von Albanien“. Das war ja schließlich eine „wahre“ Geschichte. Oder auch nicht 😉 Schließlich sind es die Memoiren eines Hochstaplers.
    Gibt es eine Person aus der Geschichte, mit der Du Dich einmal unterhalten möchtest und wenn ja, wer wäre das?
    Iax. Er geht durch die Hölle und zurück, schwankt, aber fällt nicht. Niemand leidet mehr als er, gleichsam ist niemand stärker.
    „Apocalypsia“ ist ja doch sehr fantasylastig, könnten Sie sich vorstellen, auch ein Buch aus einem gänzlich anderen Genre zu schreiben? Einen historischen Krimi z.B.?
    Ja, kann ich. Die literarische Welt ist bunt! Und tatsächlich habe ich bisher in verschiedenen Genres gearbeitet: Krimi, Abenteuer- und Schelmengeschichte, Fantasy, und jetzt gerade wieder etwas ganz anderes. Ich interessier mich für alles, will alles einmal ausprobieren.
    Obwohl „Apocalypsia“ überhaupt nicht in mein Beuteschema passt hat mich die Beschreibung schon zu Erscheinung des Buches interessiert bzw. gereizt. Erst traute ich mich nicht – doch jetzt habe ich mich überwunden und entschlossen ich möchte dieses Buch lesen. Wird dieses Buch als Taschenbuch erscheinen und falls ja wann?
    Ob ein Buch als Taschenbuch erscheint oder nicht entscheidet einzig und alleine die Auflage. Wir haben leider nicht mehr die Verlegerpersönlichkeiten, die sagen: Ich mache das jetzt, auch wenn es sich nicht so gut verkauft hat. Alles in der Belletristik ist nur noch ein großes Geschäft.
    624 Seiten sind schon eine ganze Menge. Wie viel Zeit brauchen Sie zum zur Recherche, zum Schreiben und um den endgültigen Schlusspunkt zu setzen?
    Die Recherche hat nicht so lange gedauert, ein paar Wochen vielleicht – und natürlich recherchiere ich auch während des Schreibens, weil sich immer neue Fragen auftun. Wenn ich recherchiere, dann nicht so, dass ich alles über ein Thema wissen muss. Ich kenne meine Geschichte, weiß, was ich erzählen möchte. Ich recherchiere das, was ich zwingend brauche. Dann beginne ich zu schreiben und zwar so, dass ich jeden Satz abwäge. Es gibt Autoren, die schreiben erstmal drauflos und korrigieren danach. Das kann ich leider nicht.
    Sie haben neben ihrem jetzigen Roman „Apocalypsia“ zuvor auch regionale Krimis und sogar einen historischen Roman geschrieben. Liegt Ihnen diese Vielseitigkeit oder stehen Sie einem bestimmten Genre näher als dem anderen?
    Nein, wie oben schon erwähnt. Ich finde Vieles spannend, lehne etwas nicht ab, nur weil es in den Augen anderer trivial ist. Ich finde jeder Autor, der seinen Beruf liebt, sollte sich für alles, was damit zu tun hat, interessieren. Ich kenne zb keinen Schreiner, der sagt: Ich baue keine Tische, weil die mich nicht interessieren. Ich baue nur Schränke.
    Wäre ne komische Einstellung, oder? In der Belletristik (auch im Drehbuch) findet man solche Haltungen leider, auch bei Rezensenten: Ich lese NUR Krimis. Ich lese NIE Krimis. usw.
    Entweder man liebt das Lesen oder man liebt es nicht. Es muss einem ja nicht alles gefallen, aber es abzulehnen, ohne es kennengelernt zu haben, ist ignorant und arrogant.
    Was tun Sie bei einer Schreibblockade?
    Hatte noch nie eine. Gott sei Dank. Wenn es nicht weitergeht, dann putz ich aus Verzweiflung schon mal die Wohnung oder jogge.
    Mich würde interessieren wo Sie schreiben, im Wohnzimmer oder in einem Büro?
    Ich habe ein Büro.
    Hören sie beim Schreiben Musik oder brauchen sie die Stille?
    Beides. Musik emotionalisiert. Das kann helfen, die richtigen Worte zu finden.
    Welche Literatur lesen Sie persönlich gerne?
    Jede, die mir gefällt.
    Wo holen Sie sich Inspiration zum Schreiben?
    Schreiben ist Arbeit. Ist Handwerk. Ist Transpiration. Du trainierst wie ein Sportler für die wenigen lichten Momente, die man nicht erklären kann. Für den schönen Satz, der vor einer Sekunde nicht da war, den Einfall, den du eben noch nicht hattest. Ohne permanente Arbeit verkümmert alles.
    Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben? Gibt es noch andere Leidenschaften?
    Fußball hab ich früher gespielt, bin aber mittlerweile zu langsam und zu faul. Golf spiele ich gerne (aber scheiße), weil man da den Alltag total vergisst.
    Welches ist Ihr Lieblingsverein?
    Ich gebe es zu offen zu: Ich bin ein Bayernfan.
    Wie ist ihr Verhältnis zum Heimatland ihrer Mutter, Spanien? Stehen Sie diesem Land sehr nahe?
    Ja, obwohl meine Heimat Deutschland ist. Aber ich fahre fast jedes Jahr nach Spanien, habe noch Verwandtschaft und Freunde da. Und außerdem ist da das Meer, das ich sehr liebe.
    Suchen Sie gerne den Kontakt zu Ihren Lesern oder mögen Sie eher eine gewisse Distanz?
    Ich mag meine LeserInnen. Sehr sogar. Ich bin neugierig, was Sie aus einem Text alles so herausgelesen haben und immer offen für konstruktive Kritik. Man kann es nicht jedem recht machen, aber manchmal verdichtet sich Kritik auf bestimmte Punkte – dann ist klar: Ich habe da einen Fehler gemacht. Was in meinem Kopf völlig klar ist, muss noch lange nicht auf dem Papier klar sein.
    Wenn Sie morgen aufwachen würden und wären ein Engel – was würden Sie verändern wollen?
    Um es mal mit Rammstein zu sagen: Gott weiß, ich will, kein Engel sein …
    Lieber Andreas, ich wünsche dir für alle weiteren Projekte viel Erfolg.
    Das Buch aus der Verlosung geht an
    Anja R.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“

  • Kerstin Gier las aus "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner"

    Fast genau ein Jahr ist es her, dass ich Kerstin Gier auf einer ihrer Lesungen in humorgefüllter Aktion erleben durfte. Umso ärgerlicher für mich war es, dass sie ihre derzeitige Lesereise so gar nicht in die Nähe meines Wohnortes führte. Aber ich verstehe ja, dass andere Leserinnen auch ein Scheibchen von ihr abhaben möchten.
    Ein ganz kleines bisschen jedenfalls. 🙂
    Noch am Mittwoch stöberte ich auf ihrer Website und unterhielt mich mit meinem Mann darüber, ob Dortmund nun zu weit ist für einen spontanen Lesungsabend oder nicht.
    Im Laufe des gestrigen Tages ging diese Unterhaltung dann per SMS weiter und irgendwann waren wir beide an dem Punkt: „Also wenn Thalia noch Karten für heute Abend, dann…“
    Um sechzehn Uhr hatte ich dann Gewissheit, es gab noch Karten. Sechzehn Uhr zehn simste ich dann meine Freundin Heike an, ob sie superturbomegaspontan Lust auf eine „g“ierisch gute Lesung hat. Hatte sie und, dass es nach Dortmund geht, schrieb ich ihr dann aber doch lieber erst in der Folgemail.
    Kurz nach siebzehn Uhr schwebte ich in freudiger Erwartung aus dem Büro, um mich nur kurze Zeit später im heimischen Bad wiederzufinden. Nach einem Spaziergang durch die Abteilung „dekorative Kosmetik“ meines Badezimmerschränkchens ging es dann auch schon wieder zur Tür hinaus.
    Die Fahrt nach Dortmund verging wie im Flug, bis auf die gefühlten einhundertvierundzwanzig Mal, als wir fürchten mussten: „Jetzt ist wirklich Stau!“
    Zwischendurch schrieb ich mir noch mit Kerstin höchstpersönlich Nachrichten, die sich sorgte, dass wir noch Karten bekommen würden. Aber da wir das ja vorher abgesichert hatten, konnte ich sie beruhigen. Sie hatte halt Angst, dass wir den Weg völlig umsonst fahren.
    Sie schrieb mir dann, dass sie momentan durch Dortmund irren würde und kam nur zwei Minuten nach uns in der Buchhandlung an. Nach einem Miniplausch verschwand die dann kurz hinter die Kulissen. Nun stand einem tollen Abend nichts mehr im Weg. Außer vielleicht die Schlange vor der Damentoilette.:-)
    Um zwanzig Uhr startete Kerstin Gier dann den Angriff auf die Bauchmuskeln ihrer vielen Zuhörerinnen und zwei, drei (?) Zuhörer. Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. Die Stille jedoch hielt nicht lange an, denn Kerstin sorgte mit ihrem erfrischenden Erzählstil direkt für etliche Lacher, als sie einen kurzen Einblick ihrer bisherigen Lesereise gab.
    Anschließend gab sie eine kleine Einführung in ihr neues Buch „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“ und sprach über die Liebe. O- Ton: Die Liebe ist wie ein Tsunami, du kannst nichts dagegen tun.
    Mit der Brille auf der Nase nahm schließlich der gelesene Teil der Lesung seinen Lauf. Obwohl ich das Buch erst in dieser Woche selbst gelesen hatte, hatte ich manchmal arg damit zu kämpfen meine Lachtränen unter Kontrolle zu halten. Nicht nur, dass ich Kerstins Stimme eh ganz toll finde (Wohlfühlzuhörglücksstimme!), nein sie besitzt auch die Gabe ihr Publikum durch eine Vielzahl von Stimmlagen und Dialekten(!) zum Lachen, Schreien, Kichern und Klatschen zu bringen. So imitierte sie im Folgenden einen schmierigen Kondomtester, eine ältere Dame mit losem Gebiss, einen kölschen Taxifahrer, eine Krankenschwester mit Vorliebe für kölsche Sprachverirrungen und eine junge Frau aus Süddeutschland.
    Mir wurde schnell klar, dass ich mir das Hörbuch, welches Kerstin Gier im Moment selbst einliest nach Veröffentlichung am 06.12. noch einmal anhören werde.
    Nach der Lesung gab es dann wieder die obligatorische Schlange, an der sich zahlreiche Besucher anstellten, um sich ihr signiertes Exemplar eines Buches der Autorin zu holen. Ich hatte lediglich meine Kamera dabei, da mir Kerstin das Buch bereits mit der Post zugesandt hatte.
    Ganz zum Schluss knipste ich ein paar wunderbare Erinnerungsfotos an einen wundervollen und gierisch guten Abend. Heike und mein Mann haben sich mindestens genauso gut amüsiert wie ich, was nicht nur an den Cocktails lag, die es zur Eintrittskarte dazu gab.
    Ich freue mich jetzt schon wieder auf die nächste Lesung mit Kerstin Gier und wünsche mir im nächsten Buch einen indischen Kuhdompteur. Und sei es nur wegen des Dialektes. 🙂
    Da ich weiß, dass einige schon auf den Bericht warten, mach ich es mal kurz: Tippselfehler sind meiner Kreativität zuzuordnen. 🙂
    © Ricarda Ohligschläger