Gott weiß, ich will, kein Engel sein …
Lieber Andreas Izquierdo, ich möchte gerne wissen was in Ihnen vorging als Sie 2008 in Speyer den „Sir Walter Scott – Preis“ für Ihr Buch „König von Albanien „den 1. Platz erhalten haben?
Das war schon alles überraschend, denn normalerweise wird den Preisträgern vorher Bescheid gegeben, dass und was sie gewonnen haben. Das wurde bei mir schlicht vergessen. Ich glaube, von den Anwesenden wusste jeder, wer die Sieger waren, nur ich nicht. Einer der Laudatoren deutete dann kurz vor der Rede an, dass ich mich mal überraschen lassen sollte – dann kam Platz 3, Platz 2 und ich dachte: ob ich wirklich Platz 1 gemacht habe? So war es dann – und ich war natürlich total stolz.
Wie lange haben Sie an „Apocalypsia“ geschrieben?
1 ½ Jahre.
Gibt es eine Initialzündung, die Sie dazu gebracht hat, dieses Buch zu schreiben? Warum wurde es ein Buch über Engel?
Ich habe schon vor vielen Jahren mal die Hierarchie der Engel von Dionysius Aeropagitas entdeckt und dachte: Wow! Ist ja wie beim Militär! Irgendwann kam mir der Gedanke: Was passiert eigentlich, wenn Gott stirbt? Wer besetzt dann den Thron? Was passiert mit den Engeln? Was passiert mit jemandem, dem ich den einzigen Lebensinhalt wegnehme? Glaubt er weiterhin oder zerfällt er? Sehr spannend. Und je länger ich drüber nachdachte, desto größer wurde die Geschichte.
Gibt es reale Personen, die ihren Platz als Figur im Buch fanden und wenn ja, wissen diese davon?
Nein, ich „benutze“ nicht real existierende Menschen. Manchmal nehme ich auffällige Charakterzüge, aber ich verändere dann die Figur so, dass sie nicht wieder zu erkennen ist.
Ausnahme: „König von Albanien“. Das war ja schließlich eine „wahre“ Geschichte. Oder auch nicht 😉 Schließlich sind es die Memoiren eines Hochstaplers.
Gibt es eine Person aus der Geschichte, mit der Du Dich einmal unterhalten möchtest und wenn ja, wer wäre das?
Iax. Er geht durch die Hölle und zurück, schwankt, aber fällt nicht. Niemand leidet mehr als er, gleichsam ist niemand stärker.
„Apocalypsia“ ist ja doch sehr fantasylastig, könnten Sie sich vorstellen, auch ein Buch aus einem gänzlich anderen Genre zu schreiben? Einen historischen Krimi z.B.?
Ja, kann ich. Die literarische Welt ist bunt! Und tatsächlich habe ich bisher in verschiedenen Genres gearbeitet: Krimi, Abenteuer- und Schelmengeschichte, Fantasy, und jetzt gerade wieder etwas ganz anderes. Ich interessier mich für alles, will alles einmal ausprobieren.
Obwohl „Apocalypsia“ überhaupt nicht in mein Beuteschema passt hat mich die Beschreibung schon zu Erscheinung des Buches interessiert bzw. gereizt. Erst traute ich mich nicht – doch jetzt habe ich mich überwunden und entschlossen ich möchte dieses Buch lesen. Wird dieses Buch als Taschenbuch erscheinen und falls ja wann?
Ob ein Buch als Taschenbuch erscheint oder nicht entscheidet einzig und alleine die Auflage. Wir haben leider nicht mehr die Verlegerpersönlichkeiten, die sagen: Ich mache das jetzt, auch wenn es sich nicht so gut verkauft hat. Alles in der Belletristik ist nur noch ein großes Geschäft.
624 Seiten sind schon eine ganze Menge. Wie viel Zeit brauchen Sie zum zur Recherche, zum Schreiben und um den endgültigen Schlusspunkt zu setzen?
Die Recherche hat nicht so lange gedauert, ein paar Wochen vielleicht – und natürlich recherchiere ich auch während des Schreibens, weil sich immer neue Fragen auftun. Wenn ich recherchiere, dann nicht so, dass ich alles über ein Thema wissen muss. Ich kenne meine Geschichte, weiß, was ich erzählen möchte. Ich recherchiere das, was ich zwingend brauche. Dann beginne ich zu schreiben und zwar so, dass ich jeden Satz abwäge. Es gibt Autoren, die schreiben erstmal drauflos und korrigieren danach. Das kann ich leider nicht.
Sie haben neben ihrem jetzigen Roman „Apocalypsia“ zuvor auch regionale Krimis und sogar einen historischen Roman geschrieben. Liegt Ihnen diese Vielseitigkeit oder stehen Sie einem bestimmten Genre näher als dem anderen?
Nein, wie oben schon erwähnt. Ich finde Vieles spannend, lehne etwas nicht ab, nur weil es in den Augen anderer trivial ist. Ich finde jeder Autor, der seinen Beruf liebt, sollte sich für alles, was damit zu tun hat, interessieren. Ich kenne zb keinen Schreiner, der sagt: Ich baue keine Tische, weil die mich nicht interessieren. Ich baue nur Schränke.
Wäre ne komische Einstellung, oder? In der Belletristik (auch im Drehbuch) findet man solche Haltungen leider, auch bei Rezensenten: Ich lese NUR Krimis. Ich lese NIE Krimis. usw.
Entweder man liebt das Lesen oder man liebt es nicht. Es muss einem ja nicht alles gefallen, aber es abzulehnen, ohne es kennengelernt zu haben, ist ignorant und arrogant.
Was tun Sie bei einer Schreibblockade?
Hatte noch nie eine. Gott sei Dank. Wenn es nicht weitergeht, dann putz ich aus Verzweiflung schon mal die Wohnung oder jogge.
Mich würde interessieren wo Sie schreiben, im Wohnzimmer oder in einem Büro?
Ich habe ein Büro.
Hören sie beim Schreiben Musik oder brauchen sie die Stille?
Beides. Musik emotionalisiert. Das kann helfen, die richtigen Worte zu finden.
Welche Literatur lesen Sie persönlich gerne?
Jede, die mir gefällt.
Wo holen Sie sich Inspiration zum Schreiben?
Schreiben ist Arbeit. Ist Handwerk. Ist Transpiration. Du trainierst wie ein Sportler für die wenigen lichten Momente, die man nicht erklären kann. Für den schönen Satz, der vor einer Sekunde nicht da war, den Einfall, den du eben noch nicht hattest. Ohne permanente Arbeit verkümmert alles.
Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben? Gibt es noch andere Leidenschaften?
Fußball hab ich früher gespielt, bin aber mittlerweile zu langsam und zu faul. Golf spiele ich gerne (aber scheiße), weil man da den Alltag total vergisst.
Welches ist Ihr Lieblingsverein?
Ich gebe es zu offen zu: Ich bin ein Bayernfan.
Wie ist ihr Verhältnis zum Heimatland ihrer Mutter, Spanien? Stehen Sie diesem Land sehr nahe?
Ja, obwohl meine Heimat Deutschland ist. Aber ich fahre fast jedes Jahr nach Spanien, habe noch Verwandtschaft und Freunde da. Und außerdem ist da das Meer, das ich sehr liebe.
Suchen Sie gerne den Kontakt zu Ihren Lesern oder mögen Sie eher eine gewisse Distanz?
Ich mag meine LeserInnen. Sehr sogar. Ich bin neugierig, was Sie aus einem Text alles so herausgelesen haben und immer offen für konstruktive Kritik. Man kann es nicht jedem recht machen, aber manchmal verdichtet sich Kritik auf bestimmte Punkte – dann ist klar: Ich habe da einen Fehler gemacht. Was in meinem Kopf völlig klar ist, muss noch lange nicht auf dem Papier klar sein.
Wenn Sie morgen aufwachen würden und wären ein Engel – was würden Sie verändern wollen?
Um es mal mit Rammstein zu sagen: Gott weiß, ich will, kein Engel sein …
Lieber Andreas, ich wünsche dir für alle weiteren Projekte viel Erfolg.
Das Buch aus der Verlosung geht an
Anja R.
Herzlichen Glückwunsch!
Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“
1 thought on “Interview mit Andreas Izquierdo”
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Das Buch ist so toll, Andreas sooo nett…. ein perfektes Paket!
Danke liebe Rici für das schöne Interview 🙂
Liebe Grüße
Bine