Wenn ich mir die „Bloggerlandschaft“ so anschaue, stelle ich fest, dass es derzeit vor lauter Advents- und Weihnachtsgewinnspielverlosungsaktionen nur so rieselt. Bisher habe ich mich immer gerne dazu gesellt, habe Wochen vorher geplant, Autoren und Verlage angeschrieben und hier und da überlegt wie ich meinen Bloglesern danken kann.
Aber dieses Jahr streike ich!
Ich habe bisher unzählige Gewinnaktionen veranstaltet, dafür Beiträge erstellt, Bücher verpackt, zur Post getragen, Porto bezahlt und im Endeffekt – wenn es hoch kommt – in 20% der Fälle eine Rückmeldung in Form eines einzigen Satzes (der mir völlig ausreicht) frei nach Motto „Buch ist angekommen. Danke!“ erhalten. Könnt ihr euch vorstellen wie traurig mich das zum Teil stimmt?
Und so habe ich mich in den letzten Tagen gefragt WARUM ich mir den Stress wieder antun soll.
Ich habe derzeit zwei Jobs, meinen Haushalt und noch ein Leben neben dem Blog, der derzeit eh arg vernachlässigt wird, weil ich kaum Zeit zum Lesen habe.
Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann frage ich mich welchen Sinn es macht mit Bücherverlosungen dafür zu danken, dass meine Leser das ganze Jahr so fleißig an eben solchen Aktionen („Leser fragen – Autoren antworten“, Verlosungen) teilnehmen. Mein Chef beschenkt mich auch nicht mit Überstunden, weil ich das ganze Jahr so fleißig war. Merkt ihr was?
Ja, ich bin bockig und sauer.
Sauer auf diese „Haben will“ – Mentalität, die einige mittlerweile an den Tag legen. Wenn ich einen Blog besuche, dann nicht wegen der tollen Gewinnspiele, sondern wegen der Information (Rezensionen), die er mir gibt. Und wenn ich mir meine Besucherzahlen betrachte, dann weiß ich mittlerweile wieso er bisher so gut besucht war. Weil es Bücher zu gewinnen gab. Zum Teil wöchentlich.
Seit dem vorläufigen Ende der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“ sinken die Zahlen täglich. Schade, sehr schade und ich frage mich, ob ich den Blog nicht komplett schließen und meine Rezensionen nur noch auf amazon einstellen und es dabei belassen sollte!
Ich dachte sogar über eine Wiederbelebung der Aktion nach und das in erster Linie wegen der wirklich engagierten Blogbesucher, die sich interessante Fragen ausdachten und nicht wochenlang ein und dieselbe Frage an mich sendeten. Erstere vermissen nämlich die Aktion an sich und nicht die damit verbundenen Buchverlosungen! Sie nutzten die Chance durch ihre Fragen Autoren „kennenzulernen“ und mit ihnen in Kontakt zu treten. So weit, so gut!
Was ich eigentlich sagen will. Meinen Blog gibt es seit mehreren Jahren. In dieser Zeit sind so viele Buchblogs gewachsen und es ist mir immer eine Freude zu sehen, wie sie sich entwickeln. Die Leseratten die dahinter stecken investieren zum Teil einen großen Teil ihrer Freizeit dafür, um euch da draußen die Welt ein bisschen leSenswerter zu gestalten. Das kostet viel Arbeit und unermüdliches Engagement!
Natürlich steckt da ebenso eine ordentliche Portion Leidenschaft dahinter und wir alle machen das mit viel Freude und Begeisterung. Aber trotzdem frage ich mal ganz provokant: Ist es nicht also eher mal an der Zeit den Buchbloggern zu danken? Wo ist also mein Geschenk?
Monat: November 2012
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Weihnachtsverlosungsaktion?? Ich streike!
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Wohnzimmerlesungen in 2013
Ich freue mich euch bereits jetzt Termine für die Wohnzimmerlesungen in 2013 bekanntgeben zu können:
02.03. Elke Pistor
06.04. Martina André liest aus „Flamme von Jamaika“ (Wird nachgeholt!)
20.07. Zoë Beck
07.09. Kim Schneyder liest aus „Manche mögen´s reicher“
26.10. Tanja Janz liest aus ihrem Buch „Der ist ja nicht doof, nur irgendwie hochbegabt“
02.11. Sandra Henke
14.12. Wohnzimmerlesung mit vielen süßen Überraschungen 😉
Sechs Wochen vor dem Lesungstermin werde ich die Lesung im Blog und auf der Facebookfanseite ankündigen.
Vorreservierungen werde ich keine mehr annehmen, damit jede(r) die gleiche Chance hat in den Genuss einer solchen Lesung zu kommen.
Ich denke, dass dies im Sinne aller ist und danke euch für euer Verständnis! -
Nicole Steyer – Die Hexe von Nassau
Das Herzogtum Nassau im Jahr 1676: Hier lebt die junge Katharina mit ihrer Mutter in der Nähe der Stadt Idstein. Als Graf Johannes seine grausamen Hexenverfolgungen beginnt, geraten die beiden Frauen in Gefahr. Katharinas Mutter wird hingerichtet. Und auch das Mädchen bleibt von Verdächtigungen nicht verschont, denn sie ist in das Visier des skrupellosen Henkers Leonhard Busch geraten. Dieser schreckt vor nichts zurück, um Katharina in seine Gewalt zu bringen. (Kurzbeschreibung laut amazon)
Das Thema Hexenverfolgung übt auf mich immer wieder eine besondere Faszination aus. Einerseits ist es der Aberglaube, der damit verbunden ist und andererseits auch die Grausamkeiten mit denen die jeweiligen Opfer konfrontiert wurden. Das Makabre dabei ist, dass egal was die Verdächtigten taten, sie waren letzten Endes doch dem Tode geweiht!
Wo herrschte dabei die Gerechtigkeit?
In „Die Hexe von Nassau“ ist dieses Thema allgegenwärtig und zieht sich spannungsvoll vom Anfang bis zum Ende.
Ein Schadenszauber ist in Idstein zugange. Davon ist Pfarrer Wicht überzeugt und tritt in diesem Falle in ein sprichwörtliches Wespennest, denn diese Behauptung macht sich der Vertraute des Grafen Philipp Elbert zunutze. Schon seit langer Zeit möchte er sich bei ihm in den Vordergrund drängen. Seiner Meinung müsste er als Vertrauter des Grafen schon lange in dessen Schloss wohnen, statt in einer ärmlichen Hütte.
Die Annahme des Pfarrers wird gefestigt durch Meister Leonhard, den Henker. Seine Tinkturen sind wirkungslos geworden und auf einigen Höfen sind Pferde auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Dem Grafen wir d schnell klar, dass er um eine Hexenverfolgung nicht herum kommt. Doch legt er eine Altersbegrenzung bei der Einholung fest, die noch eine wichtige Rolle spielen soll: Keine Frau unter 40 soll angeklagt werden!
Ein dummer Jungenstreich sorgt nur wenige Tage später dafür, dass Eva Heinemann vom Landeshauptmann Sebastian Post abgeholt wird. Völlig am Boden zerstört hinterlässt sie ihre Tochter Katharina, die durch eine unüberlegte Handlung ebenfalls in Verdacht gerät mit dem Teufel im Bunde zu sein: Auf dem Hofgut Gassenbach, wo Katharina die Pferde betreut, soll eine Ausräucherung stattfinden, um dem Teufel Einhalt zu gebieten – doch das Mädchen läuft in Panik davon.
Auch die Mutter ihrer Freundin Maria wird als Hexe angeklagt, was wiederum einer jungen Frau fast das Leben kostet. Vor wenigen Tagen erst hat diese einen Jungen zur Welt gebracht, hohes Fieber plagt sie seitdem. Ihr Mann Markus – verunsichert durch die Hexenverfolgung – holt Hebamme Maria erst im letzten Augenblick zu Hilfe. Ihr könnte ja nun wirklich der Teufel anhaften, wo doch bereits ihre Mutter eingeholt wurde.
Sehr anschaulich beschreibt die Autorin hierbei die Vorgehensweise der medizinischen Versorgung. Der Kampf die junge Frau am Leben zu erhalten hätte nicht besser beschrieben werden können und ist eine der mitreißendsten Szenen im ganzen Buch. Doch bildgewaltig geht es weiter!
Zitat Seite 176:
„Bei der Anwendung der Beinschuhe war die alte Frau sehr gesprächig geworden, und als ihr Knochen brach, hatte die Hexe wie eine Nachtigall gesungen.“
Allein an diesen Zeilen ist auszumachen, dass das Buch nichts für schwache Gemüter ist! Man muss als Leser schon einige Nerven lassen. Nicht zuletzt deswegen, weil der Henker Leonhard als besonders grausam gilt. Ja, er genießt es regelrecht seinen Opfern leid anzutun. Das fällt auch dem Landeshauptmann auf. Viele fürchten sich vor dem Mann mit den eisblauen Augen. So auch Katharina.
Diese gerät nun immer stärker ins Visier des Henkers. Und ihre gerade beginnende Liebe zu Andreas ist in Gefahr. Die Tochter einer verurteilten Hexe und ein Priester – die Verbindung kann keine Zukunft haben!
Die Machtgier des Henkers wird Katharina zum Verhängnis. Meister Leonhard hintergeht den Grafen mit einer List und lässt das Mädchen verhaften. Für ihn steht fest, dass die Tochter einer Hexe ebenso voller Sünde ist…
Über 600 Seiten umfasst der historische Roman der 1676 im Herzogtum Nassau spielt. Wer jedoch vor langweiligen und zähen Handlungssträngen zurückschreckt, den kann ich beruhigen, denn „Die Hexe von Nassau“ ist ein wahres Spannungsfeuerwerk! Atempausen sind hier rar gesät und wer denkt, dass das Ende schon abzusehen ist, wird mit einem ergreifenden Herzschlagfinale vom Gegenteil überzeugt.
Die Figuren sind lebendig und anschaulich beschrieben, allen voran Katharina. Geradezu perfekt gelungen ist jedoch die beängstigende Figur des Henkers, der mir mit seiner Vorliebe Menschen zu quälen einige Gänsehaut bereitet hat. Ich hätte nie gedacht, dass mir ein historischer Roman so brillant das Grauen lehren kann.
Außerdem überzeugt der Roman durch seine einprägsamen Bilder, die sämtliche Handlungsschauplätze nach realer erscheinen lassen. Wer mit Katharina in der Zelle landet, sollte sich auf alle Fälle eine warme Decke einpacken!
Nicole Steyer erzählt in „Die Hexe von Nassau“ von viel Leid, Grausamkeit, Machtgier, Aberglaube und Elend. Aber auch von Freundschaft, Liebe und tiefer Verbundenheit. Hierbei verknüpft sie Fiktion und Fakten zu einer sehr lesenswerten Lektüre, in deren Zeilen ich tief versunken bin.
© Ricarda Ohligschläger