Kategorie: Rezensionen

  • Anne Hertz – Glückskekse

    Auf den Punkt genau an ihrem 35. Geburtstag wird Jana von ihrem Freund abserviert. Einfach so. Gerade hat sie sich noch mit ihm in den Federn gewälzt und nun? Schluss, Aus, Ende!! Jana versteht die Welt nicht mehr. Gott sei dank gibt es Prosecco und aus einer alkoholumflatterten Laune heraus schickt Jana eine SMS an eine unbekannte Nummer: „Was kann ich tun, um glücklich zu werden? SIE“
    Kurz darauf erhält Jana Antwort. Nicht nur auf die SMS sondern auch auf die Frage was Glück wirklich ausmacht, und wie es sich letztendlich anfühlt.
    Glückskekse“ habe ich in einem Rutsch durchgelesen, da ich unbedingt wissen wollte ob Jana ihr Glück findet. Und weil es mich irgendwo berührt hat. Wer hat sich nicht schon mal die Frage gestellt ob er wirklich glücklich ist oder was Glück überhaupt bedeutet? Irgendwie regt dieses Buch neben der zauberhaften Story eben auch zum Nachdenken an. Den Wechsel der Sichtweisen – „ER“ und „SIE“ – und wie sie als Hauptfiguren ihr Glück definieren fand ich sehr gelungen. Und die kursiv eingebauten Texte in denen „ER“ versucht endlich seinen Traum vom Schriftstellerdasein zu leben rundeten die kurzweilige Story wunderbar ab.
    Das Cover im typischen Anne Hertz – Stil ist perfekt gelungen und beim Lesebeginn fand ich direkt auf der ersten Seite eine amüsante Anne Hertz – Wortkreation: frisch geburtstagt.
    Einfach HERTZlich! Wer die anderen Romane gelesen hat wird merken, dass es noch mehr dieser Wortspiele gibt.
    P.S. Noch eins Anne Hertz´ Zeilen machen immer verdammt viel Lust auf Hamburg.
    Im März 2010 erscheint der neue Roman des Autorinnenduos Wiebke Lorenz und Frauke Scheunemann, die unter dem Pseudonym Anne Hertz bekannt sind, mit dem Titel “Goldstück”.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Bettina Haskamp – Alles wegen Werner

    Werner und Clara sind seit 30 Jahren verheiratet. Mittlerweile führen sie keine Ehe mehr sondern eine WG, Zweckgemeinschaft und ab und zu auch ein Diskussionsforum. Obwohl das letztere eher untergeht da Clara folgt wie ein Hündchen. Mach dies – mach das. Werners Kommentare und Sticheleien nehmen immer mehr zu und der einzige der Clara versteht ist ihr Hund Tom. Als Werner nach Brasilien reist – das Land Claras jahrelanger Träume – lebt Clara auf. Doch als er danach beschließt die Scheidung einzureichen geht Clara unter – vorerst.
    Ich hatte nach der Leseprobe die Hoffnung „Alles wegen Werner“ würde sich zu einem witzig, spritzigen – nicht ganz ernstgemeintem aber durchaus ideenreichen – Scheidungsratgeber entwickeln. Für Frauen die (noch) „wegen der Sicherheiten“ verheiratet bleiben. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht.
    Letzten Endes war es doch nur eine nette Lektüre für einen verregneten Julitag. Der Schreibstil gefällt mir zwar sehr (Ich – Form) und der Wortwitz ist vorhanden. Ich sage nur „Die Wüste lebt!“ Aber davon gab es eben zu wenig.
    Stattdessen wurde der Olivenbaum vor Claras Hütte öfter erwähnt als ihr Ex Werner. So ein bisschen Rache im Nachhinein wäre nicht schlecht gewesen und zwar mehr als „Verpiss dich!“
    Hinzu kam, dass es auch völlig unrealistisch ist mit einem wildfremden Kerl -der beim Nachhausekommen einfach mal so im Bett liegt – Wein zu trinken.
    Das nennt man wohl künstlerische Freiheit aber das hat mir eben nicht gefallen. Clara hätte wenigstens etwas schreien können.
    Die kurzen Kapitel und vielen Absätze lesen sich recht schnell weg und die Covergestaltung ist durchaus gelungen (Wo war aber da der Olivenbaum?) – man muss schon schmunzeln ohne zu lesen!
    © Ricarda Ohligschläger

  • Simon Beckett – Die Chemie des Todes

    David Hunter, in begnadeter forensischer Anthropologe, arbeitet nach dem Tod seiner Frau und Tochter im stillen Örtchen Manham als Landarzt. Doch schneller als ihm lieb ist werden seine Fähigkeiten als Anthropologe gebraucht.
    Dies ist der beste Thriller den ich seit langem lesen durfte. Wer Serien wie „CSI“ etc. mag wird beim Lesen sehr viel Freude haben aber auch alle anderen, die einen anspruchsvollen Thriller schätzen. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Und dann ein furioses Finale.
    Ich hatte ab Seite 104 schon einen Verdächtigen im Gefühl aber das Blatt wendete sich so unvorhergesehen, dass es Herzklopfen verursachte. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. So ist es also keine Frage, dass der Nachfolgeband schon im Regal steht.
    Blutige Szenen lassen sich in solch einem Buch natürlich nicht vermeiden aber sie wurden nicht gnadenlos ausgeschmückt und sind meiner Meinung nach „verträglich“.
    Fesselnd, spannend und nicht zuletzt durch die ICH – Erzählform ist „Die Chemie des Todes“ ein sehr empfehlenswerter Thriller!!
    © Ricarda Ohligschläger
    David Hunters zweiter Fall: „Kalte Asche
    David Hunters dritter Fall: „Leichenblässe

  • Rebecca Martin – Frühling und so

    Raquel genießt den Frühling in Berlin, nachdem ihr Freund Noa sie verlassen hat. Es gibt ja schließlich noch andere tolle Typen. Doch das Großstadtabenteuer mit all seinen Verlockungen prallt mit voller Wucht auf ihre romantischen Fantasien….
    Nach den eher gegenteiligen Meinungen der Rezensionen, die ich über dieses Buch schon gelesen hatte, musste ich es einfach auch haben, um mir selbst eine Meinung zu bilden.
    Eine junge Frau auf der Suche nach der großen Liebe, laut Klappentext ganz interessant.
    Aber schon nach den ersten Seiten wurde es öde und langweilig. Für mich ist es wohl eher eine Anreihung sexueller Kontakte, fein aufgelistet und dann vermarktet als die romantischen Ansichten einer Frau auf dem Weg ins Leben.
    Laut Titelbild ist die Protagonistin eher eine kindliche Träumerin – laut Roman aber eine Schlampe die ohne Zögern zu Männern, Alkohol und Drogen greift.
    Ich fand es nur noch abstoßend wie ohne jegliches Gefühl oder gar Erotik wild herumgef… wird. Und dieses Wort wird dem Leser genau wie viele andere obszöne Worte in großer Vielfalt regelrecht „hinterher geschmissen“. Wenn dieser Roman das Spiegelbild der heutigen Jugend ist, na dann Prost.
    Ob biographisch oder nicht sei jetzt mal dahingestellt.
    Meine Meinung dazu: eine erfundene Person beschreibt das Leben der Autorin. Wenn das wirklich so ist, dann hat sich Rebecca Martin mit dem Roman keinen Gefallen getan.
    Das Talent zum Schreiben ist jedenfalls vorhanden, auch wenn man davon leider nicht allzu viel merkt aber der „Liebesbrief“ lässt genau dies erahnen.
    In einem Punkt stimmt der Klappentext dann wieder mit dem Geschriebenen überein: Es ist eine sexuelle Odyssee, aber die hat wenig mit „Frühling und so“ zu tun.
    Hätte ich dieses Buch nicht zum Zeitvertreib im Krankenhauswartezimmer sondern zu Hause auf der Couch gelesen – ich hätte es ganz schnell wieder weg gestellt.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Martin Millar – Kalix

    Kalix, 17jähriges Mitglied einer Werwolfdynastie, wurde nach einem Angriff auf ihren Vater – den Fürsten – verstoßen und ist nun auf der Flucht vor ihrer Familie. Depressiv, magersüchtig – kurzum ein Wrack – so lernt sie die jungen Menschen Moonglow und Daniel kennen und findet in ihnen Freunde. Derweil entbrennt nach dem Tod des Fürsten ein erbitterter Krieg um die neue Führung des Werwolfclans.
    Martin Millar ist mit diesem Buch eine spannende, interessante und seitenweise sogar humorvolle Story gelungen. Durch die kurzen Kapitel liest es sich sehr zügig. Auch die Sprache ist sehr bildlich, kurz und einfach. Millar hat in seiner Story außergewöhnliche, interessante und sehr verschiedene Charaktäre zusammen gefasst, die aber jeder für sich fazettenreich und durchaus nachvollziehbar beschrieben werden. Auch die Beschreibung der Zwilling oder die der modebegeisterten Feuerkönigin sind grandios gelungen.
    Die Dialoge zwischen den Figuren sind zeilenweise sehr humorvoll und ließen mich immer wieder schmunzeln.
    Einzig für das meiner Meinung nach offene Ende gibt es einen Punkt Abzug. Aber dafür freu ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
    © Ricarda Ohligschläger