Josephine ist nach dem Tod ihres Mannes davon überzeugt, dass es die große Liebe nur einmal gibt. Im Sommer darauf zieht sie jedoch in eine alte Villa an der Müritz. Dort möchte sie ein Restaurant eröffnen. Kann sie so den Tod ihres Mannes besser überwinden? Und wie lange kann sie den seeblauen Augen von Severin, dem attraktiven Ingenieur, widerstehen?
Eigentlich hatte ich eine romantische Lovestory erhofft mit einem Hauch von Kitsch bei der man ständig seufzen muss. Aber diese Geschichte ist viel besser. Nämlich eine romantische, berührende und mit Rückschlägen gespickte Begegnung zweier Menschen, die mal nicht in Hamburg, Berlin oder München aufeinander treffen. Sondern umgeben sind von Fröschen, Seerosen und dörflichem Charme.
Josephine, die vom Schicksal behaftete Mutter zweier Söhne und Severin, der versteckte Romantiker. Ihre Liebe braucht Zeit und muss erst wachsen und das spürt man in den Zeilen. Tania Krätschmar wollte mit Sicherheit nichts überstürzen beim Schreiben und das ist ihr grandios gelungen.
Um von Josephine und Severin abzulenken und der Handlung noch mehr Spannung zu geben, hat sie auf intelligente Art und Weise einen Betrug mit eingesponnen. Dadurch entwickeln sich die Charaktere noch weiter.
Gänzlich begeistert haben mich die kleinen Rezeptbeiträge am Beginn eines jeden neuen Artikels. Ob der Fantasie entsprungen oder zum Nachkochen gedacht – das findet man beim Lesen heraus. Wenn das nicht gelingt gibt es ja immer noch Rafaels Rezept.
Wenn ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: zauberhaft. Eben wie ein Seerosensommer…
Kategorie: Rezensionen
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Tania Krätschmar – Seerosensommer
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Michael Bresser und Martin Springenberg – Die Sau und der Mörder
Ein kleines Dorf in der münsterländischen Pampa: Mit der Ruhe ist es vorbei, als der lokale Dichterfürst ins Jenseits befördert wird. Vollblutprivatdetektiv Dieter Nannen wird mit der Klärung des Mordes beauftragt, interessiert sich aber vorerst mehr für die attraktive Geliebte des Poeten. Als diese plötzlich ein „Blutbad“ in seiner Wanne nimmt wird Nannen klar, dass er es mit ganz üblen Typen zu tun hat.
Nannen ist frech, unproblematisch und direkt. Seinen Weg kreuzen diverse skurrile Gestalten, mehrere Mordanschläge und Sinnbefreite Lyrik. Fast schon nebenbei ermittelt er auf seine ganz spezielle, unkonventionelle Art.
Normalerweise lege ich Bücher, die so mitreißen ungern aus der Hand aber hier musste ich es tun da ich mir die Lachtränen wegwischen musste.
Wer wie ich Nannens vorherige Schnüffeleien literarisch nicht erlebt hat findet hier keine Lücken, da seine Entwicklung vom Prokuristen zum Privatdetektiv leicht angerissen wird.
Michael Bresser und Martin Springenberg verstehen es zu unterhalten. So ist dieses Buch nicht nur ein Münsterlandkrimi, sondern eine witzig, spritzige Aneinanderreihung von Sprüchen und Wortwitz im locker, leichten Schreibstil. Ihre überzogenen Charaktere sind genau die Abwechslung, die ich schon lange in einem Krimi suche.
Mehr über die beiden Autoren entdeckt man auf www.rockdasdorf.de und beim Betrachten der Website wird dem Leser klar, dass Bresser und Springenberg genau so unkonventionell und verrückt sind wie Nannen. Normalerweise prägt ja eher der Autor den Protagonisten aber bei den beiden sympathischen Autoren bin ich mir da noch nicht so sicher…. -
Petra Schier – Tod im Beginenhaus
Köln im Mittelalter. Im städtischen Hospital, in dem geistig verwirrte Menschen wohnen, sterben nach und nach mehrere Menschen einen mysteriösen Tod.
Eine Schließung steht kurz bevor, denn viele glauben an eine Seuche.
Nur die Apothekertochter Adelina, die das Beginenhaus regelmäßig mit Kräutern versorgt, glaubt nicht an eine Seuche. Sie ist überzeugt, dass Gift im Spiel war und bringt sich mit ihren Nachforschungen in Gefahr. Auch ihr Untermieter Neklas Burka versucht sie abzuhalten. Hat er etwas mit den Morden zu tun? Aber wer profitiert von der Schließung?
„Tod im Beginenhaus“ ist nicht nur der erste Roman der Autorin Petra Schier, sondern auch der Beginn der Reihe rund um die Apothekertochter Adelina.
Diese begeistert dadurch, dass sie keine typische Frau dieser Zeit ist. Sie stellt Fragen wo andere schweigen und geht ihren eigenen Weg. Ihr Vater möchte sie gerne verheiraten, doch Adelina hat auch hierzu ihre ganz persönliche Meinung.
Liebevoll kümmert sie sich um ihren behinderten Bruder Vitus und ihren verwirrten Vater. Dessen Experimente vernebeln ihm scheinbar zunehmend den Verstand.
Neklas Burka ist eher der geheimnisvolle Protagonist und wird in den Folgebänden sicher noch eine größere Rolle spielen.
Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und Petra Schier beschreibt das mittelalterliche Köln sehr bildhaft. Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl hinter Adelina zu stehen, da das Leben zu der Zeit so direkt beschrieben wurde.
Ich war mehr als überrascht als sich die Mordfälle auflösten, denn beim Lesen hatte ich immer wieder andere Täter im Verdacht. Die Spannung wurde hier absolut bis zum Schlusspunkt gehalten. Dafür gibt es von mir noch einen Extrapunkt.
Und trotz des eher ernsten Themas musste ich ab und zu auch Lächeln. Petra Schier versteht es eben aus einem historischen Roman einen abwechslungsreichen Schmöker zu zaubern.[polldaddy poll=1859391]
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Michael Tietz – Rattentanz
Eines vorab und im Besonderen: Das Buch ist das Beste aus dem Bereich Thriller, was ich in letzter Zeit neben Fitzek und Beckett gelesen habe und ich bin mir sicher, Michael Tietz wird bald in eben diese Fußstapfen treten.
Zum Buch: es ist streckenweise beängstigend, passend zur Situation manchmal auch lustig, aber immer sehr, sehr spannend.
Wegen eines Hackerangriffs, der eigentlich nur die schriftlichen Prüfungen in einem Gymnasium verhindern sollte, herrscht Stromausfall im Schwarzwald – genauer gesagt in Wellendingen. Das ist eigentlich nicht weiter bedenklich. Jeder hat schon einmal einen Stromausfall miterlebt, oder? Dann stellt man ein paar Kerzen auf den Tisch und wartet, bis der Strom wieder kommt. Aber was ist, wenn eben wegen diesem Stromausfall auch Flugzeuge vom Himmel „fallen“ und letzten Endes sogar die Notstromaggregate in den Krankenhäusern versagen?
Und dies nicht nur im Schwarzwald, weil der Stromausfall eine globale Katastrophe ist und etliche Katastrophen nach sich zieht.
Das große Sterben beginnt und mit ihm der nackte Kampf ums Überleben. Denn eigentlich ist bisher immer alles organisiert gewesen, aber nun herrscht weder Ordnung noch Respekt vor dem anderen und schon gar nicht vor den Dingen der anderen.
Supermärkte werden gestürmt und Menschen wegen eines Brotes getötet, Banken geplündert, Polizisten erschossen …
Die Szenerie des Egoismus und des Machtkampfs hat Michael Tietz in seinem Werk auf intelligente und eindrucksvolle Art und Weise geschaffen.
Ob und wie weit solch ein Supergau bei uns je eintreffen wird bzw. möglich ist, ist hier nicht ausschlaggebend sondern eher der Aspekt, wie sich die Menschen dadurch verändern.
Um dieses ganze Geschehen herum hat der Autor die Geschichte von Eva und Hans Seger gesponnen. Hans ist kurz vor der Katastrophe nach Schweden gereist – Dienstreise. Nun kämpft er mit allen Mitteln, in dieser „neuen“ Welt zurück zu Frau und Tochter zu gelangen. Hierbei wird er immer wieder mit Rückschlägen konfrontiert, aber er trifft auch auf neue Begleiter und Menschen, die ihm helfen.
In dieser Zeit kämpft aber auch Eva zu Hause in Wellendingen ihren eigenen Kampf – gegen Plünderer, Mörder und vor allen Dingen gegen den Tod in ihrem Krankenhaus, in dem sie als Krankenschwester arbeitet.
Und auch viele andere Schicksale werden belichtet und dadurch wird immer wieder Abwechslung beim Lesen geschaffen. Manche Menschen, denen man beim Lesen begegnet, werden einem immer sympathischer – wogegen man manche regelrecht aus dem Buch holen möchte. Diese wühlen in den Hinterlassenschaften anderer, nur um sich daran zu bereichern – ein Rattentanz eben …Ich hätte mir dieses Buch niemals selbst gekauft, da es mich vom Rückentext und der Gestaltung eher nicht anspricht. Aber das hat weniger mit dem Buch zu tun als mit meinem favorisierten Lesegeschmack. Daher bin ich sehr dankbar, dieses Werk als Leseexemplar erhalten zu haben. Denn sonst hätte ich einen wahnsinnig gutgeschriebenen Thriller verpasst, der in seiner Spannung und in seinem Unterhaltungswert ein Meisterwerk genannt werden muss. Michael Tietz hat mir mit diesem Werk tolle Lesestunden bereitet und als Fazit kann ich nur sagen:
Uneingeschränkt empfehlenswert!!!![polldaddy poll=1859391]