„Du bist tot, ich muss leben…“
Irgendwo und irgendwann hat Lena diesen Satz einst gelesen, der jetzt so wahr und gleichzeitig unfassbar klingt.
Ihre große Liebe Daniel ist tot! Alles was von ihm bleibt ist ein Holzkreuz am Straßenrand und ein ungeborenes Baby für das Lena leben muss. Trost findet Lena durch ihre Schwiegermutter Esther, die sich rührend um sie kümmert und nicht von ihrer Seite weicht.
Wäre Lena nicht von Daniels Seite gewichen würde er vielleicht noch leben, doch im Streit hat sie das Auto verlassen in dem er nur wenig später verunglückte…
Zu allem Entsetzen wird nur vier Wochen nach der Geburt die kleine Emma – Lenas Tochter – entführt. Herausgerissen aus der Wiege, während Lena schläft. Neben einem hinterlassenen Polaroidfoto ihrer Tochter liegt eine Nachricht:
Kein Wort zu irgendwem, oder deine Tochter stirbt.
Lena ahnt nicht, dass dies nur der Beginn eines wahrhaften Albtraums ist, denn der Entführer verlangt viel für Emmas unversehrte Wiederkehr. Doch wer steckt hinter Emmas Entführung? Daniels Tochter aus erster Ehe Josy oder seine Exfrau? Lenas Vermutungen überschlagen sich und plötzlich stellt sie sogar Daniel in Frage…
Ich möchte euch nur so viel verraten, dass ich NIEMALS auf die Lösung gekommen wäre, die Wiebke Lorenz sich für ihren neuen Thriller „Bald ruhest du auch“ ausgedacht hat!
Mit rasendem Puls und Herzklopfen habe ich das Buch beendet, nachdem ich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Seiten gehechtet bin. Die zahlreichen raffiniert konstruierten Cliffhanger haben mir gar keine Chance gegeben das Buch aus der Hand zu legen. Lediglich die Rückblenden, die die Beziehung von Lena und Daniel beleuchtet haben, ließen mich ein bisschen zur Ruhe kommen – um dann gleich wieder meinen Puls hochzutreiben.
Ich kann gar nicht beschreiben, welche Szenen ich am perfidesten fand und ich möchte an dieser Stelle auch nicht zu viel verraten. Aber es gibt eine Szene, die sich für alle Zeiten in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Mir wurde übel, ich hatte Tränen in den Augen und habe mich geschüttelt. Und ja!, ich habe mich ganz ehrlich gefragt wie man sich so etwas nur ausdenken kann. Ich bin mir sicher, dass es vielen Lesern auch so gehen wird und sie werden beim Lesen des Buches irgendwann wissen worauf ich hier anspiele. Ihr müsst wirklich tapfer sein!!
Wiebke Lorenz schafft es einmal mehr Spannung auf höchstem Niveau zu erzeugen. Sie hat eine unbeschreibliche Gabe ihre Leserschaft zu fesseln und bietet mit interessanten und undurchsichtigen Charakteren genug Material für Verdächtigungen.
Die angsteinflößende und düstere Atmosphäre trägt zusätzlich dazu bei, dass ich mich als Leserin sehr gut unterhalten gefühlt habe.
Abschließend möchte ich anmerken, dass ich überzeugt davon bin hier einen Bestseller vorliegen zu haben. Nicht umsonst hat die „Für Sie“ vor einigen Tagen u.a. Wiebke Lorenz als „heimliche Bestseller-Königin“ bezeichnet. Aber wäre es nicht viel schöner aus dem „heimlich“ ein „wahrhaft“ zu machen?
Verdient wäre es DEFINITIV!
© Ricarda Ohligschläger
Kategorie: Rezensionen Krimis/Thriller
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Wiebke Lorenz – Bald ruhest du auch
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Andreas Winkelmann – Die Zucht
Ich hatte das große Glück, dass ich dieses Buch bereits als Druckfahne im Dezember lesen durfte und die Wartezeit bis zum ET am 30.01.2015 somit drastisch verkürzt wurde. Wiederum zähle ich jetzt natürlich nicht mehr zu den glücklichen Lesern, die dieses Schmankerl aus Horror, Thriller und Ekel vor sich haben.
Wenn ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es „widerlich“. Ja!, und das im positiven Sinne. Meiner Überzeugung nach ist es Winkelmanns bestes Buch bisher, denn die Mischung aus menschlichen Abgründen und schockierenden Cliffhangern ist ihm SO noch nicht gelungen.
Es wird höchstwahrscheinlich Leser(innen) geben, die dieses Buch ab und an zur Seite legen müssen. Zumindest erging es mir so! Andreas Winkelmann hat in diesem Thriller eine Idee umgesetzt, die ich abgründig und zutiefst schockierend finde. Da muss man mehrmals schlucken, um überhaupt zu begreifen, was da vor sich geht.
„Nur fünf Minuten hat Helga Schwabe ihren Sohn aus den Augen gelassen. Einen unaufmerksamen Moment lang. Und in diesem Moment ist er verschwunden. Als fielen Hauptkommissar Henry Conroy die Ermittlungen in diesem Fall mutmaßlicher Kindesentführung nicht schon schwer genug, muss er sich auch noch mit einer neuen Kollegin herumschlagen. Vorlaut, frech, selbstbestimmt – das ist Manuela Sperling. Aber sie hat einen guten Riecher. Und bald stoßen die beiden auf eine Spur, die zu einem einsamen, verfallenen Gehöft im Niemandsland an der Grenze zu Tschechien führt, auf dem illegal Hunde gezüchtet werden…“ Kurzbeschreibung laut www.andreaswinkelmann.com
Doch Andreas Winkelmann versteht es natürlich auch hier wieder einmal mehr falsche Fährten zu legen und den Leser in eine völlig falsche Richtung zu lenken. Pädophile Nachbarn im engstem Umkreis der Familie Schwabe? Zuhälterei mit jungen Frauen aus Tschechien? Illegale Hundezucht? Wie passt das alles zusammen und vor allem taucht immer wieder die Frage auf wer hier die Stricke in der Hand hält?
Vor dem inneren Auge des Lesers entsteht nach und nach eine Familientragödie, die in seiner Abartigkeit seinesgleichen sucht.
Die unterwürfige Haltung einer seiner Hauptcharaktere und die im Gegensatz dazu gestellte Figur des „Übervaters“ sind wohl der herausragendste Punkt des Thrillers. Dadurch gelingt es Winkelmann eine düstere und bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die sich von Anfang bis Ende zieht. Die Vorstellung, dass manche hier erfundenen Verbrechen tagtäglich stattfinden, erschüttert mich gnadenlos.
„Die Zucht“ verspricht hartgesottenen Thrillerfans Hochspannung bis zum Schluss, die atemlos macht und auf keinen Fall für zartbesaitete Gemüter geeignet ist. Zutiefst schockierende Thrillerelemente vereinen sich hier auf sehr hohem Niveau mit menschlichen Abgründen!
© Ricarda Ohligschläger
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Jutta Maria Herrmann – Hotline
Keine Polizei – never ever. So lautet die unumstößliche Maxime der Beichthotline. Aber was tun, wenn eine Anruferin ankündigt, ihr neugeborenes Kind lebendig zu vergraben? Ein schlechter Scherz, konstatiert Chris, Initiator der Hotline, als seine Freunde und Kollegen statt einer Kinderleiche eine lebensgroße Puppe auf dem Friedhof ausgraben. Dann meldet sich die mysteriöse Anruferin erneut und verkündet, dies sei erst der Anfang …(Kurzbeschreibung laut amazon)
Jutta Maria Herrmanns Debüt hat mich mit „Hotline“ sehr(!) positiv überrascht. Nicht nur, dass die perspektivischen Wechsel immer am dann stattfanden, wenn es am spannendsten wurde. Nein, auch die Figuren, die sehr undurchsichtig und teilweise sehr mystisch wirkten machten die Story noch brillanter.
Die Charaktere zeichnen sich durch Lebenserfahrungen, eigene Familientragödien und nicht immer eine reine Weste aus. Persönliche Katastrophen, Zwiespälte und unerfüllte Sehnsüchte – das alles spielt eine tragende Rolle, die jedoch nicht zu sehr überlastet und so dem eigentlichen Hauptthema – dem Rachefeldzug – genug Freiraum gibt!
Leider ahnte ich bereits im zweiten Drittel, worauf das Ganze hinauslaufen würde, aber da der Showdown dann wiederum so grandios entwickelt worden ist, habe ich mich letzten Endes doch entschlossen, diesem Buch die volle Punktzahl zu geben. Der Prolog erklärt sich schlussendlich genauso lückenlos auf, wie alle anderen Verwicklungen von Hauptfiguren und irreführenden Verstrickungen.
Ich bin jetzt mal ein bisschen großspurig, denn ich könnte mir „Hotline“ auch gut als Tatort-Verfilmung vorstellen, denn mitreißender kann ein Debüt fast nicht sein!
© Ricarda Ohligschläger -
Petra Hammesfahr – An einem Tag im November
An einem Tag im November von Petra Hammesfahr © Diana „An einem Nachmittag im November“verschwindet die fünfjährige Emilie Brenner. Spurlos, denn obwohl die Nachbarn sie noch mit ihrem neuen Fahrrad sahen, scheint sie wenig später wie vom Erdboden verschluckt. Ein Albtraum für die Eltern, die eine Vermisstenanzeige allerdings viel zu spät aufgeben, und auch für Kommissar Klinkhammer, der aus bitterer Erfahrung weiß, dass bei verschwundenen Kindern jede Minute zählt. Noch ahnt er nicht, dass seit Monaten in der Nachbarschaft Dinge geschehen, die an jenem Tag im November unweigerlich zur Katastrophe führen.
Die Meisterin der psychologischen Spannung erzählt von den seelischen Abgründen, die in jedem von uns unvermittelt aufbrechen können. (Kurzbeschreibung laut www.randomhouse.de)
„An einem Tag im November„* verschwindet die fünfjährige Emelie aus ihrem Elternhaus. Die hochschwangere Mutter war zu diesem Zeitpunkt eingeschlafen und kann sich den Vorfall nicht erklären. Nach einer erfolglosen Suche informieren die Eltern die Polizei – zu spät nach Kommissar Klinkhammers Meinung. Schnell gerät die Mutter selbst in Verdacht…
Drei weibliche Schülerinnen, einen verschüchterten Nachbarsjungen, einen jähzornigen Lehrer, eine hochschwangere überforderte Mutter – Petra Hammesfahr versteht es gekonnt diese Figuren in einer düsteren Atmosphäre zu verspinnen. Auf den ersten Blick erscheint der Alltag in der Gartensiedlung friedvoll und normal, doch hinter jeder Tür lauert ihre eigene Geschichte, und dem Leser wird schnell klar, dass eine akkurate Häuserfassade trügerisch sein kann.
So gelang es Petra Hammesfahr mich rasend schnell in eine Geschichte hinein zu katapultieren, die bis zum Ende von großer Spannung getragen wurde. Sie offenbart Hilflosigkeit, Überforderung und die grausame Natur des Menschen in einer Sprache, die ihren ganz eigenen Sog entwickelt. Das Buch aus der Hand legen? – fast undenkbar. Und erst am Ende wird einem bewusst, dass die vielen Nebenhandlungen nur dazu dienten falsche Fährten zu legen und mit den Leser an der Nase herum zu führen. Wer GUT und wer BÖSE ist, das bleibt bis zum Schluss unklar!
Das Erschreckende daran ist, dass diese Geschichte so wie sie erzählt wird absolut realitätsnah ist und durchaus als Tatsachenbericht durchgehen könnte.
© Ricarda Ohligschläger#werbung
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Britt Reißmann – Blutopfer
Eine Clique Jugendlicher praktiziert gefährliche Mutproben in einem Waldstück bei Stuttgart und findet dabei einen grausam zugerichteten Leichnam. Die Spuren führen die Mordkommission zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas sowie in die Sado-Maso-Szene. Doch auch die Tochter von Hauptkommissarin Verena Sander ist unter den negativen Einfluss der Clique geraten. Aus Sorge um ihre Tochter macht Verena Fehler, die ihr beruflich wie persönlich beinahe zum Verhängnis werden. (Kurzbeschreibung laut randomhouse)
Im Gegensatz zu anderen Rezensionen, die ich bisher zum Buch gelesen habe möchte ich eigentlich nicht ellenlang über die Handlung des Buches schreiben. Die oben stehende Kurzbeschreibung sollte reichen, um einen groben Umriss dessen zu erhalten was Hauptthema des Kriminalromans ist.
Vielmehr möchte ich darauf eingehen warum ich „Blutopfer“ uneingeschränkt weiterempfehlen kann!
„Blutopfer“ beginnt mit einem Prolog der es in sich hat. Eine junge Frau wird gequält, eventuell sogar vergewaltigt. Des Rätsels Lösung erfährt der Leser erst zum Ende…
Von Schmerzen im Schambereich ist die Rede, von Grießbrei als Belohnung und von Plastikgurten die ein Entkommen unmöglich machen.
Zugegeben ähnliche Szenen gibt es im Buch nicht mehr – und das ist auch gut so. Der Prolog geht auch so unter die Haut!
Britt Reißmann hat es ohnehin gar nicht nötig durch brutale Foltermethoden oder ausschweifende Gewaltszenen zu glänzen. Ihr hervorragender Schreibstil überzeugt ohne solche Szenarien auf den ca. 400 Seiten von Anfang bis Ende!
Schnell wird klar, dass es sich um ein außergewöhnliches Thema handelt. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas und der Leser bekommt Einblicke, die ihm bisher eventuell verborgen geblieben sind. Gleichzeitig finden sich immer mehr Indizien, die den ersten Tatverdächtigen herausfiltern. Doch in diesem Kriminalroman warten noch einige Überraschungen, die teils perfide, teils erschreckend anmuten.
Da ich nicht vorgreifen möchte werde ich außerdem nicht die zweite große Thematik in „Blutopfer“ ansprechen, denn das würde dem interessierten Leser zu viel Spannung nehmen. Irgendwann fallen nämlich alle Vermutungen bezüglich möglicher Täter wie in einem Kartenhaus zusammen und es offenbart sich eine Wahrheit, die Krimifreunde begeistern wird. Auch Verena Sander hat an dieser Wahrheit schwer zu schlucken, erkennt sie doch, dass nichts so ist wie es scheint!
Britt Reißmann überzeugt mit einem stimmigen Kriminalroman, der voller Spannung menschliche Abgründe aufzeichnet!
© Ricarda Ohligschläger