November 1989. »Willkommen in Westberlin«, dröhnt es aus einem Lautsprecher, als die Ostberliner Studentin Alexandra von der Menschenmenge in die Arme eines jungen Mannes gedrängt wird. Liebe auf den ersten Blick!
Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Ihre Träume von einer neuen, gerechteren Welt teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft.
Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird. (Kurzbeschreibung laut Droemer-Knaur)
Charlotte Roth ist das Pseudonym einer nicht ganz unbekannten Autorin, die jedoch bisher ihre historischen Romane unter einem anderen Namen veröffentlicht hat.
„Als wir unsterblich waren“ schien aber eh auf den ersten Blick etwas anderes – etwas besonderes – zu sein. Historisch zwar auch, aber eher in der Zeit des 1. Weltkrieges angesiedelt. Der kurze Klappentext und die Empfehlung mehrerer begeisterter Leser – mehr brauchte es nicht um mich ebenfalls mit dem Buch zu infizieren.
Im November 1989, zum Zeitpunkt des Mauerfalls, beginnt diese große Familiensaga. Alexandra ist eine der Hauptfiguren und diese trifft im Trubel der Maueröffnung auf Oliver. Es ist Liebe auf den ersten Blick und die zwei verbringen einige Tage voller Leidenschaft – bis Alexandra Oliver ihrer Großmutter vorstellt, und diese daraufhin einen Herzinfarkt erleidet.
Diese Dramatik trägt wie ein Sog durch die ersten Kapitel. Schon bald jedoch wechselt die Perspektive und man befindet sich im August 1912 wieder. Von nun an spielen die junge Paula und der charismatische Clemens die Hauptrolle. Vom Ehrgeiz gepackt etwas zu bewegen in einer Zeit voller politischer Unruhen und Veränderungen kämpfen sie sich durch. Paula setzt sich ohne Unterlass für die Rechte misshandelter Frauen ein. Richtet sogar eine Arche ein, um den Frauen eine Unterkunft zu bieten. Und natürlich muss sie Rückschläge erleiden. Nicht nur in Bezug auf Clemens.
Hautnah erlebt man das Leid des Krieges mit, zittert mit Clemens im Schützengraben und begleitet ihre Freunde durch ihren Kampf gegen die Regierung, der jedoch zum Scheitern verurteilt ist…
Roth beschreibt ausführlich politische Zusammenhänge und stellt deutsche Geschichte grausam und unverblümt dar. Und auch wenn es mir zum Teil „zu politisch“ zuging, so ist es doch ein Roman, den ich gerne weiterempfehlen möchte, denn es ist viel mehr als ein Roman über Krieg und Verrat. Es ist eine Geschichte über Zusammenhalt, eine große Liebe und die Entwicklung junger Leute, die sich auf vielschichtige Weise beweisen müssen!
Mich hat das Buch sehr betroffen gemacht! Es hat mir die Augen geöffnet für Dinge, die wir alltäglich als Selbstverständlichkeit hinnehmen.
© Ricarda Ohligschläger
1 thought on “Charlotte Roth – Als wir unsterblich waren”
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Vielen Dank, Ricarda. Du hast wirklich ein Talent, besondere, auf den Punkt gebrachte Rezensionen zu schreiben, ueber die man sich als Autor einfach nur ganz still freuen moechte. Ein wundervolles Wochenende fuer Dich und Deine Familie, alles Liebe von Charlie