Gleich vorweg: Den Autor Peter M. Hetzel habe ich als Journalist stets geschätzt und sein plötzliches Tod hat mich sehr berührt. Doch wenn man spannende Buchreportagen macht, heißt das noch lange nicht, dass man selber gute Bücher schreiben kann …
Die Ärztin Albertine von Krakow, ihre Haushälterin Clementine sowie Albertine Freund und Nachbar Hubertus leben in Klein-Büchsen. Albertines Vater wartet auf einen Platz im Alterheim und terrorisiert in der Zwischenzeit sein gesamtes Umfeld.
Ob er den Platz dort nach den ganzen Querelen auch bekommt, kann ich leider nicht verraten. Denn es ging mir in etwa wie Albertine:
„Sie vertrieb sich die Zeit mit dem neuen Roman von Donna Tartt. Tausendvierundzwanzig Seiten war der „Distelfink“ dick, und sie schaffte davon gerade mal zweihundertdrei.“
Mich trug diese Lektüre bereits bei Seite 35 aus der Kurve.
Nicht nur, dass viele Namen zum Schenkelklopfen lustig und hintersinnig sind – der Leiter des Altenheims auf den Namen Freudenhaus und der arme Egon Erwin Kisch steht Pate für den Reporter Egon-Erwin Wutke – auch die Protagonisten sind derart überzogen gezeichnet, dass es nur noch ermüdend wirkt. Ein witziger Einfall prügelt den nächsten ins Grab.
Querverweise, unnötige Ausführungen und viele, an den Haaren herbei gezogenen Zitate bremsen den Lesefluss, wo nur möglich. Ganz zu schweigen vom Stil an sich:
„Dann sah sie, wie Clementine dicke Krokodilstränen verdrückte … Clementine nestelte ein handgestricktes Taschentuch hervor. Sie schnaubte hinein, wie ein unglückliches Elefantenbaby und schüttelte das Ungemach ab wie lästige Läuse.“ Willkommen im Zoo.
Wäre das Ergebnis in sich stimmig und witzig gewesen, hätte man das Buch als Parodie abspeichern können. Doch auch dafür reicht es nicht.
Daher 1 Anstandsstern von 5.
© Hermien Stellmacher
 
 
 

1 thought on “Gastrezension von Hermien: Schweinerei – Peter M. Hetzel

  1. Hmmm…ich fand den ersten Teil grandios…mich würde ja interessieren, ob du ihn vorher gelesen hast? 🙂
    Jetzt ist meine Vorfreude zwar ein bisschen getrübt, aber dennoch bin ich gespannt auf den zweiten Teil.

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