Dies ist das zweite Buch, welches ich von Gernot Gricksch lese und ich bin wie beim ersten Mal nicht in der Lage gewesen auch nur ein klitzekleines Lesepäuschen zu machen, weil er es auf eindrucksvolle Weise schafft Humor, Tragik, Liebe, Tod und die Herausforderungen des Lebens zu verbinden.

Markus ist 40, Inhaber einer kleinen Catering – Firma, Vater einer 15jährigen Tochter und seit einem halben Jahr Witwer.
Im Clownskostüm hat sich seine Frau Babette mit einer metallenen Kette stranguliert – ein Unglück, bizarr und in den Augen der Hinterbliebenen auch völlig überflüssig. Warum ist sie nicht einfach „normal“ gestorben, als Krebskranke oder Verkehrsopfer? Diese Frage beschäftigt Markus nun, während er versucht sein Leben zwischen Pizzakartons, Rotwein und Wutausbrüchen wieder auf die Reihe zu kriegen. Nur ist er davon im Moment weit entfernt – mindestens genauso wie von seiner Tochter Kim und er fragt sich inständig wie er endlich Zugang zu ihr bekommt.
Seit dem Tod der Mutter zieht Kim sich immer mehr in ihr Schneckenhaus zurück, färbt sich die Haare schwarz und hört Gruftiemusik. Wenn sie sich nicht gerade mit kuriosen Todesfällen, Statistiken über Unfällen und grotesken Selbstmorden beschäftigt, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer.
Ihre Aufmerksamkeit widmet sie einzig Alex aus der 11. Klasse, denn er ist etwas ganz Besonderes. Er ist ihr Prinz, so schön, stark und wild. Außerdem hat er ein Sixpack, stahlhart und durchtrainiert, so wie zum Beispiel Brad Pitt.
Aber das Schicksal lässt die beiden nicht zur Ruhe kommen und schlägt noch einmal heftig zu. Gerlinde, Markus´ Mutter, erkrankt an Darmkrebs und findet ihr Leben fortan im wahrsten Sinne des Lebens zum Kotzen. Für ihren Sohn und ihre Enkeltochter will sie stark sein und erzählt ihnen etwas von einer längeren Reise, statt der Chemotherapie.
Doch sie hat ihren Plan ohne die taffe Paula gemacht. Die 29jährige Krankenpflegerin öffnet Markus ziemlich unsanft die Augen über den Gesundheitszustand seiner Mutter und steht ihm bei, als seine Tochter plötzlich spurlos verschwindet.
Dies ist das zweite Buch, welches ich von Gernot Gricksch lese und ich bin wie beim ersten Mal nicht in der Lage gewesen auch nur ein klitzekleines Lesepäuschen zu machen, weil er es auf eindrucksvolle Weise schafft Humor, Tragik, Liebe, Tod und die Herausforderungen des Lebens zu verbinden. Er lässt so viel Gefühl in seine Zeilen einfließen, so viel Leben, so viel Hingabe und Leidenschaft, dass man den Eindruck nicht los wird, seine Figuren können unmöglich reine Fiktion sein. Viel eher glaubt man sie sind Bekannte des Autors und werden nun Freunde des Lesers – so bildhaft und anschaulich treten sie in Aktion. Kein Wunder also, dass man beim Lesen lachen und weinen muss, denn das macht man ja auch mit Freunden. Seine Figuren konnte ich direkt vor mir sehen und ganz tief im Inneren sogar spüren und so manches Mal hatte ich das Gefühl, ich könnte tatsächlich ihre Gedanken lesen – was nicht heißen soll, dass die Handlung vorhersehbar ist.
Ja, ich hatte auch „Halsbrennen“, sogar mehrmals und am Ende ganz viele Tränchen in den Augen. Und das ist auch gut so, denn ich deute es als Zeichen, dass mich Gernot Gricksch wieder einmal gefesselt, berührt und begeistert hat. Ich hoffe, dass er dies noch ganz oft tut. Seine anderen Bücher werden jedenfalls bald Einzug in mein Buchregal halten.
Als kleinen Vorgeschmack möchte ich den Leser/innen dieser Rezension ein kleines Zitat aus diesem Buch nicht vorenthalten: „Wenn das Schicksal um die Ecke bog, durfte man sich nicht ängstlich in einem Hauseingang verstecken.“ (Seite 133 / Gernot Gricksch – Das Leben ist nichts für Feiglinge)
Ist das nicht schön? Und vor allen Dingen so wahr! Eigentlich völlig überflüssig zu sagen, dass ich euch das Buch nur wärmstens empfehlen kann, oder?
Fazit: Dieses Buch beschreibt das Leben so wie es ist, mit allen Höhen und Tiefen. Dramatisch, gefühlvoll, chaotisch, mit viel Liebe und bodenständig realistisch. Ein Highlight für Gefühlsfanatiker!
© Ricarda Ohligschläger
Cover www.droemer-knaur.de