Hallo Frau Blazon, zum Einstieg wüsste ich ganz gerne wie sie überhaupt zum Schreiben gekommen sind. Ging Ihre Ausbildung bereits in diese Richtung?
Richtig zum Schreiben kam ich erstmals während des Studiums. Da waren es noch Stücke für die Studententheatergruppe. Anschließend habe ich jahrelang als Journalistin und als Werbetexterin in einer Agentur gearbeitet, bevor ich mich wieder ernsthaft an fiktiven Geschichten versucht habe. Dabei hat mir die Übung im Schreiben von Sach- und Werbetexten allerdings schon geholfen. So gesehen waren Ausbildung und Beruf eine Basis für mein heutiges Schreiben.
Haben sie ein bevorzugtes Genre beim Schreiben?
Krimis! Deshalb finden sich auch in vielen meiner historischen Romane und in der Fantasy immer wieder Krimi-Elemente. Ich mag das Spiel mit Verdachtsmomenten und falschen Fährten.
Wie gehen sie ein Buchprojekt an? Haben Sie ein grobes Raster oder schreiben Sie einfach drauf los?
Ich habe ein grobes Raster, das vor allem die Entwicklung der Hauptfigur von Anfang bis Ende umfasst. Diesen Bogen stelle ich dem Lektorat dann auch schon in einem Exposé vor, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Also: Epoche oder Fantasywelt, in der die Handlung spielt, die Hauptfigur und deren Entwicklung und ganz grob den Inhalt. Während des Schreibens bleiben aber immer noch genug Freiheiten. Es kommen Personen dazu oder fallen weg, Gute verwandeln sich in Böse und umgekehrt – und auch die Handlung bekommt noch so manchen Umweg und Zusatzstrang.
Was ist das größte Hindernis, dem Sie sich vor oder bei jedem Buch stellen müssen?
Die ersten paar Kapitel – die Vorstellung und das Kennenlernen meiner Personen, bis die dann so charakterfest sind, dass sie sozusagen von selbst agieren können.
In Ihrem neuen Buch „Schattenauge“ verbinden Sie die beiden Genres Krimi und Fantasy. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ich grenze sogar noch ein bisschen weiter ein und sage: „Krimi und Fantastik“. Fantasy klingt nämlich nach wirklichen Gestaltwandlern (also Leuten, die sich äußerlich verwandeln) und nach Magie, und das alles findet sich in diesem Krimi definitiv nicht. Die „Verwandlung“ spielt sich hauptsächlich im Wesen der Leute ab, das Tierhafte übernimmt die Kontrolle. Die Gestalt bleibt aber jederzeit menschlich. Die Idee entstand beim Gespräch mit meiner Lektorin. Wir haben uns über den Gruselklassiker „Katzenmenschen“ von 1942 unterhalten und fanden es beide faszinierend, wie dort mit Schatten und Ahnungen gespielt wird. Und eine solche Gruselatmosphäre wollte ich dann auch einmal in einem Krimi verwenden.
„Schattenauge“ wird aus immer wieder wechselnden Blickwinkeln erzählt. Wie behalten Sie da bei ihrer Arbeit den Überblick?
Ich habe natürlich meine handschriftlichen Notizen, ansonsten versuche ich mir das ganze einfach wie einen Film vorzustellen, um einzuschätzen, welche Info und welcher Szenewechsel jetzt spannend wären.
Ich würde gerne wissen, wie man als Autor dazu kommt, Jugendbücher zu schreiben? Als Erwachsener ist es ja nicht so ganz einfach sich auf die Themen der Jugend einzulassen, mit deren Fantasie zu schreiben. Ich jedenfalls stelle mir das nicht so leicht vor.
Dazu gekommen bin ich ganz unspektakulär: Ich stieß ca. 2001 auf die Ausschreibung zum Wolfgang-Hohlbein-Preis. Dort wurden explizit Manuskripte aus dem Genre Jugend-Fantasy verlangt, also habe ich mich in diese Sparte eingearbeitet. Und bin dabei geblieben. Mit den Themen der Jugend geht es mir, glaube ich, nicht viel anders als einem Autor, der im Erwachsenen-Segment schreibt. Ein Krimiautor zum Beispiel muss sich ja auch auf Themen einlassen, die in seinem aktuellen Leben (hoffentlich) keine Rolle spielen: die Psyche eines Mörders, Morde, Grausamkeit etc. Ich finde, da habe ich es als Jugendbuchautorin deutlich leichter, denn ich war auch mal 16, 17 und 19 Jahre alt – und wie jeder Mensch erinnere ich mich gut an diese wichtige Zeit der Weichenstellungen.
Was sind Ihre Hobbys? Lesen Sie auch selbst und haben Sie einen Lieblingsautor, eine Lieblingsautorin? Welches Buch lesen Sie aktuell und haben Sie ein spezielles Lieblingsbuch?
Mein Haupthobby ist tatsächlich Lesen. Außerdem gehe ich gerne ins Kino. Aktuell lese ich das Sachbuch „Magisches Denken – wie es entsteht und wie es uns beeinflusst“ von Thomas Grüter. Sehr spannend, wenn man wissen möchte, warum das menschliche Gehirn geradezu darauf gepolt ist, an Übernatürliches glauben zu wollen und automatisch versucht, magische Erklärungen für so etwas Simples wie den Zufall zu finden. Mein absolutes Lieblingsbuch ist „Malindi“ von Troy Blacklaws.
Welchen Einfluss hatten Sie in der Vergangenheit auf die Buchcover?
Das Cover ist Sache des Verlags, was ich auch ganz in Ordnung finde. Ich schreibe zwar, bin aber weder ein begabter Grafiker noch ein Marketingfachmann, der abschätzen kann, was im Buchhandel gerne gekauft wird.
Hatten Sie Schwierigkeiten einen Verlag für Ihr erstes Buch zu finden?
Nein, in dieser Hinsicht hatte ich schlichtweg viel Glück: Ich habe mich am Wolfgang-Hohlbein-Wettbewerb beteiligt und das Manuskript wurde ausgewählt und veröffentlicht (es ist das Buch „Im Bann des Fluchträgers“).
Wo finden Sie Ihre Inspiration für Ihre Bücher – wie sammeln Sie Ideen?
Überall. Ich lese viel (auch Biographien, Sachbücher, Reiseberichte), reise und besuche Museen. Mit von der Partie ist immer ein Notizbuch, in dem ich Ideen sammle. Manchmal liegen sie dort jahrelang, bis eine davon plötzlich gut zu einer anderen Idee passt und eine neue Geschichte daraus entsteht.
Welche Ihrer Romanfiguren würde Sie am liebsten persönlich treffen und warum?
Krystian aus „Das Amulett des Dschingis Khan“. Weil er meine bisher sprödeste und schwierigste Figur war (cholerisch, ungestüm, dickköpfig …) und ich gerne sehen würde, ob er inzwischen etwas ruhiger geworden ist.
Sind Ihre Romanfiguren auch manchmal an lebende reelle Personen angelehnt?
Nein, gemeinhin nicht. Manchmal entlehne ich mit Erlaubnis eines Freundes oder einer Freundin einen Ausspruch, einen Geburtsort, eine Besonderheit der Biographie. Aber alles natürlich verfremdet und ohne direkten Wiedererkennungswert.
Sind Sie dieses Jahr auch wieder auf der Fantasylesenacht in den Weilbacher Kiesgruben dabei und auf was dürfen sich Ihre Leser 2010 noch freuen?
Ja, ich bin auch in diesem Jahr wieder dabei und freue mich schon sehr darauf! Im Dezember 2010 wird ein neuer Fantasyroman erscheinen. Kein direkter Nachfolger von „Faunblut“, aber das Buch wird in derselben Welt spielen. Die Jägerin Moira und Lady Mar werden darin eine wichtige Rolle spielen.
Liebe Nina Blazon, vielen Dank für dieses interessante Interview. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und tolle Inspirationen für ihre Arbeit.
Das signierte Buch geht an Kerstin M. Herzlichen Glückwunsch
© Ricarda Ohligschläger
1 thought on “Interview mit Nina Blazon”
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Vielen lieben Dank! Das Buch ist bei mir angekommen und ich habe auch schon mit dem Lesen begonnen. Wirklich gelungen!
Ich wünsche schöne (sonnige) Osterfeiertage!