2015so langsam gehst du zur Neige und ich muss mich dann wohl damit anfreunden, dass ich im neuen Jahr 40 werde. Doch bevor es soweit ist, möchte ich dir ganz herzlich danken für all die Momente, die du mir beschert hast.
Ich durfte in Hamburg, Köln, Düsseldorf und „Zuhause“ in Berlin an großartigen Lesungen teilnehmen, im März die letzte von mir organisierte Lesung präsentieren, einen Artikel für die Autorenzeitschrift „Federwelt“ schreiben und in einem Interview Rede und Antwort stehen. Außerdem hatte ich die große Ehre in „Cottage mit Kater“ (m)eine Rolle zu spielen und ich fand meinen Namen ganz überraschend in mehreren Danksagungen hochgeschätzter Autorinnen. Besondere Freude bereitete mir die Homestory mit Regina Gärtner.
Zum Geburtstag schenkte ich mir ein grandioses Herbert Grönemeyer – Konzert und verlebte im September schöne entspannte Tage an der Ostsee.
Dort hatte ich die überraschendste Begegnung des Jahres. Ebenso überraschend war für mich, dass ich im Oktober mit über 39 Jahren in den Besitz eines Führerscheins kam.
Kennengelernt habe ich neben Steffi, meine Facebookfreunde Martina P., Franzi und Tina Wolff. Es ist immer wieder schön, wenn man endlich eine Stimme zum Gesicht hat. 😉
Ich habe in 2015 gelacht, geflucht, gehofft, geliebt und geweint. Ich bin manchmal über mich selbst hinaus gewachsen und habe genau so viele Nerven gelassen wie Käsekuchen vernascht. Ich wurde gelobt, getadelt, verurteilt, aber auch wertgeschätzt. Und viele dieser Momente habe ich festgehalten, ob mit der Kamera oder im Herzen.
Ich war wandern, habe mich bei der DKMS registrieren lassen, habe Gutes getan und bin eigentlich ganz zufrieden mit diesem Jahr.
Zeit zum Lesen blieb in diesem Jahr nicht viel, aber ich habe trotzdem viele tolle Bücher lesen können und neue Autor/innen für mich entdecken können. Ganz besonders sind mir folgende Bücher in Erinnerung geblieben:
Anna McPartlin – Die letzten Tage von Rabbit Hayes und Cynthia Swanson – Als ich erwachte
Privat ging es auf und ab. Ab mit dem Gewicht, wenn auch nicht im erwünschten Maße. Aber immerhin abwärts. Und Auf ging es mit der Einsicht, dass man nicht unbedingt an alten Freundschaften festhalten sollte. Diesbezüglich hilft manchmal ein bisschen Abstand und ein völlig neuer Blickwinkel. Allerdings sind mir im Laufe des Jahres zwei Menschen wichtig geworden, die ich hier namentlich nicht nennen muss, weil sie mich definitiv ohne Worte verstehen, bei allem Spaß auch ernste Themen mit mir ausdiskutieren und mich wenn nötig erden!
Freundschaften entstehen ganz unverhofft. In diesem Sinne wünsche ich euch allen heute bereits ein friedliches Weihnachtsfest und haltet eure Herzen offen!
© Ricarda Ohligschläger
 

2 thoughts on “Liebes 2015,

  1. Liebe Rici,
    auch dir und deiner Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Und glaube mir, 40 tut gar nicht weh!!!

  2. Liebe Rici,
    ein Satz blieb in meinem Gedächtnis besonders haften: Freundschaften entstehen oft unverhofft. Heute vor zwanzig Jahren zogen wir in unser kleines Dorf mit etwas über 400 Einwohnern. Bekanntschaften schloss ich, Freundschaften nicht. Und mit der Zeit schliefen diese alten Freundschaften aus diversen Gründen ein. Doch dann kamen sie: 34 Männer, Syrer, meist jung, aber stets freundlich, hilfsbereit, liebenswert. Unabhängig voneinander „verliebten“ sich meine Tochter und ich in einen jungen Mann. Er ist 23 Jahre, hatte in Aleppo Englische Literatur studiert, musste dann aber nach mehrfacher Gefangenschaft durch den IS eines Tages innerhalb weniger Stunden fliehen. Mit seiner freundlichen Art, seiner Herzenswärme und stets gutgelaunt, gelang es ihm, unser Herz im Sturm zu erobern. Einen besseren Freund kann man sich nicht vorstellen. Da muss schon fast die Welt untergehen, damit wir mal einen Tag ohne einander verbringen.
    Die Syrer wurden im Dorf herzlich aufgenommen, und sind überall dabei – ob beim Fußballspielen (der eher verwaiste Platz wird wieder benutzt), beim adventlichen Fenstersingen (bei dem die arabische Version von Jingle Bells so toll vorgetragen wurde), sowie neulich beim Krippenspiel in der Kirche (mit englischer Übersetzung, die unser Freund ins arabische übersetzte – ich bin so stolz auf ihn).
    Längst ist die Flüchtlingsunterkunft für mich zu einem Lieblingsplatz geworden – mal eben vorbeikommen, das klappt meist nicht, und durchgestylte Jungs brauchen viel Zeit, wenn man sie abholen möchte. So landet man fast immer bei einem Tee, manchmal bei leckerem Essen (kleine Portionen gibt es nicht!), oder es ergibt sich ein Spieleabend mit Mensch-ärgere-dich-nicht. Oft bin ich noch nicht mal eingetreten, schon werde ich begrüßt – „Willkommen“ – Jacken werden abgenommen, zur Seite gerückt, oder Stühle herbeigetragen. Ich bewundere Fotos auf diversen Handys, wir lachen, versuchen uns zu verständigen. Ja, die Syrer machen unser Leben bunter.
    Standen wir Beziehungen verschiedener Kulturen etwas skeptisch (aber nie ablehnend) gegenüber, so freuen wir uns von Herzen, dass aus der Freundschaft zwischen unserer Tochter und dem jungen Syrer eine Liebe entstanden ist. Klar, dass heute gemeinsam gefeiert wird – erst mit einem Kirchgang, dann mit der Bescherung und es wird sicher das ein oder andere Lied gesungen, denn unser Sonnenschein liebt Weihnachten, obwohl er Moslem ist, ebenso wie den Kirchenbesuch (trotz mangelnder Sprachkenntnisse).
    Rückblickend muss ich sagen, dass mein Leben vor der Ankunft der Syrer aus Familie, Heim und Büchern bestand. Doch nun ist mein Leben bunter und schöner – für mich eine Bereicherung. Und mir wird schwer ums Herz, wenn ich daran denke, dass in absehbarer Zeit einige „meiner Jungs“ wohl wegziehen werden. Aber ich freue mich, dass jeder der 34 Männer nun für mindestens 3 Jahre in Deutschland bleiben darf. Ja, Freundschaften entstehen oft unverhofft.
    Ich wünsche dir und deinen Lesern ein friedvolles Weihnachtsfest. LG,
    Heidi, die Cappuccino-Mama

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