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  • Interview mit Anne Hertz

    Anne_HertzUnter dem Pseudonym Anne Hertz veröffentlichen Wiebke Lorenz und Frauke Scheunemann ihre Romane. Wer kurzweilige Unterhaltung mag, der wird Anne Hertz´Romane LIEBEN!!!
    Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Ich möchte mit einer Frage anfangen, die Sie sicher schon zur Genüge gehört haben: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? 
    Wiebke: Ich wollte eigentlich mal Musik studieren, habe viele Jahre lang Cembalo
    gespielt. Als ich siebzehn war, hat mich der Kulturchef einer Tageszeitung gefragt, ob ich vielleicht Konzertkritiken schreiben könnte. Das habe ich dann mal ausprobiert und festgestellt, dass mir das unheimlich viel Spaß macht. So bin ich dann zum Journalismus gekommen und habe auch während des Studiums immer weiter für Zeitungen und Magazine geschrieben. Der Weg zum Buch war dann gar nicht mehr so weit, und als ich dann im letzten Semester die Idee zu meinem ersten Roman – „Männer bevorzugt“ – hatte, hab ich es einfach mal versucht und es hat geklappt.
     Frauke: Ich habe während meines Volontariats beim NDR gemerkt, dass ich zwar sehr gerne texte, mir ein schönes oder spannendes Ende aber lieber ist als ein wahres. Als Journalistin nicht unbedingt optimale Voraussetzungen, als Schriftstellerin umso Bessere. Also habe ich beschlossenen, mich komplett auf die Fiktion zu konzentrieren.
     Was fasziniert Sie am Schreiben besonders?
     Wiebke: Das Besondere daran ist, dass man sich ein Stück weit aus dem Alltag wegträumen kann. Man taucht ein in die Geschichte, lebt mit seinen Figuren und begibt sich zusammen mit ihnen in eine andere Welt, die man selbst gestalten kann.
    Frauke: Dito. Das ergibt sich ja auch aus dem eben Gesagten: Ich finde es toll, „Herrin“ der Geschichte zu sein, sie so zu erzählen, wie ich sie am schönsten finde.
     Haben Sie Tipps für junge Autoren?
     Wiebke: Sehr, sehr viel lesen. Und natürlich schreiben. Keine Angst vor dem leeren Blatt Papier, einfach hinsetzen und machen.
     Frauke: Wirklich zur Feder greifen: Beim Schreiben merkt man am schnellsten, wie gut die eigene Idee wirklich ist und ob sie auch noch trägt, wenn eine halbe Seite vollgeschrieben ist.
     Wie kam Ihr erstes Buch zu einem Verlag? Bekamen Sie zunächst stapelweise Absagen von Verlagen oder wurde Ihnen gleich ein Vertrag angeboten?
     Wiebke: Für meinen Erstling „Männer bevorzugt“ habe ich 23 Absagen bekommen, bis der Rowohlt Verlag es genommen hat. Ich war da schon ziemlich hartnäckig und habe nie aufgegeben.
     Frauke: Ich darf mich rühmen, insofern dazu beigetragen zu haben, als dass Wiebke die besagte Rowohlt-Lektorin immerhin auf einer Party kennen gelernt hat, auf die ich sie mitgeschleppt habe. Eigentlich wollte ich Wiebke verkuppeln. Die Typen fand sie dann alle doof – zu viele Juristen für ihren Geschmack. Bei der Lektorin aber hat´s geschnackelt.
     Hat Sie der Erfolg überrascht und wie sind Sie anfänglich damit umgegangen „berühmt“ zu sein, zumal ihre Werke ja unter Pseudonym veröffentlicht werden.
     Wiebke: Der Erfolg von Anne Hertz hat uns tatsächlich überrascht, aber wir haben uns natürlich unheimlich gefreut. Und was das „berühmt sein“ betrifft – wir sind ja keine Schauspieler, die jeder erkennt oder so. Und auch, wenn man jetzt weiß, wer hinter dem Pseudonym steckt, denke ich, dass wir für die meisten Leute weiterhin einfach Anne Hertz oder die Anne Hertz-Schwestern sind. Hin und wieder kommen Autogrammanfragen, aber das war’s dann auch schon, bisher laufe ich morgens immer noch in Jeans und Schlabbershirt zum Bäcker.
     Warum haben Sie sich überhaupt für ein Pseudonym entschieden und wie entstand der Name „Anne Hertz“?
     Frauke: Wir wollten einen gemeinsamen Namen, unter dem wir schreiben, also war klar, dass es ein Pseudonym sein wird. Wie wir auf Anne Hertz gekommen sind, weiß ich gar nicht mehr so genau, der Name ist uns einfach irgendwie eingefallen und wir fanden, dass er sehr gut zum Genre passt.
     Beschreiben Sie doch bitte wie ihre Zusammenarbeit aussieht. Wer schreibt was und gibt es Rituale? Schreiben Sie zu festen Zeiten?
     Frauke: Generell kann man sagen, dass Wiebke für die Romantik zuständig ist und ich für den „Alltag“. Das liegt daran, dass Wiebke ein begnadetes Händchen für die Geigenmusik im Hintergrund hat. Wenn sie mir vorher davon erzählt, denke ich oft „Auweia, jetzt kommt´s ganz dicke“, aber wenn ich es dann lese,  finde ich es auch immer sehr herzergreifend. Ich hingegen habe mich als Juristin schon durch ordentlich fiesen Bürodschungel gekämpft, da kann die Anne in ihren Romane noch mit der ein oder anderen Anekdote aus dem Alltag der berufstätigen Frau aufwarten.
     Wiebke: Die Zusammenarbeit funktioniert dann so, dass wir uns zusammen die Geschichte von Anfang bis Ende ausdenken. Steht die Handlung, schreiben wir getrennt voneinander Kapitel für Kapitel, fügen die Texte zwischendurch zusammen, überarbeiten uns gegenseitig, dann schreiben wir die nächsten Kapitel, bis wir fertig sind und den Roman mehrfach noch einmal gegenseitig überarbeiten.
     „Trostpflaster“ handelt von einer Trennungsagentur. Was würden Sie denken, über solch eine Agentur vom Ende ihrer Beziehung zu erfahren?
    Frauke: Nachdem ich seit dreizehn Jahren verheiratet bin und unser viertes Kind unterwegs ist, würde ich mir doch wünschen, dass mein Mann es mir persönlich mitteilt, wenn er plant, mich zu verlassen – damit ich ihm dann auch persönlich die Hölle heiß machen kann! Nein, ernsthaft, in heutigen Zeiten gibt es ja alles Mögliche, was man sich durch Dienstleister abnehmen lassen kann – aber meiner Meinung nach gehört das Beenden einer Beziehung dann doch noch zu den Dingen, für die jeder selbst den Mut haben sollte. Alles andere ist respektlos.
    (Anmerkung von mir: Liebe Frauke herzlichen Glückwunsch und alles Gute fürs Baby!!)
     Wiebke: Das sehe ich ähnlich. Feigheit ist da nicht angesagt. Wenn man einen Menschen mal geliebt hat, hat er es verdient, dass man selbst mit ihm redet, falls es nicht mehr so sein sollte. Sicher, keine angenehme Sache – aber so viel ist man dem Partner doch wohl schuldig.
     Wiebke, ist bereits ein weiterer Roman in Planung? Verraten Sie uns, worum es darin geht?
     Wiebke: Wir haben gerade den fünften Anne-Hertz-Roman beendet. Der Titel ist „Goldstück“ und es geht darin um die Frage, ob unsere Wünsche wirklich Wahrheit werden können. Ich zitiere einfach mal aus dem vorläufigen Klappentext:
    Das Leben ist kein Wunschkonzert – oder etwa doch? Maike hat das Gefühl, vom Pech verfolgt zu sein: Warum sonst sollte ihr Freund sie verlassen haben? Und warum bricht ein Jahrhundertsommer an, kaum dass sie am Umsatz eines Sonnenstudios beteiligt ist? Doch manchmal muss man sich etwas nur wirklich wünschen, um es zu bekommen – denn Wünsche können ungeahnte Kräfte freisetzen. Aber sie haben auch erstaunliche Folgen …
     Plant ihr für die Zukunft auch weitere „Einzelprojekte“?
    Wiebke: Ja, ich habe gerade einen Roman beendet, der nächstes Jahr unter meinem Namen erscheinen wird. Es handelt sich um ein Psychodrama, ist also etwas völlig Anderes als die Anne Hertz-Bücher.
     Frauke: Auch von mir erscheint demnächst ein „Einzelstück“, allerdings bleibe ich der Unterhaltung treu: Im Frühjahr kommt von mir mit „Dackelblick“ ein Roman aus der Sicht eines kleinen Hundes erzählt heraus.
     Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Schreiben ist …   
    Wiebke: … die beste Art, in einen Rausch zu kommen, ohne dass man hinterher einen Kater hat.
     Frauke …ein riesengroßes Glück – vor allem, wenn es hinterher auch gelesen wird!
     Vielen Dank für dieses Interview und alles Gute für all Ihre neuen Projekte.
    © Ricarda Ohligschläger
    Foto © Iris Terzka

  • Interview mit Jeanine Krock

    jeanine krockWarum mischen Sie gerade magische Wesen, wie Feen mit Vampiren. Hat es was mit dem Vampirhype zu tun oder ist diese Idee schon länger geboren? Hatten Sie vielleicht schon als Kind Interesse an Vampiren?
    Ich glaube, ich war sechzehn oder siebzehn Jahre, als mir mein erster „leibhaftigen“ Vampir ausgerechnet in London begegnete. So etwas schreit geradezu: „Klischee!“, doch was soll ich sagen? Selbstverständlich war ich ihm sofort verfallen. Seither pflege ich eine ziemlich romantische Vorstellung von Vampiren, auch wenn einige von ihnen sich selbst eher in ihrer Rolle als „Fürst der Finsternis“ gefallen. Eine Sterbliche als Partnerin, das war mir ziemlich schnell klar, würde es mit ihnen nicht leicht haben. Deshalb beschloss ich, meinen Heldinnen eine eigene Magie zu gönnen.
    Feen (oder Elfen) sind in meinen Augen das natürliche Pendant zu ihren vampirischen Verwandten. Das Verhältnis ist dabei durchaus ambivalent, der Gegensatz relativ, niemals absolut. Ich fand, das passt gut und so machte es auch mehr Spaß, die Figuren mit Leben zu erfüllen. Licht und Schatten nehme ich als Teile eines Ganzen wahr. Und was gibt es Romantischeres, als die kurze Illusion einer perfekten Einheit, wenn zwei so unterschiedliche Wesen zusammenfinden?
     Welches Buch aus diesem Genre gefällt Ihnen selbst am besten?
    „The Vampyre“ von John Polidori. Die ursprüngliche Idee zu dieser typischen Gothic Novel, heißt es, stamme von Percy Shelley. Die Hauptfigur Lord Ruthven zeigt große Ähnlichkeit mit Lord Byron, einem Freund der Shelleys, und verkörpert damit den Typus des modernen Vampirs.
     Und was Lesen Sie sonst noch gerne?

    Von der überregionalen Tagszeitung bis zum Flyer eigentlich alles, was mir in die Hände fällt. Ich mag die klassische britische Literatur, historische Romane, manchmal auch „was fürs Herz“ oder einen spannenden Krimi. An guter Unterhaltung kann ich mich ebenso freuen, wie an sprachlicher Finesse. Leider werde ich wohl in diesem Leben viel zu wenig Zeit haben, um all die Bücher zu lesen, die mich interessieren.
    Was macht am meisten Spaß beim Schreiben eines Romans?

    Es gibt unglaublich spannende Momente während des Schreibens. Am meisten freue ich mich, wenn meine Figuren zum Leben erwachen. Es ist immer ein wenig so, als würde man eine Marionette aus ihrem Karton nehmen, die Fäden befestigen und endlich das Spielkreuz bewegen. Ein magischer Moment.
     „Der Venuspakt“ ist phasenweise sehr erotisch und leidenschaftlich. Könnten Sie sich vorstellen einen erotischen Roman zu schreiben?

    Momentan habe ich keine diesbezüglichen Pläne, ich werde der phantastischen Literatur (Romantic Fantasy) gewiss noch eine Weile treu bleiben.
     Auf ihrer Website habe ich den Begriff „die Wortfinderin“ gefunden. Bezeichnet dieser Begriff Sie selbst in einem besondern Sinne?

    Da gibt es diese Redewendung: „Nach den richtigen Worten suchen.“ Ich finde lieber, anstatt zu suchen, deshalb ist „Wortfinderin“ ein positiv besetzter Begriff, der mir gefallen hat.
     Das Buch „Der Venuspakt“ wurde nun mit einem ganz anderen Cover aufgelegt als im Jahre 2006. Hat dieses intensivere grün eine besondere Bewandtnis?
    Im Juli 2009 hat Egmont-LYX mit „Der Venuspakt“ den ersten Teil der Licht & Schatten-Serie neu herausgebracht und dafür nicht nur ein anderes Cover entwerfen lassen, sondern auch ein Lektorat spendiert, um vergessene Tippfehler und vielleicht die eine oder andere holprige Passage zu glätten. Für die Designer war es gewiss eine echte Herausforderung, mit dem Feencover der Erstausgabe von UBooks (2006) zu konkurrieren. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde jedes der beiden Cover auf seine Art wunderbar. Natürlich – wer mich kennt, der weiß, dass Grün auch meine Lieblingsfarbe ist und die Lieblingsfarbe aller Feen natürlich auch.
     Woraus schöpfen Sie neue Ideen?

    Manchmal ist es ein Satz, den jemand sagt, manchmal beobachte ich eine Situation und dann sind diese Dinge beim Schreiben auf einmal wieder präsent, passen sich an und verschmelzen mit der Geschichte. Alles, was ich sehe, höre, rieche und fühle, kann inspirierend sein.
     An welchem Buch arbeiten Sie zurzeit?

    Der Frühsommer war sehr turbulent. „Der Blutkristall“ (Licht & Schatten-Serie III, ab Oktober ’09) musste überarbeitet und lektoriert werden, die Neuauflage vom Venuspakt bei LYX verlangte viel Aufmerksamkeit und auch „Die Sternseherin“ haben wir inzwischen noch einmal besprochen. Danach habe ich einmal tief durchgeatmet. Und nun arbeite ich an neuen Stoffen, die – so viel sei verraten – gewiss nicht ganz ohne Magie auskommen werden.
     Ich würde gerne wissen wie Ihre tägliche Arbeit als Autorin aussieht. Wie viel Zeit nehmen Sie sich zum Beispiel pro Tag für Ihre Bücher? Wo und wann schreiben Sie am Liebsten?

    Eigentlich habe ich mich immer für einen klassischen Nachtmenschen gehalten. Aber im Laufe der Zeit musste ich feststellen, dass ich in den frühen Morgenstunden besonders gut schreiben kann. Im Sommer versuche ich deshalb, spätestens um fünf Uhr morgens am Schreibtisch zu sitzen. Im Winter gelingt mir das nicht immer, also arbeite ich in der dunklen Jahreszeit sehr viel häufiger bis spät in die Nacht hinein.
    Im Grunde gibt es bei mir keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben. So kann es beispielsweise passieren, dass ich Kartoffeln aufsetze, schnell noch eine Idee notieren möchte und mich erst der merkwürdige Geruch aus der Küche daran erinnert, dass ich wieder einmal eine Tätigkeit unterbrochen habe. Damit bringe ich meine Familie gelegentlich zur Verzweiflung, aber alle ertragen es tapfer, wofür ich ihnen sehr danken möchte.
     Wie gehen Sie bei der Figurenentwicklung vor? Gibt es teilweise sogar ein bestimmtes Muster nachdem man sich richtet?

    Ich versuche, die wichtigsten Figuren eines Romans im Zwiegespräch näher kennenzulernen, bevor ich beginne, ihre Geschichte aufzuschreiben. Passende Namen sind mir wichtig und es kann schon einmal vorkommen, dass ich diese im Laufe der Zeit zwei oder drei Mal ändere. Außerdem habe ich eine Checkliste für meine „Hauptdarsteller“ entwickelt, in die ich von der Haarfarbe bis zum Lieblingsdessert alles Wissenswerte eintrage. Doch dies sind eher technische Details. Idealerweise „wachsen“ die Figuren im Laufe der Zeit an ihren Aufgaben und bekommen damit ein Eigenleben.
     Und welche weiteren Verpflichtungen haben Sie noch in Bezug auf Ihre Bücher?

    Nach der Vertragsunterzeichnung bin ich an die Vereinbarungen und Produktionszeiten des Verlags gebunden, was beispielsweise bedeutet, dass ein Manuskript ein gutes halbes Jahr vor der Veröffentlichung fertig vorliegen muss.
    Wie alle guten „Eltern“ möchte ich meinen Büchern das bestmögliche Rüstzeug für die Zukunft mitgeben. Dazu gehören Messebesuche, Lesungen und Interviews, eine aktuelle Website, und, was ich besonders gern mache, auch der regelmäßige Besuch von Schreibseminaren. Spätestens wenn das Manuskript lektoriert ist, muss ich meine „Kinder“ in die Welt hinausschicken. 
     Vielen Dank für das nette Gespräch. 
    Ich bedanke mich sehr herzlich bei Jeanine Krock für dieses tolle Interview. Bezüglich des Covers hatte ich unabhängig von diesem Interview angemerkt, dass ich mich gar nicht entscheiden kann welches Cover schöner ist. Schön, dass auch Frau Krock dieser Meinung ist.
    © Ricarda Ohligschläger
    Foto © Sascha Gramann

  • Tania Krätschmar – Seerosensommer

    Josephine ist nach dem Tod ihres Mannes davon überzeugt, dass es die große Liebe nur einmal gibt. Im Sommer darauf zieht sie jedoch in eine alte Villa an der Müritz. Dort möchte sie ein Restaurant eröffnen. Kann sie so den Tod ihres Mannes besser überwinden? Und wie lange kann sie den seeblauen Augen von Severin, dem attraktiven Ingenieur, widerstehen?
    Eigentlich hatte ich eine romantische Lovestory erhofft mit einem Hauch von Kitsch bei der man ständig seufzen muss. Aber diese Geschichte ist viel besser. Nämlich eine romantische, berührende und mit Rückschlägen gespickte Begegnung zweier Menschen, die mal nicht in Hamburg, Berlin oder München aufeinander treffen. Sondern umgeben sind von Fröschen, Seerosen und dörflichem Charme.
    Josephine, die vom Schicksal behaftete Mutter zweier Söhne und Severin, der versteckte Romantiker. Ihre Liebe braucht Zeit und muss erst wachsen und das spürt man in den Zeilen. Tania Krätschmar wollte mit Sicherheit nichts überstürzen beim Schreiben und das ist ihr grandios gelungen.
    Um von Josephine und Severin abzulenken und der Handlung noch mehr Spannung zu geben, hat sie auf intelligente Art und Weise einen Betrug mit eingesponnen. Dadurch entwickeln sich die Charaktere noch weiter.
    Gänzlich begeistert haben mich die kleinen Rezeptbeiträge am Beginn eines jeden neuen Artikels. Ob der Fantasie entsprungen oder zum Nachkochen gedacht – das findet man beim Lesen heraus. Wenn das nicht gelingt gibt es ja immer noch Rafaels Rezept.
    Wenn ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: zauberhaft. Eben wie ein Seerosensommer…

  • Interview mit Tania Krätschmar

    00030_23921Sie sind in Berlin geboren und nach Berlin zurückgekehrt. Wie hat die Mauer Ihr Leben beeinflusst?

    Ich bin im Westteil Berlins geboren und war neun Monate alt, als die Mauer gebaut wurde. Als Kind kannte ich es nicht anders, aber ich war zugleich unendlich von den VoPos genervt, die jede unserer Reisen gleich zu Beginn um ein paar Stunden verzögert haben. Diese Schlangen am Grenzübergang! Diese Schikanen, wenn man die Radkappen des Autos abmontieren musste, weil man dahinter ja antisozialistische Magazine versteckt haben könnte! In meiner Schulzeit kamen mir dann Leute aus Westdeutschland unendlich fern vor, da gab es sicher auch die Mauer in meinem Kopf. Als sie real fiel, arbeitete ich bei einem Verlag in Berlin, der sein Haus direkt an der Mauer hat. Wir sind in der Mittagspause dorthin gegangen, haben den Mauerspechten zugehört, die Trabbiluft eingeatmet, und es war wirklich großartig. Berlin ist durch den Mauerfall eine der aufregendsten Städte der Welt geworden, und das Umland bezaubert mich immer wieder.
    Wie hat das Leben in den USA Sie und Ihren beruflichen Werdegang beeinflusst?
    Ich habe in den USA so viel gearbeitet wie nie zuvor: Tagsüber als Bookscout, abends im Masterstudiengang, an den Wochenenden habe ich Manuskripte gelesen und Referate geschrieben, zwischendurch ein altes Haus saniert. Und das soziale Netz ist gefährlich dünn. Aber das Leben in den USA bedeutet für mich auch, trotz aller Wirtschaftskrisen und sozialer Ungerechtigkeiten: Pursue of your own happiness. Du kannst es schaffen, aber du musst es wirklich wollen.
     Neben dem Schreiben lieben Sie auch die Gärtnerei. Fließt dieses Hobby auch aus diesem Grund vielleicht etwas in Ihre Bücher mit ein?
    In hohem Maße! Ich versuche immer, neben der Liebe ein zweites wichtiges Thema zu haben. Im ersten Roman ist es das Gärtnern. Im zweiten Roman ist es Kochen, was ich auch als etwas sehr Sinnliches empfinde. Im dritten Roman, der im Herbst 2010 erscheinen wird, ist es die wilde Natur.
    Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Romane?
    Die Ideen schleichen sich unbemerkt an mich heran und sind dann plötzlich da. Es ist, als ob sich im Hinterkopf kleine Puzzleteile zusammen setzen, um sich dann als komplettes Bild zu zeigen. Direkt unheimlich.
    Haben Sie schon immer davon geträumt, Autorin zu werden?

    Meine Eltern haben früher gern Urlaub in Skandinavien gemacht. Ich erinnere mich, dass ich in den Schären herum gehüpft bin und die Geschichte der Kinder von Bullerbü weitergesponnen habe … Beruflich arbeite ich seit zwanzig Jahren als Texterin, und ich dachte immer, dass damit mein kreatives Potenzial erschöpft sei. Aber dann habe ich spontan bei dem Agatha-Christie-Wettbewerb 2006 mitgemacht, mein Kurzkrimi wurde veröffentlicht, und da war es geschehen: Ich hatte Blut geleckt.
     Wie gehen Sie mit negativen Reaktionen um?

    Das kommt drauf an, von wem sie stammen. Wenn es sich um konstruktive Kritik handelt, z.B. von meiner Lektorin, dann akzeptiere ich das gern. Natürlich ist es nie schön, die eigenen Mängel vorgehalten zu bekommen, aber da hilft nur ehrliche Bestandsaufnahme. Zu glatt sei mein Roman, habe ich neulich gelesen, na gut, darüber will ich gern mal nachdenken. Am meisten habe ich mich über einen Verriss im „Tagesspiegel“ geärgert, weil die Verfasserin nicht mal kapiert hat, mit wem meine Hauptperson Tinke verbandelt war. Nur die ersten zehn Seiten und die letzten zwei lesen und dann den ganzen Roman in die Tonne treten – das finde ich inakzeptabel. Man sagt zwar, es gibt keine schlechte Kritik. Aber das sehe ich anders. Ich schreibe auch Rezensionen für Kinder- und Jugendbücher, und mir würde es im Traum nicht einfallen, etwas zu rezensieren, was ich nicht vollständig gelesen habe.
     Mussten Sie von Ihrem ersten Roman viele Manuskripte verschicken, bevor er genommen wurde?
    Nein. Ich wurde von dem Knaur Verlag, für den ich bereits eine Weihnachtsgeschichte geschrieben hatte, direkt angesprochen. Meine Lektorin dachte irrtümlich, ich hätte bereits einen Roman geschrieben, und wollte ihn gern lesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar bereits die Idee für Die Wassergärtnerin, aber noch keine Zeile verfasst. Nach diesem Anruf habe ich mich sofort hingesetzt und das Exposé geschrieben. Es wurde akzeptiert, und los ging’s.
     Wie entwickeln Sie Ihre Figuren? Gibt es Parallelen zu realen Personen?

    Meine Figuren nehmen mit der Geschichte Gestalt an. Es beginnt immer mit der weiblichen Hauptfigur und ebenfalls immer mit einem Ort, der mich interessiert, ein verkommenes Grundstück, ein Seerosensee, ein Waldgebiet. Gelegentlich scheinen meine Personen auch entschlossen, ein Eigenleben zu entwickeln. Vor allem die Männer sind immer für eine Überraschung gut! Severin aus dem Seerosensommer, zum Beispiel.
     Welche Tipps haben Sie für angehende Autoren, die einen Roman veröffentlichen wollen?

    Glaub an dich (was nicht nur für angehende Autoren, sondern für alle Menschen gilt!). Nimm Ratschläge von Profis an. Such dir eventuell eine Schreibgruppe, der du deine Geschichten vorlesen kannst. Wenn du ein Manuskript fertig geschrieben hast und ehrlich zufrieden damit bist, such dir einen vernünftigen literarischen Agenten. Aber verbieg dich nicht total. Es ist schließlich DEINE Geschichte.
     Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Schreiben ist …

    … eine Sucht. Macht zum Glück nicht dick, ist nicht schlecht für Lunge oder Leber, und macht trotzdem sehr glücklich. Vorausgesetzt natürlich, dass alles gut läuft.
     Ich danke Ihnen Sehr für dieses Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Traumland

    Traumland
    Hast du mich im Traum berührt?
    Fordernd letzte Nacht verführt?
    Wundervoll und dann ganz wild –
    Liebesdurst an mir gestillt?

    Sprachen deine Augen Bände?
    Wurden Worte warme Hände?
    Trugst du mich auf Glückes Wogen –
    Als der Tag kam angeflogen?

    War dein Duft auf meinem Kissen?
    Tust du mich auch so vermissen?
    Dann komm jeden Traum zu mir –
    Weil ich ohne dich erfrier!
    © Ricarda Ohligschläger