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  • Rebecca Martin – Frühling und so

    Raquel genießt den Frühling in Berlin, nachdem ihr Freund Noa sie verlassen hat. Es gibt ja schließlich noch andere tolle Typen. Doch das Großstadtabenteuer mit all seinen Verlockungen prallt mit voller Wucht auf ihre romantischen Fantasien….
    Nach den eher gegenteiligen Meinungen der Rezensionen, die ich über dieses Buch schon gelesen hatte, musste ich es einfach auch haben, um mir selbst eine Meinung zu bilden.
    Eine junge Frau auf der Suche nach der großen Liebe, laut Klappentext ganz interessant.
    Aber schon nach den ersten Seiten wurde es öde und langweilig. Für mich ist es wohl eher eine Anreihung sexueller Kontakte, fein aufgelistet und dann vermarktet als die romantischen Ansichten einer Frau auf dem Weg ins Leben.
    Laut Titelbild ist die Protagonistin eher eine kindliche Träumerin – laut Roman aber eine Schlampe die ohne Zögern zu Männern, Alkohol und Drogen greift.
    Ich fand es nur noch abstoßend wie ohne jegliches Gefühl oder gar Erotik wild herumgef… wird. Und dieses Wort wird dem Leser genau wie viele andere obszöne Worte in großer Vielfalt regelrecht „hinterher geschmissen“. Wenn dieser Roman das Spiegelbild der heutigen Jugend ist, na dann Prost.
    Ob biographisch oder nicht sei jetzt mal dahingestellt.
    Meine Meinung dazu: eine erfundene Person beschreibt das Leben der Autorin. Wenn das wirklich so ist, dann hat sich Rebecca Martin mit dem Roman keinen Gefallen getan.
    Das Talent zum Schreiben ist jedenfalls vorhanden, auch wenn man davon leider nicht allzu viel merkt aber der „Liebesbrief“ lässt genau dies erahnen.
    In einem Punkt stimmt der Klappentext dann wieder mit dem Geschriebenen überein: Es ist eine sexuelle Odyssee, aber die hat wenig mit „Frühling und so“ zu tun.
    Hätte ich dieses Buch nicht zum Zeitvertreib im Krankenhauswartezimmer sondern zu Hause auf der Couch gelesen – ich hätte es ganz schnell wieder weg gestellt.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Martin Millar – Kalix

    Kalix, 17jähriges Mitglied einer Werwolfdynastie, wurde nach einem Angriff auf ihren Vater – den Fürsten – verstoßen und ist nun auf der Flucht vor ihrer Familie. Depressiv, magersüchtig – kurzum ein Wrack – so lernt sie die jungen Menschen Moonglow und Daniel kennen und findet in ihnen Freunde. Derweil entbrennt nach dem Tod des Fürsten ein erbitterter Krieg um die neue Führung des Werwolfclans.
    Martin Millar ist mit diesem Buch eine spannende, interessante und seitenweise sogar humorvolle Story gelungen. Durch die kurzen Kapitel liest es sich sehr zügig. Auch die Sprache ist sehr bildlich, kurz und einfach. Millar hat in seiner Story außergewöhnliche, interessante und sehr verschiedene Charaktäre zusammen gefasst, die aber jeder für sich fazettenreich und durchaus nachvollziehbar beschrieben werden. Auch die Beschreibung der Zwilling oder die der modebegeisterten Feuerkönigin sind grandios gelungen.
    Die Dialoge zwischen den Figuren sind zeilenweise sehr humorvoll und ließen mich immer wieder schmunzeln.
    Einzig für das meiner Meinung nach offene Ende gibt es einen Punkt Abzug. Aber dafür freu ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Alice Kuipers – Sehen wir uns morgen?

    Ich habe mal wieder ein wunderbares, gefühlvolles Buch gefunden und muss es euch unbedingt näher bringen.
    Claire und ihre Mutter sehen sich selten – oder besser gesagt sehr selten. Daher kommunizieren beide überwiegend über Zettelchen die sie an den Kühlschrank kleben. Oftmals sind es Einkaufslisten, manchmal bitte Claire um Taschengeld oder sie sucht ihren Schlüssel. Und manchmal sind es einfach nur ganz liebe Worte die Claire und ihre Mutter sich mitteilen. Aber plötzlich verändern sich die Mitteilungen, denn Claires Mama wird krank. Und nun erzählen die Nachrichten von Ängsten, Sorgen und Hoffnungen….
    Sehen wir uns morgen?“ liest sich schnell, da immer nur die rechte Buchseite bedruckt ist. Manchmal sind es nur ein paar Worte. Ich hatte es in weniger als einer Stunde durchgelesen und zum Schluss habe ich sehr geweint. Es ging mir so nah! Alice Kiupers versteht es auf eindrucksvolle Weise in kurzen Sätzen die ganze Tragik der Geschichte zu vereinen, wie in diesem z.B. „Hallo Claire, ich glaube, ich brauche eine Mütze. …“
    Nur diese Zeilen alleine gehen so tief rein.
    Da ist auf der einen Seite eine Mutter die nicht möchte, dass die Kindheit ihrer Tochter schneller endet als ihr lieb ist und auf der anderen Seite ist Claire, der alles egal wäre – Hauptsache ihre Mama wird wieder gesund!!
    Viele Rezensionen gehen in die Richtung, dass dieses Buch seinen Preis absolut nicht wert ist – 13.90 Euro für die gebundene Ausgabe – aber ich mache den Wert eines Buches nicht an der Anzahl der Wörter fest oder an den bedruckten Seiten. Sondern an dem was es in sich birgt. Und das war in diesem Fall eine Bereicherung.
    Sehr interessant fand ich auch die „linke Seite“, auf der immer der Kühlschrankinhalt zu sehen war. Mal mehr, mal weniger abwechslungsreich – je nach Stimmung der beiden Hauptfiguren.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Kerstin Gier – Ein unmoralisches Sonderangebot

    Partnertausch mal anders: Der tyrannische Fritz, verwitwet und sonst äußerst geizig winkt seinen Söhnen mit Geld – einer Wette wegen.
    Vorraussetzung ist allerdings, sein Sohne Stephan und Oliver tauschen für ein halbes Jahr die Frau. So tauscht die ehrgeizige Evelyn ihr Luxuspenthouse und wohnt fortan im Haus ihres Schwagers. Olivia zieht derweil zu Oliver…
    Kerstin Gier versteht es ihre Leser(innen) zu fesseln. Sei es mit witzigen Dialogen oder spritzigen Pointen. So ist es kein Wunder, dass ich auch dieses Buch von ihr an einem Stück gelesen habe. Keine Szene erscheint langweilig oder langatmig. Immer wieder musste ich beim Lesen lächeln und die Hauptfiguren sind so liebenswert beschrieben, dass man das Gefühl hat sie richtig gut zu kennen. Selbst der alte Fritz ist auf seine Art irgendwie total nett.
    Der typische GIERsche Humor spinnt sich auch hier wieder wie ein roter Faden durch die Seiten und auch wenn dieses Buch meiner Meinung nach nicht ganz an ihre anderen Bücher heranreicht, so ist es doch ein kurzweiliges Lesevergnügen.
    Ein unmoralisches Sonderangebot“ wurde 2005 mit der „DeLia“ für den besten deutschsprachigen Liebesroman ausgezeichnet.
    © Ricarda Ohligschläger

  • Petra Schier – Die Stadt der Heiligen

    Weihnachten 1411 steht Christophorus am Grab seines Freundes und Wegbegleiters Aldo. Nun möchte er weiterziehen – nach Aachen, denn diese Pilgerreise verspricht ein großes Ereignis zu werden. Er hofft Aachen als wohlhabender Mann verlassen zu können. Doch erst muss er Aldos Familie die schlimme Nachricht von Aldos Tod überbringen und dann ist dort noch ein Versprechen einzulösen.
    In Aachen angekommen überschlagen sich plötzlich die Ereignisse…
    Petra Schier, Jahrgang 1978, erzählt uns in ihrem Buch von Reliquien, ihren Händlern und den Menschen der damaligen Zeit. Die Charaktere sind so beschrieben, dass sie einem je nach Charakter ans Herz wachsen oder man sich eher abwenden möchte.
    Besonders Marysa hat es mir angetan. Sie scheint die Frau zu sein, die eigentlich jeder gerne hätte. Klug und hübsch. Eher unscheinbar auf den ersten, da ihr Mann Reinhold ihr mitunter ockerfarbene Kleiderstoffe aussucht. Aber ich denke das macht er eben WEIL sie hübsch ist.
    Reinhold dagegen lernen wir als selbstgefälligen bornierten Mann kennen, der nur nach Ansehen strebt. Marysa hat sich dem zu fügen.
    Die kurzen Kapitel lesen sich flüssig und die Sprache ist bildreich und einfach, passend zur damaligen Zeit. Die Autorin schafft es den Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten und die Atmosphäre rund um die Ereignisse zu vermitteln. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es direkt in einem durchgelesen.
    Zuerst erschien mir die Seitenzahl für einen historischen Roman etwas wenig aber Petra Schier hat eine interessante, gut recherchierte Geschichte auf 349 Seiten geschrieben. Ich freu mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
    © Ricarda Ohligschläger
    Aachen-Trilogie (1412-1414) von Petra Schier
    Die Stadt der Heiligen
    Der gläserne Schrein
    Das silberne Zeichen