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Rezensionen/ Rezensionen Jugendbuch

Maggie Stiefvater – Ruht das Licht

Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie “Nach dem Sommer” “Ruht das Licht” “In deinen Augen” nicht als böses  Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist.
“Es war einmal ein Mädchen namens Grace Brisbane. Sie war nichts Besonderes, außer dass sie gut in Mathe war und eine sehr gute
Lügnerin, und sie baute sich ihr Zuhause zwischen den Seiten ihrer Bücher auf. Sie liebte die Wölfe im Wald hinter ihrem Haus, aber einen davon liebte sie ganz besonders.
Und dieser eine liebte sie auch. (…)
Ein Leben, das ich nicht verlassen wollte.
Ein Leben, das ich nicht vergessen wollte.
Ich war noch nicht so weit. Es gab noch so viel zu sagen.
(Kapitel 74, Seite 374)
Oben stehendes Zitat beschreibt sehr zutreffen, wie die Geschichte zwischen Grace und Sam weitergeht. Während Sam nach und nach sicher sein kann, den Wolf in sich besiegt zu haben, spürt Grace, dass ihr Wolfsich langsam zum Leben erwacht. Noch will sie es nicht wahrhaben und das macht ihre Situation nicht leichter. Denn Grace muss nicht nur gegen die Angst kämpfen Sam für immer zu verlieren,
sie muss sich zudem gegen ihre Eltern stellen, für die Sam nichts weiter als ein Eindringling bedeutet.
“Aber für Liebe gibt es keinen schriftlichen Beleg, also musste ich Grace alleinlassen.” (Kapitel 50, Seite 381)
Cole, der neue im Rudel, wünscht sich nichts sehnlicher als sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als seine wahre Identität ihn einholt, schweben alle Wölfe in großer Gefahr. Denn wer Cole findet, wird auch das Rudel entdecken und damit ein großes Geheimnis lüften.
Während sich “Nach dem Sommer” hauptsächlich um die Liebesgeschichte zwischen Sam und Grace handelte, beinhaltet “Ruht das Licht” viele düstere und ernste Aspekte.
Da ist zum einen Cole, ein drogensüchtiger Teeniestar, der als Wolf versucht seinem verkorksten Leben zu entfliehen. Auf der anderen Seite steht Sam, der damit kämpft über den Verlust seines Ziehvaters Beck hinwegzukommen.
Isabel, die zu sich finden muss und hinter deren rauen Schale ein sensibles Mädchen lauert, das sich nach einer Schulter zum Anlehnen sucht.
Komplettiert werden diese Spannungen durch die ablehnende Haltung von Grace Eltern gegenüber Sam. Die, die sich sonst kaum um ihre
Tochter gekümmert haben, meinen nun über ihre Tochter bestimmen zu können und erkennen gar nicht, dass diese schon längst beschlossen hat, wie und mit wem sie ihr Leben verbringen will.
Maggie Stiefvater lässt in ihrer fantastischen Geschichte damit durchaus realistische Probleme Jugendlicher mit einfließen. Dadurch wirkt
“Ruht das Licht” trotz aller Fiktion authentisch. Die abwechselnde Erzählperspektive hat sie beibehalten.
Ihr Schreibstil ist geprägt von vielen kurzen Sätzen, in einer deutlichen Sprache. Ohne endlose Beschreibungen der Landschaft oder des Handlungsortes und schnulzige Dialoge schafft sie eine Atmosphäre, in der ich mich gerne wiederholt verloren habe.
Wer also von Vampiren, Feen, Geistern und anderen Fantasygestalten die Nase gestrichen voll hat, wird hierbei vollends auf seine
Kosten kommen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Reihenfolge der Trilogie “Nach dem Sommer” “Ruht das Licht” “In deinen Augen” nicht als böses
Omen für einen der beiden Hauptdarsteller zu deuten ist. Das wäre sehr traurig!
“Ich lasse nicht zu, dass dies zu meinem Abschied wird.”
(Kapitel 54, Seite 398)
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Jugendbuch

Maggie Stiefvater – Nach dem Sommer

Ich möchte zu Beginn dieser Rezension zuallererst ein Geständnis ablegen:
Nie, nie, nie hätte ich gedacht, dass mir eine Geschichte mit Wölfen so nahe geht und mich so berührt.
“Nach dem Sommer” von Maggie Stiefvater ist die schönste Liebesgeschichte, zwischen Fabelwesen (Werwolf) und Mensch, die ich jemals gelesen habe!
Grace ist ein ganz normaler Teenager. Sie hängt gerne mit ihren Freundinnen Olivia und Rachel herum, liest begeistert Sachbücher und ansonsten ist sie ziemlich auf sich allein gestellt, da ihre Eltern beruflich sehr eingespannt sind.
Was sie jedoch von anderen unterscheidet ist, dass sie als Kind von Wölfen gebissen wurde.
Nur einem anderen Wolf ist es zu verdanken, dass sie gerettet wurde.
Genau dieser Wolf fasziniert sie.
Und er ist es, der ihre Nähe sucht…
Eigentlich ist die Story schnell erzählt. Mädchen verliebt sich in Werwolf, der nur bei wärmeren Temperaturen zum Menschen wird. Beide fürchten den Winter und das was “Nach dem Sommer” geschieht, denn es ist Sams (der Wolf) letzter Sommer, in dem er zum Menschen wird. Völlig verrückt, oder?
Aber diese Lovestory ist so berührend, so liebevoll und mit so viel Echtheit beschrieben, dass man Sam und Grace ganz nah bei sich spürt. Spüren möchte!
Jede einzelne Szene baute sich vor meinem inneren Auge auf, sodass ich befürchtete die beiden würden mich in ihrem Buch entdecken und wieder rauswerfen. Ja, mich hat das Buch so gefesselt, dass ich große Angst hatte es auszulesen. Das kommt zwar oft vor, wenn ich begeistert ein Buch lese, aber diesmal habe ich mich ehrlich dagegen gesträubt es in einem Rutsch zu lesen.
Ursprünglich habe ich es gestern eh nur in die Hand genommen, da der Postbote mir morgens “Ruht das Licht” brachte. Daher griff ich in mein Bücherregal und wollte nur mal kurz in diesen Teil hineinlesen. Schwups waren 150 Seiten weg und als ich die Hälfte gelesen hatte, legte ich es gezwungenermaßen zur Seite, um mir den Rest für heute auszuheben. 
Nebenbei bemerkt benutzt die Autorin eine wunderschöne, teils sinnliche Sprache, die man nicht einfach so in sich aufsaugen kann. Teilweise wollen sie Sätze nachwirken und man sollte ihnen Gelegenheit dazu geben.
Seite 175: Am liebsten hätte ich ihr einen Finger auf die Lippen gelegt, um die Worte, die sie formten, zurück in den Mund zu drücken. Es war zu früh. Ich wollte nicht, dass sie es schon aussprach.
Seite 228: “Du bist traurigschön”, sagte ich schließlich, ohne ihn dabei anzusehen. “Wie deine Augen. Du bist wie ein Lied, das ich als Kind kannte und dann wieder vergessen habe, bis ich es auf einmal wieder hörte.”
 In dem Maggie Stiefvater die Perspektive des Erzählenden immer wieder von Grace zu Sam wechselt und dabei als Kapitelüberschrift die aktuelle Temperatur wählt, baut sie eine unumgängliche Spannung auf, der man sich überhaupt nicht entziehen kann.
Die Dramatik steigert sich noch als Olivia ebenso von einem Wolf gebissen wird und Grace nun zusätzlich noch um ihre Freundin bannen muss.
Fazit: Warmherzig, poetisch und sinnlich – eine der schönsten, fantastischen Geschichten, die ich in den letzten Jahren(!) gelesen habe.
© Ricarda Ohligschläger

Rezensionen/ Rezensionen Jugendbuch

Bernard Beckett – Wie du ihr

Marko wacht orientierungslos in einer psychiatrischen Klinik auf und schnell wird ihm klar, dass er sterben soll. Denn Marko hat ein Verbrechen beobachtet. Schnell wird ihm klar, dass er Zeit gewinnen muss, um seine Geschichte aufzuschreiben. Doch der Mörder will auch ihn beseitigen.
“Ich bin meine Geschichte und ich werde meine Geschichte am Leben halten. Ich werde nicht schlafen. Ich werde alles aufschreiben. Ich will nicht sterben.”
(Zitat aus Bernard Beckett – Wie du ihr)
“Wie du mir” ist ein Thriller für junge Erwachsene und von daher konnte er mich auch nicht 100% überzeugen. Allerdings versuche ich einmal diesen Punkt auszublenden und das Buch so zu beurteilen, wie es eben ist.
Fakt ist, dass die Geschichte durch Markos Perspektive und die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sehr spannungsgeladen ist. Gleich zu Anfang bekommt man den geballten Sog zu spüren, den dieses Buch vermag. Und dieser hielt sich bis zum Ende, mit lediglich minimalen Einbrüchen.
Die Hauptpersonen finden sich aus einer vierköpfigen Schülertruppe zusammen, die an einer Exkursion teilnehmen.
Einer von ihnen (Marko) wird Zeuge eines Mordes. Nun sind alle vier auf der Flucht vor den drei Tätern.
Diese bleiben relativ farblos in ihrer Beschreibung.
Die Charaktere der Schüler aber verändern sich parallel zur Handlung. So wird z. B. aus dem nervigen Jonathan jemand, der mitdenkt und auf die anderen achtet. Das alles ist nicht nur dem Erdbeben zuzuschreiben, sondern auch der anderen Umstände, die die Truppe erlebt. Man hat das Gefühl sie rücken immer mehr zusammen
Angst, Panik und Verzweiflung sind bei den Abschnitten über die Exkursion, wie auch in Markos Berichten über die Psychiatrie gut ausgearbeitet und überzeugen durch ihre Glaubwürdigkeit.
Das Buch hat lediglich 182 Seiten, aber auf denen tobt sich der Autor richtig aus und gönnt seinen Lesern keine Atempause. So ist es nicht verwunderlich, dass “Wie du ihr” mit einem Überraschungsmoment endet.
© Ricarda Ohligschläger