Ich möchte zu Beginn dieser Rezension zuallererst ein Geständnis ablegen:
Nie, nie, nie hätte ich gedacht, dass mir eine Geschichte mit Wölfen so nahe geht und mich so berührt.
„Nach dem Sommer“ von Maggie Stiefvater ist die schönste Liebesgeschichte, zwischen Fabelwesen (Werwolf) und Mensch, die ich jemals gelesen habe!
Grace ist ein ganz normaler Teenager. Sie hängt gerne mit ihren Freundinnen Olivia und Rachel herum, liest begeistert Sachbücher und ansonsten ist sie ziemlich auf sich allein gestellt, da ihre Eltern beruflich sehr eingespannt sind.
Was sie jedoch von anderen unterscheidet ist, dass sie als Kind von Wölfen gebissen wurde.
Nur einem anderen Wolf ist es zu verdanken, dass sie gerettet wurde.
Genau dieser Wolf fasziniert sie.
Und er ist es, der ihre Nähe sucht…
Eigentlich ist die Story schnell erzählt. Mädchen verliebt sich in Werwolf, der nur bei wärmeren Temperaturen zum Menschen wird. Beide fürchten den Winter und das was „Nach dem Sommer“ geschieht, denn es ist Sams (der Wolf) letzter Sommer, in dem er zum Menschen wird. Völlig verrückt, oder?
Aber diese Lovestory ist so berührend, so liebevoll und mit so viel Echtheit beschrieben, dass man Sam und Grace ganz nah bei sich spürt. Spüren möchte!
Jede einzelne Szene baute sich vor meinem inneren Auge auf, sodass ich befürchtete die beiden würden mich in ihrem Buch entdecken und wieder rauswerfen. Ja, mich hat das Buch so gefesselt, dass ich große Angst hatte es auszulesen. Das kommt zwar oft vor, wenn ich begeistert ein Buch lese, aber diesmal habe ich mich ehrlich dagegen gesträubt es in einem Rutsch zu lesen.
Ursprünglich habe ich es gestern eh nur in die Hand genommen, da der Postbote mir morgens „Ruht das Licht“ brachte. Daher griff ich in mein Bücherregal und wollte nur mal kurz in diesen Teil hineinlesen. Schwups waren 150 Seiten weg und als ich die Hälfte gelesen hatte, legte ich es gezwungenermaßen zur Seite, um mir den Rest für heute auszuheben.
Nebenbei bemerkt benutzt die Autorin eine wunderschöne, teils sinnliche Sprache, die man nicht einfach so in sich aufsaugen kann. Teilweise wollen sie Sätze nachwirken und man sollte ihnen Gelegenheit dazu geben.
Seite 175: Am liebsten hätte ich ihr einen Finger auf die Lippen gelegt, um die Worte, die sie formten, zurück in den Mund zu drücken. Es war zu früh. Ich wollte nicht, dass sie es schon aussprach.
Seite 228: „Du bist traurigschön“, sagte ich schließlich, ohne ihn dabei anzusehen. „Wie deine Augen. Du bist wie ein Lied, das ich als Kind kannte und dann wieder vergessen habe, bis ich es auf einmal wieder hörte.“
In dem Maggie Stiefvater die Perspektive des Erzählenden immer wieder von Grace zu Sam wechselt und dabei als Kapitelüberschrift die aktuelle Temperatur wählt, baut sie eine unumgängliche Spannung auf, der man sich überhaupt nicht entziehen kann.
Die Dramatik steigert sich noch als Olivia ebenso von einem Wolf gebissen wird und Grace nun zusätzlich noch um ihre Freundin bannen muss.
Fazit: Warmherzig, poetisch und sinnlich – eine der schönsten, fantastischen Geschichten, die ich in den letzten Jahren(!) gelesen habe.
© Ricarda Ohligschläger
2 thoughts on “Maggie Stiefvater – Nach dem Sommer”
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Sag niemals nie, Rici. 😉
Aber „Nach dem Sommer“ ist es definitiv wert, gelesen zu werden.
Liebe Grüße,
Sabine
Schön, dass es dir gefällt. Mich hat es auch sehr berührt und auch der zweite Band rührte mich zu Tränen.
Ich wünsche dir noch viel Spaß mit Sam & Grace.
LG Franzi