Monat: Juli 2014

  • Charlotte Roth – Als wir unsterblich waren

    November 1989. »Willkommen in Westberlin«, dröhnt es aus einem Lautsprecher, als die Ostberliner Studentin Alex­andra von der Menschenmenge in die Arme eines jungen Mannes gedrängt wird. Liebe auf den ersten Blick!
    Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Ihre Träume von einer neuen, gerechteren Welt teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft.
    Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird.  (Kurzbeschreibung laut Droemer-Knaur)
    Charlotte Roth ist das Pseudonym einer nicht ganz unbekannten Autorin, die jedoch bisher ihre historischen Romane unter einem anderen Namen veröffentlicht hat.
    Als wir unsterblich waren“ schien aber eh auf den ersten Blick etwas anderes – etwas besonderes – zu sein. Historisch zwar auch, aber eher in der Zeit des 1. Weltkrieges angesiedelt. Der kurze Klappentext und die Empfehlung mehrerer begeisterter Leser – mehr brauchte es nicht um mich ebenfalls mit dem Buch zu infizieren.
    Im November 1989, zum Zeitpunkt des Mauerfalls, beginnt diese große Familiensaga. Alexandra ist eine der Hauptfiguren und diese trifft im Trubel der Maueröffnung auf Oliver. Es ist Liebe auf den ersten Blick und die zwei verbringen einige Tage voller Leidenschaft – bis Alexandra Oliver ihrer Großmutter vorstellt, und diese daraufhin einen Herzinfarkt erleidet.
    Diese Dramatik trägt wie ein Sog durch die ersten Kapitel. Schon bald jedoch wechselt die Perspektive und man befindet sich im August 1912 wieder. Von nun an spielen die junge Paula und der charismatische Clemens die Hauptrolle. Vom Ehrgeiz gepackt etwas zu bewegen in einer Zeit voller politischer Unruhen und Veränderungen kämpfen sie sich durch. Paula setzt sich ohne Unterlass für die Rechte misshandelter Frauen ein. Richtet sogar eine Arche ein, um den Frauen eine Unterkunft zu bieten. Und natürlich muss sie Rückschläge erleiden. Nicht nur in Bezug auf Clemens.
    Hautnah erlebt man das Leid des Krieges mit, zittert mit Clemens im Schützengraben und begleitet ihre Freunde durch ihren Kampf gegen die Regierung, der jedoch zum Scheitern verurteilt ist…
    Roth beschreibt ausführlich politische Zusammenhänge und stellt deutsche Geschichte grausam und unverblümt dar. Und auch wenn es mir zum Teil „zu politisch“ zuging, so ist es doch ein Roman, den ich gerne weiterempfehlen möchte, denn es ist viel mehr als ein Roman über Krieg und Verrat. Es ist eine Geschichte über Zusammenhalt, eine große Liebe und die Entwicklung junger Leute, die sich auf vielschichtige Weise beweisen müssen!
    Mich hat das Buch sehr betroffen gemacht! Es hat mir die Augen geöffnet für Dinge, die wir alltäglich als Selbstverständlichkeit hinnehmen.
    © Ricarda Ohligschläger
     
     
     

  • Britt Reißmann – Blutopfer

    Eine Clique Jugendlicher praktiziert gefährliche Mutproben in einem Waldstück bei Stuttgart und findet dabei einen grausam zugerichteten Leichnam. Die Spuren führen die Mordkommission zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas sowie in die Sado-Maso-Szene. Doch auch die Tochter von Hauptkommissarin Verena Sander ist unter den negativen Einfluss der Clique geraten. Aus Sorge um ihre Tochter macht Verena Fehler, die ihr beruflich wie persönlich beinahe zum Verhängnis werden. (Kurzbeschreibung laut randomhouse)
    Im Gegensatz zu anderen Rezensionen, die ich bisher zum Buch gelesen habe möchte ich eigentlich nicht ellenlang über die Handlung des Buches schreiben. Die oben stehende Kurzbeschreibung sollte reichen, um einen groben Umriss dessen zu erhalten was Hauptthema des Kriminalromans ist.
    Vielmehr möchte ich darauf eingehen warum ich „Blutopfer“ uneingeschränkt weiterempfehlen kann!
    Blutopfer“ beginnt mit einem Prolog der es in sich hat. Eine junge Frau wird gequält, eventuell sogar vergewaltigt. Des Rätsels Lösung erfährt der Leser erst zum Ende…
    Von Schmerzen im Schambereich ist die Rede, von Grießbrei als Belohnung und von Plastikgurten die ein Entkommen unmöglich machen.
    Zugegeben ähnliche Szenen gibt es im Buch nicht mehr – und das ist auch gut so. Der Prolog geht auch so unter die Haut!
    Britt Reißmann hat es ohnehin gar nicht nötig durch brutale Foltermethoden oder ausschweifende Gewaltszenen zu glänzen. Ihr hervorragender Schreibstil überzeugt ohne solche Szenarien auf den ca. 400 Seiten von Anfang bis Ende!
    Schnell wird klar, dass es sich um ein außergewöhnliches Thema handelt. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas und der Leser bekommt Einblicke, die ihm bisher eventuell verborgen geblieben sind. Gleichzeitig finden sich immer mehr Indizien, die den ersten Tatverdächtigen herausfiltern. Doch in diesem Kriminalroman warten noch einige Überraschungen, die teils perfide, teils erschreckend anmuten.
    Da ich nicht vorgreifen möchte werde ich außerdem nicht die zweite große Thematik in „Blutopfer“ ansprechen, denn das würde dem interessierten Leser zu viel Spannung nehmen. Irgendwann fallen nämlich alle Vermutungen bezüglich möglicher Täter wie in einem Kartenhaus zusammen und es offenbart sich eine Wahrheit, die Krimifreunde begeistern wird. Auch Verena Sander hat an dieser Wahrheit schwer zu schlucken, erkennt sie doch, dass nichts so ist wie es scheint!
    Britt Reißmann überzeugt mit einem stimmigen Kriminalroman, der voller Spannung menschliche Abgründe aufzeichnet!
    © Ricarda Ohligschläger
     

  • Marie Velden – Sommer in Sepia

    Hinter der Fassade seines intakten Familien- und Berufslebens ist der 45-jährige Psychotherapeut Thomas Bachmann ein einsamer Mann. Die Ehe mit Veronika ist schal, seine Kinder gehen bereits eigene Wege, sein bester Freund stirbt. Erst die Begegnung mit der geheimnisvollen Florentine weckt verblasste Sehnsüchte und holt ihn zurück ins Leben. Gemeinsam erleben sie einen Sommer, der ihnen eine große Liebe, aber auch deren Zerbrechlichkeit offenbart. Schließlich ist es Veronika, die eine Entscheidung trifft, mit der sie alle und vielleicht sogar sich selbst am meisten überrascht. (Kurzbeschreibung laut DTV)
    Diese außergewöhnliche Liebesgeschichte beginnt mit einem ganz alltäglichen Morgen des Familienvaters Thomas Bachmann und schnell wird klar, dass hinter der so intakt scheinenden Familienfassade – bis auf wenige Ausnahmen – Frustration, Einsamkeit und sogar Gleichgültigkeit herrscht. Thomas wünscht sich die Zeiten zurück, in denen Veronika nicht jede Art von Genuss von sich wies. An manchen Tagen wünscht er sich sogar, dass sie wieder rauchen würde, weil sie dann so lasziv schaute und er diesen Gesichtsausdruck sehnsüchtig vermisst.
    Die Ehe zwischen Thomas und Veronika verläuft nach all den Jahren distanziert, kühl und der Sex mit seiner Ehefrau irritiert Thomas eher statt ihm Erfüllung zu bringen, denn nicht selten fühlt er sich benutzt und nur zu dem Zwecke da sie zu befriedigen. Ansonsten setzt Veronika tagsüber ihre Ich-bin-sehr-beschäftigt-Maske auf.
    Florentine dagegen bringt Thomas Wärme entgegen. Es ist nicht nur, dass er sie schon bei der ersten Begegnung in einem Baumarkt faszinierend schön, sinnlich und begehrenswert findet, sondern in ihr sieht er all die verborgenen Sehnsüchte die er schon viel zu lange in sich vergraben hat. Natürlich drehen sich seine Fantasien fortan überwiegend um Sex mit Florentine, aber er ist eben nur ein Mann wie er sich selbst eingesteht.
    Sommer in Sepia“ besticht in erster Linie dadurch, dass die drei Hauptfiguren jede aus ihrer Perspektive die Ereignisse des Sommers beschreiben. Und schon hier zeigt Marie Velden ein feinsinniges Gespür für Emotionen des jeweils anderen Geschlechts.
    Florentines große Liebe Ben starb beim Tsunami im indischen Ozean. So lebensfroh und in sich ruhend sie manchmal erscheint, so zerrissen und voller Schuldgefühle ist sie in anderen Momenten. Was sie so interessant macht ist ihre Ausstrahlung, die nicht nur auf Thomas sondern auch auf die Menschen in ihrer Umgebung anziehend wirkt.
    Im Roman hilft der Zufall den beiden auf die Sprünge – eine Ausstellung, ein Regenguss und eine nächtliche Fahrt in Thomas Auto. Hinter den Zeilen jedoch sind die Verknüpfungen des Freundeskreises so glaubhaft und realistisch gesetzt, dass man schon von Präzision und Detailliebe sprechen muss. Velden schafft nicht nur zwischenmenschlich Atmosphäre, sondern im gesamten Lebensraum ihrer drei Protagonisten.
    Die Wandlung von Veronika geht erst schleichend und dann plötzlich mit einem großen Knall vonstatten. Sie ist es, die mich am Ende mit klopfendem Herzen und tief beeindruckt zurück gelassen hat. Ihre Art Thomas ihre Liebe zu beweisen beeindruckt und lässt gleichzeitig viele Fragen auftauchen. Wie würde man selbst handeln? Ist ihre Entscheidung eine Entscheidung aus Liebe oder ist es doch eher die Erleichterung eine neue Chance ergreifen zu können?
    Letzten Endes ist es ein Roman der mit einem positiven Ausklang für alle Beteiligten versöhnt – trotz Ehebruch.
    Sommer in Sepia“ beschreibt den Verlust einer Liebe. Die Geschichte an sich ist nicht neu. Velden jedoch macht aus ihrer Geschichte etwas ganz besonderes. Man stelle sich den Roman nämlich als Gemälde vor, in dem sie jedes einzelne Wort als Farbpunkt ganz genau und überlegt setzt. Mal kraftvoll oder gar verbittert, dann wieder sanft und zärtlich – ihre Worte finden immer den richtigen Ton.
    (Ich habe den Vergleich absichtlich gewählt, da es ein Bild ist welches im Roman eine wichtige Rolle spielen wird.)
    Grandios reicht gar nicht aus, um diesen Roman zu beschreiben. Vielmehr ist es ein bewegender Roman für alle die sich gerne von großen Emotionen fesseln lassen und sprachlich hohes Niveau bevorzugen.
    © Ricarda Ohligschläger
     

  • Besondere Verlosung für Leser(innen) von Christine Kabus und ihren Norwegen – Romanen

    Eine besondere Buchüberraschung wartet jetzt auf alle kreativen Norwegen – Fans und ich möchte mir nicht nehmen lassen euch darauf aufmerksam zu machen.
    Nach „Im Land der weiten Fjorde“ und „Töchter des Nordlichts“ erwartet die Fans von Christine Kabus demnächst der 3. Roman der Norwegen – Reihe, der mit Sicherheit auch wieder viele Leser(innen) findet.
    „Im Land der weiten Fjorde“ ist mittlerweile in der 4. Auflage erschienen und die Autorin möchte sich dafür mit signierten Exemplaren bei ihren Fans bedanken.
    Mehr Informationen  dazu findet ihr unter diesem Link

  • Anna Rosendahl – Acht Zimmer, Küche, Meer

    Marina hat das alte Haus auf Rügen geerbt, von dem sie schon als Kind fasziniert war. Allerdings muss sie der alten Josefine lebenslanges Wohnrecht gewähren. Trotzdem nimmt Marina das Erbe an und baut das Gebäude gemeinsam mit ihrer Schwester zu einem Gästehaus um. Doch sie fragt sich, warum ausgerechnet sie das Haus geerbt hat. Als auch noch eine entfernte Verwandte auftaucht, die Erbansprüche stellt, beschließt sie, für Klarheit zu sorgen, und macht sich auf Spurensuche. Denn sie will um das Haus kämpfen …(Kurzbeschreibung laut amazon)
    Eigentlich wollte ich in diesem Sommer nach vielen Jahren wieder einmal nach Rügen reisen, aber aus persönlichen Gründen muss ich die Reise verschieben. Da passte es sehr gut, dass “Acht Zimmer, Küche, Meer” mich mit Hilfe zauberhafter bildgewaltiger Worte dorthin entführte.
    Anna Rosendahls Roman handelt von Lebensentscheidungen und Spurensuche, von Neuanfängen und ungeahnten Chancen, die das Leben manchmal unerwartet bietet. Es macht ein bisschen nachdenklich, ob man immer den richtigen Weg geht und Entscheidungen nicht oftmals zu schnell fällt – und die große Liebe dabei verliert. Das hat mich sehr berührt.
    Die hauptsächliche Geschichte des Romans, in der es um Erbschaftsstreit und die Suche nach den Wurzeln geht, hat mich sehr gut unterhalten, und die Beschreibungen der Insel haben dem noch ein i-Tüpfelchen hinzugefügt.
    “Acht Zimmer, Küche, Meer” ist mehr als eine nette Lektüre für zwischendurch. Es ist eher ein Roman zum “Zwischendurch Innehalten und Durchatmen” und vielleicht riecht man dabei sogar das Meer. 
    © Ricarda Ohligschläger